Donnerstag, 28. September 2023

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Nobelpreis-Woche
Wer und was steckt hinter den weltberühmten Preisen?

Seit Montag läuft wieder die "Nobelpreis-Woche". Nach und nach wird dann bekannt gegeben, wer die weltberühmten Preise erhält. Aber wer und was steckt eigentlich dahinter?

04.10.2021

    Traditionell den Anfang macht am Montag der Preis für Medizin, dann folgen am Dienstag und Mittwoch Physik und Chemie, am Donnerstag der Literatur- und am Freitag der Friedensnobelpreis. Die eigentlichen Nobelpreise sind damit alle verliehen. Es gibt aber einen weiteren Preis, der zwar kein von Alfred Nobel gestifteter Preis ist, inzwischen aber praktisch im Rang eines solchen gehandelt wird: Der "Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften". Der sogenannte "Wirtschaftsnobelpreis" wurde erst 1968 von der Schwedischen Reichsbank gestiftet.
    Nobels wertvollste Erfindungen: Dynamit und Sprengbaumwolle
    Der Anfang der klassischen Nobelpreise geht zurück auf das Jahr 1895. Damals hat der Unternehmer Alfred Nobel den Preis gestiftet - ein Jahr vor seinem Tod. Nobel verfügte in seinem Testament, dass der größte Teil seines Reichtums in eine Stiftung fließen solle. Die Zinsen wollte er als Preis jenen zukommen lassen, die jeweils "im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen gebracht haben" - und zwar auf den Gebieten der Physik, der Chemie, der Medizin, der Literatur sowie "an denjenigen, der am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt" habe.
    Der Erfinder und Unternehmer Nobel hinterließ seinerzeit ein Vermögen von etwa 31 Millionen schwedischen Goldkronen. Das meiste Geld hatte er mit seinen beiden wichtigsten Erfindungen gemacht: Dynamit und Sprenggelatine. Obwohl diese beiden Produkte vor allem im Bergbau oder beim Eisenbahnbau eingesetzt wurden, galt Nobel als jemand, der mit dem Krieg sein Vermögen gemacht hat.
    Angeblich brachte ihn eine Zeitungsschlagzeile aus dem Jahr 1888 zum Nachdenken. Als sein Bruder Ludvig starb, verwechselte eine französische Zeitung die beiden und veröffentlichte versehentlich einen Nachruf auf Alfred Nobel. Die Überschrift des Artikels lautete: "Der Kaufmann des Todes ist tot".
    Auch die österreichische Friedensforscherin Bertha von Suttner soll Alfred Nobel zur Stiftung des Nobelpreises angeregt haben. Beide standen in engem Austausch miteinander. Von Suttner erhielt am 10. Dezember 1905 den von ihr angeregten Friedensnobelpreis. Alfred Nobel soll bereits bei der ersten Vergabe 1901 an Bertha von Suttner als Preisträgerin gedacht haben.
    Nobel nannte in seinem Testament keinen Grund, warum er den Großteil seines Vermögens stiftete, aber durch den Nobelpreis lebt sein Name bis heute fort.
    Bisher 100 deutsche Preisträger
    Seit 1901 werden die Auszeichnungen an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, in Stockholm und Oslo überreicht. Die Corona-Pandemie hat dieser Tradition schon 2020 einen Strich durch die Rechnung gemacht. Auch in diesem Jahr werden zumindest bei der Preisverleihung in Stockholm keine Preisträger anwesend sein. Das teilte die Nobelstiftung mit. Sie werden stattdessen in ihren Heimatländern geehrt. Einzig das norwegische Nobelkomitee ließ sich noch die Möglichkeit offen, Preisträger für die Verleihung nach Oslo zu holen.
    Bislang sind in der Nobel-Geschichte (inklusive des Wirtschaftspreises) 597 Preise verliehen worden; rund 950 Personen und Organisationen wurden ausgezeichnet, darunter 54 Frauen, 869 Männer und 27 Organisationen.
    Deutsche Wissenschaftler, Schriftsteller und Friedensaktivisten haben bislang 100 Nobelpreise erhalten. Gleich im Jahr 1901 hatte Deutschland die meisten der Preise eingeheimst und sich bis 1933 den Ruf erworben, führende Wissenschaftsnation zu sein. Die Namen sind bis heute nicht vergessen: Emil Behring, der für eine Serumtherapie gegen Diphtherie geehrt wurde. Wilhelm Conrad Röntgen, der in Würzburg durch Zufall nie zuvor registrierte elektromagnetische Wellen entdeckte.
    Allerdings: Selbst geniale Erfinder und vielgelesene Schriftsteller haben keineswegs die Garantie, in die Galerie der Preisträger aufgenommen zu werden. Bisweilen gab es heftige Auseinandersetzungen: 1901, als der Franzose Sully Prudhomme den ersten Literaturnobelpreis erhielt, telegrafierten mehr als 40 Schriftsteller an den Russen Leo Tolstoi, es sei eine Schande, dass er übergangen worden sei. Auch Günter Grass galt nach seinem Roman "Die Blechtrommel" jahrelang als "ständiger Nobelpreiskandidat", bevor er 1999 mit dem Preis ausgezeichnet wurde.
    Sollten aktive Politiker den Friedensnobelpreis erhalten?
    Von der breiten Öffentlichkeit beachtet wird vor allem der Friedensnobelpreis. Hier stieß die Vergabe aber auch besonders oft auf Kritik. Namen wie Menachem Begin, Le Duc Tho, Kissinger, Arafat und Peres ließen immer wieder die Frage aufkommen, ob es richtig ist, aktive Politiker von Ländern auszuzeichnen, die treibende Akteure eines Krieges waren.
    Streit gab es zuletzt auch beim Literaturnobelpreis: Belästigungs- und Korruptionsvorwürfe hatten die Jury der Schwedischen Akademie in eine so schwere Krise gestürzt, dass die Akademie schon im Frühjahr 2018 beschloss, die Vergabe auszusetzen. 2019 wurden dann zwei Preise vergeben.