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Zyklone, Fluten, Erdgasboom
Das südliche Afrika und die Klimakrise

Zyklone, Dürren, Fluten: Der Süden Afrikas ist stark von den den Folgen des Klimawandels betroffen. Gleichzeitig setzen die Regierungen in Ländern wie Mosambik stark auf die Erdgas-Förderung, was die Treibhausgasemissionen weiter anheizen dürfte.

Von Stefan Ehlert | 21.11.2022
Ein vom World Food Programme aufgenommenes Bild zeigt die vom Zyklon "Idai" überschwemmte Landschaft um Nicoadala in Mosambik. Das braune Wasser reicht bis zum Horizont, es ragen Bäume, Hütten und Gebüsch heraus.
So sah es 2019 in Mosambik nach Zyklon Idai aus. Nach Angaben der Regierung fehlen bis heute noch zwei Milliarden Euro für den Wiederaufbau. (picture alliance / World Food Programme)
Die Motorsägen stehen nicht still in diesen Tagen auf der Ilha de Moçambique. Die kleine Insel vor der Küste des südostafrikanischen Landes gehört zum Weltkulturerbe. Im März fegt Zyklon Gombe darüber hinweg. Danach ist die Insel kaum wiederzuerkennen, so viele Baumriesen hat der Sturm gefällt.
Wochenlang gibt es keinen Strom, da die Leitungsmasten umgefallen sind. Die Schäden seien erheblich, sagt Reiseführer Fernando Mucussete. Der 27-Jährige ist auf der Ilha de Moçambique geboren.

Das ist wohl wahr, dass uns der Zyklon Probleme bereitet hat. Es gab sogar eine Tote, sie lag krank im Haus, als das Dach über ihr einbrach. Andere Dächer sind weggeflogen, und viele Mauern sind eingestürzt.“
Fernando Mucussete
Reiseführer Fernando Mucussete (Deutschlandradio/Stefan Ehlert)

Mosambik ist unter den fünf meistgefährdeten Staaten weltweit

Die Mauern haben dem Druck des Windes nicht standgehalten. Am schlimmsten war das Armenviertel betroffen – dort stand das Wasser den Menschen bis zur Brust. 3.000 der Bewohner werden nach dem Zyklon ans nahe Festland umgesiedelt, doch auch dort hat der Sturm gewütet und Zehntausende Menschen um Ernten, Vorräte und Behausungen gebracht.
Mosambik, so heißt es auf der Website des Umweltministeriums, habe in Folge des Klimawandels jedes Jahr mit Zyklonen, Dürren und Überflutungen zu rechnen. Der jüngste „Global Climate Risk Index“ der deutschen Nichtregierungs-Organisation Germanwatch sieht das Land unter den fünf meistgefährdeten Staaten. Wer aber bezahlt für die durch die Klimakrise angerichteten Schäden?
Auch darum ging es auf der am Wochenende zu Ende gegangenen Klimakonferenz im ägyptischen Scharm el-Scheich: Um einen Milliardenschweren Fonds zur Entschädigung der wirtschaftlich armen Länder für Klimaschäden, die sie nicht zu verantworten haben. Auch Mosambik hatte sich dafür eingesetzt und kann – nachdem in Ägypten die Einrichtung dieses Fonds beschlossen wurde – damit rechnen, künftig für Klimaschäden entschädigt zu werden. Wie genau das funktionieren wird, soll beim nächsten Klimagipfel ausgearbeitet werden, doch schon die Ankündigung weckt in Mosambik große Hoffnungen.
Daniel Ribeiro ist Mitbegründer der mosambikanischen Umweltschutzorganisation Justiça Ambiental. Umweltgerechtigkeit heißt das übersetzt. Die Organisation kümmert sich vor allem um die sozialen Folgen von Umweltzerstörung. In seinem Büro in Maputo zeigt Ribeiro auf dem Bildschirm seines Laptops, mit welcher Intensität die Zyklone heute zuschlagen – im Unterschied zu früher.
"Das da sind die jüngsten Zyklone. Und wir können sehen, dass die Wirbelstürme bis zum Jahr 2000 Windgeschwindigkeiten von maximal 150 Stundenkilometern aufweisen. Danach werden sie stärker und 2019 mit den Zyklonen Idai und Kenneth haben wir zum ersten Mal Zyklone, die schneller sind als 200 Stundenkilometer."
Mindestens 600 Tote gab es damals allein in Mosambik. Hunderttausende Menschen wurden obdachlos, Tausende Schulen zerstört. Nach Angaben der Regierung fehlen noch zwei Milliarden Euro für den Wiederaufbau allein dessen, was 2019 zerstört wurde.
Was tun? Wie kann sich Mosambik auf die bevorstehenden Wetterextreme vorbereiten? Dazu zählen langanhaltende Dürrephasen, aber auch ein größeres Risiko von Überflutungen in tiefer gelegenen Siedlungsgebieten.
In Chizivane, einem Dorf an der mosambikanischen Küste, deutet der Fischer Joaquím Tinga auf einen Streifen junger Mangrovenbäume. Vor fünf Jahren, als ein Zyklon das Dorf unter Wasser setzte, habe es den kleinen Mangrovenwald noch nicht gegeben – jetzt sei die Lage etwas besser.

"Es geht uns nicht schlecht, aber optimal ist die Lage auch nicht. Der Klimawandel lässt unsere Fangmengen schrumpfen. Immerhin helfen wir hier in unserem Gebiet mit, die Mangroven und das Ökosystem zu schützen. Die Mangroven verhindern Erosion, sie schützen uns vor dem Wind. Wir akzeptieren es nicht in unserer Gemeinde, dass jemand die Mangroven fällt. Niemals."
Fischer Joaquím Tinga
Fischer Joaquím Tinga (Deutschlandradio/Stefan Ehlert)
Mit Unterstützung einer lokalen Umweltschutzorganisation namens "Ocean Revolution" haben die Dörfler nun in ihrer Bucht permanente Schutzzonen nicht nur für Mangroven, sondern auch für Fische und Tintenfische eingerichtet. Außerdem haben sie ihre landwirtschaftliche Produktion an Land ausgeweitet – die Frauen bauen jetzt nicht nur Maniok an, sondern auch Salat, Zwiebeln, Paprika und vieles mehr, auch Enten und Hühner züchten sie, um vom Ertrag des Meeres unabhängiger zu werden.
Die Organisation "Ocean Revolution" will die lokale Bevölkerung darauf vorbereiten, besser mit Wetterextremen fertig zu werden. "Adaptation" heißt das in der Expertensprache, die Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Das umfasst Aufklärung, die Bereitstellung von Infrastruktur, Wiederaufforstung oder eben auch den Schutz von Mangroven und Biodiversität – doch all das kostet viel Geld, sagt Toneco Cabral, der Gründer von "Ocean Revolution". Der 33-jährige Ökologe erwartet jetzt erhebliche Finanzzusagen der reichen Länder, damit sich die Menschen auf die Folgen des Klimawandels vorbereiten könnten.
"Das ist ganz klar, dass die Konferenz uns helfen kann. Da werden finanzielle Verabredungen getroffen, die den Gemeinden in Mosambik helfen können, ihre Umwelt zu schützen. Umgekehrt hat Mosambik hat eine ganze Reihe von Möglichkeiten, die Effekte des Klimawandels zu bekämpfen, mit Hilfe der Gemeinden vor Ort. Die Zusagen sind nicht nur für unsere Regierung."
Global verhandeln, lokal umsetzen - so sieht es Toneco Cabral. Die reichen Länder hätten das Geld - Mosambik habe die natürlichen Ressourcen, um der Welt beim Klimaschutz zu helfen.
Das sieht auch Adelia Mondlane so. Die 26-jährige Umweltingenieurin arbeitet für die Umweltschutzorganisation Repensar Bei der Wiederaufforstung und dem Schutz der Ozeane könne Mosambik mit seinen großen Nationalparks und seiner fast 3.000 Kilometer langen Küstenlinie einen wichtigen Beitrag leisten, aber nur, wenn auch wirklich Geld von den reichen Ländern kommt. Ihrer Meinung nach muss zudem viel stärker überwacht werden, ob die einzelnen Nationen ihre Klimaschutzzusagen auch einhalten.
"Hier geht es um unsere Zukunft. Wir, die jungen Menschen und die Kinder – wir müssen mit dem Klimawandel fertig werden. Mit der Klimakonferenz hört es nicht auf, es fängt gerade erst an, wir müssen bei diesen Klimafragen viel stärker einbezogen werden."

Mosambik verfügt über große Kohlevorkommen, erzeugt aber keinen Strom

Wie bei anderen Klimakonferenzen in afrikanischen Länder – ob in Nairobi oder Marrakesch – stand auch in Scharm el-Scheich Afrika groß auf der Tagesordnung. Wie selten zuvor profilierte sich dabei Mosambik als Vorkämpfer für die Interessen der wirtschaftlich ärmeren Länder und bewertet den Ausgang des Gipfels als Riesenerfolg. Auch, weil die Konferenz-Beschlüsse Mosambiks geplanten Erdgasgeschäften keine Hürden in den Weg legen. Das Land sieht sich auch weiterhin als künftiger Energie-Hub. Denn von Mosambik aus, so stellt es die Regierung da, könne die Energiewende im ganzen südlichen Afrika ausgehen. Sein Land könne die Nachbarstaaten, allen voran Südafrika, mit sauberer Energie versorgen, mit Strom aus Wasserkraftwerken. Die eigenen Kohlevorkommen müsse man dafür nicht verstromen, so Mosambiks Präsident Filipe Nyusi auf der Klimakonferenz in Ägypten.
"Eines will ich hier mal unterstreichen: Wir müssen nicht darüber streiten, ob wir unsere Kohlekraftwerke in Mosambik schließen oder nicht. Wir haben keine."
Ein Seitenhieb auf Südafrika war das und vielleicht auch auf Deutschland. Mosambik verfügt zwar über große Kohlevorkommen, erzeugt damit aber keinen Strom. Ein geplantes Kraftwerk wurde nicht realisiert. Der Strom wird fast ausschließlich mit Wasserkraft erzeugt und größtenteils exportiert, auch weil es in Mosambik an Leitungen zu den Verbrauchern fehlt. Der Ausstoß an Kohlendioxid der 32 Millionen Mosambikaner ist dementsprechend gering. Er liegt nach Weltbankdaten bei nur 250 Kilogramm pro Person und Jahr. Zum Vergleich: Südafrikanische Staatsbürger – und übrigens auch deutsche – verursachen im Jahr 30 Mal so viel schädliche Treibhausgase.
Südafrika gehört zu den 15 Ländern mit dem höchsten Treibhausgasausstoß auf der Welt und ist bei der Stromversorgung noch immer zu 80 Prozent auf Kohle angewiesen, sehr zum Ärger der dortigen Klima- und Umweltschutzbewegung. Brandon Abdinor ist Anwalt des Zentrums für Umweltrecht in Johannesburg. Er erklärt, dass Südafrika in seiner Geschichte immer auf Kohle gesetzt habe, weil sie im Land vorhanden und leicht zu nutzen war. Und weil es eine starke Lobby gebe.
Das Kohlekraftwerk Kendal in Südafrika
Das Kohlekraftwerk Kendal in Südafrika (AFP)
"Ganz offensichtlich gibt es immer noch starke Interessengruppen im Land, die an der Kohle festhalten wollen: die Minenarbeiter, die Zulieferer. Jeder, der in die Technologie investiert hat, wäre mehr als glücklich, sie am Laufen zu halten."
Doch ohne einen Abschied von der Kohle in Südafrika sind die Klimaschutzziele der Welt, allen voran die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad, wohl kaum einzuhalten. Südafrika hätte die Möglichkeit, auf die theoretisch reichlich vorhandene Wind- und Sonnenkraft umzusteigen. Dafür haben westliche Geber während der Klimakonferenz mehr als acht Milliarden Euro bereitgestellt, damit Südafrika sich von der Kohle lösen kann. Für Brandon Abdinor ist das eines der besten Signale während der Konferenz, die ansonsten aus seiner Sicht enttäuschend verlaufen ist.
"Es gab keine signifikanten Zusagen, die Emissionen weiter zu verringern. Die Anpassung an die Folgen des Klimawandels ist nur der kleine Neffe der Emissionsvermeidung und bleibt in der Finanzierung weit unter dem notwendigen Niveau. Von den 100 Milliarden Dollar, die die Industriestaaten versprochen hatten, ist noch nichts zu sehen. Das Thema Verlust und Schadenersatz steht jetzt immerhin auf der Tagesordnung."
Aber die Einzelheiten der Kompensationsregelung sind noch unklar.
Sehr kritisch sieht Anwalt Abdinor, dass die Welt zunehmend auf Erdgas setze, statt den Abschied von den fossilen Energieträgern zu beschleunigen. Allen voran das südliche Afrika, obwohl es schon heute so stark von den Folgen des Klimawandels betroffen sei.
"Sehr beunruhigend ist die starke Tendenz, von Kohle nun auf fossiles Erdgas umzusteigen. Das würde uns an eine andere fossile Energie binden. Es gibt eine starke Bewegung dafür und eine dagegen. Dieses Gerede vom Erdgas als Brückentechnologie ist irreführend. Es kann sein, dass wir es nutzen für Peaks, Verbrauchsspitzen, wenn die Erneuerbaren nicht liefern."

Viele Länder im südlichen Afrika sehen das so: Unser Gas ist sauber

In vielen Ländern Afrikas träumt man nun vom Erdgasreichtum, in Tansania, in Namibia und vor allem in Mosambik. Dort liegen rund 4,25 Billionen Kubikmeter Erdgas unter dem Meer, eines der größten Vorkommen in Afrika. Das Land hat noch vor Ende der Klimakonferenz den ersten Tanker mit offshore - also vor der Küste - gefördertem Flüssiggas nach Europa auf den Weg gebracht. Niemand in der Regierung Nyusi macht einen Hehl daraus, dass man in Maputo unter einer "gerechten Energiewende" auch die Ausbeutung der eigenen Erdgasreserven versteht. Seit Jahren wirbt Florival Mucave, Chef der mosambikanischen Energiehandelskammer, für die nach seiner Auffassung grüne und saubere Energiequelle Erdgas.
"Wir glauben, dass unser Erdgas weniger Kohlenstoff enthält und sauberer ist, es ist eine Energie des Übergangs. Und auch die Europäische Union hat ja schon entschieden, dass es eine grüne Energie ist. Sie nennen das Propaganda? Die Frage ist, wie lange der Übergang dauern wird. Es ist eine fossile Energiequelle, aber sauberer als Kohle und Erdöl."
Auch andere Länder Afrikas sehen das so: unser Gas ist sauber. Anders als früher äußert sich Lobbyist Mucave auf einer Energiekonferenz in Maputo auch zum Potenzial der Solar- und Windenergie, doch die habe "keine Tradition" im Land. Der Anteil des Solarstroms liegt im sonnenverwöhnten Mosambik noch immer bei unter einem Prozent, Windkraft dürfte kaum messbar sein. Es fehlen Standards, Zollerleichterungen oder Subventionen, um Erneuerbare Energien, die anderswo längst etabliert sind, auch in Mosambik voranzubringen. Es gibt zwei mittelgroße Solarkraftwerke, aber ohne Strom-Speicher.
Florival Mucave favorisiert auch deshalb das Erdgas. Er fordert sogar, dass Mosambik seine Vorkommen bei Bedarf länger als bis 2050 fördern und nutzen darf. Das Ziel der Treibhausgasneutralität, wie es im Pariser Abkommen verabredet wurde, dürfe für ein so armes Land wie Mosambik kein Hinderungsgrund sein.
"Wenn wir erkennen, dass wir unser Erdgas länger nutzen müssten als bis 2050, um unser Land zu entwickeln, dann ist das ein nationales Interesse, das in Betracht gezogen werden sollte."
Die Branche vernimmt die Worte mit Wohlgefallen und macht Druck. Denn je später die Produktion beginnt, desto geringer könnte der Zeitraum ausfallen, in dem mit Mosambiks Erdgas noch Geld verdient werden kann.
Der US-Amerikaner Ray Leonard arbeitet als Berater in der Energiebranche und setzt sich für die Erdgasförderung ein. Er sagt, er sehe Eile geboten, weil die Treibhausgas-Emissionen auf der Welt schnell verringert werden müssten und dabei könne das Erdgas hilfreich sein.
"Mosambik hat eines der größten Erdgasvorkommen der Welt, und es wäre ein großer Fortschritt zu versuchen, dieses Gas als weniger klimaschädliche Energiequelle und als Ersatz für Kohle in Südafrika und im südlichen Afrika anzubieten. Gleichzeitig kann Flüssiggas nach Süd- und Ostasien geliefert werden. Aber sie müssen das so hinkriegen, dass kein Methan entweicht, man muss die Lecks schließen. Das hat eine Analyse auf der Basis von Satellitenbildern ja gerade gezeigt: Wenn Du das Methan nicht kontrollieren kannst, verlierst Du alle Vorteile, die das Erdgas gegenüber der Kohle hat."

In Mosambik gibt es nur wenige, die die Erdgaslegende hinterfragen

Denn bei der Erdgasgewinnung wird Methan freigesetzt. Jedes Kilo davon hat die zig-fache Treibhausgaswirkung eines Kilos CO2, wenngleich es nicht so lange so wirksam bleibt. Für eine schnelle Verringerung der Treibhausgasbelastung wäre also auch ein Ende des Methan-Ausstoßes dringend nötig.
Vertreter der Erdgasindustrie versprechen, den Methanausstoß durch bessere Ventile einzudämmen. Den CO2-Ausstoß ihrer Arbeit werde man in Form von CarbonCaptureStorage-Verfahren einlagern, also die Treibhausgase einfangen und im Boden speichern – das aber ist ein teures und energieintensives Unterfangen. Daniel Ribeiro von Mosambiks Umweltschutzorganisation Justiça Ambiental ist skeptisch.
"Ich glaube denen nicht. Das Problem ist doch, dass die Industrie mit ihren Zahlen immer nur 30 oder 50 Prozent der wirklichen Emissionen zugegeben hat. Und sie erkennen das immer noch nicht an. Immer noch behaupten sie, sie könnten den Ausstoß senken. Aber ihre Zahlen ergeben für mich keinen Sinn."
In Mosambik gibt es dennoch nur wenige Stimmen, die die Erdgasförderung kritisch hinterfragen, trotz all der Zyklone, Dürren und anderer Folgen des Klimawandels.
Daniel Ribeiro sagt, dass es ihm am liebsten wäre, Mosambiks Erdgas bliebe im Boden – die möglichen Erlöse für sein Land würden maßlos überschätzt.
"Ja, das sehen wir so im Moment. Wenn wir das Erdgas fördern, sind die Kosten sehr hoch. Aber die bestehenden Verträge, die unser Staat hat, sind fürchterlich. Sie sehen nur sehr bescheidene Einnahmen vor."

Sein Erdgas hat Mosambik bislang noch nicht viel Glück gebracht

Es gibt Hinweise darauf, dass mit den Gasfeldern nur ein Bruchteil der erwarteten Einnahmen für Mosambik erwirtschaftet werden könnte, nur 18 statt 50 Milliarden Euro, das meiste davon erst nach 2040.
Die deutsche Bundesregierung rät Mosambik inzwischen, von weiteren Investitionen in die fossile Energie-Infrastruktur abzusehen. Im Bundestagsausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist der Grünen-Abgeordnete Jan-Niclas Gesenhues für Mosambik zuständig. Er sagt, dass Mosambik als souveräner Staat das Recht habe, seine Ressourcen zu nutzen. Dennoch plagt den Umwelt- und Energiefachmann schon länger die Sorge, welche Folgen die Erdgasförderung dort haben könnte.
"Aus Klima- und auch aus Naturschutzsicht ist das natürlich verheerend, in diesem riesigen Umfang, wie das jetzt geplant ist, Gas im Indischen Ozean auszubeuten und darüber hinaus führt das zu massiven sozialen Sprengkräften, was wir im Moment ja auch beobachten."
Im Norden Mosambiks gibt es einen bewaffneten Konflikt, in der erdgasreichen Provinz Cabo Delgado. Der Krieg zwischen Regierung und radikalen Islamisten dort hat schon mehr als 4.000 Menschenleben gefordert, mehr als 800.000 Menschen flohen vor der Gewalt.
Übergangslager für Geflüchtete in Cabo Delgado, Mosambik, Sommer 2021
Dieses Übergangslager für Geflüchtete befindet sich in der erdgasreichen Provinz Cabo Delgado im Norden des Landes (imago / Le Pictorium / Chris Huby)
Sein Erdgas hat Mosambik bislang noch nicht viel Glück gebracht. Doch auch nach der 27. Weltklimakonferenz setzen Mosambik und das südliche Afrika weiter auf ihre fossilen Energievorkommen.