Donnerstag, 28. März 2024

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Newsblog zum Coronavirus
+++ Die Entwicklungen vom 5. November bis 7. November +++

In Österreich tritt 2G in Kraft +++ Aus den deutschen Bundesländern kommen unterschiedliche Aussagen zum Sinn von 2G +++ Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz steigt erneut. +++ Mehr im Newsblog.

05.11.2021
    An der Scheibe einer Tür hängt ein Schild, auf dem steht "Nur für Geimpfte oder Genesene"
    Zugang nur mit 2G: Österreich macht ernst (imago / Hanno Bode)
    Die aktuellen Entwicklungen finden Sie hier.
    Sonntag, 7. November
    +++ Der Berliner Senat plant laut einem Zeitungsbericht die Einführung von sogenannten 2G-Regeln zum Schutz vor dem Coronavirus in der Hauptstadt. "2G wird vorbereitet", sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) dem "Tagesspiegel". Näher zu den Maßnahmen äußerte sie sich aber nicht. Derzeit gilt in Berlin, dass etwa Betreiber von Restaurants oder Veranstalter selbst entscheiden können, ob sie für Innenräumen auf 2G oder 3G setzen.
    +++ Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg hält strenge 2G-Regeln nicht für sinnvoll. 3G-Modelle, also Negativ-Getesteten auch Zugänge zu gewähren, seien der bessere Ansatz. "Ich halte nichts davon, den Druck auf Nicht-Geimpfte weiter massiv zu erhöhen", sagt der FDP-Politiker in der ARD. Das führe nicht zum Erfolg. Tests seien wichtig und müssten scharf kontrolliert werden.
    +++ Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) fordert vom Land NRW und vom Bund schärfere Corona-Maßnahmen, darunter eine neuerliche Maskenpflicht an den Schulen und eine Impfpflicht für Pflegekräfte. "Ich blicke mit großer Sorge auf den Winter, weil wir ausgerechnet in einer sich zuspitzenden Situation auf einfache Schutzmaßnahmen verzichten", sagte Keller der "Rheinischen Post". Die Aufhebung der Maskenpflicht an nordrhein-westfälischen Schulen vor knapp einer Woche sei das falsche Signal gewesen, sagte Keller. "Ich appelliere an das Land, die Maskenpflicht in Schulen umgehend wieder einzuführen. Bei Kindern und Jugendlichen sind die Inzidenzen einfach zu hoch, und der Umgang mit den Masken, so lästig sie sind, ist gelernt und erprobt."
    +++ In Leipzig hat die Polizei nach Protesten von Gegnern der Corona-Maßnahmen mehrere hundert Verfahren eingeleitet. Nach Angaben der Ermittler geht es um 48 Straftaten und mehr als 600 Ordungswidrigkeiten. Zu den Delikten zählten Beleidigung, Körperverletzung, Landfriedensbruch und Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Leipzigs Oberbürgermeister Jung von der SPD sagte, spätestens jetzt müsse "allen klar sein, dass die sogenannte 'Querdenker'-Bewegung nicht nur die Begleitung von rechtsextremistischen Kreisen" in Kauf nehme, sondern sich "kalkuliert gewalttätig unterstützen" lasse.
    Teilnehmer einer Kundgebung von Kritikern der Anti-Coronamaßnahmen stehen Polizisten gegenüber. Sie halten Schilder und Transparente hoch, auf denen unter anderem Häftlinge hinter Gittern zu sehen sind.
    Teilnehmer der Querdenker-Demonstration in Leipzig (Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa)
    +++ In Großbritannien haben mittlerweile zehn Millionen Menschen ihren Corona-Impfschutz auffrischen lassen. Darauf wies Premierminister Boris Johnson auf Twitter hin. Man wisse, dass der Impfschutz mit der Zeit nachlasse, weshalb Auffrischungsimpfungen unerlässlich dabei seien, sich und seine Angehörigen auch den Winter über zu schützen, schrieb er dazu. Rund 45,8 Millionen der knapp 67 Millionen Einwohner Großbritanniens sind vollständig geimpft. Eine dritte Impfdosis wird dort derzeit Menschen über 50 und Risikogruppen verabreicht.
    +++ Der in jüngster Zeit vor allem als Kritiker der Corona-Maßnahmen hervorgetretene Sänger Van Morrison wird vom nordirischen Gesundheitsminister Robin Swann wegen Verleumdung verklagt. Wie die Wochenzeitung "Sunday Life" berichtete, beziehen sich die Klagen insbesondere auf einen Vorfall im Juni, als Van Morrison auf einer Bühne in Belfast skandiert hatte: "Robin Swann ist sehr gefährlich." Der 76-jährige Sänger äußerte dies, nachdem ein Konzert, an dem er teilnehmen sollte, in letzter Minute wegen der Corona-Beschränkungen abgesagt worden war.
    +++ Trotz rasant steigender Corona-Infektionszahlen schließt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, einen Verzicht auf Weihnachtsgottesdienste aus.
    Alle, die einen Weihnachtsgottesdienst wünschen, würden diesen auch bekommen, sagte Bedford-Strohm am Sonntag am Rande der digital organisierten EKD-Synodentagung in Bremen. Er verwies auf die bestehenden Hygienekonzepte, die die Kirchengemeinden gemäß den Bedingungen vor Ort aufstellen. Eine einheitliche Empfehlung der EKD schloss Bedford-Strohm aus. Die Regelungen in den Bundesländern seien zu unterschiedlich.
    Zum Weihnachtsgottesdienst am Heiligabend führten Mitglieder der Kirchgemeinde ein Krippenspiel in der Dorfkirche Lohmen in Sachsen auf
    In diesem Jahr sollen Weihnachtsgottesdienste möglich sein. (dpa-Zentralbild)
    +++ Mehrere tausend Menschen haben in den Niederlanden gegen die Verschärfung der Corona-Maßnahmen protestiert.
    Auf der Demonstration in Den Haag verglich eine Rednerin die Corona-Regeln mit Maßnahmen der deutschen Besatzer während der Nazi-Zeit und sprach zugleich von einer "Apartheid der Ungeimpften". Angesichts stark gestiegener Infektions- und Patientenzahlen gilt seit gestern die Maskenpflicht wieder für alle öffentlich zugänglichen Orte wie Geschäfte, Bibliotheken, Bahnhöfe, Krankenhäuser und Hochschulen. Der Nachweis von Impfung, Genesung oder Corona-Test ist nun für mehr Orte wie etwa Sportclubs, Fitnesscenter und Zoos verpflichtend.
    +++ Vor Inkrafttreten der 2G-Regel in Österreich ist der Andrang bei den Impfstationen am Wochenende groß.
    Ab Montag dürfen die meisten Ungeimpften nicht mehr Lokale, Hotels, Veranstaltungen und Friseure besuchen. Wegen des exponentiellen Anstiegs an Corona-Infektionen hat die Regierung entschieden, den Zutritt auf Geimpfte und Genesene zu beschränken. Seit Anfang November müssen nicht geimpfte oder genesene Arbeitende in ihren Betrieben bereits mehrmals wöchentlich einen Testnachweis mitbringen. Bundeskanzler Schallenberg rechnet damit, dass die 2G-Regel auch an Weihnachten noch gilt. Er sagte der "Kronen-Zeitung": Es werde wohl ein "2G-Weihnachten".
    +++ Die deutsche Messebranche will auch negativ getestete Aussteller und Besucher auf ihren Veranstaltungen zulassen, nicht nur geimpfte und genesene.
    Die sogenannte 2G-Regelung würde vor allem viele Besucher aus dem Ausland ausschließen, kritisierte Jörn Holtmeier, Geschäftsführer des Verbands der deutschen Messewirtschaft. Der Erfolg vieler Messen in Deutschland hänge jedoch auch von der Teilnahme ausländischer Besucher und Aussteller ab. Noch besser seien Regelungen, die den Messeveranstaltern die Wahl zwischen 3G, 2G und ähnlichen Hygienekonzepten überlassen. "Was wir nun wirklich nicht brauchen, sind Debatten, die den Messe-Neustart behindern und die ganze Branche verunsichern".
    +++ Der Bonner Virologe Hendrik Streeck bezweifelt, dass Auffrischungsimpfungen die vierte Corona-Welle in Deutschland brechen können.
    "Die Hoffnung auf den Booster als Lösung gegen die vierte Welle könnte sich als trügerisch erweisen", sagte Streeck dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Zwar könne die Booster-Impfung den Anteil an Impfdurchbrüchen reduzieren, wie Studien aus Israel gezeigt hätten. Er fürchte aber, dass nicht der Booster, sondern ein bisher unbekannter Faktor die Welle in Israel gebrochen habe. Streeck hält die Auffrischungsimpfung aber dennoch zum Schutz älterer Menschen für notwendig. Sie wirke und könne schwere Verläufe verhindern."
    Der dritte Aufkleber der Impfung gegen Covid-19 befindet sich in einem Impfbuch eines älteren Mannes nach seiner Auffrischungsimpfung in einem temporären mobilen Impfzentrum.
    Der dritte Aufkleber: Können Auffrischungsimpfungen die Welle brechen? (picture alliance/dpa/Daniel Karmann)
    +++ Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Infektionen mit dem Coronavirus ist erneut gestiegen.
    Sie liegt nach Angaben des Robert Koch-Instituts jetzt bei 191,5. Am Vortag betrug der Wert 183,7, vor einer Woche noch rund 150. Binnen 24 Stunden meldeten die Gesundheitsämter 23.543 neue Ansteckungen. Die Zahl der registrierten Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion stieg um 37 auf insgesamt 96.525.
    Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Covid-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gab das RKI zuletzt mit 3,91 an. Der bisherige Höchstwert der sogenannten Hospitalisierungs-Inzidenz lag im vergangenen Winter bei 15,5.
    +++ In Bayern gelten von heute an verschärfte Regeln zur Bekämpfung der Pandemie.
    Grund ist vor allem die hohe Zahl belegter Intensivbetten. Zutritt zu Gasthäusern und Veranstaltungen in geschlossenen Räumen haben gemäß der "3G-plus"-Regel nur noch Genesene, vollständig Geimpfte und Menschen mit negativem PCR-Resultat. Ein Antigen-Schnelltest reicht nicht mehr. In Diskotheken und Clubs gelten mit der "2G"-Regel noch strengere Kriterien, dort dürfen bis auf Weiteres nur noch Geimpfte und Genesene eingelassen werden. Außerdem muss generell wieder eine FFP2-Maske getragen werden. In Regionen, in denen die Zahl der Neuinfektionen und der Intensivpatienten besonders hoch ist, gelten zusätzliche Beschränkungen.
    Hier können Sie sehen, wo die Corona-Ampel in den einzelnen Landkreisen steht.
    +++ Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Wüst hat sich für kostenlose Corona-Tests für Geimpfte und Genesene ausgesprochen.
    Der CDU-Politiker sagte der "Bild am Sonntag", diese würden es auch für Menschen mit wenig Geld leichter machen, sich und andere zu schützen, ohne den Anreiz zum Impfen auszusetzen. Wüst ergänzte, die hohen Infektionszahlen unter Ungeimpften führten zu immer mehr Durchbrüchen auch bei den Geimpften. Zuvor hatte Sachsens Regierungschef Kretschmer dafür plädiert, trotz des finanziellen Aufwands Schnelltests wieder für alle kostenlos anzubieten. Der Präsident der Bundesärztekammer, Reinhardt, sagte den Zeitungen der "Funke Mediengruppe", das Ende der Kostenübernahme für die sogenannten Bürgertests habe nicht dazu geführt, Unwillige zu einer Impfung zu motivieren. Bund und Länder sollten den Mut aufbringen, diese Fehlentscheidung schnell und konsequent zu korrigieren.
    +++ Kuba, Jamaika und mehrere weitere Karibikinseln werden von der Bundesregierung seit heute nicht mehr als Corona-Hochrisikogebiete geführt. Auch Myanmar in Südostasien ist von der Risikoliste gestrichen worden. Damit entfallen für diese Länder sämtliche Quarantäneregeln. Wer nicht von einer Covid-19-Erkrankung genesen oder vollständig geimpft ist und aus einem Hochrisikogebiet einreist, muss für zehn Tage in Quarantäne und kann sich erst nach fünf Tagen mit einem negativen Test davon befreien.
    +++ Der Städte- und Gemeindebund wirbt dafür, Weihnachtsmärkte und Karnevalsveranstaltungen nur für Geimpfte und Genesene zu öffnen.
    "Bei Weihnachtsmärkten oder auch Karnevalsveranstaltungen, die ja regelmäßig von privaten Veranstaltern durchgeführt werden, steht es diesen frei, von vorneherein auf 2G-Regeln zu setzen", sagt Hauptgeschäftsführer Landsberg den Zeitungen der "Funke Mediengruppe". Es sei auch nachvollziehbar, wenn ein Bundesland mit hohen Inzidenzen und niedriger Impfquote wie Sachsen die 2G-Regel anordne. Das werde hoffentlich noch manchen Zweifler dazu bewegen, sich doch noch impfen zu lassen.
    Annaberg-Buchholz: Blick auf den Weihnachtsmarkt in Annaberg-Buchholz im Erzgebirge.
    Weihnachtsmärkte: Superspreader-Events sollen vermieden werden. (ZB)
    +++ Angesichts der hohen Rate an Neuinfektionen in Deutschland beraten die Parteien der möglichen Ampel-Koalition zurzeit über die Einführung zusätzlicher Maßnahmen für das Nachfolge-Gesetz für die epidemische Notlage.
    Wie die Nachrichtenagentur Reuters mit Bezug auf einen Bericht der "Bild am Sonntag" schreibt, planen SPD, Grüne und FDP eine tägliche Testpflicht für Mitarbeiter und Besucher in Pflegeheimen, unabhängig davon, ob sie geimpft oder genesen sind. Die Corona-Prämie für Kliniken solle wieder reaktiviert werden. Krankenhäuser bekämen staatliche Entschädigungszahlung, wenn sie einen Teil ihrer Intensivbetten für mögliche Corona-Patienten freihielten. Um die Booster-Impfungen bei Senioren zu beschleunigen, sollten Ärzte verpflichtet werden, ihre älteren Patienten anzuschreiben und über die dritte Impfung zu informieren. Auf einen Lockdown für Ungeimpfte oder eine bundesweite 2G-Regel für das öffentliche Leben wollten die Parteien demnach aber verzichten. Vor allem die FDP sei strikt dagegen.
    Samstag, 6. November
    +++ Das ukrainische Gesundheitsministerium hat am Samstag 793 Todesfälle durch das Coronavirus innerhalb von 24 Stunden gemeldet. Das war der höchste Wert seit Beginn der Pandemie. Hinzu kamen mehr als 25 000 Neuinfektionen. Das Gesundheitssystem des Landes droht unter der Last der vielen Patienten zusammenzubrechen, die Zahl der neuen Fälle steigt seit Wochen deutlich an.
    Um das Virus einzudämmen, ordneten die Behörden eine Impfpflicht unter anderem für Lehrer und Beamte an. Sollten sie sich bis zum 8. November nicht impfen lassen, droht ihnen eine Streichung ihres Gehalts.
    +++ In den USA hat ein Gericht eine Anordnung von Präsident Biden ausgesetzt, die für Unternehmen mit mindestens 100 Mitarbeitern eine Impf- oder wöchentliche Test-Pflicht vorsieht. Es gebe unter anderem verfassungsmäßige Bedenken, erklärte das Bundesberufungsgericht in einer einstweiligen Verfügung. Es gab damit einem gemeinsamen Einspruch von mehreren Konzernen und Bundesstaaten statt, darunter Texas. Eine Stellungnahme der US-Regierung lag zunächst nicht vor.
    +++ Deutsche Konzertveranstalter fordern weitere finanzielle Hilfen. Anderthalb Jahre sei gar kein Geld verdient worden. "Jetzt ist auch noch der Neuanfang viel schwieriger als erwartet", sagt der Präsident des Bundesverbandes der Konzer- und Veranstaltungswirtschaft, Jens Michow, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Der Ticketverkauf verlaufe sehr schleppend. Viele Konzerte müssten deshalb abgesagt werden, obwohl sie wieder möglich wären.
    +++ In Frankreich muss diesen Winter an Skiliften offenbar Maske getragen werden. Der Gesundheitspass sei dort nicht erforderlich, berichten verschiedene Zeitungen unter Berufung auf Ministerpräsident Castex. In offenen Sesselliften dürften die Skifahrer die Masken auch wieder abnehmen. In den Schlangen davor und in geschlossenen Liften wie Gondeln müssten sie aber getragen werden. Sollte die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz über 200 steigen, werde auch hier der Gesundheitspass erforderlich. Die Inzidenz liegt in Frankreich derzeit bei knapp unter 70.
    "Zurück im Epizentrum der Pandemie": Die Weltgesundheitsorganisation hat sich besorgt über die hohen Corona-Infektionszahlen in Europa geäußert. In manchen Staaten werden dennoch kaum noch Schutzmaßnahmen getroffen – andere greifen zu drastischen Mitteln, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. 
    +++ In Leipzig haben tausende Menschen an einer Demonstration der sogenannten "Querdenker"-Szene teilgenommen. Zu dem Protest gegen die Corona-Maßnahmen war überregional aufgerufen worden. Die Polizei war mit Beamten auch aus anderen Bundesländern sowie Wasserwerfern vor Ort. Wie die Einsatzleitung mitteilte, wurden am Rande der Proteste 24 Personen aus der rechten Szene festgesetzt. Sie hätten verbotene Gegenstände bei sich getragen.
    Teilnehmer einer Kundgebung von Kritikern der Anti-Coronamaßnahmen stehen Polizisten gegenüber. Sie halten Schilder und Transparente hoch, auf denen unter anderem Häftlinge hinter Gittern zu sehen sind.
    Teilnehmer der Querdenker-Demonstration in Leipzig (Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa)
    +++ Der Verfassungsrechtler Udo Di Fabio hat sich besorgt über die Polarisierung der Gesellschaft in der Corona-Pandemie geäußert. "Es tauchen in neuem Gewand alte Muster wieder auf: eifernde Züge eines Glaubenskampfes, der Andersdenkende nicht als nur mehr Gegner, sondern als Feind betrachtet und mit Hass verfolgt", sagte der 67-Jährige, der von 1999 bis 2011 Richter am Bundesverfassungsgericht war, der "Welt am Sonntag".
    Der Jurist äußerte sich auch zu der Künstleraktion #allesdichtmachen, die sich gegen die Corona-Abwehrmaßnahmen der Bundesregierung gewandt hatte. "Ich habe die Meinung der Künstler nicht geteilt, ihre Kampagne zeigte keine Urteilskraft und musste als zynisch empfunden werden. Doch die Kritik daran war teilweise ohne Maß, zielte in einigen Fällen auf die Personen oder sprach von 'Unverschämtheit', so als ginge es um Majestätsbeleidigung oder Unsittlichkeit", sagte Di Fabio. Die Demokratie müsse gelassener mit anderen Meinungen umgehen.
    +++ Sachsen-Anhalts Ärztinnen und Ärzte haben angesichts der steigenden Corona-Infektionszahlen erneut zu Impfungen und der Einhaltung grundlegender Regeln aufgerufen. Sie appellierten auf einer Kammerversammlung in Magdeburg an das Verantwortungsbewusstsein eines jeden Einzelnen. "Die Inzidenzen steigen, gerade unter ungeimpften Personen, exponentiell. Die stationäre Versorgung stößt schon heute an ihre Belastungsgrenzen." Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, das Abstandhalten und die Kontaktminimierung müssten wieder verstärkt in den Fokus der Bevölkerung rücken.
    Es ist die zweite Herbst-/Wintersaison, in der sich die Menschen mit der Corona-Pandemie auseinandersetzen müssen, obwohl mit den Impfungen alles besser werden sollte. Warum sind die Infektionszahlen schon wieder so hoch und was lässt sich dagegen unternehmen? Ein Überblick.
    +++ Die Corona-Neuinfektionen in Russland haben einen neuen Höchststand erreicht. Das Land kämpft seit mehr als einem Monat mit einer schweren Corona-Welle. Die Corona-Task-Force der russischen Regierung berichtete am Samstag von 41.335 neuen Infektionen mit dem Coronavirus innerhalb von 24 Stunden - mehr als beim bisherigen Höchststand vom 31. Oktober, als die Behörden 40.993 Neuinfektionen ermittelt hatten.
    +++ Ärzte werden offenbar immer häufiger von Impfgegnern attackiert. Das berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" unter Berufung auf Ärzteverbände. Die Angriffe reichen demnach von verleumderischen Bewertungen im Internet über Beschimpfungen per Telefon und E-Mail bis hin zu Morddrohungen.
    Angesichts der steigenden Corona-Zahlen wird in Deutschland weiter über eine Verschärfung der Pandemie-Maßnahmen diskutiert.
    +++ Thüringens Ministerpräsident Ramelow kann sich nach eigener Aussage nicht erklären, warum die Corona-Inzidenz in seinem Bundesland mehr als doppelt so hoch ist wie im Bundesdurchschnitt. Bei dem diffusen Ausbruchsgeschehen sei das nicht monokausal zu erklären, sagte Ramelow im Interview der Woche des Deutschlandfunks.
    +++ Auch mit Blick auf die Coronapandemie fordert die Deutsche Polizeigewerkschaft für das kommende Silvester lokale Böllerverbote. Ihr Vorsitzender Wendt sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung, angesichts der steigenden Infektionszahlen sei es derzeit nicht angezeigt, sich in großen Gruppen zu treffen und die Risiken noch zu vergrößern.
    +++ Die Anschaffung mobiler Luftfilter an den Schulen kommt nicht voran. Seit Ende August stehen in einem Fördertopf des Bundes 200 Millionen Euro dafür bereit. Bisher haben die Länder daraus jedoch keine Mittel abgerufen.
    +++ Kanzleramtsminister Braun ist gegen eine Impfpflicht. Diese ergebe nur dann Sinn, wenn dadurch eine Krankheit ausgerottet werden könne, sagte Braun der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Das Coronavirus aber werde bleiben, weil es auch in Tieren vorkomme.
    +++ Bayerns Ministerpräsident Söder hat den Deutschen Ethikrat aufgerufen, sich angesichts der steigenden Corona-Zahlen noch einmal mit einer Impfpflicht zu befassen. Die Rats-Vorsitzende Buyx hatte sich zuletzt kritisch zu einer Impfpflicht geäußert.
    +++ Nach Einschätzung des Berliner Rechtswissenschaftlers Christian Pestalozza ist eine Impfpflicht "unumgänglich", weil sich nicht ausreichend Menschen freiwillig impfen lassen. Der emeritierte Professor für Staatsrecht sieht die grundrechtlichen Voraussetzungen erfüllt.
    +++ Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen ist auf 183,7 gestiegen. Gestern hatte das Robert-Koch-Institut den Wert mit 169,9 angegeben. Binnen 24 Stunden meldeten die Gesundheitsämter 34.002 Neuinfektionen, etwa 3.000 weniger als am Vortag. Es wurden 142 weitere Todesfälle registriert.
    +++ Angesichts der steigenden Zahl von Corona-Infektionen hat Österreich landesweite Einschränkungen für Ungeimpfte beschlossen. Ungeimpfte dürfen künftig keine Lokale, Hotels, Freizeiteinrichtungen und körpernahe Dienstleister mehr aufsuchen.
    +++ Laut dem US-Konzern Pfizer hat das von ihm entwickelte Covid-19-Medikament Paxlovid in einer klinischen Studie hohe Wirksamkeit gezeigt. Es habe die Wahrscheinlichkeit einer Krankenhauseinweisung und eines tödlichen Verlaufs für Risikopatienten um 89 Prozent gesenkt, teilte Pfizer mit.
    +++ Sachsen führt als erstes Bundesland eine umfassende 2G-Regel ein. Damit haben ab Montag nur noch Geimpfte und Genesene Zugang zu Innenräumen von Gaststätten sowie zu anderen Veranstaltungen in Innenbereichen.
    +++ Angesichts steigender Corona-Zahlen kritisiert Hessens Ministerpräsident Bouffier das geplante Beenden der epidemischen Lage von nationaler Tragweite. Ein solcher Schritt passe nicht zur derzeitigen Lage.
    Freitag, 5. November
    +++ In der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt ist laut einem Medienbericht für fast 200.000 Euro die Schließung des Impfzentrums gefeiert worden.
    +++ Die führende Gesundheitsbehörde in Dänemark sorgt sich angesichts stark gestiegener Corona-Zahlen um die Situation in den Krankenhäusern. Es bestehe ein großes Risiko, dass Krankenhäuser im Herbst und Winter überlastet sein werden. Deutschlands nördlichstes Nachbarland hatte am 10. September die letzten in der Pandemie eingeführten Corona-Beschränkungen im Land aufgehoben. In den vergangenen Wochen sind die Neuinfektionszahlen jedoch deutlich gestiegen, erst am Donnerstag hatte das Gesundheitsinstitut SSI den bislang höchsten Tageswert des Jahres gemeldet.
    +++ Sachsens Ministerpräsident Kretschmer kann seine häusliche Quarantäne beenden. Auch ein zweiter PCR-Test sei bei dem Regierungs-Chef negativ aus. Der Ministerpräsident und CDU-Politiker hatte sich Anfang der Woche in häusliche Quarantäne begeben, nachdem seine Frau positiv auf das Coronavirus getestet worden war und auch leichte Symptome verspürte. Kretschmer ist doppelt geimpft mit dem Impfstoff von Astrazeneca.
    +++ In Costa Rica ist die Impfung gegen das Coronavirus jetzt eine Pflichtimpfung für alle Minderjährigen. Auf der Liste standen bereits Impfungen gegen Windpocken und Polio. Nach Angaben der staatlichen Sozialversicherungskasse haben bereits 73 Prozent der Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 19 Jahren mindestens eine Dosis eines der zwei dort zugelassenen Impfstoffe erhalten. Insgesamt sind rund 54 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft.
    +++ Kurz nach dem Champions-League-Spiel in Wolfsburg hat sich der Salzburger Trainer Matthias Jaissle in Quarantäne begeben müssen. Der 33-Jährige wurde positiv auf das Coronavirus getestet und zeige leichte Symptome, so ein Sprecher des Vereins. Die Mannschaft hatte am Dienstag in der europäischen Königsklasse mit 1:2 beim VfL Wolfsburg verloren. Sportdirektor Christoph Freund hatte die Reise nach Niedersachsen wegen einer Corona-Infektion nicht antreten können.
    +++ Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern sprechen sich für Auffrischungsimpfungen für alle Altersgruppen aus. Der bayrische Gesundheitsminister Holetschek (CSU) sagte nach der Ministerkonferenz in Lindau, Boosterimpfungen seien das wirksamste Mittel, die derzeit laufende vierte Welle zu brechen. Eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission gibt es dafür allerdings bisher nicht.
    Der bayrische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU), Aufnahme vom 3.11.2021
    Der bayrische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU), Aufnahme vom 3.11.2021 (IMAGO / Sven Simon)
    Außerdem beschlossen die Gesundheitsminister, die Testpflicht in Alten- und Pflegeheimen auszuweiten. So sollen in Zukunft auch geimpfte oder genesene Besucher einen Test vorweisen müssen. Dieser Test soll kostenlos sein.
    +++ Das US-Unternehmen Pfizer will die Zulassung für eine Pille gegen Covid-19 beantragen.
    Mit seiner experimentellen Tablette seien Krankenhauseinweisungen und Todesfälle mit dem Coronavirus um knapp 90 Prozent reduziert worden, teilte der Pharma-Konzern mit. Damit steigt Pfizer ins Rennen um die ersten Medikamente mit einfacher Anwendung gegen das Virus auf dem US-Markt ein.
    Eine Pille des Konkurrenten Merck & Co. wird bereits von der amerikanischen Behörde FDA geprüft. Großbritannien genehmigte die Tablette gestern als erstes Land.
    "Zurück im Epizentrum der Pandemie": Die Weltgesundheitsorganisation hat sich besorgt über die hohen Corona-Infektionszahlen in Europa geäußert. In manchen Staaten werden dennoch kaum noch Schutzmaßnahmen getroffen – andere greifen zu drastischen Mitteln, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Unser Überblick.
    +++ Der sächsische Ministerpräsident Kretschmer hat sich besorgt über die Entwicklung der Corona-Pandemie in Deutschland geäußert. Die Lage sei dramatisch, sagte der CDU-Politiker im Deutschlandfunk. Die aktuellen Zahlen seien noch höher als während der dritten Welle im vergangenen Winter. Es sei dringend notwendig, dass die Politik jetzt handele. Wenn man sich jetzt zu viel Zeit lasse, drohe ein neuer Lockdown. Deshalb fordert Kretschmer so schnell wie möglich ein Treffen zwischen Bundeskanzlerin Merkel und den Ministerpräsidenten der Länder, um weitere Maßnahmen abzustimmen.
    +++ Der Gesundheitsexperte der Grünen, Janosch Dahmen, plädiert für flächendeckende 2G-Regeln in Deutschland. Das sei ein entscheidender Hebel, allerdings müsse sie auch konsequenter kontrolliert werden, sagte Dahmen den Sndern RTL/ntv. Zu oft würden die QR-Codes nur "aus großer Ferne" angeschaut. Er forderte auch eine Impfpflicht für Menschen, die mit vulnerablen Gruppen arbeiteten, zum Beispiel in Alten- oder Pflegeheimen. Im Moment müsse man aber so ehrlich sein, dass dafür keine politischen Mehrheiten im Deutschen Bundestag zu finden seien.
    Mehrere Industrieländer haben schon vor einiger Zeit mit Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus begonnen. Wer bekommt in Deutschland die dritte Dosis, wie kommen die "Booster"-Impfungen voran und welche Kritik gibt es? Mehr Informationen gibt es hier: Booster-Impfung – ist die dritte Dosis nötig?
    +++ Der Virologe Christian Drosten hat die deutschen Medien zu einer kritischen Reflexion ihrer Arbeit in der Corona-Pandemie aufgerufen. Bei der Verleihung des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises für Fernsehjournalismus in Köln sagte er: "Wir werden noch lange zu knabbern haben an der Aufarbeitung der Pandemie. Eine Nachbesinnung ist nicht nur in der Politik und der Wissenschaft, sondern unbedingt auch im Journalismus nötig." In einer Pandemie koste unverantwortliches Handeln Menschenleben, mahnte er.
    +++ Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen ist weiter gestiegen. Laut den morgendlichen Zahlen des Robert-Koch-Instituts liegt sie nun bei 169,9. Am Vortag waren es 154,5 und vor einer Woche 139,2.
    Binnen 24 Stunden wurden 37.120 Neuinfektionen (ein neuer Höchststand) und 154 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus registriert. Die Gesamtzahl der Toten steigt damit auf 96.346. Die Hospitalisierungs-Inzidenz gibt das RKI derzeit mit 3,73 an. Der bisherige Höchstwert hatte im vergangenen Winter bei 15,5 gelegen.
    Unser ausführlicher Blick aufs Thema: Aktuelle Zahlen zum Coronavirus in Deutschland
    +++ Die jüngsten Forderungen nach einer Impfpflicht für Pflegekräfte stoßen in der Branche sowohl bei Arbeitgebern als auch bei Beschäftigten auf Ablehnung.
    Der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste, Meurer, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, für eine verpflichtende Impfung gebe es keine gesetzliche Grundlage. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe verwies auf eine mangelnde Datenlage. Seine Präsidentin Bielstein sagte der Funke-Mediengruppe, eine Entscheidung für eine Impfpflicht müsse auf Fakten beruhen. Bislang sei aber unbekannt, wie viele Beschäftigte sich aus welchen Gründen nicht impfen ließen. Für eine Impfpflicht für Pflegekräfte hatten sich zuletzt der Deutsche Hausärzteverband und der baden-württembergische Gesundheitsminister Lucha ausgesprochen. Mit dem Thema befassen sich heute auch die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am zweiten und letzten Tag ihrer Konferenz in Lindau.
    +++ Trotz schnell steigender Inzidenzen erwartet der Kölner Karnevalspräsident Christoph Kuckelkorn eine in weiten Teilen vollwertige Karnevalssaison.
    "Selbst wenn die Inzidenzen in die Hunderte gehen sollten, heißt das nicht unbedingt, dass die Krankheitsverläufe weitreichende Einschränkungen für Geimpfte und Genesene rechtfertigen", sagte Kuckelkorn der Deutschen Presse-Agentur. Die nordrhein-westfälische Landesregierung verfolge ganz klar die Linie, dass geimpfte Menschen keine Einschränkungen mehr erdulden sollten. Natürlich müsse die Einhaltung der Coronaregeln sichergestellt sein. Die Impfausweise müssten bei allen Veranstaltungen genau kontrolliert werden.
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