Mittwoch, 24. April 2024

DFB-Vizepräsidentin
„Chance auf Frauen-WM 2027 in Deutschland steht bei 50:50“

Der Fußball der Frauen boomt seit der EM 2022. Im Dlf-Sportgespräch erklärt DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch, wie die Frauen-Bundesliga aufgewertet werden kann – und wieso die Chancen der deutschen WM-Bewerbung ihrer Ansicht nach gut stehen.

Sabine Mammitzsch im Gespräch mit Maximilian Rieger | 24.03.2024
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen jubelt beim Spiel gegen die Niederlande.
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Frauen jubelt beim Spiel gegen die Niederlande. (imago images / Eibner / Eibner Pressefoto / Michael Memmler via www.imago-images.de)
Der Fußball der Frauen hat seit der EM 2022 einen Boom erlebt. Die Frauen-Bundesliga könnte daher bald erweitert werden, so DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch im Dlf. Zudem stünden die Chancen für eine erfolgreiche WM-Bewerbung 2027 gut.
Die wirtschaftlichen Zahlen der Frauen-Bundesliga sind gemischt. Der Zuschauerschnitt hat sich gegenüber der Zeit vor der Corona-Pandemie fast verdreifacht, auch die Einnahmen steigen. Der Report für die Saison 2022/23 zeigt aber auch: Die Kosten sind ebenfalls gestiegen. Durchschnittlich haben die Vereine daher ein Minus 1,8 Millionen verzeichnet.

Neue Investitionen nötig

DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch, zuständig für Frauen- und Mädchenfußball, sieht darin keinen Grund zur Sorge. Gerade die Lizenzvereine könnten dies finanziell ausgleichen. Zudem seien Investitionen nötig, um den Fußball weiterzuentwickeln. Dazu wolle man auch „Partner“ mit ins Boot holen, damit noch mehr „Investionen aus eigener Kraft“ geschaffen werden.
Sabine Mammitzsch, DFB-Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball.
Sabine Mammitzsch, DFB-Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball, hält eine WM-Bewerbung Deutschlands für aussichtsreich. (picture alliance / dpa / Sebastian Christoph Gollnow)
Vom Einstieg eines Investors, wie er bei der DFL zuletzt gescheitert war, wollte Mammitzsch nicht direkt sprechen. Zielrichtung müsse sein, „dass wir einen anderen Partner haben, dass wir so viel Erträge haben, dass Vereine auch in der Lage sind, ein Grundgehalt, in welcher Form auch immer, zu zahlen. Das muss jeder Verein dann selbst entscheiden“, so die DFB-Funktionärin im Deutschlandfunk-Sportgespräch.
Auch eine Ausgliederung des Frauenfußballs komme Mammitzsch zufolge in Betracht: „Wir sind eigentlich genau an der Stelle, an der damals die Bundesliga der Männer entschieden hat: Wir gehen jetzt einen eigenen Weg. Uns fehlt nur, dass wir nicht genug Erträge haben“. Die Vereine der Männer-Bundesliga hatten im Jahr 2000 die Deutsche Fußball Liga gegründet.

Ausgliederung soll kommen - wie, bleibt offen

Sie erwarte eine Entscheidung über eine Ausgliederung noch in diesem Halbjahr, ließ aber offen, ob dies unter dem Dach der DFL, in einem eigenen Ligaverband oder innerhalb der Strukturen des DFB erfolgen soll. Die Vereine würden die Pläne aber lieber „gestern als morgen“ umsetzen, so Mammitzsch.
Ein weiterer Vorschlag zur Professionalisierung des Fußballs der Frauen ist es, die Liga auf mehr Teams aufzustocken – bisher sind es zwölf. Axel Hellmann, Vorstandssprecher von Eintracht Frankfurt und Vertreter der Initiative „Fußball kann mehr“, forderte eine Vergrößerung auf 16 Teams. Mammitzsch zeigte sich offen für eine Vergrößerung, allerdings auf 14 Vereine. Dies sei eine „realistische Zahl, auch im Hinblick auf den internationalen Spielkalender.“ Allerdings könne dies erst auf dem DFB-Bundestag im Herbst 2025 entschieden werden, die 14 Teams wären dann also frühestens in der Saison 2026/27 am Start.

WM-Bewerbung des DFB aussichtsreich?

Bis zur WM 2027 könnte die Erweiterung also durch sein. Dieses Turnier will Deutschland gemeinsam mit den Niederlanden und Belgien ausrichten. Der FIFA-Kongress entscheidet im Mai, Konkurrenten des DFB sind die gemeinsame Bewerbung der USA und Mexikos sowie die Bewerbung Brasiliens. DFB-Vizepräsidentin Mammitzsch zufolge werde die „größte Konkurrenz wahrscheinlich USA und Mexiko sein, die ein irrsinniges Geld investieren wollen.“
Vor allem um die Stimmen Afrikas und Asiens werde derzeit sehr gerungen, weil von diesen zwei Kontinenten keine Bewerber gibt.  Die Chancen der europäischen Bewerbung beim Kampf um die 211 Stimmen sind laut Mammitzsch gut: „Mit 100 Stimmen rechnet Deutschland schon jetzt, die Chance ist also 50:50. Und es wird wirklich alles darangesetzt, die WM 2027 nach Deutschland, Belgien und in die Niederlande zu holen.“ Man baue auch auf die Kontakte der Niederlande und Belgien bei Gesprächen mit den Nationalverbänden.

Neuer Nationaltrainer kann "Mannschaft zu einer Einheit formen"

Sportlich steht für das Nationalteam im Sommer eine große Veränderung an: Christian Wück wird nach den Olympischen Spielen die Nachfolge von Horst Hrubesch antreten. Wück hat mit der U17 der Männer die WM gewonnen, aber noch keine Erfahrung im Frauen-Bereich. Dennoch betonte Sabine Mammitzsch, er könne „eine Mannschaft weiterentwickeln, zu einer Einheit formen und Spieler, Spielerinnen individuell verbessern.“