„Es ist magisch. Das Crucible ist diese Umgebung, in der hoher Druck herrscht aufgrund seiner Bedeutung und das ist genau das, was Snooker ausmacht. Es ist Drama, es ist hoher Druck und es ist sehr intensiv. Es ist ein magischer Ort. Es ist fantastisch", sagt Jason Ferguson, Chairman des Snooker-Weltverbandes.
Es ist die Faszination Crucible Theatre, die keinen Snooker-Spieler loslässt. Ein Theater, das nur Platz für 980 Menschen hat. Seit 1977 werden hier die großen Snooker-Dramen geschrieben, aber inzwischen scheint es aufgrund seiner Größe aus der Zeit gefallen.
Ein schmuckloser Bau voller Faszination
Ein eher schmuckloser Bau im Zentrum von Sheffield. Die Faszination für den Snooker-Fan erschließt sich erst, wenn man durch die Tür in den Innenraum des Theaters geht. Man geht die Treppen herab und vor sich sieht man die zwei Snooker-Tische, die aufgebaut sind, perfekt ausgeleuchtet. Man sitzt sehr eng zusammen.
Sinnbildlich für die besondere Atmosphäre war dieses Jahr ein perfektes WM-Spiel: Eine Partie mit der maximalen Punktezahl – das hatte es vor Kyren Wilsons Auftritt in diesem Jahr erst zwölf Mal bei einer Snooker-WM gegeben.
Nagel kauen auf den besten Plätzen
In der ersten Reihe, auf den besten Plätzen, wurden Nägel gekaut, als sich Wilson erst den blauen Ball, dann Pink und als letztes den schwarzen Ball vornahm. Mucksmäuschenstill war es zu diesem Zeitpunkt. Die Zuschauer in der ersten Reihe hätten Wilson auf die Schulter klopfen können, so nah waren sie am Geschehen. Als Wilson den letzten Ball versenkt hatte, brandete der Beifall von allen Zuschauern auf. Sie waren Teil der Geschichte.
„Ich glaube, die Spieler realisieren, dass sie vielleicht nur eine Möglichkeit in ihrer Karriere haben, so etwas hier zu schaffen. Es passiert sehr selten. Daher kommt auch dieser immense Druck. Du weißt, es wird immer wieder gezeigt in den Videos aus dem Crucible Theatre. Wenn sie darüber sprechen, bist du Teil davon und niemand wird dir das je nehmen können", erklärt Alan McManus, zweifacher Halbfinalist bei der Snooker-WM und jetziger TV-Kommentator.
Andere Planungen als andere Verbände
In vielen Sportarten werden Anstrengungen unternommen, um die Premium-Events größer zu vermarkten und mehr Menschen daran teilhaben zu lassen.
Der Welt-Dartsverband PDC zum Beispiel wagte 2008 den Schritt und zog von der Circus Tavern, die nur Platz für 1100 Zuschauer bot, ins Alexandra Palace, in der die WM heute noch in zwei Sessions täglich vor jeweils bis zu 3200 Fans gespielt wird.
Beim Snooker und seinem größten Event, der jährlich ausgetragenen WM, läuft die Planung anders. Aber wie lange noch?
"Aber alles wächst"
Jason Ferguson sagt, dass der aktuelle Vertrag, der bis 2027 gilt, von World Snooker, dem Weltverband, respektiert wird:
„Unser Vertrag mit der Stadt Sheffield läuft bis 2027. Ich kann Ihnen versichern, dass die Gespräche schon geführt werden, wie die Zukunft aussehen soll. Wir müssen uns als Sport fragen: Möchten wir diejenigen sein, die jungen Menschen, die heute den Traum haben, einmal die Treppen im Crucible Theatre heruntersteigen wollen, dass sie das niemals machen werden? Ich möchte ganz sicher nicht diese Person sein. Aber alles wächst. Dieser Sport ist unfassbar gewachsen, seitdem wir hier die WM ausrichten. Die Anforderungen sind damit auch gewachsen, ob das die Anforderungen der TV-Stationen und der Medien sind oder die Anforderungen der Fans. Außerdem reisen immer mehr Fans aus allen Ecken der Erde an, um dieses Event zu besuchen.“
Im Saisonkalender der World Snooker Tour stehen einige Turniere, die vor einem größeren Publikum gespielt werden. Das Masters zum Beispiel, eines der drei „Triple-Crown“-Turniere, ähnlich den Grand Slams im Tennis, wird im Alexandra Palace in London gespielt. Auch das Tempodrom in Berlin, in dem seit 2011 das German Masters ausgespielt wird, fasst mehr als doppelt so viele Zuschauer wie das Crucible.
"Wir wollen mehr und wir wollen, dass es größer wird"
Deswegen sagt Ferguson, dass der Sport vielleicht dem Crucible Theatre entwachsen ist.
„So viele Events, die wir veranstalten, sind größer, was die Kapazitäten angeht. 9.000 ist unser Rekord, das Hong Kong Masters. Deutschland natürlich. Deutschland hat den Standard gesetzt. 2.500 Menschen im Tempodrom in Berlin. Es ist eine fantastische Halle mit einem begeisterungsfähigen Publikum. Und das wollen wir für die Weltmeisterschaft. Wir wollen mehr und wir wollen, dass es größer wird. Das ist nicht für uns. Es soll für die Menschen sein, die keine Tickets bekommen und uns nicht besuchen können. Also laufen die Gespräche mit der Stadt Sheffield.“
Die „Kathedrale des Snooker-Sports“ will keiner beerdigen
„You can’t buy history“ ist der Spruch von Sportmanager Barry Hearn, der immer wieder herangezogen wird. Die Weltmeisterschaft und das Crucible Theatre werden in einem Atemzug genannt. Seit 45 Jahren ist das so.
„Es ist der Traum. Es ist der Traum jedes Snooker-Spielers, die Treppenstufen im Crucible herunterzukommen. Wenn du als kleines Kind Snooker schaust und fasziniert bist, ist dies der eine Moment, von dem jeder Snooker-Spieler träumt.“
Das Crucible wird als die „Kathedrale des Snooker-Sports“ bezeichnet. Bis 2027 bleibt sie das auch. Was danach passiert, steht noch in den Sternen.
„Ich reise überall in der Welt herum und überall kann ich einen Crucible Snooker Club finden. Ich bin vor einigen Jahren durch Afrika gereist: Crucible Club, Sheffield Club. Diese Clubs gibt es auf der ganzen Welt. Und das, weil wir hier waren und sind und das Crucible so berühmt geworden ist. Sheffield und das Crucible sind Teil unserer DNA. Wie die Zukunft aussieht? Wir wissen, dass wir größer werden müssen. Ich glaube auch, dass die Stadtverwaltung in Sheffield anerkennt, dass wir größer werden müssen. Die Fans wissen, dass wir größer werden müssen und wir hoffen, dass wir das auch hinbekommen werden.“