Freitag, 29. März 2024

Archiv

Dürrehilfen für Bauern
Grüne fordern Agrarwende

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hat den durch die Dürreperiode wirtschaftlich geschädigten Landwirten Hilfen in Höhe von 170 Millionen Euro zugesagt. Der CSU geht das nicht weit genug - die Grünen bemängeln eine fehlende Klimaschutzpolitik für die Landwirtschaft.

Von Christiane Habermalz | 22.08.2018
    Weizenfeld, vertrocknet und nur niedrig gewachsen, durch die Sommer Trockenheit, Dürre, in Ostwestfalen Lippe, NRW
    Hohe Ernteausfälle gab es dem Bauernverband zufolge bei Getreide, Kartoffeln, Zuckerrüben und vor allem Tierfutter. (imago stock&people / Jochen Tack)
    Es wird keine Milliarde, wie sie der Bauernverband gefordert hatte, aber die von Dürre geplagten deutschen Landwerte können zum Ausgleich ihrer schlimmsten Schäden mit Hilfen vom Bund rechnen. 170 Millionen Euro will Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner von der CDU an Nothilfen auszahlen. Noch einmal ebenso viel soll von den Bundesländern kommen, so Klöckner.
    "Natürlich wird der Bund, werden die Länder nie alle Schäden nach Vollkaskomanier entschädigen können. Und deshalb schlage ich den Ländern vor, dass wir die Hälfte der Schäden abdecken, dann sind wir bei 340 Millionen für die öffentliche Hand. Und ich schlage den Ländern vor, dass wir uns aufteilen, das heißt 50/50 Bund und Länder."
    Zuletzt war der Bund 2003 wegen hoher Ernteausfälle durch Hitze mit Nothilfen eingesprungen. Voraussetzung dafür ist eine Katastrophe nationalen Ausmaßes – diese sieht das Bundeslandwirtschaftsministerium nun nach ersten Ernteberichten aus den Bundesländern durch die lange Dürre gegeben.
    "Im Zeitraum von April bis Juni 2018 haben wir damit laut Aussagen des deutschen Wetterdienstes die bislang höchste Wetteranomalie seit Beginn der Aufzeichnungen, und die haben begonnen seit 1881."
    Bauernverband: "Gutes Signal"
    Eigentlich sind die Bundesländer für Hilfszahlungen nach Extremwetterereignissen zuständig. Nach Einschätzung der Länder sind rund 10.000 Betriebe durch die diesjährige Dürre existenzgefährdet, das ist jeder 25. Hof in Deutschland. Insgesamt belaufe sich der Schaden für die Landwirte Klöckner zufolge auf 680 Millionen Euro. Das Geld solle nach einer Bedürftigkeitsprüfung vergeben werden, ausgezahlt werden solle es an Betriebe, die im Vergleich zum Vorjahr mehr als 30 Prozent ihrer Ernteeinnahmen eingebüßt haben. Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied hatte mehr verlangt, eine Milliarde Euro wollte er vom Staat. Denn:
    "Missernte, dieses Wort muss man verwenden, wenn der Ernteertrag 50, 60, 70 Prozent unter dem langjährigen Schnitt ist. Und das führt auch dazu, dass wir die Bundesländer und auch die Bundesregierung aufgefordert haben, den nationalen Notstand auszurufen."
    Dennoch sprach er jetzt von einem "guten Signal". Hohe Ernteausfälle gab es dem Bauernverband zufolge bei Getreide, Kartoffeln, Zuckerrüben und vor allem Tierfutter.
    Grüne: "Wir brauchen eine Agrarwende"
    Während der CSU die Nothilfen nicht weit genug gingen – Agrarexpertin Marlene Mortler forderte als zusätzliche Zukunftsabsicherung für Bauern ein "kluges staatlich gefördertes Sparprogramm in Kombination mit einer steuerfreien Risikoausgleichsrücklage" - kritisierten die Grünen das Fehlen einer konsequenten Klimaschutzpolitik. Gerade der Bauernverband habe sich lange gegen Maßnahmen zur CO2-Reduzierung in der Landwirtschaft gesperrt. Statt kurzfristiger Hilfen brauche es eine Landwirtschaftspolitik, die die Landwirtschaft krisenfester mache.
    "Es ist ein Armutszeichen für Frau Klöckner, dass sie dazu nichts gesagt hat. Wir brauchen dringen eine Agrarwende, die dafür sorgt, dass unsere Böden humusreicher werden. Humusreichere Böden sind dürreresistenter."
    Laut Bundesumweltamt kommen 7,2 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft, vor allem aus der Massentierhaltung. Albert Schulte to Brinke, Präsident des niedersächsischen Bauernverbandes, verteidigte die Massentierhaltung im Deutschlandfunk:
    "Ich glaube es ist absolut richtig, eben gerade auch diese intensive Tierhaltung möglichst bei uns zu halten, weil es eben auch einen großen Teil der Wertschöpfung darstellt."
    In Zukunft werde zur Dürreprophylaxe mehr auf trockenheitsresistentere Pflanzen wie Mais gesetzt werden müssen, so der Bauernverbandsfunktionär.