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Massaker von Srebrenica
Fink: "Der Krieg ist nicht beendet worden"

Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien hat das Verbrechen in Srebrenica vor 20 Jahren unlängst als Völkermord eingestuft. Bosnien-Herzegowina sei aber eigentlich ein unregierbarer Staat geworden, sagte der Historiker Matthias Fink im Deutschlandfunk. Der Krieg habe zwar aufgehört, er sei aber nicht beendet worden.

Matthias Fink im Gespräch mit Burkhard Müller-Ullrich | 12.07.2015
    "Don't forget Srebrenice" ("Vergeßt Srebrenica nicht") steht auf einer Hauswand in der bosnisch-herzegowinischen Hauptstadt Sarajevo.
    "Don't forget Srebrenice" steht auf einer Hauswand in Sarajevo. (dpa / picture alliance / Matthias Schrader)
    "Manchmal habe ich den Eindruck, wenn ich dort bin, der kann morgen wieder anfangen", ergänzte der Historiker. Das Land sei sozial total verelendet, es gebe ungeheuer reich gewordene Kriegsgewinnler, aber die Masse des Volkes lebe in großer Armut.
    Fink, Autor des Buches "Srebrenica - Chronologie eines Völkermords", sagte zum Massaker vor 20 Jahren: "Die bosnische Armee war damit beschäftigt, die Hauptstadt Sarajevo zu befreien, sie versuchten es". Sie sei aber kläglich gescheitert. Srebrenica habe ja auf dem bosnisch-serbischen Territorium gelegen und sei schwer zu kontrollieren gewesen.
    Jugoslawien habe sich in den 1980ern in einer fürchterlichen Wirtschaftskrise befunden, die letztendlich zur Auflösung des Staates geführt habe. "Es ging um die Verteilung der Konkursmasse eines Staates". Der Völkerhass sei geschürt worden, sagte Fink.
    Das vollständige Interview können Sie sechs Monate in unserem Audio-Player nachhören.