Donnerstag, 16. Mai 2024

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Sichtbarkeit von Frauensport
Warum niemand im Frauen-Handball investieren will

Die finanzielle Situation vieler Frauen-Handball-Klubs ist angespannt. Die Suche nach neuen und das Halten bestehender Sponsoren gestaltet sich gemäß der Wirtschaftslage schwierig, wie Bietigheim-Geschäftsführerin Lena Backhaus im Dlf sagte.

Lena Backhaus im Gespräch mit Christian von Stülpnagel | 02.04.2023
Lena Backhaus (l.), Geschäftsführerin der Handball-Frauen der SG BBM Bietigheim, posiert mit Trainer Markus Gaugisch mit dem Triple.
Lena Backhaus (l.), Geschäftsführerin der SG BBM Bietigheim, arbeitet an der Erhöhung der Sichtbarkeit des Frauen-Handballs. (dpa / picture alliance / Marco Wolf)
Der dritte Streich ist gelungen: Die Handballerinnen der SG BBM Bietigheim konnten am Sonntagabend den DHB-Pokal der Frauen nach dem klaren 39:25-Sieg über die HSG Bensheim Auerbach erneut in die Höhe recken. Und damit die eigene Erfolgsgeschichte weiterschreiben.
Doch die allgemeine Lage im Frauen-Handball bietet wenig Anlass zum Jubeln, denn in finanzieller Hinsicht ist sie für viele Klubs prekär. Mehrere Vereine mussten in den vergangenen Wochen ihre Teams in der 2. und 3. Handball-Bundesliga wegen finanzieller Nöte abmelden. Es fehlen Sponsoren – und damit Geld.
Schwierige Umstände für Sponsorensuche
Das unterstrich auch die Bietigheimer Geschäftsführerin Lena Backhaus im Deutschlandfunk-Gespräch: "Grundsätzlich ist es im Moment nicht die beste Lage, um neue Sponsoren zu bekommen, oder auch die bisherigen zu halten." Corona-Pandemie, Energiekrise, Ukraine-Krieg sorgten für eine schwierige wirtschaftliche Situation vieler Unternehmen.
Backhaus, die das Amt in Bietigheim im September 2021 übernahm, bewertet dabei den deutschen Frauen-Handball als grundsätzlich attraktiv für mögliche Sponsoren. Sie betonte die niedrigen Einstiegskosten und appellierte im Dlf an Firmen, der zunehmenden Sichtbarkeit des Frauen-Handballs zu vertrauen und nicht auf Vergangenheitswerte zu blicken aus Zeiten, in denen die Reichweite noch ernüchternder war.
Backhaus: „Das A und O sind die Nationalmannschaften“
Als wichtiges Zugpferd für eine Verbesserung der finanziellen Situation benannte Backhaus die Nationalteams in Verbindung mit großen Turnieren. 2025 wird die Frauen-Handball-WM in Deutschland ausgetragen. Eine Chance, findet die Bietigheimer Geschäftsführerin: "Das A und O sind die Nationalmannschaften, um die Liga voranzubringen. Wenn der ein oder andere öffentlich-rechtliche Sender eine Übertragung umsetzt, ist der Sport einfach greifbar."
Die Liga solle fernab davon auch weiter professionalisiert werden. Es gebe einen Grundlagenvertrag mit dem Deutschen Handballbund (DHB). Klar sei jedoch, dass die Klubs bei dieser Weiterentwicklung in Vorleistung gehen müssen. "Da brauchen wir einfach Unternehmen", betonte Backhaus die Wichtigkeit von Sponsoren und fügte an: "Weil nicht wie etwa im Fußball ein großer prozentualer Anteil der Einnahmen aus Fernsehgeld erfolgt."
Auch den DHB und die Liga-Verantwortlichen der Handball-Bundesliga der Frauen (HBF) nahm Backhaus in die Pflicht, "noch mehr zu investieren" in den Frauensport.