
Viera Janárčekovás Streichquartett Nr. 8 entstand 2015. Im Jahr zuvor hatte Russland, quasi als Vorbeben des gegenwärtigen Krieges, die Krim besetzt. Die Komposition steht offenbar nicht in unmittelbarem Bezug zum politischen Geschehen.
Wenn Janárčeková sich äußert, dann zum Musikalischen. Sie interessiert sich für das Innere des Klangs und hat sich mit den Obertönen und ihren Beziehungen untereinander beschäftigt. Ihr tschechoslowakisches Heimatland hatte sie Anfang der 1970er Jahre aus politischen Gründen verlassen.
Musik, Heimat, Humanität
Ganz anders Jamilia Jazylbekova, die sich in ihrem neuen Stück explizit mit dem Tod beschäftigt. Das ist zwar ein grundlegendes Thema, derzeit jedoch täglich medial erfahrene Realität. Komponieren versteht die in Kasachstan geborene Urheberin als Möglichkeit, Gegenentwürfe zu imaginieren und erklingen zu lassen – und als Mensch einen Sinn zu finden.
Dies könnte auch ein Kommentar zur Musik von Dimitri Schostakowitsch sein, in dessen Lebenswelt Druck, Gefahr und zeitweise Todesangst alltäglich waren. Im 13. Streichquartett aber, das 1970 entstand, konnte sich der Komponist durchaus freier entfalten.
Schostakwitschs unabgegoltene Botschaft
Dem Stück wurde seinerzeit Mangel an Ausdruck und Kargheit des Klanglichen vorgeworfen. Doch gerade diese Eigenschaften scheinen es zu sein, mit denen Schostakowitsch die Unerbittlichkeit und die Endgültigkeit des Todes in Klang zu fassen suchte. Trauer über den Verlust des Humanen kann man wohl kaum eindrücklicher ausdrücken.
Das europäisch besetzte Asasello Quartett, gegründet vor 25 Jahren in Basel, versteht dieses vor über 50 Jahren entstandene Opus als von aktueller Brisanz
Aufnahmen vom 27.09.2025 im Deutschlandfunk Kammermusiksaal
Viera Janárčeková(1941–2023)
Streichquartett Nr. 8
Dmitri Schostakowitsch (1906–1975)
Allegretto. Fragment zu Streichquartett Nr. 13
Jamilia Jazylbekova (*1970)
Augenblicke, länger als ein Leben UA
Kompositionsauftrag des Deutschlandfunks
Dmitri Schostakowitsch
Streichquartett Nr. 13 b-Moll op.138
Asasello Quartett:
Rostislav Kozhevnikov, Violine
Hannah Weirich, Violine
Justyna Sliwa, Viola
Teemu Myöhänen, Violoncello
Streichquartett Nr. 8
Dmitri Schostakowitsch (1906–1975)
Allegretto. Fragment zu Streichquartett Nr. 13
Jamilia Jazylbekova (*1970)
Augenblicke, länger als ein Leben UA
Kompositionsauftrag des Deutschlandfunks
Dmitri Schostakowitsch
Streichquartett Nr. 13 b-Moll op.138
Asasello Quartett:
Rostislav Kozhevnikov, Violine
Hannah Weirich, Violine
Justyna Sliwa, Viola
Teemu Myöhänen, Violoncello