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BVB-Aktionärsversammlung
Sponsoren-Rekord trotz Formschwäche

Sportlich zeigt Borussia Dortmund gerade eine Formschwäche, finanziell hat der Traditionsclub seine Position zwei hinter dem FC Bayern München gefestigt. Auf der Aktionärs-Hauptversammlung waren die Kleinanleger, von denen viele Fans sind, ein bisschen unzufrieden. BVB-Chef Watzke übte Selbstkritik.

Von Jörg Marksteiner |
Dortmunder Spieler jubeln nach dem Spiel vor den Fans.
Der BVB zeigt sportlich momentan nicht seine Qualität, finanziell läuft es (dpa / picture alliance / Marcel Kusch)
Es sind die nackten Zahlen, die den Aktionäre Sorgen machen. Nein, nicht Umsatz, Gewinn, Dividende und sowas. Es geht um diese Kennzahlen: 0:4 gegen Bayern, 3:3 gegen den Tabellenletzten, Bundesliga-Tabellenplatz 6. Viele Anleger hadern derzeit mit der Performance der leitenden Angestellten:
"Das ist sehr traurig, die elf Leute stehen auf dem Platz und das ist keine Mannschaft."
"Ich bin nicht nur Aktionär, ich bin auch Fan einer so genialen Mannschaft, die so toll spielen kann. Sie macht es im Moment nicht."
"Die finanzielle Lage ist ja nicht schlecht. So sind wir zufrieden. Jaja."
Zwischen Investment und Herzensangelegenheit
Aber wirtschaftliche gute Zahlen, das reicht eben nicht bei einer Fußballfirma. Wo die Anleger in Fanschal und schwarz-gelben Pullis zum Aktionärstreffen kommen. Für viele von ihnen ist die BVB-Aktie irgendetwas zwischen Investment und Herzensangelegenheit. Aber für viele tatsächlich auch eine gute Geldanlage – vorausgesetzt: sie sind zum richtigen Zeitpunkt eingestiegen.
"Ich habe die ersten Aktien für zwei Euro gekauft und die anderen für drei Euro." "Das ist ja schon wieder gestiegen. Neun Euro und so, das geht ja. Wir sind eingestiegen, als Klopp Trainer geworden ist. Das war der richtige Zeitpunkt."
Nicht alles richtig gemacht hat Firmenchef Hans-Joachim Watzke. Der Clubchef räumte heute selbstkritisch ein: Einen zweiten Stürmer hätte man kaufen sollen, das kreide er sich an. Er beruhigte aber die Anleger - denn auch wenn es gerade nicht so läuft, zumindest wirtschaftlich verursache das kurzfristig keinen Schaden.
"Ich glaube, dass wir – unabhängig von dieser – ob wir das jetzt Delle nennen, ob wir es aktuelle Formkrise nennen oder wie auch immer wir es bezeichnen - unabhängig davon können wir überhaupt nicht feststellen, dass an der wirtschaftlichen Strahlkraft von Borussia Dortmund in irgendeiner Weise Abstriche gemacht werden müssten."
Position zwei hinter Bayern gesichert
Im Gegenteil: Erstmals werde Borussia Dortmund mehr als 100 Millionen Euro allein mit Sponsoring einnehmen. Zusätzlich hat Großaktionär und Ausrüster Puma gerade einen neuen hochdotierten Vertrag abgeschlossen, der den Schwarzgelben angeblich weitere 250 Millionen Euro garantiert.
"Wir können heute mit Fug und Recht behaupten, dass wir von allen Clubs, die sich selbst finanzieren müssen",
… also ohne finanzstarken Konzern im Hintergrund …
"unsere Position als Nummer zwei hinter Bayern München sehr, sehr stark ausgebaut haben. Und auch das ist ein gutes Gefühl."
Und ziemlich beachtlich für einen Club, der vor 15 Jahren noch kurz vor der Pleite stand. Heute beschäftigt Borussia Dortmund 470 Mitarbeiter, ein mittelständisches Unternehmen und ist schuldenfrei. Durch Fernsehgelder, Ticketeinnahmen, Trikotverkäufe usw. kommt mittlerweile jedes Jahr fast eine halbe Milliarde Euro in die Kassen.
Zehn Jahre hintereinander im europäischen Fußball
Hauptgrund: Der Club war dort lange genau da vertreten, wo das ganz große Geld verdient wird:
"Zehn Jahre hintereinander haben wir uns für das internationale Geschäft qualifiziert. Und davon acht Mal für die Champions League, d.h. also diese zehn Jahre sportlich sicherlich die besten waren, die Borussia Dortmund jemals gehabt hat."
Klar ist aber auch: Ob das so bleibt, hängt über kurz oder lang eben doch am sportlichen Erfolg. Deshalb mahnte Watzke heute auch seine gut bezahlten Top-Mitarbeiter, dass sie schnell wieder ihre gewohnte Arbeitsleistung bringen:
"Und das ist momentan die aktuelle Formschwäche einer Reihe von Spielern, die zufällig dann auch alle zur gleichen Zeit passieren. Daran müssen wir am allermeisten arbeiten."