
"Goldmund, was ist denn passiert?"
"Mehr als in ein Leben passt."
Und erst recht mehr, als in einen Film passt. In seiner Verfilmung von "Narziss und Goldmund" legt Stefan Ruzowitzky den Fokus auf die Wanderjahre Goldmunds.
"Was auch immer du da draußen gesehen hast, gehört nicht hierher."
"Vielleicht gehöre ich auch nicht mehr hierher."
Im Wettstreit mit Hermann Hesse
Wer Hesses Erzählung nicht kennen sollte: Als Kinder begegnen sich Narziss und Goldmund in einer mittelalterlichen Klosterschule und werden zu Freunden.
"Hey Narziss, hast du einen besten Freund?"
"All unsere Liebe muss Gott gehören."
"Wir drei können ja zusammen Freunde sein. Du, ich und Gott."
Während Sabin Tambrea als der in sich gekehrte Narziss ein vollkommenes Leben über eine Annäherung an Gott finden will, wird es den von Jannis Niewöhner gespielten Goldmund auf der Suche nach seiner Erfüllung in die Welt hinausziehen. Nach vielen Jahren werden sich die Wege der beiden erneut kreuzen.
"Damals hast du mich fortgeschickt."
"Weil ich dich mehr liebte als mich selbst."
Goldmunds Erlebnisse reiht der Film wie an einer Perlenschnur auf. Elend und Gewalt, Liebe und Heirat, Pest und Tod: All das lässt sich nun mal imposanter darstellen als Momente des Zweifelns oder der inneren Einkehr. Man gewinnt den Eindruck, Ruzowitzkys Ausstattungskino trete hier in einen knapp zweistündigen Wettstreit mit Hesses zentralem Thema vom sinnstiftenden Leben - entweder als Geistes-, oder aber als Gefühlsmensch. So wird aus einem facettenreichen Entwicklungsroman ein relativ gewöhnliches und leicht konsumierbares Mittelalterabenteuer.
"Narziss und Goldmund": akzeptabel
"Sag der Frau, sie soll verschwinden!"
"Das kann ich gerne machen. Aber eins sollte Ihnen klar sein, Abu Musab, ich bin die Einzige hier, die Ihnen mit Ihrem Problem helfen kann."
"Verschwinde!"
Ärztinnen sind in Saudi-Arabien zwar keine Besonderheit mehr, doch gibt es weiterhin Männer, die eine Behandlung durch eine Frau strikt ablehnen. Diese Erfahrung macht auch Maryam, die in einem Krankenhaus arbeitet. Als sie zu einem Kongress ins Ausland reisen will, die dazu aber benötigte Erlaubnis eines männlichen Verwandten nicht vorlegen kann, ist das der Auslöser für die Geschichte von "Die perfekte Kandidatin". Da sie ihren Vater nicht erreichen kann, hofft Maryam auf die Hilfe eines Cousins bei der Stadtverwaltung.
"Guten Tag, darf ich rein?"
"Nein, er hat keine Zeit für Sie. Er empfängt heute nur Bewerber für den Gemeinderat."
"Aber hier ist doch gerade kein Bewerber. Bitte! Ich habe wirklich nicht viel Zeit."
"Heute ist Bewerbungsschluss für den Vorstand des Gemeinderats. Sie können nicht zu ihm rein, es sei denn, Sie wollen sich bewerben."
"Gut, dann geben Sie mir einen Antrag!"
Überholte Ansichten
Schnell erkennt Maryam in der Kandidatur ihre Chance: Als Stadträtin könnte sie dafür sorgen, dass die marode Straße zu ihrer Klinik endlich asphaltiert wird. Und so startet sie eine Kampagne. Obwohl es Frauen in Saudi-Arabien seit 2015 erlaubt ist, bei Kommunalwahlen zu kandidieren, wird Maryam mit, wie sie es nennt, überholten Ansichten konfrontiert.
"Welche Ansichten meinen Sie, Frau Doktor?"
"Ansichten, die einige Leute denken lassen, dass ich aufgrund meines Geschlechts nicht ernst zu nehmen bin."
Acht Jahre nach ihrem wunderbaren Film "Das Mädchen Wadjda" über eine 11-Jährige, die von einem Fahrrad träumt, erzählt Regisseurin Haifaa al-Mansour erneut eine Emanzipationsgeschichte aus ihrer Heimat. Doch diesmal will diese Geschichte – bei aller Anerkennung für das ehrenwerte Motiv – nicht so recht mitreißen. Zu kalkuliert und arm an echten Überraschungen ist das Drehbuch.
"Die perfekte Kandidatin": zwiespältig
Die Vögel zwitschern, ein Fahrrad surrt, man hört das Atmen einer Frau. Es ist Sahra Wagenknecht, die sich auf den letzten Metern bis zum Gipfel des Mont Ventoux befindet, einem knapp 2000 Meter hohen Berg in der Provence. Aus dem Off hören wir die 50-Jährige noch einmal ihre Entscheidung von vor einem Jahr wiederholen, nicht mehr als Fraktionschefin der Partei Die Linke kandidieren zu wollen.
"Die Gründe dafür sind schlicht, dass meine Gesundheit mir Grenzen gesetzt hat. Und einen bestimmten Grad an Dauerstress wollte ich in dieser Form nicht mehr weitermachen."
Wagenknecht im Dauerstress
Wagenknechts Rückzug aus den Führungsgremien ihrer Partei war im Frühjahr 2017, als Dokumentarfilmerin Sandra Kaudelka ihre Langzeitbeobachtung der Politikerin begann, nicht abzusehen. Kein Drehbuch hätte eine solche Dramaturgie besser aufbauen können. Der Film zeigt Sahra Wagenknecht im Dauerstress bei ihrem kräfteraubenden Kampf für die eigenen Überzeugungen – sowohl nach außen als auch parteiintern.
"Also, ich war so an der Grenze dessen, was ich kann: gesundheitlich und physisch. Ich war wirklich fertig. Und dass man sich dann, wenn man sich sechs Wochen völlig kaputt gemacht hat, anhören muss, man hätte eigentlich die Wähler vertrieben, war jetzt nicht sehr motivierend."
Als Film geht "Wagenknecht" weit über ein Personenporträt hinaus. Sandra Kaudelka ist eine vielschichtige, aufschlussreiche Studie über den Alltag von Politikern und die wenig harmonischen, inhumanen Mechanismen in der Politik gelungen.
"Wagenknecht": empfehlenswert