Kommentar zu Kulturstaatsminister
Wolfram Weimer muss das Vertrauen in die Kulturwelt bewahren

Mit der Nominierung des konservativen Verlegers Wolfram Weimer zum Kulturstaatsminister stellt sich die Frage: Kann jemand, der in der Vergangenheit polarisiert und Fronten aufgebaut hat, den gesellschaftlichen Zusammenhalt der Kulturwelt sichern?

Von Stefan Koldehoff |
Friedrich Merz schüttelt Wolfram Weimer die Hand. Zwischen ihnen steht die CDU-Parteivorsitzender, Nina Warken, designierte Bundesministerin für Gesundheit.
Friedrich Merz schüttelt dem dem designierten Kulturstaatsminister die Hand. (picture alliance / photothek.de / Florian Gaertner)
Auch wenn es im Bundestag nur noch wenige profilierte Kulturpolitikerinnen und -politiker gibt: Meinungen zum Thema haben trotzdem viele. Und die lauten bei Themen wie Kolonialdebatte, documenta-Skandal, NS-Raubkunst, Gedenkstättenfrage auch in der Union immer häufiger: zu links, zu „woke“ – was hat das mit Kultur zu tun?Bitte wieder mehr aufs Wesentliche konzentrieren: auf den Erhalt des deutschen Kulturguts, auf Heimat, auf Tradition, auf Volksempfinden – wer auch immer das definiert; auf schöne Ausstellungen, unterhaltsame Inszenierungen.
Dass das Grundgesetz Kunst und Kultur auch für kontroverse Themen eine Freiheit im Rahmen der geltenden Gesetze garantiert: In manchen Debatten und bei manchen Abgeordneten könnte man den Eindruck haben, dass das nicht mehr uneingeschränkt gelten sollte.
Die Nominierung des konservativen Verlegers Wolfram Weimer passt zu dieser Entwicklung. Man muss nicht so weit gehen wie der FAZ-Herausgeber Jürgen Kaube, der Weimer schon vor seiner offiziellen Nominierung als den „falschen Mann am falschen Platz“ bezeichnet hat – und das mit dessen Kulturbegriff und Geschichtsverständnis begründet. Es muss aber erlaubt sein, Fragen zu stellen: Wird ein Publizist, der es in der Vergangenheit sichtbar darauf angelegt hat zu polarisieren, Fronten aufzubauen, der eines seiner Bücher als „Gift für Linke und eine Zumutung für Rechte“ hat bewerben lassen: Wird er das Vertrauen in die Kulturwelt und ihre Einrichtungen erhalten können? Und sich nicht nur auf den Medien-Teil seines Amtes konzentrieren?

Kultureinrichtungen genießen hohes Vertrauen

Dieses Vertrauen in die Kultureinrichtungen nämlich gibt es – stärker denn je. Weil sie in Deutschland seit langem die Orte bieten, an denen sich unsere Gesellschaft darüber austauscht, wie wir miteinander umgehen, wie wir miteinander leben wollen – was uns eint, jenseits aller Differenzen. Es sind erfolgreiche Orte: Erst im Januar hat eine Studie gezeigt, dass die deutschen Theater, Museen, Bibliotheken, Einrichtungen der Freien Szene in der Bevölkerung ein enorm hohes Vertrauen genießen – und das bei jenen, die sie regelmäßig besuchen, wie bei jenen, die gern als „kulturfern“ bezeichnet werden.
Dieses wertvolle soziale Kapital gilt es zu bewahren – gerade angesichts der aktuellen Angriffe auf demokratische Strukturen weltweit. Dafür braucht es den Mut zu Diplomatie und Ausgleich, zu Überparteilichkeit ohne Ideologie – und es braucht das politische Geschick, auch die notwendigen finanziellen Mittel zu organisieren. Beides muss man dem neuen Staatsminister und uns allen jetzt wohl wünschen.