Freitag, 29. März 2024

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Flüchtlingspolitik
"Da muss man wahrscheinlich Grenzen setzen"

Es sei wichtig, dass die Deutschen den Flüchtlingen Schutz geben, sagte die Publizistin Helga Hirsch im Deutschlandfunk. Allerdings könne die Gesellschaft durch eine weiter wachsende Zahl von Migranten auch an Zusammenhalt verlieren. Durch den Widerspruch zwischen "unserem humanitären Anspruch und unseren Interessen" könne es zu einem großen Konflikt kommen.

Helga Hirsch im Gespräch mit Burkhard Müller-Ullrich | 23.08.2015
    Flüchtlingskinder spielen am 19.02.2015 in der zur Notunterkunft für Asylbewerber umfunktionierten Frankenhalle in Neustadt bei Coburg (Bayern) zwischen den Feldbetten.
    Helga Hirsch: "Man kann ja nie sagen, wie viel Einwanderung ein Land aushält." (dpa/picture-alliance/ David Ebener)
    "Einerseits finde ich es wunderbar, wie Deutschland augenblicklich - im Unterschied zum Anfang der 90er-Jahre - mit diesen vielen Flüchtlingen umgeht, auch diese Hilfsbereitschaft", sagte die Publizistin Helga Hirsch, die unter anderem Autorin des Buches "Schweres Gepäck. Flucht und Vertreibung als Lebensthema" ist.
    Andererseits sei es nicht nur ein aktueller Notfall, der in einem Monat vorbei sei. Es sei mit einer weiteren Steigerung der Flüchtlingszahlen in den kommenden Jahren zu rechnen. "Das heißt, wir müssten etwas längerfristig grundsätzlicher diskutieren: Wie viele Flüchtlinge halten wir aus, ohne dass wir mit mehr Widerspruch im Land zu rechnen haben?"
    Je näher ein Einwanderer oder ein Flüchtling dem jeweiligen Land kulturell oder religiös stehe, umso einfacher sei die Integration, sagte Hirsch. Auch dürfe man die Augen nicht vor jenen Konflikten verschließen, die ein erhöhtes Flüchtlingsaufkommen mit sich bringe. Hirsch: "Wir haben einen Antisemitismus, der durch die Muslime kommt. Das haben wir lange Zeit nicht sehen wollen."
    Hirsch kritisierte, dass die Diskussion darüber, welchen wirtschaftlichen Nutzen bestimmte Einwanderer mitbrächten oder auch nicht, hierzulande derzeit nicht geführt werden dürfe. Langfristig drohe der Widerspruch zwischen "unserem humanitärem Anspruch und unseren Interessen" zu einem "wirklichen Konflikt" zu werden.
    Das Interview mit Helga Hirsch steht Ihnen sechs Monate zum Nachhören zur Verfügung.