Samstag, 27. April 2024

Sagen & Meinen
Warum es beim Bahnstreik keinen "Notfahrplan" braucht

Die Lokführergewerkschaft GDL hat wieder Streiks angekündigt - und die Bahn verspricht einen „Notfahrplan“. Medien sollten diesen Begriff nicht übernehmen, meint Stefan Fries, denn er stelle die Bahn als Opfer dar.

Von Stefan Fries | 08.01.2024
Der Schriftzug "GDL-Streik: Bahnverkehr bis zum Tagesende des 08.12. massiv beeinträchtigt" ist an einem Bahnsteig am S-Bahnhof Hackerbrücke in München zu sehen.
Warten bis der Zug kommt - oder auch nicht. Die Lokführergewerkschaft GDL hat ihre Mitglieder erneut zu Streiks aufgerufen. Von Mittwoch, 10.01.2024, bis Freitag, 12.01.2024, sollen sie im Personenverkehr die Arbeit niederlegen. (picture alliance / dpa / Matthias Balk)
Klar: Wenn bei der Deutschen Bahn gestreikt wird, geraten viele in Not, die eigentlich mit dem Zug fahren wollten. Wenn die Bahn aber von einem „Notfahrplan“ spricht, macht sie sich zum Opfer und betont, dass sie selbst in Not ist, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Und dafür macht sie die Lokführergewerkschaft GdL verantwortlich.
Dabei hat es die Bahn zum Teil selbst in der Hand, es nicht so weit kommen zu lassen. Denn Streiks sind auch eine Reaktion auf Tarifverhandlungen, die die Bahn führt. Sie sind ein grundgesetzlich garantiertes Recht der Gewerkschaften, ein rechtlich legitimes Druckmittel.
Wenn Medien von einem "Notfahrplan" sprechen, übernehmen sie die Sichtweise der Deutschen Bahn. Was die Bahn während Streiks anbietet, ist aber eigentlich ein Ersatzfahrplan – oder öfter sogar nur ein ausgedünnter Fahrplan, bei dem durchaus einige Züge nach Plan fahren. Beide Begriffe wären besser geeignet als "Notfahrplan".