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Gewalt im Sport
„Anlauf gegen Gewalt“ nimmt Arbeit auf

Die erste unabhängige Anlaufstelle für Betroffene von Gewalt im Spitzensport hat ihre Arbeit aufgenommen. Die Initiative dazu geht vom Verein „Athleten Deutschland“ aus, der Interessenvertretung der Leistungssportlerinnen und -Sportler. Betroffene waren von Beginn an eingebunden.

Von Andrea Schültke |
Das Logo von "Anlauf gegen Gewalt", der vom Verein "Athleten Deutschland" initiierten Anlaufstelle gegen Gewalt im Sport.
Das Logo von "Anlauf gegen Gewalt", der vom Verein "Athleten Deutschland" initiierten Anlaufstelle gegen Gewalt im Sport. (Athleten Deutschland)
„Hier können Betroffene Erlebtes in Worte fassen und beginnen, Geschehenes zu bewältigen“, schreibt der Verein auf der Website der neuen Anlaufstelle „Anlauf gegen Gewalt“. Hier sollen Betroffene von physischer, psychischer oder sexueller Gewalt Unterstützung finden.
Aus jeder Zeile des Internetauftritts spricht die Erfahrung im Umgang mit Betroffenen und das Wissen um das, was ihnen widerfahren ist.

Betroffene in Planungsphase eingebunden

Denn schon in der Planungsphase seien Betroffene eingebunden gewesen, bestätigt auch Nadine Dobler, eine der Ansprechpersonen der Anlaufstelle:
„Und das war total wichtig, weil immer wieder so sensible Sachen rausgekommen sind. Entweder war die Ansprache falsch oder das Wording war falsch, wo Betroffene sich nicht richtig abgeholt fühlen. Und deswegen war uns die Perspektive total wichtig, weil es sich an Betroffene richtet. Und weil wir auf der Seite von den Betroffenen stehen wollen.“

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Wer eine E-Mail an die Anlaufstelle schreibt, landet bei Nadine Dobler. Sie ist im Bereich soziale Arbeit tätig und hat selbst als Kind im Fußball sexuelle Gewalt erfahren. Für ihre Tätigkeit ist Dobler beim Verein Athleten Deutschland angestellt.

Betroffene haben oft kein Vertrauen in die Strukturen des Sports

Der hat die Anlaufstelle gegründet, weil sich zuletzt immer mehr Betroffene dort gemeldet hätten. Sie hätten kein Vertrauen in die Strukturen des organisierten Sports, berichtet Maximilian Klein, daher der Bedarf an einer unabhängigen Anlaufstelle:
„Es gibt bei uns auch Ansprechpersonen, die Betroffene längerfristig begleiten und die Betroffenen erhalten von uns die Möglichkeit, psychosoziale und rechtliche Erstberatung zu bekommen.“
Betroffene können sich sowohl per Mail an die Anlaufstelle wenden als auch telefonisch. Auf diesem Weg erreichen sie die Expertinnen eines Hilfetelefons. Alle, die bei „Anlauf gegen Gewalt“ tätig sind, kennen sich mit den Sportstrukturen aus, sind aber davon unabhängig. Eine wichtige Voraussetzung, erläutert Sportsoziologin Bettina Rulofs:
„Tatsächlich haben wir in unseren Studien, wo wir tiefgehende Interviews mit Betroffenen geführt haben, immer wieder Hinweise darauf gefunden, dass es für Betroffene schwierig ist, überhaupt Anlaufstellen zu finden und dass gerade auch die Betroffenen sich Anlaufstellen wünschen, die ein Stück weit eine Unabhängigkeit von den Verbands- und Vereinsstrukturen haben.“

Soziologin: Anlaufstellen für Betroffene aus dem Sport "dringend notwendig"

Die Sportsoziologin ist im wissenschaftlichen Beirat der Anlaufstelle. In zahlreichen Studien hat sie unter anderem das Ausmaß von psychischen, physischen und sexuellen Übergriffen im Sport belegt. Daraus ergibt sich für Bettina Rulofs die dringende Notwendigkeit von Anlaufstellen speziell für Betroffene aus dem Sport.
Auch das Bundesinnenministerium plant nach eigenen Angaben eine solche Stelle für Betroffene aus dem Leistungs- und Breitensport.
Für Athleten Deutschland ist „Anlauf gegen Gewalt“ nur ein erster Schritt. Weitere sollen folgen bis hin zum Ziel eines übergeordneten „Zentrums für Safe Sport“, das mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattet ist, sowohl was Prävention, Intervention als auch Aufarbeitung betrifft.