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Bewegungsgipfel der Bundesregierung
Viel Signal, noch wenig Greifbares

Nur etwa ein Viertel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland bewegen sich ausreichend, sagt das Robert-Koch-Institut. Bei Erwachsenen ist es nur ein Fünftel. Der Bewegungsgipfel der Bundesregierung sollte deshalb ein Signal für den Sport setzen.

Von Wolf-Sören Treusch | 13.12.2022
Karl Lauterbach (l-r, SPD), Bundesgesundheitsminister, Ex-Fußballprofi Philipp Lahm, Nancy Faeser (SPD), Bundesinnenministerin, Kerstin Holze, Vizepräsidentin des DOSB, und Ekin Deligöz (Bündnis 90/Die Grünen), Parlamentarische Staatssekretärin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, machen beim Bewegungsgipfel zur Stärkung des Sports in Deutschland in der Max-Schmeling-Halle eine Bewegungsübung.
Bewegung für Politiker und Sportfunktionäre beim Gipfel zur Stärkung des Sports in Deutschland. (picture alliance / dpa / Joerg Carstensen)
Sechzehn Mädchen und Jungen aus dem Nachwuchs des Basketball-Vereins Alba Berlin spielen Fangen und zeigen, wie viel Spaß es machen kann, sich zu bewegen. Ort des Geschehens: die Max-Schmeling-Halle. Fußball-Weltmeister Philipp Lahm schaut ihnen zu. Er sagt: „Freude einfach. Das ist ja Bewegung und Sport eben, Menschen kommen zusammen und haben zusammen Spaß, das ist das A und O.“
Philipp Lahm ist zum Bewegungsgipfel nach Berlin gekommen. Veranstaltet von Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (beide SPD), schon lange gefordert vom organisierten Sport. Das Ziel: „Deutschland tatsächlich wieder in Bewegung bringen“, so die Innenministerin: „Wir merken, dass wir durch die Pandemie Bewegungsdefizite haben gerade bei Kindern und Jugendlichen, wo das früher sehr selbstverständlich war, dass sie Mitglied in Vereinen sind, die haben sehr gelitten, die Vereine, gerade die Ehrenamtlichen unter der Pandemie, viele Familien haben sich abgemeldet mit ihren Kindern, das wollen wir wieder reaktivieren, und für uns ist das Wichtigste, dass wir heute einen Prozess starten.“

Lauterbach: "Sport leistet mehr als jedes Medikament"

Einen Prozess, an dessen Ende im Optimalfall bessere Sportangebote in Schulen, Kitas und Vereinen stehen, Investitionen in Sportstätten, frühzeitiger Schwimmunterricht für alle. Die Liste der drängenden Aufgaben ist lang. Die der positiven Auswirkungen des Sports auf die Gesundheit der Menschen ebenso. Meint der zuständige Minister Karl Lauterbach, der passend zum Termin in Retro-Trainingsjacke erscheint.

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Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sogar Darmkrebs: die Zahlen dieser Krankheiten seien sehr viel höher, so der Minister, wenn die Menschen sich noch weniger bewegen würden: „Der Sport leistet mehr als jedes einzelne Arzneimittel, was wir je erfunden haben und was wir wahrscheinlich auch erfinden können. Somit ist der Sport aus medizinischer Sicht durch nichts ersetzbar, es ist einfach das beste Medikament, was wir jemals erfunden haben.“

Lahm: "Wichtig, dass das Ehrenamt gestärkt wird."

Auch aus sozialer Sicht sind die Sportvereine wichtig: sie bringen Menschen zusammen, können im besten Fall Integration und Inklusion leisten. Deshalb müsse der Bewegungsgipfel ein Signal dafür sein, das Ehrenamt im Sport zu stärken. Betont Fußball-Weltmeister Philipp Lahm, dessen Wurzeln beim Münchner Stadtteilverein FT Gern liegen: „Solche kleinen Vereine überleben ja nur, wenn Ehrenamtler und Ehrenamtlerinnen eben da arbeiten. Die machen unglaubliche Arbeit da, vermitteln Werte. Themen wie Fairness-Regeln zu akzeptieren, zu verstehen. Wichtig ist eben, dass das Ehrenamt gestärkt wird, weil: nur so können die ganzen Sportvereine überhaupt überleben.“
Nun gilt es, den Aufbruch zu nutzen, der vom Bewegungsgipfel ausgeht. Mehrere Bundesministerien, Länder und Kommunen und Vertreterinnen und Vertreter aus dem organisierten Sport werden 2023 Vorschläge erarbeiten, um Deutschland mehr in Bewegung zu bringen. Die besten unter ihnen sollen ab 2024 umgesetzt werden.