Hindi. Rund 350 Millionen Menschen sprechen und schreiben in dieser Sprache, die meisten davon leben in Indien. Dementsprechend groß ist der Literaturbedarf auf dem Subkontinent. Rund 60.000 Bücher erscheinen jedes Jahr, knapp 10.000 davon in Hindi. Literatur, von der in Deutschland aber kaum jemand Notiz nimmt, weil es an Übersetzungen mangelt. Ein Partnerprojekt zwischen der Freien Universität Berlin und der Delhi University will das ändern.
"Wir übersetzen einen Roman aus dem Hindi ins Deutsche. Und das ist ein Roman, das war uns relativ wichtig, der noch nicht ins Englische übersetzt wurde. Das ist ja viel bei indischer Literatur der Fall, das sie auch auf Englisch erscheint oder erst ins Englische übersetzt wird. Und wir wollten ein Buch, bei dem das nicht der Fall ist, sondern den direkten Weg Hindi-Deutsch wählen."
Seit Juni schon arbeitet die deutsche Literaturstudentin Annette Klein zusammen mit fünf deutschen und sechs indischen Kommilitonen an dem Text. Zuerst waren die Inder drei Monate in Berlin, nun wohnen die deutschen Studierenden in New Delhi. Die Finanzierung übernimmt der Deutsche Akademische Austauschdienst. Doch trotz eines Hindi-Kurses und viel Vorarbeit war für die jungen Deutschen der Einstieg in den indischen Alltag nicht ganz leicht. Nora Böckl erzählt vom ersten Sinnesrausch:
"Auf jeden Fall Gerüche, gute wie nicht so gute. Ja, Chaos, Lärm, buntes Treiben irgendwie, aber auch eine gewisse Spiritualität, an jeder Ecke gibt es einen Tempel oder es wird grad eine Art von Zeremonie abgehalten. Es ist nicht unmittelbar leicht zu dieser Welt einen Zugang zu finden, aber wenn man das schafft, dann ist es irgendwie auch wahnsinnig bereichernd, weil man nicht nur viel über fremde Kulturen lernt, sondern auch über sich selbst."
Um die schwere Sprache und auch die kulturellen Unterschiede optimal zu transportieren, arbeiten Deutsche und Inder zu Zweit an jeweils einem Kapitel des Romans. Die indischen Studierenden, die alle an der Uni in Delhi Germanistik studieren, erstellen eine deutsche Rohfassung, die dann von ihren deutschen Partnern lektoriert wird. Und die haben damit so ihre Probleme:
"Ja, also da kommt ein Mädchen und die trägt Reis im Conch ihres Saris. Und das Oberteil des Saris besteht aus so einer Stoffbahn quasi, und wenn die auf eine bestimmt Art und Weise geknotet wird, ist das ein Conch, und wenn das nicht geknotet ist, ist es ein Ahnschal. Und von der Satzstruktur her, in dem diese Worte vorkommen, müsste ich sie eigentlich auch mit einem Wort übersetzen, weil es sonst sehr, sehr hässlich wird, aber finde mal ein Wort, dass das beschreibt."
Ein halbes Jahr soll es insgesamt dauern, bis die 120 Seiten des Romans "Tarpan" von Shiv Murti übersetzt sind. Fast täglich gibt es Kolloquien, in denen Fortschritte und Probleme diskutiert werden.
Doch trotz Treffen, intensiver Recherche und Unterstützung durch den Autor wird es wohl länger dauern. Denn in der indischen Sprache stecken Konzepte und Bedeutungen, die dem deutschen Leser fremd sind. Etwa das Kastensystem, Wertvorstellungen oder die vielschichtigen Verwandtschaftsverhältnisse indischer Familien.
Aber nicht nur Sprachschwierigkeiten, auch unterschiedliche Arbeitsauffassungen verzögern manchmal den Prozess, wie Himanshu, Teilnehmer von indischer Seite, schmunzelnd erzählt:
"Ja, ich bin auch sehr überpünktlich, ich habe manchmal auch von Deutschen gehört, dass ich bin eine Ausnahme. Aber ich merke solche Sachen auch, die sind so pünktlich, und wir müssen auch so pünktlich sein, so dass die anderen nicht auf uns warten sollen. Es gibt immer Unterschiede."
Trotzdem klappt die Zusammenarbeit mehr als gut und darüber, was mit dem Buch passieren soll, sind sich sowieso alle einig:
"Das soll erscheinen und ganz viele deutsche Leser finden, das ist die Hoffnung."
"Wir übersetzen einen Roman aus dem Hindi ins Deutsche. Und das ist ein Roman, das war uns relativ wichtig, der noch nicht ins Englische übersetzt wurde. Das ist ja viel bei indischer Literatur der Fall, das sie auch auf Englisch erscheint oder erst ins Englische übersetzt wird. Und wir wollten ein Buch, bei dem das nicht der Fall ist, sondern den direkten Weg Hindi-Deutsch wählen."
Seit Juni schon arbeitet die deutsche Literaturstudentin Annette Klein zusammen mit fünf deutschen und sechs indischen Kommilitonen an dem Text. Zuerst waren die Inder drei Monate in Berlin, nun wohnen die deutschen Studierenden in New Delhi. Die Finanzierung übernimmt der Deutsche Akademische Austauschdienst. Doch trotz eines Hindi-Kurses und viel Vorarbeit war für die jungen Deutschen der Einstieg in den indischen Alltag nicht ganz leicht. Nora Böckl erzählt vom ersten Sinnesrausch:
"Auf jeden Fall Gerüche, gute wie nicht so gute. Ja, Chaos, Lärm, buntes Treiben irgendwie, aber auch eine gewisse Spiritualität, an jeder Ecke gibt es einen Tempel oder es wird grad eine Art von Zeremonie abgehalten. Es ist nicht unmittelbar leicht zu dieser Welt einen Zugang zu finden, aber wenn man das schafft, dann ist es irgendwie auch wahnsinnig bereichernd, weil man nicht nur viel über fremde Kulturen lernt, sondern auch über sich selbst."
Um die schwere Sprache und auch die kulturellen Unterschiede optimal zu transportieren, arbeiten Deutsche und Inder zu Zweit an jeweils einem Kapitel des Romans. Die indischen Studierenden, die alle an der Uni in Delhi Germanistik studieren, erstellen eine deutsche Rohfassung, die dann von ihren deutschen Partnern lektoriert wird. Und die haben damit so ihre Probleme:
"Ja, also da kommt ein Mädchen und die trägt Reis im Conch ihres Saris. Und das Oberteil des Saris besteht aus so einer Stoffbahn quasi, und wenn die auf eine bestimmt Art und Weise geknotet wird, ist das ein Conch, und wenn das nicht geknotet ist, ist es ein Ahnschal. Und von der Satzstruktur her, in dem diese Worte vorkommen, müsste ich sie eigentlich auch mit einem Wort übersetzen, weil es sonst sehr, sehr hässlich wird, aber finde mal ein Wort, dass das beschreibt."
Ein halbes Jahr soll es insgesamt dauern, bis die 120 Seiten des Romans "Tarpan" von Shiv Murti übersetzt sind. Fast täglich gibt es Kolloquien, in denen Fortschritte und Probleme diskutiert werden.
Doch trotz Treffen, intensiver Recherche und Unterstützung durch den Autor wird es wohl länger dauern. Denn in der indischen Sprache stecken Konzepte und Bedeutungen, die dem deutschen Leser fremd sind. Etwa das Kastensystem, Wertvorstellungen oder die vielschichtigen Verwandtschaftsverhältnisse indischer Familien.
Aber nicht nur Sprachschwierigkeiten, auch unterschiedliche Arbeitsauffassungen verzögern manchmal den Prozess, wie Himanshu, Teilnehmer von indischer Seite, schmunzelnd erzählt:
"Ja, ich bin auch sehr überpünktlich, ich habe manchmal auch von Deutschen gehört, dass ich bin eine Ausnahme. Aber ich merke solche Sachen auch, die sind so pünktlich, und wir müssen auch so pünktlich sein, so dass die anderen nicht auf uns warten sollen. Es gibt immer Unterschiede."
Trotzdem klappt die Zusammenarbeit mehr als gut und darüber, was mit dem Buch passieren soll, sind sich sowieso alle einig:
"Das soll erscheinen und ganz viele deutsche Leser finden, das ist die Hoffnung."