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Vor 100 Jahren geboren
Yma Sumac - die "Nachtigall der Anden"

"Nachtigall der Anden" hat man sie genannt: die Sängerin Yma Sumac. Aus ihrer Heimat bewegte sie sich weit weg: nach Hollywood, wo sie in den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine große internationale Karriere startete.

Von Victoria Eglau | 10.09.2022
Yma Sumac auf einer Aufnahme aus dem Jahr 1954
Yma Sumac auf einer Aufnahme aus dem Jahr 1954 (imago images / Mary Evans )
1950: Die peruanische Sängerin Yma Sumac nimmt ihre erste Schallplatte in den USA auf: "Voice of the Xtabay". Das Album mit den exotisch anmutenden Klängen avanciert zum Bestseller, in kurzer Zeit werden mehr als 500.000 Platten verkauft. Einige Jahre zuvor sind Sumac und ihr Mann, der Musiker und Komponist Moisés Vivanco, aus Peru in die Vereinigten Staaten gekommen, um hier ihr Glück zu versuchen.

Viereinhalb bis fünf Oktaven umfassende Stimme

In New York haben sie wenig Erfolg, aber als sie nach Hollywood ziehen, gelingt Yma Sumac mit ihrer erstaunlichen, viereinhalb bis fünf Oktaven umfassenden Stimme rasch der Durchbruch. Dem Publikum wird sie als „Inka-Prinzessin“ präsentiert. 
“Ich wurde in Peru geboren, in einem Dorf mit 200 Einwohnern namens Ichocán. Morgens früh ging ich nach draußen, um mit den Vögeln zu singen. Ich machte die Vogelstimmen und alle Arten von Tiergeräuschen nach."
Yma Sumac, so der Künstlername der Sängerin, kam am 10. September 1922 - andere Quellen nennen den 13. September – zur Welt als Zoila Augusta Emperatriz Chávarri del Castillo. Ihr Vater war Händler, die Familie zog aus der Provinz nach Callao nahe der Hauptstadt Lima. Für ein Studium der begabten Tochter am Konservatorium reichte das Geld nicht – Yma Sumac bildete sich selbst fort. Als junge Frau lernte sie den Musiker und Komponisten Moisés Vivanco kennen, der sie in sein bekanntes Volksmusik- und Tanzensemble Companía Peruana de Arte aufnahm.

Erfolgreiches Liebespaar

Sumac und Vivanco wurden ein Liebespaar, 1942 heirateten sie. Vor allem aber waren sie in musikalischer und unternehmerischer Hinsicht ein höchst erfolgreiches Team. Bald begannen sie, in ganz Lateinamerika aufzutreten. In Argentinien nahmen sie 1943 ihr erstes Album mit peruanischer Folklore-Musik auf, darunter das Lied "Amor Indio".

Der Beginn ihrer Karriere in den USA Ende der 40er Jahre markierte für Yma Sumac einen musikalischen Stilwechsel - angestoßen von ihrem Partner Moisés Vivanco, wie die peruanische Historikerin Carmen McEvoy in einem Vortrag erklärt: 

"Er war der erste, der mit der heute so populären Fusion-Musik begann. Vivanco begriff, dass er sich musikalisch mit anderen Genres verbinden musste, um einen Dialog mit der Welt zu führen."
Yma Sumac bei einer Ehrung im Regierungspalast von Peru im Jahr 2006
Yma Sumac bei einer Ehrung im Regierungspalast von Peru im Jahr 2006 (imago / ZUMA Press )

US-Amerikaner und Europäer begeistert

Yma Sumac mischte fortan Anden-Musik mit Jazz, Mambo und Boogie Woogie. Die geheimnisvolle Ausstrahlung der südamerikanischen Diva und die fremdartigen Laute – mal schrill, mal guttural-grollend –, die sie ihrer einzigartigen Stimme entlockte, begeisterten das US-amerikanische und bald auch das europäische Publikum.
“Yma Sumac und Moisés Vivanco benutzten das Image des unbekannten Perus, um die damals große Nachfrage nach Exotik zu befriedigen. Nicht Hollywood erfand Yma Sumac, sondern sie und ihr Mann überzeugten Hollywood, dass sie gut waren und dass sich mit ihrem exotischen Image Geld verdienen ließ … en el negocio.”

In ihrer Heimat dagegen warfen manche der Sängerin vor, sie präsentiere im Ausland nicht die authentische peruanische Kultur. Yma Sumac trat in Hollywood-Filmen und am Broadway auf, am erfolgreichsten aber war sie über Jahrzehnte hinweg mit ihrer Musik. Immer wieder erfand sie sich neu. Schließlich wurde ihr auch in ihrem Geburtsland Anerkennung zuteil: 2006 erhielt sie den höchsten staatlichen Orden El Sol del Perú. Zwei Jahre später starb Yma Sumac in ihrer Wahlheimat Los Angeles im Alter von 86 Jahren.