Bundesregierung 2025
Das sind die Minister im Kabinett Merz

Die Ministerinnen und Minister der neuen Bundesregierung sind im Amt. Insgesamt 10 der 17 Posten werden von CDU/CSU besetzt. Doch auch die SPD regiert bei Schwarz-Rot einige sehr wichtige Ressorts.

    Der ovale Tisch im Sitzungssaal des Bundeskabinetts ist mit Getränken gedeckt, Akten liegen bereit.
    Wer darf Platz nehmen am Kabinettstisch der Bundesregierung? Die Nominierungen der Parteien haben für einige Überraschungen gesorgt. (Imago / photothek / Thomas Koehler )
    Die Ministerinnen und Minister von CDU/CSU und SPD sind vereidigt. Zuvor war Friedrich Merz (CDU) bei der Wahl zum Bundeskanzler am 6. Mai 2025 im ersten Wahlgang gescheitert - was es bislang in der Bundesrepublik noch nicht gegeben hatte. Im zweiten Anlauf klappte die Wahl von CDU-Chef Merz zum zehnten Kanzler in der Geschichte der Bundesrepublik dann und Merz wurde vereidigt.
    Das sind die Ministerinnen und Minister von Schwarz-Rot:

    Die Minister des Kabinetts Merz

    Vizekanzler und Finanzminister: Lars Klingbeil (SPD)

    Lars Klingbeil, Bundesvorsitzender der SPD, stellt sich während der Dialogkonferenz zum SPD-Mitgliedervotum den Fragen der Teilnehmer.
    Lars Klingbeil - trotz des schlechten SPD-Abschneidens bei der Bundestagswahl wird er zum zweitmächtigsten Mann der Regierung nach dem Bundeskanzler (picture alliance / dpa / Matthias Bein)
    Lars Klingbeil verantwortet das mächtige Finanzressort und ist zudem Vizekanzler. Dafür hatte sich das Präsidium der Sozialdemokraten eine Woche vor der Kanzlerwahl ausgesprochen. Trotz des historisch schlechtesten Ergebnisses für die SPD bei der Bundestagswahl war der 47-Jährige seit Februar zur zentralen Figur der Partei geworden und hatte sich auch den Fraktionsvorsitz gesichert. Diesen musste er bei seinem Eintritt ins Kabinett allerdings wieder abgeben - an Matthias Miersch, der bis dahin kommissarischer Generalsekretär der Partei war.
    Klingbeil wurde in Soltau geboren und wuchs im benachbarten Munster auf, einer Kleinstadt mit einem der größten Bundeswehrstandorte Deutschlands. Ende 2017 wurde er zum SPD-Generalsekretär. Sein damals größter Erfolg war der Bundestagswahlkampf 2021, an dessen Ende die SPD mit Olaf Scholz als Spitzenkandidat wider Erwarten stärkste Kraft wurde. Im Dezember 2021 übernahm er den Parteivorsitz als Nachfolger von Norbert Walter-Borjans.
    Inhaltlich stellte Klingbeil meist traditionell sozialdemokratische Kernthemen wie Arbeit und Soziales in den Vordergrund. In der SPD gehört er aber zum eher konservativen Seeheimer Kreis. Als Finanzminister will er nun das Sondervermögen Infrastruktur vorantreiben und umsetzen.

    Kanzleramtsminister: Thorsten Frei (CDU)

    Thorsten Frei (CDU) kommt strahlend zur Sitzung vom Bundesvorstand der CDU im Konrad-Adenauer-Haus.
    Thorsten Frei (CDU), bisher erster parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, soll Kanzleramtsminister werden. (picture alliance / dpa / Bernd von Jutrczenka)
    Mit Thorsten Frei ist einer der engsten Vertrauten von Friedrich Merz nun Kanzleramtschef. Frei sitze damit an „absolut zentraler Position“, betont der Politikwissenschaftler Thorsten Faas.
    Der bisherige erste parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag kommt aus Baden-Württemberg. Dort hat der Jurist auch das politische Handwerk gelernt. Von 2002 bis 2004 war er Regierungsrat im Staatsministerium Baden-Württemberg, von 2004 bis 2013 Oberbürgermeister von Donaueschingen. Seit 2013 sitzt der 52-Jährige im Bundestag.
    Thorsten Frei sorgte 2023 für Aufregung mit seiner Forderung, das Individualrecht auf Asyl abzuschaffen und durch eine Kontingentlösung zu ersetzen. Bisher war der CDU-Politiker häufig zu Gast in Talkshows. Im Kanzleramt findet sein Job eher hinter den Kulissen statt. Seine Aufgabe ist, für Merz Fallstricke aus dem Weg zu räumen, einen reibungslosen Regierungsablauf zu sichern und Kontakt zu den Bundesländern zu halten.

    Ministerin für Wirtschaft und Energie: Katherina Reiche (CDU)

    Porträt von Katherina Reiche, auf dem Weg zum Bundesausschuss der CDU. Sie schaut direkt in die Kamera.
    Die Chefin der E.ON-Tochterfirma Westenergie, Katherina Reiche (CDU), soll Bundesministerin für Wirtschaft und Energie werden. (picture alliance / dpa / Kay Nietfeld)
    Von der Vorstandsvorsitzenden des Energieversorgers Westenergie an die Spitze des Wirtschaftsministeriums: Die Übernahme dieses Amts durch die Diplomchemikerin Katherina Reiche war eine Überraschung. Mit Bundeskanzler Friedrich Merz teilt sie die Erfahrung einer längeren Auszeit von der aktiven Politik.
    Reiche zog schon mit 25 Jahren für die CDU in den Bundestag ein. Bis 2015 war sie Abgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin im Umwelt- und später im Verkehrsministerium, bis sie in die Wirtschaft wechselte. Dort war die gebürtige Brandenburgerin zunächst beim Verband kommunaler Unternehmen tätig, der viele Stadtwerke vertritt. 2020 kam die heute 51-Jährige zur E.ON-Tochter Westenergie.

    Arbeits- und Sozialministerin Bärbel Bas (SPD)

    SPD-Politikerin Bärbel Bas
    Von 2021 bis März 2025 war Bärbel Bas Bundestagspräsidentin. Nun soll die Duisburgerin das für die SPD traditionell wichtige Arbeits- und Sozialministerin übernehmen. (picture alliance / Flashpic / Jens Krick)
    Bärbel Bas ist ein Kind des Ruhrgebiets. Sie kommt aus der traditionellen SPD-Hochburg Duisburg. Sie ist Fan des örtlichen Fußballclubs MSV und hat früher auch selbst gegen den Ball getreten. Ihre Leidenschaft fürs Motorradfahren ruht derzeit, wie sie auf ihrer Internetseite erklärt. Die 57-Jährige wuchs als zweitälteste von sechs Geschwistern in materiell einfachen Verhältnissen auf. Bas steht als SPD-Politikerin für das Thema Soziale Gerechtigkeit.
    Als Bundestagspräsidentin hat sich Bärbel Bas in den vergangenen dreieinhalb Jahren einen guten Ruf erworben. Zuvor war die Abgeordnete einer breiteren Öffentlichkeit kaum bekannt. Bas kümmerte sich unter anderem jahrelang um die Gesundheitspolitik. Als Ministerin für Arbeit und Soziales muss sie die mit der Union verabredete Umwandlung des Bürgergelds in eine neue Grundsicherung angehen. Ein Projekt, das gerade in der SPD sowie von Gewerkschaftern und Sozialverbänden kritisch begleitet werden wird.

    Minister für Inneres: Alexander Dobrindt (CSU)

    Alexander Dobrindt, Vorsitzender der CSU-Landesgruppe, nach der Sitzung des CSU-Vorstands am 28.04.2025 in München
    Der zukünftige Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) gilt als konservativer "Law and Order"-Politiker. (picture alliance / dpa / Revierfoto / Revierfoto)
    Politisch viel Gewicht bringt Alexander Dobrindt in das Kabinett ein: ins Bundesinnenministerium. Als bisheriger CSU-Landesgruppenchef - seit 2017 - war er intern unumstritten. Als Bundesverkehrsminister (2013-2017) hat er eine gemischte Bilanz hinterlassen: Auf sein Konto geht beispielsweise die gescheiterte „Ausländermaut“.
    Dobrindt steht für einen sehr konservativen Kurs und „Law and Order“-Politik. Er durfte sich offenbar sein Ministerium aussuchen und entschied sich mit dem Innenministerium für einen Posten, der zentral für die Union und die gesamte Bundesregierung ist. Er muss die Versprechen in der Sicherheits- und Asylpolitik umsetzen, die CDU/CSU im Wahlkampf gegeben haben.

    Justiz und Verbraucherschutz: Stefanie Hubig (SPD)

    Die Bildungsministerin von Rheinland-Pfalz, Stefanie Hubig
    Die Bildungsministerin von Rheinland-Pfalz, Stefanie Hubig (dpa/Andreas Arnold)
    Die 56-jährige Stefanie Hubig ist neu in der ersten Reihe der Bundespolitik. Die Sozialdemokratin war seit 2016 Bildungsministerin von Rheinland-Pfalz. In der Kultusministerkonferenz war sie seit 2024 zudem Koordinatorin der SPD-geführten Länder. Doch in Berlin kennt man die SPD-Politikerin vor allem in einer anderen Rolle. Im Bundesjustizministerium hatte sie im Jahr 2000 begonnen und war zur Referatsleiterin aufgestiegen.
    2008 ging Hubig nach Mainz: Erst in die Staatskanzlei, 2009 übernahm sie die Leitung der Abteilung Strafrecht im Justizministerium. Danach war sie Staatssekretärin im Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz, bevor sie Landesministerin wurde.

    Auswärtiges Amt: Johann Wadephul (CDU)

    Johann Wadephul (CDU) steht am Rande einer Pressekonferenz der Parteivorsitzenden von Union und SPD zur Vorstellung des Koalitionsvertrages im Paul-Löbe-Haus.
    Mit Johann Wadephul (CDU) wird ein profilierter Außen- und Sicherheitspolitikexperte der neue Chef im Auswärtigen Amt. (picture alliance / dpa / Michael Kappeler)
    Das Außenministerium liegt nach fast 60 Jahren erstmals wieder in den Händen der CDU. Die Leitung übernahm der Außen- und Sicherheitsexperte Johann Wadephul aus Schleswig-Holstein. Der Jurist und ehemalige Zeitsoldat ist seit 2009 Mitglied des Bundestages und gilt als Vertrauter von Friedrich Merz.
    Wadephul war stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Dort war er zuständig für die Bereiche Auswärtiges, Verteidigung und die Interparlamentarische Konferenz für die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) und die Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) und Europarat.
    Im November 2024 war Wadephul zum Vizepräsident der parlamentarischen Versammlung der NATO gewählt. Zuletzt besuchte er die Außenminister Frankreichs, Polens, Italiens und Großbritanniens.

    Verteidigung: Boris Pistorius (SPD)

    Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD)
    Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) soll das Ressort weiter führen. Der populäre Politiker war im vergangenen Herbst auch als möglicher Kanzlerkandidat ins Gespräch gebracht worden. (picture alliance / dpa / Michael Kappeler)
    Der laut Umfragen beliebteste Politiker der Republik ist und bleibt Verteidigungsminister. Boris Pistorius hat dieses Amt seit Anfang 2023 inne. Mit seinem Namen verbinden sich der vom bisherigen Kanzler Scholz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ausgerufene Begriff der „Zeitenwende“. Deutschland müsse „kriegstüchtig“ werden, so Pistorius. Eines der größten Projekte des Ministers angesichts der Sicherheitslage in Europa: ein neuer Wehrdienst, der laut Koalitionsvertrag „zunächst auf Freiwilligkeit basiert“.
    Der 65-jährige Sozialdemokrat hat große politische Erfahrung. Der Jurist Pistorius war Oberbürgermeister seiner Heimatstadt Osnabrück und niedersächsischer Innenminister, bevor er in die Bundespolitik wechselte. 2019 hatte der SPD-Politiker gemeinsam mit der ostdeutschen Sozialdemokratin Petra Köpping erfolglos für den Parteivorsitz auf Bundesebene kandidiert. Boris Pistorius gilt als Vertreter des pragmatischen SPD-Flügels. Als Verteidigungsminister gewann er in kurzer Zeit die Anerkennung der Truppe und der Verbündeten.

    Digitalisierung und Staatsmodernisierung: Karsten Wildberger (parteilos)

    Porträt von Karsten Wildberger, designierter Bundesminister für Digitalisierung und Staatsmodernisierung. Er blickt direkt in die Kamera.
    Vom CEO zum Digitalisierungsminister: Mit Karsten Wildberger kommt ein Topmanager aus der Wirtschaft ins Kabinett. (picture alliance / dpa / Kay Nietfeld)
    Eine Überraschung war die Besetzung des neu geschaffenen Ressorts für Digitalisierung und Staatsmodernisierung. Karsten Wildberger, Vorstandschef des Konzerns Ceconomy und Vorsitzender der Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding, übernahm das Amt im Kabinett von Friedrich Merz. Im Laufe seiner Karriere hat der promovierte Physiker internationale Führungspositionen unter anderem bei T-Mobile, Vodafone und dem australischen Telekommunikationsunternehmen Telstar bekleidet.
    Die digitale Transformation in Wirtschaft und Unternehmenswelt gehörte in den vergangenen Jahren zum Kern seiner Tätigkeiten. Nach Bekanntgabe seiner Berufung bat Wildberger den Ceconomy-Aufsichtsrat darum, ihn zum 5. Mai von seinen Aufgaben zu entbinden. Unter seiner Führung hatte Ceconomy als Elektronikmärkte-Betreiber das Onlinegeschäft ausgebaut. Der Aktienkurs ist seit Amtsantritt von Wildberger im August 2021 allerdings um gut 20 Prozent geschrumpft.

    Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen: Verena Hubertz (SPD)

    Die bisherige stellertretendve Fraktionsorsitzenvde der SPD, Verena Hubertz, soll auch für eine Verjüngung bei den Sozialdemokraten stehen.
    Die Diskussion um den Sozialstaat wird immer von oben geführt, kritisiert Hubertz (SPD). Sie wolle sich für diejenigen einsetzen, die sich anstrengen und trotzdem nicht über die Runden kommen. (picture alliance / Flashpic / Jens Krick)
    Die neue Bauministerin Verena Hubertz gilt als politische Senkrechtstarterin. Die 37-Jährige ist erst seit 2021 Bundestagsabgeordnete und wurde direkt stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende, zuständig unter anderem für Wirtschaft, Klimaschutz und Energie, Bauen und Wohnen. Oft führte sie in der Ampel-Koalition Verhandlungen mit Politikern von Grünen und FDP, wenn es um strittige Fragen ging.
    Laute Töne sind nicht ihr Fall. Die Triererin und Betriebswirtin hat für eine SPD-Politikerin eine eher ungewöhnliche Biografie. Erste Joberfahrungen machte Hubertz nach eigenen Angaben bei Vodafone, der Commerzbank und den Wirtschaftsprüfern von PWC. 2013 gründete sie mit einer Studienkollegin das Küchen-Start-up Kitchen Stories. Die Idee: in Videos und Schritt für Schritt-Anleitungen zu zeigen, wie einfach Kochen sein kann. In ihrem Ressort hat Hubertz große Baustellen vor sich – auch im Wortsinn. Der Mangel an bezahlbaren Wohnungen ist seit vielen Jahren ein Problem, auf das die letzten Bundesregierungen kaum ausreichende politische Antworten gefunden haben.

    Verkehr: Patrick Schnieder (CDU)

    Patrick Schnieder (CDU), zukünftiger Bundesminister für Verkehr, kommt zur Sitzung des CDU-Bundesausschusses ins Estrel Hotel. Er schaut direkt in die Kamera.
    Als künftiger Verkehrsminister wird Patrick Schnieder (CDU) die Aufgabe zukommen, marode Schienen und Brücken zu sanieren. (picture alliance / Jörg Carstensen / Joerg Carstensen)
    Das Verkehrsressort übernahm mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Patrick Schnieder ein erfahrener Parlamentarier aus Rheinland-Pfalz. Nach dem Jurastudium in Bonn hat Schnieder zunächst als Rechtsanwalt gearbeitet, bevor er 1998 zum Bürgermeister der Verbandsgemeinde Arzfeld gewählt wurde. 2009 zog der heute 56-Jährige erstmals als direkt gewählter Abgeordneter in den Bundestag ein.
    In der vergangenen Legislaturperiode war der Jurist stellvertretendes Mitglied im Verkehrsausschuss und als Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Mitglied des Führungskreises um Fraktionschef Merz. Schnieder erwarten große Aufgaben: In seiner neuen Position wird er eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung des Sondervermögens für Infrastruktur spielen. Mit einem großen Teil der 500 Milliarden Euro sollen marode Brücken und das Schienennetz saniert werden.

    Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit: Carsten Schneider (SPD)

    Carsten Schneider spricht auf der Bundespressekonferenz.
    Erfahrener Parlamentarier: "Ost und West – frei, vereint und unvollkommen", so hat der Ostbeauftragte Carsten Schneider (SPD) seinen letzten Jahresbericht überschrieben. (dpa / picture alliance / Bernd von Jutrczenka)
    Der 49-Jährige hat große Parlamentserfahrung. Bereits als junger Mann war er 1998 beim Wahlsieg von Gerhard Schröder erstmals in den Bundestag damals noch in Bonn eingezogen. Carsten Schneider war in der Ampel-Regierung Staatsminister und Beauftragter für Ostdeutschland. Damit war er eine der profiliertesten Stimmen dieser Region und sollte vor allem für gleichwertige Lebensverhältnisse in den ostdeutschen Bundesländern sorgen.
    Schneider stammt aus Erfurt. Im Bundestag war er unter anderem Haushaltspolitiker, Fraktionsvize und erster Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD. Der Bankkaufmann gilt als pragmatisch, erfahren und vielseitig einsetzbar. Der Umwelt- und Klimaschutz gehörte bislang nicht zu den Kernthemen Schneiders. Mit dem bisherigen Entwicklungs-Staatssekretär Jochen Flasbarth hat er aber einen ausgewiesenen Fachmann zurück ins Umweltministerium geholt.

    Ministerin für Gesundheit: Nina Warken (CDU)

    Nina Warken (CDU) spricht bei einer Pressekonferenz über die Ergebnisse des Treffens der Südwest-CDU im Kloster Schöntal.
    Die CDU-Bundestagsabgeordnete Nina Warken soll neue Gesundheitsministerin werden. (picture alliance / dpa / Christoph Schmidt)
    Diese Personalie war ebenfalls überraschend: Die öffentlich eher unbekannte CDU-Bundestagsabgeordnete Nina Warken ist Bundesgesundheitsministerin. Die Rechtsanwältin aus Baden-Württemberg war an den Koalitionsverhandlungen noch in der Arbeitsgruppe Inneres, Recht und Migration beteiligt, Gesundheitspolitik war bisher nicht ihr Schwerpunkt. Im Bundestag saß die Parlamentarische Geschäftsführerin der Unionsfraktion auch im Ältestenrat, zudem ist die 45-Jährige im Bundesvorstand der Frauenunion.
    Der Politikwissenschaftler Thorsten Faas deutet diese Personalentscheidung „auch in einer Proporzlogik des Regionalen“: Der Landesverband Baden-Württemberg habe früh sehr loyal zu Friedrich Merz gestanden. Der zukünftige Bundeskanzler habe kein riesiges Netzwerk, nachdem er jahrelang außerhalb der Politik war.

    Bildung und Familie: Karin Prien (CDU)

    Karin Prien (CDU), designierte Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, aufgenommen beim Bundesausschuss der CDU.
    Karin Prien gilt als eine der profiliertesten Bildungspolitikerinnen in der Union. (picture alliance / dpa / Michael Kappeler)
    Ressortchefin für Bildung und Familie ist die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien. Ihre Familie war vor den Nazis in die Niederlande geflohen, Prien und ihr jüngerer Bruder kamen in Amsterdam zur Welt. Die meinungsstarke und debattenfreudige Juristin lebt in Hamburg und gilt als eine der profiliertesten Bildungspolitikerinnen in der Union.
    Karin Prien ist bereits seit 1981 CDU-Mitglied und hat sich schon als Bürgerschaftsabgeordnete in Hamburg für Bildungsthemen engagiert. Seit 2017 ist sie in Schleswig-Holstein Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur.

    Forschung und Raumfahrt: Dorothee Bär (CSU)

    Politikerin Dorothee Bär, stellvertretende Parteivorsitzende der CSU, zu Gast in der ARD-Talkshow "Hart aber Fair"
    Die stellvertretende CSU-Vorsitzende Dorothee Bär soll im künftigen Kabinett das Forschungs- und Raumfahrtministerium leiten. (picture alliance / dpa / Horst Galuschka)
    In der CSU genießt Dorothee Bär den Respekt ihrer Parteigenossen und der Parteiführung: Markus Söder lobt sie als sehr durchsetzungsstark. Mit 47 Jahren ist sie die jüngste der drei durch CSU-Politikerinnen und -Politiker besetzten Ministerämter.
    Dorothee Bär hat seit 2002 Erfahrung im Bundestag und bringt viel Erfahrung im Bereich Hightech mit: Von 2013 bis 2018 war die gebürtige Bambergerin Staatssekretärin beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, von 2018 bis 2021 Staatsministerin im Bundeskanzleramt und Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung.

    Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Reem Alabali-Radovan (SPD)

    Reem Alabali-Radovan (SPD), Staatsministerin für Integration, spricht im Bundestag.
    Reem Alabali-Radovan (SPD) ist bisher Staatsministerin für Integration. (Bernt von Jutrczenka/dpa)
    Tagelang war in den Medien spekuliert worden, ob Svenja Schulze Entwicklungsministerin bleibt – oder möglicherweise die SPD-Co-Vorsitzende Saskia Esken den Posten bekommt. Nun hat Reem Alabali-Radovan das Ressort übernommen. Zuletzt war die 35-Jährige Integrationsbeauftragte der Ampel-Regierung. Es ist der nächste Schritt auf der Karriereleiter der Schwerinerin. Geboren wurde Alabali-Radovan 1990 in Moskau. Im Alter von sechs Jahren kam sie mit ihrer Familie, die vor den politischen Verhältnissen im Irak floh, nach Mecklenburg-Vorpommern.
    Als Integrationsbeauftragte setzte sie sich unter anderem gegen Racial Profiling ein, also die verdachtsunabhängige polizeiliche Kontrolle von Menschen allein wegen ihrer Hautfarbe und anderen ethnischen oder religiösen Merkmalen. Erst 2021 trat Alabali-Radovan in die SPD ein - und zog sofort in den Bundestag ein. Unterstützt wurde sie dabei maßgeblich von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD), die sie bereits zuvor zur Integrationsbeauftragten des Landes berufen hatte.

    Landwirtschaft: Alois Rainer (CSU)

    Der designierte Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer steht nach der CSU-Vorstandssitzung für ein Porträt im Innenhof der Parteizentrale.
    Mit Alois Rainer (CSU) übernimmt ein gelernter Metzger aus Niederbayern das Landwirtschaftsministerium. (picture alliance / dpa / Peter Kneffel)
    Als weitere Überraschung galt die Entscheidung für den niederbayerischen Bundestagsabgeordneten Alois Rainer als Bundeslandwirtschaftsminister. Der Metzgermeister aus Straubing in Niederbayern hat noch immer einen Betrieb zusammen mit seinem Sohn.
    Alois Rainer ist politisch hervorragend vernetzt, seine Schwester ist die ehemalige CSU-Bundesministerin Gerda Hasselfeldt. Sein Vater war Landtags- und Bundestagsabgeordneter. Für die CSU passt der Niederbayer perfekt ins Landwirtschaftsministerium: Er verkörpert das Thema Heimat und gilt als äußerst bodenständig.

    Staatsminister für Kultur und Medien: Wolfram Weimer (parteilos)

    Porträt von Wolfram Weimer in einem Fernsehstudio. Er trägt Brille und lacht.
    Eine umstrittene Personalie: Der parteilose Publizist und Verleger Wolfram Weimer soll Kulturstaatsminister werden. (picture alliance / HMB Media / Uwe Koch)
    Eine besondere Rolle hat der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, auch bekannt als Kulturstaatsminister. Dieser Posten ist kein Ministeramt, der Staatsminister hat daher kein Abstimmungsrecht, er sitzt aber mit am Kabinettstisch. Viele Namen wurden im Vorfeld für das Amt gehandelt. Übernommen hat es nun der Publizist und Verleger Wolfram Weimer.
    Der 60-Jährige war Chefredakteur von „Welt“ und „Focus“ und gründete das Magazin „Cicero“. Er gilt als CDU-nah, hat aber kein Parteibuch. Weimer und Merz haben auch eine persönliche Verbindung, kennen sich aus dem sehr wohlhabenden Kosmos am oberbayerischen Tegernsee und sind zusammen Golfen gegangen.
    Der Publizist Weimer steht für soliden Journalismus, aber auch für polarisierende Publizistik: Auf dem Höhepunkt der Migrationsdebatte schrieb er etwa im „Cicero“ von der „Multikulti-Lüge“, sein Buch „Das konservative Manifest“ beschrieb er selbst als „Gift für Linke und eine Zumutung für Rechte“. Seine Äußerungen deuten nicht auf ein liberal-, sondern erzkonservatives Weltbild hin.
    Die Personalie Weimer ist daher umstritten. Die Kulturwelt wird sich nach Claudia Roth (Grüne) und der Merkel-Vertrauten Monika Grütters (CDU) als Kulturstaatsministerinnen erst an den konservativen Weimer gewöhnen müssen. Weimer bringt zudem ein doppeltes Manko mit: Der Publizist hat weder Erfahrung in der Politik noch sind Kontakte in die Kulturwelt bekannt. Gleichzeitig steht er vor der Aufgabe, die Kulturwelt sowie Geld und Mehrheiten für die Kultur zu organisieren.

    Staatsministerin für Sport und Ehrenamt: Christiane Schenderlein (CDU)

    Christiane Schenderlein (CDU), designierte Staatsministerin für Sport und Ehrenamt.
    Auf neuem Posten: Christiane Schenderlein (CDU) wird Ansprechpartnerin für Sport und Ehrenamt am Kabinettstisch von Friedrich Merz. (picture alliance / dpa / Michael Kappeler)
    Erstmals gibt es in der neuen Bundesregierung eine Staatsministerin für Sport und Ehrenamt. Die Entscheidung für Christiane Schenderlein aus Nordsachsen war eine weitere Überraschung. Schenderlein ist zwar mit dem Thema Ehrenamt vertraut, sportpolitisch bislang aber nicht in Erscheinung getreten. Die 43-jährige promovierte Philosophin war Experten und Sportfunktionären bisher eher unbekannt.
    Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, zeigte sich darüber erfreut, dass das Amt überhaupt eingerichtet wurde. Die deutsche Sportwelt erhofft sich von dem neu geschaffenen Posten, dass der Sport näher an den Kabinettstisch rückt. Außerdem freut man sich über die Bündelung der bislang auf verschiedene Ressorts verteilten Sportthemen an einer zentralen Ansprechstelle direkt im Kanzleramt.
    Schenderlein steht vor vielen Herausforderungen im Spitzen- wie im Breitensport, mit seinen mehr als 28 Millionen Vereinsmitgliedern. Dazu gehören die Reform des Spitzensports mit dem Sportfördergesetz, die Einrichtung einer unabhängigen Sportagentur und das lange geforderte Zentrum für Safe Sport. Auch mit der besseren sozialen Absicherung von Athletinnen und Athleten wird sich Christinane Schenderlein beschäftigen müssen.

    jfr, pj, nm, tei mit AFP, dpa und epd