Ukraine-Krieg
Selenskyj vor Gesprächen mit Trump in Washington: "Frieden muss von Dauer sein" - US-Präsident schließt Rückgabe der Krim aus

Der ukrainische Präsident Selenskyj ist in Washington eingetroffen. An den Gesprächen mit US-Präsident Trump über ein mögliches Ende des Ukraine-Krieges nehmen auch europäische Spitzenvertreter teil, unter anderem Bundeskanzler Merz und EU-Kommissionschefin von der Leyen.

    Wolodymyr Selenskyj steht auf einem Podium vor blauem Hintergrund.
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (Archivbild). (imago / Gruppo LiveMedia / Domenico Cippitelli)
    Selenskyj warnte vor halbseidenen Vereinbarungen zur Beendigung des Krieges in seinem Land. Ein Frieden müsse von Dauer sein, schrieb er auf der Onlineplattform X. "Nicht wie vor Jahren, als die Ukraine gezwungen war, die Krim und einen Teil unseres Ostens – einen Teil des Donbass – aufzugeben." Selenskyj verwies auch darauf, dass die "Sicherheitsgarantien", die die Ukraine 1994 erhalten habe, nicht funktioniert hätten. Begleitet wird Selenskyj unter anderem von EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen, NATO-Generalsekretär Rutte, Bundeskanzler Merz, Frankreichs Präsident Macron und Großbritanniens Premier Starmer. Die Europäer hatten sich zuvor per Videokonferenz mit ihm abgestimmt.

    Trump: Beendigung des Kriegs liegt in Selenskyjs Händen

    US-Präsident Trump schrieb auf seiner Plattform Truth Social: "Der ukrainische Präsident Selenskyj kann den Krieg mit Russland fast sofort beenden, wenn er will, oder er kann weiterkämpfen." In der Vergangenheit hatte Trump dem Ukrainer bereits eine Mitschuld - und teils sogar die alleinige Verantwortung - an Russlands 2022 begonnenem Angriffskrieg gegeben.
    Trump hält einen NATO-Beitritt der Ukraine und eine Rückgabe der 2014 von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim für unrealistisch. Das erklärte der US-Präsident mit Blick auf entsprechende Forderungen der Ukrainer. Damit untermauert Trump Forderungen, die Russland mit Blick auf eine mögliche Friedenslösung stellte.

    Über was wird gesprochen?

    Laut deutscher Bundesregierung wird es in Washington unter anderem um "Sicherheitsgarantien, territoriale Fragen und die fortdauernde Unterstützung der Ukraine in der Abwehr der russischen Aggression" gehen. Mit Sicherheitsgarantien sind Maßnahmen zum Schutz eines Landes vor Angriffen gemeint. Und zu den territorialen Fragen: Russland besteht darauf, dass die Ukraine Gebietsverluste anerkennt und fordert angeblich auch den gesamten Donbass. Selenskyj lehnte das kategorisch ab.

    Was wird aus dem Donbass?

    Seit dem Alaska-Gipfel zwischen Trump und Putin am Freitag mehren sich unbestätigte Medienberichte, dass der US-Präsident die Möglichkeit für ein schnelles Friedensabkommen sieht, wenn die Ukraine Russland den gesamten Donbass überlässt. Inbegriffen seien auch strategisch wichtige Gebiete, die russische Streitkräfte bisher nicht unter ihre Kontrolle bringen konnten.
    Ohnehin sind Gebietsabtretungen, die die Ukraine dann hinnehmen müsste, zuletzt immer wieder diskutiert worden. Zum Beispiel verlangt Russland, dass die Ukraine auf eine Vielzahl von Gebieten verzichtet, was Selenskyj kategorisch ablehnt.

    Sicherheitsgarantien im Mittelpunkt der Gespräche

    Bei den Gesprächen wird es auch um das Szenario eines NATO-ähnlichen Schutzversprechens der USA und europäischer Staaten an die Ukraine gehen. Nach Angaben des US-Sondergesandten Witkoff hat Russland Sicherheitsgarantien nach dem Vorbild des Artikel 5 im NATO-Vertrag zugestimmt - was Putin im Gegenzug von den USA, der Ukraine oder Europa erhalten soll, war zunächst unklar.
    Artikel 5 des NATO-Vertrags sieht vor, "dass ein bewaffneter Angriff gegen eine oder mehrere von ihnen in Europa oder Nordamerika als ein Angriff gegen sie alle angesehen werden wird". Der NATO-Rat stellt den Bündnisfall fest, erklärt wurde er bisher erst einmal: nach den Terroranschlägen in den USA vom 11. September 2001. Im Gegensatz zum ursprünglichen Artikel 5 würde im diskutierten Szenario aber nicht das atlantische Bündnis einspringen - die Vereinigten Staaten und europäische Länder stünden stattdessen in der Pflicht.
    Über die Entwicklungen rund um die Ukraine und die Gespräche in Washington halten wir Sie auch in einem Newsblog auf dem Laufenden.
    Diese Nachricht wurde am 18.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.