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Mitfahrzentrale für Päckchen

Durch die Internetbestellungen nimmt der Kleinwarentransport in Städten zu. Gleichzeitig werden aus Klimaschutzgründen neue Transportwege gesucht. Potsdamer Studenten haben deshalb ein neues Konzept entwickelt: Ein Logistik-Netzwerk für die Stadt, organisiert nach Social-Media-Vorbild.

Von Eva Wolk |
    "Die Idee, die wir dann entwickelt haben mit dem Namen "bring!BUDDY" ist eine Kombination aus vielen technischen Möglichkeiten, die es heutzutage gibt: Auf der einen Seite die Social Media, Social Web wie Facebook, Twitter etcetera, und auf der anderen Seite eben die Mobilität dieser Techniken, also Handys etcetera, die es ermöglichen, Informationen mit bestimmten Orten zu verknüpfen. Das macht sich "bring!BUDDY" zunutze, indem es Päckchen Menschen zuweist, die diese Päckchen auf ihrem Weg von A nach B, den sie sowieso zurücklegen - zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit - mitnehmen können. Und das eben einerseits natürlich im Auto, wenn sie mit dem Auto unterwegs sind, aber auch genauso gut mit den S-Bahnen, mit den U-Bahnen, mit dem Fahrrad, beim Joggen, wenn sie einfach in der Stadt unterwegs sind."

    Moritz Gekeler, inzwischen Projektmanager an der School of Design Thinking am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam, gehörte zum Team aus fünf Studenten, die sich das "bring!BUDDY"-Konzept ausgedacht haben. Organisiert werden soll das Ganze über eine eigene Internetplattform. Hier stellt der Absender die Information ein: Ab morgen früh ist ein Päckchen da und da abholbereit. Diese Mitteilung wird weitergeleitet an einen anderen registrierten bring!BUDDY.

    "Der kriegt auf seinem Handy 'ne SMS, da steht drauf: Hier Päckchen bei Kiosk XY, der idealerweise auf dem Weg dieser Person liegt, und dann könnte er also dieses Päckchen mitnehmen und trägt es beispielsweise hier in Berlin zum Potsdamer Platz, wo er sein Büro hat. Dort würde es dann eine Packstation geben oder wieder 'nen Kiosk, wo man das Päckchen wieder abgeben kann. Und der Nächste könnte das Päckchen von dort aus weitertragen in eine Richtung, wo es dann eben hin soll. Auf diese Weise würde man sich bestimmte Knotenpunkte wie zum Beispiel solche Plätze wie den Potsdamer Platz zunutze machen, wo viele Menschen hinwollen, und dann könnte man die Logistik oder die Pakete in den natürlichen Fluss der Stadt integrieren."

    Und machte so die heute üblichen, unsinnigen Umwege überflüssig: Päckchen erst mal raus aus der Stadt in ein Sortierzentrum, dann wieder rein in die Stadt zum Empfänger. Damit das Ganze funktioniert, müssen nur genügend Buddys mitmachen.

    "Wir haben uns da auch inspirieren lassen von solchen Phänomenen wie YouTube, Twitter oder Facebook. Facebook macht überhaupt keinen Sinn, wenn da nur zwei, drei Leute mitmachen. Sobald da aber Millionen drin sind, ist es plötzlich interessant - und so ähnlich ist es auch mit diesem Konzept."

    Und was haben die Buddys von ihrer Teilnahme? Sie könnten zum Beispiel Credits sammeln für irgendwelche Sachen. Aber es muss gar nicht unbedingt eine materielle Belohnung sein. Bei Social-Media-Netzwerken geht es ja auch um was ganz Anderes:

    "Nämlich die eigene Lust, in einem Team und einer Gemeinschaft von Leuten etwas zu bewegen oder was zu machen. Also es gibt solche Beispiele wie Couchsurfing, wo Leute ihre Couch im Wohnzimmer anderen Leuten zur Verfügung stellen - die können darauf übernachten, ohne Geld zu bezahlen. Die machen das einfach, weil sie da Teil einer Bewegung sind, weil sie vielleicht selber mal nach Japan fliegen und selber da auf irgendeiner Couch übernachten wollen. Und diese Grundeinstellung hat uns auch zu dieser Idee inspiriert: Dass man eben sagt, es gibt sicherlich auch viele Leute, die bestimmte Dinge machen gar nicht so sehr aus diesem monetären oder wie auch immer Anreizsystem heraus, sondern eher aus so 'nem Idealismus: Ich möchte Teil meiner Stadt sein, ich möchte da mitmachen. Und viele Leute, denen wir das gezeigt haben - wir hatten einen kleinen Film gemacht, der das visualisiert -, haben genau auf diesen Punkt eigentlich angesprochen, die fanden genau das dann interessant."