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Corona-Strategie des Bundesgesundheitsministers
Flächendeckendes Impfen soll ab Mitte 2021 starten

In Deutschland und anderen EU-Staaten beginnen die Impfungen gegen das Coronavirus am 27. Dezember - zunächst bei Risikogruppen und Pflegepersonal. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geht davon aus, dass sich Menschen aus nicht priorisierten Gruppen ab Mitte 2021 impfen lassen können.

Von Volker Finthammer | 26.12.2020
Jens Spahn bei einer Pressekonferenz zur Corona-Impfverordnung, in der eine entsprechende Impfreihenfolge festgelegt wird., im Bundesgesundheitsministerium. Berlin, 18.12.2020
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat über den Ablauf der Impfungen informiert (imago images / Future Image / C.Hardt)
9.750 - das ist die Zahl, auf die sich - bis auf Bremen, wo es nur die Hälfte sein werden - alle Bundesländer einstellen müssen: 9.750 Impfdosen umfassen die ersten Lieferungen, die verteilt wurden und ab dem 27.Dezember verimpft werden können.
Armin Laschet (CDU), der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, nutzte die Gelegenheit des kurzen öffentlichen Auftritts vor dem Impfzentrum in Düsseldorf, um noch einmal das Entwickler-Ehepaar Özlem Türeci und Uğur Şahin zu loben, die sehr schnell mit ihrem als wirksam bewerteten Impfstoff an den Start gehen konnten.
"Uns in Nordrhein-Westfalen freut besonders, dass das jemand ist, der hier groß geworden ist, der als Vierjähriger aus der Türkei nach Köln kam. Sein Vater, ein Gastarbeiter bei Ford, der hart gearbeitet hat, damit sein Kind eine gute Bildung hatte. Der hat sein Abitur gemacht in Köln, hat dann in Köln studiert, ist Impfstoffexperte geworden und hat zusammen mit seiner Frau eine Firma gegründet", sagte Laschet. "Und diese Firma hat jetzt der ganzen Welt einen Impfstoff geschenkt. Das sollte uns ermutigen, allen Menschen eine Chance zu geben, auch auf Bildung. Denn am Ende kann es dem ganzen Land nutzen."
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Impfstrategie in NRW

Es gebe 175.000 pflegebedürftige Menschen in den Altersheimen und fast nochmal so viele Pflegerinnen und Pfleger, also rund 350.000 Menschen, die allein in den Altenheimen geimpft werden sollten, sagte Karl-Josef Laumann, der Gesundheitsminister von Nordrhein-Westfalen.
Darüber hinaus leben allein in diesem Bundesland gut 1,2 Millionen Menschen über 80 Jahren. Rund 14.000 freiwillige Ärzte und Pfleger haben sich gemeldet, um die Impfungen zu unterstützen. Er habe sich kein besseres Weihnachtsgeschenk wünschen können, sagte Laumann. Begonnen werde in den 2.300 Altenheimen des Landes.
"Damit fangen wir morgen in allen 53 Kreisen und kreisfreien Städten an. Wir werden vor Silvester im Ganzen nochmal rund 270.000 Impfdosen bekommen. Wir werden dann im Januar, so wie jetzt die Planungen sind, etwa jede Woche um die 140.000 Impfdosen bekommen. Das heißt, wir werden dann zusätzlich 70.000 Leute jede Woche impfen können", so Laumann.
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Und das Ganze werde so organisiert, dass nach drei Wochen auch die notwendige zweite Impfung verabreicht werden kann. Und wenn alles wie geplant über die Bühne gehe, dann sollen die Impfungen in den Altenheimen Ende Februar bis Anfang März abgeschlossen sein.
Alle über 80-Jährigen, die nicht in Heimen wohnen, sollen dann angeschrieben und zum Impfen in ein Impfzentrum eingeladen werden, so die derzeitigen Planungen in Nordrhein-Westfalen.

Informationskampagne für nötige Aufklärung

In Berlin nutzte derweil Gesundheitsminister Jens Spahn die Gelegenheit, auf die bundesweiten Vorbereitungen zu blicken. Es werde am Anfang ruckeln, hatte Spahn bereits im Vorfeld erklärt. Aber die Auslieferung sei eine frohe Weihnachtsbotschaft. Und die Zahl der Impfdosen werde mit der Zulassung weiterer Hersteller schnell steigen.
"Wenn weitere aussichtsreiche Zulassungen erfolgen, können wir es schaffen, bereits Mitte des Jahres mit dem Impfen in die Fläche zu gehen und jedem, der will, ein Impfangebot zu machen. Der Herbst und der Winter und auch das Weihnachten des kommenden Jahres sollen nicht mehr im Zeichen dieser Pandemie stehen."
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Einmal mehr bat der Gesundheitsminister all diejenigen um Geduld, die jünger sind und nicht zu den Risikogruppen gehören und nicht mit einer frühen Impfung rechnen können. Sie sollten weiterhin auf die Abstands- und Hygiene-Regeln achten, um das Virus einzudämmen. Mit einer Informationskampagne will das Ministerium für die nötige Aufklärung sorgen.
Spahn nutzte die Gelegenheit aber auch, um sich noch einmal an die Ärzte und Pflegekräfte zu wenden, die während der Feiertage und darüber hinaus im Einsatz sind.
"Ihnen gilt unser Dank und besonders sind wir Ihnen verpflichtet, wenn es darum geht, morgen das Impfen zu beginnen. Jede Impfung mehr heißt weniger Infektionen, weniger schwerste Verläufe auf den Intensivstationen, weniger Todesfälle. Wer mitmacht, rettet Leben."
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