Washington
Ergebnisse und Knackpunkte: So liefen die Ukraine-Gespräche zwischen Trump, Selenskyj und den europäischen Verbündeten ab

Waffenruhe, Folgetreffen, Sicherheitsgarantien: Bei den Gesprächen zwischen US-Präsident Trump, dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj und den europäischen Verbündeten ging es um viele Themen. Was kam heraus, und wie geht es weiter? Ein Überblick.

    Das Foto zeigt US-Präsident Trump, den ukrainischen Präsidenten Selenskyj und europäische Spitzenpolitiker bei den Ukraine-Gesprächen in Washington.
    Was ist bei den Ukraine-Gesprächen in Washington herausgekommen? (dpa / AP / Alex Brandon)

    Wird es ein Treffen von Selenskyj und Putin geben?

    US-Präsident Trump hat ein solches Treffen zumindest in Aussicht gestellt. Er äußerte sich entsprechend nach einem Telefonat mit dem russischen Präsidenten im Anschluss an die Beratungen in Washington. Demnach sollen Vizepräsident Vance, Außenminister Rubio und der Sondergesandte Witkoff die Vorbereitungen übernehmen. Putins außenpolitischer Berater Uschakow erklärte bislang aber lediglich, es sollten Verhandlungen "auf höherer Ebene als bislang" geführt werden.

    Wird es Sicherheitsgarantien für die Ukraine geben?

    Über das Thema wird seit Tagen diskutiert. Nach den Gesprächen in Washington betonte Bundeskanzler Merz, er begrüße es "sehr nachdrücklich", dass die USA "bereit seien, Sicherheitsgarantien zu geben und dies auch mit den Europäern zusammen zu koordinieren". Aus deutschen Regierungskreisen hieß es, US-Außenminister Rubio wolle ein Konzept auszuarbeiten.
    Bundesaußenminister Wadepfuhl sagte im Deutschlandfunk, die Beteiligung der USA an den Sicherheitsgarantien sei eine neue Qualität. Es sei für die Ukraine ein großer Erfolg, dass sie hier auf die Europäer und der USA rechnen könne. Offen sei, ob und wie die Bundeswehr daran beteiligt wäre.
    Im Fall der Ukraine sind zwei Varianten mit Konfliktpotenzial denkbar: Die erste sind Zusicherungen nach dem Vorbild von Artikel 5 des NATO-Vertrages. Dieser besagt, dass ein Angriff auf ein Mitglied als Angriff auf alle Vertragsstaaten gewertet wird. Sicher ist: Einen NATO-Beitritt der Ukraine lehnt Trump ausdrücklich ab.
    Die zweite Variante wären Friedenstruppen für die Ukraine. NATO-Generalsekretär Rutte, Merz und auch Trump ließen zuletzt aber noch offen, wie genau eine solche Truppe aussehen könnte.

    Was sagt Moskau zu diesen Plänen?

    Putin hatte nach seinem Treffen mit Trump in Alaska zwar auch von Sicherheitsgarantien für die Ukraine gesprochen, diesen Punkt aber nicht näher ausgeführt. Das russische Außenministerium bekräftigte am Tag der Gespräche in Washington, dass Russland keine Truppen aus NATO-Staaten zur Friedenssicherung nach einem Waffenstillstand in der Ukraine akzeptieren werde. Bei solch einem Szenario drohten eine weitere Eskalation und eine globalen Konfrontation.

    Wurde in Washington auch über Gebietsabtretungen der Ukraine verhandelt?

    Bundeskanzler Merz hat nach dem Treffen in Washington erklärt, dass es dort nicht um Gebietsabtretungen gegangen sei. Er selbst betonte nochmals, dass er einseitige Gebietsansprüche Russlands ausdrücklich ablehnt. Wenn Russland von der Ukraine den Donbass im Osten des Landes fordere, dann sei das mit einem Verzicht der USA auf Florida vergleichbar.
    Die Sorge: Trump hatte zuletzt Forderungen Russlands für eine Friedenslösung übernommen, wozu etwa der Verzicht der Ukraine auf den Donbass und die Halbinsel Krim gehörte. Selenskyj selbst betont, die ukrainische Verfassung lasse keinen Verzicht auf Gebiete oder den Tausch von Land zu.

    Gibt es nun eine Waffenruhe?

    Nein. Merz plädierte bei dem Gipfel zwar erneut für eine sofortige Feuerpause und forderte von Trump "Druck auf Russland". Trump bestand jedoch nicht darauf und betonte: "Wir können an einem Deal arbeiten, während sie kämpfen." Der US-Präsident hatte sich bereits in Alaska Putins Sicht zu eigen gemacht, wonach ein Ende der Kämpfe keine Voraussetzung für Verhandlungen sei. Damit grenzte sich Trump klar von der Haltung der Europäer ab.

    Werden die USA neue Sanktionen gegen Russland verhängen?

    Danach sieht es nicht aus. Trump zeigte keinen Willen, mit neuen Sanktionen Druck auf Putin zu machen. Der US-Präsident hatte Putin vor dem Treffen in Alaska noch mit "sehr schwerwiegenden Konsequenzen" gedroht, sollten die Angriffe auf die Ukraine nicht enden. Davon war zuletzt nicht mehr die Rede.

    Was waren die ersten Reaktionen auf das Treffen?

    Nach dem Gipfel war Erleichterung herauszuhören. So sagte Merz: "Meine Erwartungen sind eigentlich nicht nur getroffen, sondern übertroffen worden." Er wolle nicht verhehlen, dass er unsicher gewesen sei, ob das Treffen so ausgehen werde. Der finnische Präsident Stubb sagte dem US-Sender CNN, die grundlegenden strategischen Ziele Putins hätten sich nicht geändert. Der Kremlchef wolle Russland als Supermacht sehen und den Westen spalten.

    Wie ist der Gipfel im Rückblick einzuschätzen?

    Unsere USA-Korrespondentin Doris Simon fasst es so zusammen: "Es hätte schlimmer kommen können." Die Gespräche seien kein rauschender Erfolg, aber auch keine Niederlage gewesen. Nach dem Gipfel von Trump und Putin in Alaska habe die Sorge geherrscht, dass Trump nun komplett auf Putins Seite sei. Dieser Eindruck sei nun in Washington zumindest teilweise korrigiert worden. Die Europäer hätten am Ende herausgeholt, was möglich gewesen sei. Es habe sich "unbedingt" ausgezahlt, dass die Gruppe der Staats- und Regierungschefs sowie die EU-Kommissionspräsidentin mitgereist seien.
    Unsere Osteuropa-Expertin Sabine Adler sagte, es sei gut, dass es einen "Schulterschluss" der USA, der Ukraine und der Europäer gegeben habe.

    Weiterführende Informationen

    Über die Entwicklungen rund um die Ukraine und die Gespräche in Washington halten wir Sie auch in einem Newsblog auf dem Laufenden.
    Diese Nachricht wurde am 19.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.