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Folge des Kohlekompromisses
RWE kündigt Stellenabbau an

Auf den Kraftwerksbetreiber RWE kommen durch die Einigung auf den Kohleausstieg nach Angaben des Konzerns hohe Belastungen zu. Das hat Folgen für die Beschäftigten. Innerhalb der nächsten zehn Jahre sollen 6.000 Stellen wegfallen.

Von Jörg Marksteiner |
Ein Schaufelradbagger arbeitet im Braunkohle-Tagebau Hambach.
Der Tagebau Hambach wird wohl früher schließen, als zunächst geplant. Auch der Hambacher Forst soll erhalten bleiben (dpa/Federico Gambarini)
Der RWE-Chef war spürbar bemüht, vor allem eins ganz deutlich zu machen: Trotz einer Milliarden-Entschädigung gehöre sein Energiekonzern keineswegs zu den Gewinnern der getroffenen Vereinbarung, im Gegenteil:
"Wir, RWE, tragen die Hauptlast der nun gefundenen Verständigung", sagte Firmenchef Rolf Martin Schmitz in einer kurzfristig einberufenen Telefonkonferenz.
"Denn wir werden deutlich mehr Kraftwerkskapazität in deutlich kürzerer Zeit vom Netz nehmen müssen, als wir ursprünglich erwartet hatten."
Ende 2020 soll der erste Block vom Netz gehen
Bis tief in die Nacht habe man verhandelt. Der Konzern ist aus Sicht des RWE-Chefs dabei, so wörtlich, "bis an die Grenzen des Machbaren" gegangen. Mehr als die Hälfte der eigentlich zum Abbau vorgesehenen Braunkohlevorräte blieben nun in der Erde.
Schon Ende des Jahres soll der erste Braunkohle-Block abgeschaltet werden, sieben weitere, überwiegend alte Anlagen von 1959, folgen in den kommenden vier Jahren. Die Tagebaue Inden und Hambach werden auch eher schließen.
Massiver Stellenabbau, aber keine Kündigungen
Der lange umkämpfte Hambacher Forst bleibe erhalten, mache aber eine umfassende und teure Umplanung nötig. All das werde zu einem massiven Stellenabbau führen.
"Wir gehen davon aus, dass bereits kurzfristig über 3.000 Stellen wegfallen werden. Bis 2030 werden es insgesamt etwa 6.000 Stellen. Damit reduziert sich die Zahl der Gesamtbeschäftigten in unserem Braunkohlesystem in nur zehn Jahren um über 60 Prozent."
Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben. Dabei hilft auch der relativ hohe Altersschnitt der Beschäftigten. Zudem soll es vom Staat Anpassungsgeld geben, mit dem die Mitarbeiter die Lücke zur Rente überbrücken können. Details des Stellenabbaus müssen aber noch mit den Gewerkschaften verhandelt werden.
Entschädigung des Staates geringer als Schaden, sagt der Konzern
Als Entschädigung für das vorgezogene Braunkohle-Aus hat RWE die von der Bundesregierung angebotene Summe von 2,6 Milliarden Euro akzeptiert - die Auszahlung wird auf 15 Jahre gestreckt:
"Dieser Betrag liegt deutlich unterhalb dessen, was als tatsächlicher Schaden für uns entsteht", sagt RWE-Finanzvorstand Markus Krebbers.
"Insgesamt summiert sich der unmittelbare Schaden für RWE somit auf rund 3,5 Milliarden Euro. In dieser Zahl sind entgangene Gewinne, die wir durch die vorzeitigen Stilllegungen nicht mehr erwirtschaften können, nicht enthalten."
Kompromiss besser als jahrelanger Rechtsstreit
Dennoch habe man zugestimmt. Denn es sei besser, einen Kompromiss zu verhandeln als, wie bei der Atomkraft, sich jahrelang vor Gericht zu streiten. RWE-Chef Rolf Martin Schmitz:
"Die Alternative ist: Man greift per Ordnungsrecht rein und streitet sich hinterher. Das heißt, wir dürften dann auf Schadensersatz klagen et cetera. Und dann können wir das Unternehmen da wahrscheinlich die nächsten 30 Jahre mit beschäftigen."
Gesetz reicht RWE nicht als Garantie
Als nächstes sollen die Beschlüsse von heute in einem Eckpunktepapier festgehalten werden. Daraus müsse dann ein verbindlicher öffentlich-rechtlicher Vertrag mit der Bundesregierung werden.
Auf ein Gesetz alleine will sich RWE nicht verlassen - denn das könnte von einer neuen Regierung ja auch wieder geändert werden.