
Der Heidelberger Künstlerinnenpreis wird an komponierende Frauen verliehen und gilt als Auszeichnung von internationaler Strahlkraft. Die Liste der Preisträgerinnen enthält so bekannte Namen wie Adriana Hölszky und Myriam Marbe und gleicht inzwischen einem Who‘s who der Neuen Musik.
Farzia Fallah, geboren in Teheran, ansässig in Köln, ist die 32. Preisträgerin. „Traces of a Burning Mass“ ist ihr erstes Orchesterwerk, und die Zusammenarbeit mit dem Philharmonischen Orchester Heidelberg war eine wichtige Erfahrung für sie.
Kompositionsstart während der iranischen Protestbewegung
Ausgewirkt hat sich der Zeitpunkt der Entstehung des Stücks, denn Farzia Fallah schrieb es 2022, als in ihrem Heimatland nach dem Tod einer Frau in Polizeigewahrsam die jüngste Protestbewegung aufflammte.
Sie sagt: "Während ich an dem Stück gearbeitet habe, war genau zu Beginn von den ganzen Protesten. Die ersten drei Tage von den Protesten habe ich wirklich da selber erlebt. Es war mir auch ständig sehr wichtig, alles zu folgen und zugleich musste ich komponieren: Und diese eine Hälfte des Körpers und der Seele, die Konzentration braucht, und diese andere, die dann aktuell bleiben möchte und alles folgen möchte, machten den Weg nicht einfach."
Spuren der Protestbewegung
Der Titel des Werks: „Traces of a Burning Mass“ bedeutet in der deutschen Übersetzung „Spuren einer brennenden Masse“. Das klingt martialisch und eröffnet der Fantasie viel Raum.
Die Komponistin dazu: Ich glaube, diese anfangenden Proteste selbst erlebt zu haben, haben tatsächlich Spuren hinterlassen. Ich kann nicht mit dem Finger zeigen, das und das sind die Spuren in diesem Stück, aber es sind Spuren darin, und ich glaube tatsächlich, dass das Stück ist auch anders geworden ist, als ich es mir vor dem Anfang des Komponierens vorgestellt hatte."
Die Sonne als eruptiver Energiebringer
Die Komponistin habe gleichzeitig darüber nachgedacht, dass die Sonne, das brennende Zentrum unserer Galaxie, Energie sendet, durch die das Leben überhaupt möglich ist. "Das ist mich doppelbedeutend. Durch dieses Brennen entsteht etwas, entsteht nicht nur Energie, es entsteht diese unglaubliche Zielstrebigkeit nach einer Änderung."
Im Anschluss erklingen romantische Werke, zuerst mit dem Cellisten Julian Steckel und dem Philharmonisches Orchester Heidelberg das Konzert für Violoncello von Robert Schumann und im Anschluss die zweite Sinfonie von Ralph Vaughan Williams.
Aufnahmen vom 8. Februar 2023 aus der Aula der Neuen Universität Heidelberg
Farzia Fallah
Traces of a Burning Mass
Ergänzung
Farzia Fallah
Unter Bewunderung der Farben
Ensemble Aventure
Mitschnitt Deutschlandfunk vom 5. April 2019
Robert Schumann
Konzert für Violoncello und Orchester a-Moll op. 129
Ralph Vaughan Williams
Sinfonie Nr. 2, „A London Symphony“
Julian Steckel, Violoncello
Philharmonisches Orchester Heidelberg
Leitung: Karsten Januschke
Traces of a Burning Mass
Ergänzung
Farzia Fallah
Unter Bewunderung der Farben
Ensemble Aventure
Mitschnitt Deutschlandfunk vom 5. April 2019
Robert Schumann
Konzert für Violoncello und Orchester a-Moll op. 129
Ralph Vaughan Williams
Sinfonie Nr. 2, „A London Symphony“
Julian Steckel, Violoncello
Philharmonisches Orchester Heidelberg
Leitung: Karsten Januschke