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Seehofers Bierzelt-Auftritt
"Gott mit dir, du Land der Bayern"

Bei seinem ersten Bierzelt-Auftritt nach der Regierungskrise hält sich Bundesinnenminister Horst Seehofer kein bisschen zurück. Er geht viel mehr in die Offensive. Dabei erntet er im "Land der Bayern" stehende Ovationen - aber auch kritische Stimmen, die ihm vorwerfen, das Asylthema platt zu treten.

Von Michael Watzke |
    Horst Seehofer begrüßt die Besucher in einem Bierzelt auf dem Töginger Volksfest
    Horst Seehofer begrüßt die Besucher in einem Bierzelt auf dem Töginger Volksfest (Armin Weigel / dpa)
    Ein Bierzelt im Töging am Inn bei Altötting. Die Blaskapelle spielt den bayerischen Defiliermarsch für den Bundesinnenminister: CSU-Chef Horst Seehofer.
    "Jetzt steht also der böse Seehofer vor Ihnen. Der Mörder, der Terrorist, der Rassist. Aber meine Damen und Herren, genau diejenigen, die jeden Tag dafür eintreten, dass man in der Politik Anstand und Stil zu bewahren hat, überschütten mich mit Wörtern und Eigenschaften und Attributen, die weit unter der Gürtellinie liegen."
    Seehofer fühlt sich ungerecht behandelt. Von politischen Gegnern, auch von Parteifreunden. Vor allem aber von den Medien.
    "Denn wenn so wie in den letzten Tagen verbreitet wird, dass die CSU die Einrichtung neuer Konzentrationslager vorbereitet, dann sehen Sie, wie bizarr und skurril mittlerweile die Diskussion geworden ist.
    Seehofer hält sich kein bisschen zurück – im Gegenteil. Der CSU-Chef geht in seiner ersten Bierzelt-Rede seit Monaten in die Offensive.
    "Nicht jeder, der für sein Vaterland eintritt und Patriot ist, ist ein Rechtsradikaler, meine Damen und Herren."
    Auch zum Thema Islam äußert sich der Bundesinnenminister in seiner rund einstündigen Rede.
    "Deutschland - und Bayern allemal - ist christlich geprägt und nicht vom Islam geprägt, meine Damen und Herren."
    "Gottseidank ist er noch da"
    Sätze, für die Seehofer im Publikum lauten Jubel erntet. Markus Söder, der bayerische Ministerpräsident, hält seine Reden in letzter Zeit deutlich entschärft. Nachdem ihm Kritiker auch in der eigenen Partei spalterische Rhetorik vorwarfen. Söder entschuldigte sich gar. Horst Seehofer nicht. Beim Thema "islamistische Gefährder" plädiert der Bundesinnenminister für eine harte Linie.
    "Ich sage Euch, ich bin froh, dass der mutmaßliche Leibwächter von Bin Laden außer Landes ist. Ich bin froh."
    Bei den meisten der rund 800 Zuhörer im Töginger Bierzelt kommt Seehofers Rede gut an.
    "Es ist wirklich so, der spricht uns aus dem Herzen"
    "Ja, es wurde ihm sehr unrecht getan, dem Herrn Seehofer. Danke, dass es ihn überhaupt gibt, dass er sich so für uns einsetzt."
    "Das, was er verfolgt, das ist sehr gut. Es geht um die Sicherheit und es ist in Ordnung, was er da gesagt hat."
    "In allen Punkten finde ich es total richtig. Weil er in meinen Augen vollkommen recht hat. Gottseidank ist er noch da."
    "Asylthema wird plattgetreten"
    Aber es gibt auch skeptische bis ablehnende Stimmen.
    "Ja, war in Ordnung. Mittelprächtig."
    "Man hat eigentlich in der ganzen Rede immer nur die Worte "Straftäter" und "Gefährder" gehört. Die CSU macht sich überhaupt keine Gedanken um die wirklich politischen Entscheidungen, die getroffen werden müssen, wie zum Beispiel eine Rente die funktioniert, eine Pflege die funktioniert oder sonst irgendwas. Es wird hier nur rein das Asylthema plattgetreten. Und damit sieht man, wo die CSU fischt - das ist der rechte Rand."
    Seehofer: "Kritisieren Sie, was zu kritisieren ist, wir nehmen das ernst, sachlich. Aber sehen Sie auf der anderen Seite auch, was wir für Bayern geleistet haben. Gott mit dir, du Land der Bayern."
    Am Ende gibt es eine Minute stehende Ovationen, die Seehofer sichtlich genießt. Töging ist angenehmer als Berlin, sagt der CSU-Chef.