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"Es ist jetzt wirklich ein bisschen näher dran"

Nach dem vereitelten Terroranschlag auf die dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" sieht der Journalist Raning Krüger darin eine "ernste Sache", die aber auch zeige, dass "die Sicherheitsbehörden doch durchaus gut arbeiten".

Raning Krüger im Gespräch mit Friedbert Meurer |
    Friedbert Meurer: In Kopenhagen ist gestern ein Terroranschlag auf das Hauptstadt der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" vereitelt worden. Es hätte in den nächsten Tagen schon stattfinden sollen.
    In Flensburg erscheint die Tageszeitung "Flensborg Avis", eine Tageszeitung der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein, die die Vorgänge sehr genau mitverfolgt. Ihr politischer Redakteur heißt Raning Krüger. Guten Tag, Herr Krüger!

    Raning Krüger: Ja, guten Tag!

    Meurer: Wie sehr hat Sie das erschüttert, was Sie da aus Kopenhagen erfahren haben?

    Krüger: Also es erschüttert einen schon. Ich meine, genau so wie wenn bei uns in der Bundesrepublik Ähnliches vorgefallen wäre jetzt. Es rückt doch irgendwie näher ran, diese Terrorgefahr, man merkt doch, dass es jetzt nichts Internationales, was man so in den Nachrichten mal hört, es ist jetzt wirklich ein bisschen näher dran, das Ganze. Und das ist schon erschreckend, weil man ja auch fürchten muss, dass das unsere freie Demokratie etwas einschränken wird.

    Meurer: Der Anschlag galt "Jyllands-Posten" deswegen, weil diese Zeitung vor fünf Jahren die Mohammed-Karikaturen abgedruckt hat. Wie massiv gab es Drohungen gegen "Jyllands-Posten" in den letzten Jahren?

    Krüger: Also Drohungen hat es ja von Anfang seit 2005 gegeben und auch bis hin zu großem Boykott dänischer Produkte übergangsweise. Die Zeitung selbst hat eigentlich immer mit mehr oder weniger ernst zu nehmenden Drohungen gelebt. Aber es ist schon das dritte Mal, dass jetzt die Sicherheitskräfte der dänischen Polizei im Zusammenhang mit den ausländischen Kollegen Attentate, konkrete Attentat-Pläne vereitelt hat. Und das ist natürlich schon sehr ernst zu nehmen.

    Meurer: Was ist bei den anderen beiden Malen geschehen?

    Krüger: Da sind auch Vorbereitungen zu zumindest eventuellen Attentat-Plänen vereitelt worden, also unerlaubter Waffenbesitz, konkrete Zeit und Pläne und Zeichnungen wurden da gefunden. Das ist schon eine ernste Sache, aber das zeigt eben auch, dass die Sicherheitsbehörden doch durchaus gut arbeiten.

    Meurer: Die Sicherheitsbehörden haben fünf Männer verhaftet, die aus der arabischen Welt stammen, aber einige haben einen schwedischen Pass. Was sagt Ihnen das, dass das Schweden waren?

    Krüger: Das sagt mir eigentlich gar nichts speziell jetzt. Die drei Schweden sind ja heute dem Haftrichter vorgeführt worden, haben wohl bisher jegliche Aussage verweigert, sodass da also das Beweismaterial entscheiden wird, ob sie weiter im Gefängnis bleiben und dann sicher auch zeitnah ein Prozess geführt wird. Ob Schweden oder Dänemark, das macht dann letztlich keinen Unterschied. Vor allen Dingen gibt es ja auch unter den skandinavischen Ländern die ganzen Abkommen, dass da quasi nicht mal eine Landesgrenze überschritten wird, wenn man also über den Öresund dann nach Dänemark kommt.

    Meurer: Es sagt ein bisschen etwas über den sogenannten hausgemachten Terrorismus. Haben Sie eine Erklärung, dass Menschen, die in Schweden aufwachsen, dort leben, in einer friedlichen Gesellschaft, zu solchen Methoden greifen wollen?

    Krüger: Ja die Frage ist eben, in welcher Absicht sie nach Schweden kamen. Es sind ja auch zum Teil ausländische Mitbürger, die noch nicht so viele Jahre in Schweden wohnen. Und die andere Sache ist, wenn man so von der Religion oder von einem übersteigerten Religionsverständnis offenbar bestimmt und motiviert wird, dann können einen natürlich solche Karikaturen und vor allen Dingen, dass auch die Stimmung zunehmend islam- und ausländerfeindlich wird ... Das wäre sehr zu bedauern, aber ich fürchte, damit muss man rechnen.

    Meurer: Raning Krüger, Redakteur der Tageszeitung "Flensborg Avis", die Tageszeitung der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein. Herr Krüger, besten Dank und auf Wiederhören!

    Krüger: Schönen Tag noch, tschüss!