Kommentar zur Kölner OB-Kandidatur
DOSB-Chef Burmester und sein Abgang in die erste Reihe

DOSB-Chef Torsten Burmester geht für die SPD als OB-Kandidat in Köln ins Rennen. Er wolle den Schritt in die erste Reihe wagen, sagt er. Dabei müsste Burmester nach Verfehlungen bei der Vergabe der World Games beim DOSB Verantwortung übernehmen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Andrea Schültke |
Torsten Burmester, DOSB-Vorstandsvorsitzender, lächelt bei einer Pressekonferenz.
Der DOSB-Vorstandsvorsitzende Torsten Burmester will Oberbürgermeister von Köln werden. (picture alliance / dpa / Marijan Murat)
Da will einer mit bald 62 durchstarten, die richtig große politische Karriere machen. "Ich war immer in der zweiten Reihe", sagt Torsten Burmester, "jetzt wage ich den Schritt in die erste". Die ist für den SPD-Mann wohl in Köln.
Der Ex-Referent von Ex-Bundeskanzler Schröder und der Ex-Vize-Abteilungsleiter Sport im Bundesinnenministerium, will wieder Politik machen. Als wäre nicht gerade das seine Aufgabe gewesen als Vorstandschef des DOSB – Lobbyarbeit machen für alle anstehenden Sportprojekte auf allen politischen Ebenen.
Warum er lieber OB werden als beim DOSB bleiben will, sagt Burmester bei der Kandidatenkür nicht. Das gebiete die Transparenz und das Neutralitätsgebot.

DOSB soll aus den Medien von OB-Plänen erfahren haben

Dabei scheint es mit dieser Transparenz nicht so weit her. Von den OB-Plänen seines obersten Hauptamtlers soll der DOSB erst aus den Medien erfahren haben. Und ist über diese Art der Transparenz so pikiert, dass er noch während der Kandidatenkür Burmesters von einem "Wechsel an der Spitze" schreibt. Heißt: Der neue OB-Kandidat wird gefeuert und wohl zeitnah Ex-Vorstandschef des DOSB.
Zweieinhalb Jahre war Torsten Burmester im 28 Millionen Mitgliedschaften zählenden Sport-Deutschland der Mann fürs operative Geschäft. Aufgabe: Umsetzen, was das Präsidium ihm aufgegeben hat. Etwa für mehr DOSB-Mitsprache zu sorgen beim geplanten Sportfördergesetz. Das ist durch das Ampel-Aus aber wahrscheinlich ohnehin erstmal auf Eis gelegt.
Burmester musste rechtfertigen, warum der Leistungssport immer mehr Geld braucht, aber die Bedingungen für Athletinnen und Athleten nicht so verbessert, dass die die erwarteten Medaillen auch gewinnen können. Der Vorstandschef musste die vor sich hin stolpernde Olympiabewerbung und deren tatsächlich für möglich gehaltenen Erfolg als Rettung des sozialen Friedens im Land verkaufen, als Idee, die von einer breiten Zustimmung der Bevölkerung getragen und nahezu herbeigesehnt werde – ungeachtet der unüberschaubaren Kosten für ein Land, das nicht mal seinen aktuellen Haushalt gebacken kriegt.

DOSB-Ethikkommission kritisiert Vergabevorgang der World Games

Und jetzt müsste der Vorstandschef des deutschen Sports auch Verantwortung übernehmen für einen Vorgang, den selbst die DOSB eigene Ethik-Kommission nicht mehr schönreden konnte. Das Gremium des Ex-Sportministers Thomas De Maiziére legt jedes Jahr zur Mitgliederversammlung einen Bericht vor. Darin beschreibt die Kommission in so wenigen Zeilen wie nötig so intransparent wie möglich Verstöße, denen sie nach Hinweisen nachgehen musste.
In diesem Jahr gibt es zwei Berichte: den üblichen, intransparenten von ca. 20 Zeilen und einen Sonderbericht von sechs Seiten. Hier geht es um die Vergabe der World Games 2029 nach Karlsruhe zulasten der Mitbewerberstadt Hannover. Fazit der Ethik-Kommission: Das Vorgehen von Präsidium und Vorstand war „misslich“ und „unprofessionell“, weder „fair“ noch „korrekt“ und litt unter „mangelnder Abstimmung zwischen der hauptamtlichen und der Präsidiumsebene“, heißt es in dem Bericht.
Ein Desaster, für das die dem Sport so wohlgesonnene DOSB-Ethikkomission die mildesten Worte gewählt hat, die sie finden konnte.

Armutszeugnis für DOSB-Führung um Weikert und Burmester

Der Bericht des Gremiums ist ein Armutszeugnis für die DOSB-Führung um den Präsidenten Thomas Weikert und seinen Vorstandschef Torsten Burmester. Note: Auf ganzer Linie absolut ungenügend.
Wer da nicht sitzen bleiben will geht... in die Politik.
Und warum nicht in die Weltstadt Köln?
In der ersten Reihe der Politik wartet dort auf den vielleicht künftigen OB Burmester schon ein wichtiger Termin: 16. Februar 2026! Kamelle werfen beim Kölner Rosenmontagszug. Am besten – ganz SPD - vom Wagen der „Roten Funken“.
Darauf ein dreifach Kölle Alaaf.