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Hire and fire
Warum Facebook, Amazon und Co. tausende Mitarbeiter entlassen

Rund 60.000 Mitarbeitende haben die großen Technologieunternehmen aus dem Silicon Valley in den vergangenen Monaten vor die Tür gesetzt. Der Boom der Pandemie-Jahre scheint erst einmal vorbei. Aber das Potenzial der Tech-Branche ist weiter groß.

Von Marcus Schuler | 03.02.2023
Google-Werbung bei der Tech-Ausstellung CES in Las Vegas
Bei Google mussten in den vergangenen Monaten 12.000 Angestellte gehen (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / John Locher)
Die Fernseh-Nachrichten in der Bay-Area kennen derzeit nur ein Thema: Die Massenentlassungen bei den Tech-Unternehmen des Silicon Valley. Rund 60.000 Angestellte haben in der Region zwischen San Francisco und San Jose in den vergangenen Wochen ihren Job verloren. Betroffen sind alle Berufsgruppen – Software-Entwicklerinnen und Entwickler, Marketing- und PR-Leute, Beschäftigte aus Rechts- und Personalabteilungen.

Tausende Mitarbeiter mussten gehen

Google entließ 12.000 Mitarbeitende, beim Handelsriesen und Cloud-Anbieter Amazon waren es bislang 18.000, bei Microsoft rund 10.000. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Auch deutlich kleinere Unternehmen und Start-Ups reduzieren derzeit ihre Mitarbeiterschaft.
„In meinem Kalender war plötzlich eine Einladung zu einem Meeting. Ich war etwas überrascht und bekam die Nachricht, dass ich meine Arbeit niederlegen sollte. Ich war über eine Zeitarbeitsfirma bei Facebook beschäftigt. Über Nacht gab es plötzlich nichts mehr zu tun. Es hieß, wir benötigen Deine Dienste nicht mehr. Schick uns Deinen Laptop per Post zurück.“ Jennifer hat gleich zu Beginn der Entlassungswelle – im vergangenen Oktober – ihren Arbeitsplatz bei Facebook verloren. Ihr Aufgabengebiet: Das Management von großen Projekten und Kampagnen.
Die 37-jährige Marketing- und PR-Spezialistin hat darum gebeten, nicht ihren echten Vornamen zu verwenden: „Ich habe locker 60 Stunden die Woche gearbeitet. Die meisten meines Teams saßen an der Ost-Küste, also drei Stunden Zeitunterschied zu hier. Ich habe wahrscheinlich 12 Stunden am Tag gearbeitet, um das Arbeitspensum zu bewältigen. Urlaub konnte man nicht nehmen, Überstunden wurden nicht bezahlt. Das war ziemlich brutal. Es gab Höhen und Tiefen. Wir hatten ziemlich viel zu tun und dann war plötzlich alles abrupt zu Ende.“
Während der Pandemie hat die zweifache Mutter bei dem sozialen Netzwerk angefangen. Gut 12.000 Euro verdiente sie pro Monat. Zuvor war sie bei einer kleineren Marketing-Agentur in San Francisco angestellt. In den Facebook-Job setzte sie große Hoffnung. Sie rechnete sich gute Chancen aus, irgendwann fest übernommen zu werden.

Wie die Unternehmen die Entlassungen erklären

In der Regel begründen die Firmen die Entlassungen so: man habe während der Pandemie zu schnell zu viele Leute eingestellt. Außerdem drohe wegen der hohen Inflation eine Rezession. Aber das ist wohl nur die halbe Wahrheit - dazu später mehr.
Helena, die ebenfalls ihren echten Namen nicht öffentlich machen will, hat erst vor zwei Wochen ihren Arbeitsplatz verloren. Sie kommt aus Süddeutschland, ist promovierte Naturwissenschaftlerin. Eine hoch qualifizierte Expertin auf ihrem Gebiet. Die 35-Jährige sollte bei einem kalifornischen Tech-Unternehmen medizinische Geräte entwickeln. Dafür hat sie vor gut zwei Jahren ihren sicheren Job bei einem deutschen Unternehmen aufgegeben und das Angebot aus dem Silicon Valley angenommen.
„Das war fantastisch, da wurde ein Traum wahr. Ich war schon hier in den USA, habe für ein deutsches Unternehmen gearbeitet, und ich habe das Silicon Valley vom Rand aus betrachtet. Und hab so ein bisschen was mitbekommen und dachte ‚Wow, da möchte ich arbeiten‘. Da wird die Welt verändert. Und als ich dann das Jobangebot bekommen habe – das war einfach gigantisch.“

Wenn die Kündigungs-Mail am Morgen kommt

Mitte Januar war dann plötzlich alles vorbei, nach knapp zwei Jahren. Dass sie ihren Job verlieren würde, ohne Vorwarnung, ohne jegliches Anzeichen, damit hat Helena nicht gerechnet. „Und dann kam ganz klassisch eines Morgens eine E-Mail mit dem Betreff ‚Deine Rolle in unserer Firma‘. Und ein paar Minuten später war alles weg, der Zugang zu den E-Mails, Kalender, zu den internen Systemen, alles weg. Der Hausausweis war deaktiviert, man kam nicht mehr in die Büros rein, das Telefon wurde abgeschaltet. Also ganz amerikanisch, wie man es aus Filmen kennt.“
Für Helena tickt jetzt die Uhr. Bei ihrem Arbeitgeber ist sie bis Ende März freigestellt. Dann bleiben ihr noch 60 Tage Zeit, einen neuen Arbeitgeber zu finden. Gelingt ihr das nicht, muss sie die USA verlassen. Wie viele andere Tech-Angestellte besitzt sie ein sogenanntes H1B-Visum. Es ist an ihren Arbeitgeber gekoppelt. Will sie woanders unterkommen, muss sie ein Unternehmen finden, das ihr Visum übernimmt und gegenüber der US-Ausländerbehörde begründen kann, weshalb nur sie, für den neuen Arbeitsplatz infrage kommt.
Die Frau aus Deutschland hat es vergleichsweise gut. Sie ist ungebunden. Und: Sie ist deutsche Staatsbürgerin. Findet sie einen neuen Arbeitgeber, kann der für sie auch eine Green Card beantragen. Dann müsste sie gut zwei Jahren warten und hätte am Ende ein unbefristetes Aufenthaltsrecht für die USA und könnte bei jedem Unternehmen in den USA arbeiten. Die tausenden Tech-Arbeiter aus Indien, die ebenfalls ihre Jobs verloren haben, sind dagegen im Nachteil. Selbst wenn sie innerhalb von 60 Tagen eine neue Stelle finden, die Option auf eine Green Card bleibt den meisten vermutlich zeitlebens verwehrt. Die Wartezeit ist sehr lang.
Einer der Betroffenen ist der Software-Entwickler Akhilesh, der mit Frau und kleinen Kindern seit gut zehn Jahren in den USA lebt. „Wir haben alle eine Green Card beantragt und erfüllen die Voraussetzungen. Das einzige Problem ist, dass wir 150 Jahre warten müssen, um sie wirklich zu bekommen. Da werde ich aber tot sein.“

Arbeitserlaubnisse stark reglementiert

Anders als für die meisten Menschen aus Europa; wer aus Indien kommt, für den ist es nahezu unmöglich, eine Green Card zu erhalten. Weil die Zuwanderung aus Ländern wie Indien, China oder Mexiko besonders hoch ist, hat die US-Regierung unbeschränkte Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse für Einwanderer aus diesen Regionen stark reglementiert.
Programmierer Akhilesh hat in den vergangenen Tagen immer wieder kleine Demonstrationen mit organisiert, um auf seine Lage und die seiner Landsleute aufmerksam zu machen. Der Entwickler hat erst vor ein paar Jahren ein Haus gekauft. "Behandelt uns gerecht und nach unseren Fähigkeiten", fordert er, "und nicht danach, aus welchem Land wir stammen."
Die Massenentlassungen machen auch vielen Geschäftsleuten der Region mittlerweile Sorgen. Restaurants, Zulieferer und Immobilien-Eigentümer sind betroffen. In San Francisco stehen Hunderttausende Quadratmeter Bürofläche leer. Erst gab es die Pandemie, jetzt die Massenkündigungen. Facebook hat vor wenigen Tagen seine Büros in der Stadt in einem Gebäude zusammengelegt. Der Kurznachrichtendienst Twitter verweigert gänzlich jede Mietzahlung. Andere Unternehmen haben während der Pandemie ganze Etagen gekündigt, nun kommen weitere dazu.

Die Politik sieht auch Chancen in der Krise

Die Bürgermeisterin von San Francisco, London Breed, will deshalb die Umwandlung von Büroräumen in Apartments unbürokratisch ermöglichen. Das soll helfen, die Wohnungsnot zu lindern und die hohen Mietpreise zu drücken. Umgerechnet 3000 Euro bezahlt man für eine kleine Einzimmerwohnung. Die Bürgermeisterin sieht in den Entlassungen der Tech-Branche auch Chancen: „Wir schauen uns saubere Technologien an, wir wollen im Bereich der grünen Energie attraktiver werden. Wir wollen wieder mehr Arbeitsplätze für das verarbeitende Gewerbe ansiedeln. Aber es wird ein harter Weg sein.“
San Franciscos Bürgermeisterin London Breed
San Franciscos Bürgermeisterin London Breed will durch die Umwandlung von frei gewordenen Büroflächen neuen Wohnraum schaffen (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Eric Risberg)
Im Silicon Valley herrscht derzeit das große Erwachen – nach einem Jahrzehnt stetigen Wachstums. Während der Pandemie erlebte die Tech-Branche ein noch deutlich beschleunigteres Wachstum. Amazon und die Facebook-Mutter Meta wuchsen besonders aggressiv. Sie haben in den Pandemie-Jahren die Zahl ihrer Mitarbeitenden nahezu verdoppelt. Bis zu den Kündigungen kam Meta auf 87.000 Mitarbeitende, bei Amazon waren es mehr als 1,5 Millionen.

Ökonom: Mega-Boom der Pandemie setzt sich nicht fort

Olaf Groth ist Wirtschaftsprofessor an der Universität von Berkeley. Seit 30 Jahren beobachtet der aus der Nähe von Düsseldorf stammende Experte die Konzerne im benachbarten Silicon Valley. Die Pandemie habe für einen Mega-Boom gesorgt, sagt Groth: „Die digitalen Dienstleister haben sich dieser Welle dann auch ziemlich schnell angenommen. Und wir müssen da ja auch dankbar sein, dass uns diese Werkzeuge gleich zur Verfügung standen. Wenn ich da nur mal an ‚Zoom‘ denke zum Beispiel, was es ja schon gab, aber was natürlich durch diese Pandemie ganz mächtig Auftrieb bekommen hat. Und so ging es ja eigentlich mit allen digitalen Foren und Werkzeugen. Das wurde dann auch schnell begrüßt von Arbeitgebern und unterstützt, auch finanziell unterstützt. Und dadurch kam es dann zu einer Euphorie, einer Kauf- und Verkaufseuphorie, die sich so jetzt natürlich nicht fortsetzt.“
Von einer großen Krise zu sprechen, hält Groth derzeit für übertrieben. Unternehmen wie die Google-Mutterfirma Alphabet, Apple, Meta oder Amazon verfügten über milliardenschwere Cash-Reserven und machten nach wie vor hohe Gewinne.

Tech-Riesen verbuchen noch immer satte Gewinne

Die Quartalsbilanzen der Konzerne geben Groth recht: Microsoft hat allein im letzten Quartal 2022 16 Milliarden Dollar verdient. Meta beklagte zwar für sein Herbstquartal einen Gewinneinbruch von 52 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dennoch konnte man mehr als 4,4 Milliarden Dollar auf der Haben-Seite verbuchen. Ähnlich sah es bei Amazon aus. Es musste zwar einen deutlichen Gewinnrückgang hinnehmen, verdiente im dritten Quartal vergangenen Jahres aber immer noch fast drei Milliarden Dollar.
„Das ist jetzt sicherlich ein ‚Blut lassen‘, welches sehr unangenehm ist. Auch medienwirksam natürlich und welches schon auch so ein bisschen zur Selbst- und Eigeneinsicht der Tech-Unternehmen führen muss. Aber es ist nichts verglichen mit der Katastrophe, die wir im Jahr 2000 erlebt haben, als die ‚Dot-Com-Bubble‘ platzte. Da haben wir rund 25 Prozent aller Angestellten über einen gewissen Zeitraum verloren haben und auch nur ganz langsam wiederaufbauen konnten.“

Wie die Entlassungswelle begann

Begonnen hat die Entlassungswelle bereits im Oktober vergangenen Jahres. Den Anfang machte der Facebook-Mutterkonzern Meta - er strich 11.000 Stellen. Dessen Chef und Mit-Gründer Mark Zuckerberg entschuldigte sich wortreich bei den Betroffenen: „Lasst mich vorausschicken: Ich übernehme die volle Verantwortung für diese Entscheidung. Ich bin Gründer und Geschäftsführer und verantwortlich für das Wohlergehen unseres Unternehmens, für unsere Richtung und dafür, wie wir sie umsetzen, einschließlich solcher Dinge. Und das war letztlich meine Entscheidung.“
Als Begründung führte Zuckerberg an, man habe während der Pandemie zu schnell zu viele Leute eingestellt. Der Wirtschaft drohe eine Rezession. Man müsse die Kosten reduzieren. Viele Beobachter und Analysten sind der Meinung: Zuckerberg habe das Drehbuch geliefert für die Entlassungen.
Meta-Chef und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg
Meta-Chef und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg begründete die Entlassungen mit Fehlentscheidungen während der Pandemie (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Eric Risberg)
Seine Argumente übernahmen in den vergangenen Wochen die meisten anderen Tech-CEOs – sie räumten ein, die Boom-Phase während der Pandemie falsch eingeschätzt zu haben. Das stimmt sicherlich, ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Die börsennotierten Unternehmen haben im vergangenen Jahr besonders unter den stark gefallenen Aktienkursen gelitten. So musste Meta 65 Prozent seines Börsenwerts einbüßen, bei der Google-Mutter Alphabet waren es knapp 39 Prozent. Die Entlassungen halfen den Konzernen, ihre Kosten zu senken und damit ihre Bilanzen aufzubessern.
Auch Olaf Groth sagt, die Firmen haben bei ihrer Entscheidung, die Belegschaft zu reduzieren, vor allem auf die Kursentwicklung an der Börse geschielt. „Die Wall Street funktioniert natürlich so, dass sie ganz gerne immer diesen Hockeyschläger, Hockeystick, wie man hier sagt, sieht, was das Wachstum angeht. Das heißt, wenn diese Erwartungen enttäuscht werden, dann schlägt sich das auch sehr schnell in Aktienpreisen nieder. Und von daher versuchen diese CEOs dann selbstverständlich, diese Erwartungen zumindest nicht allzu sehr zu enttäuschen. Das heißt, auch wenn sie Milliarden verdienen und immer noch super profitabel sind, versucht man eben diese Spalte zwischen dem, was immer noch sehr gut ist und dem, was erwartet wird, nicht allzu groß werden zu lassen.“
Ein weiterer Grund für die Entlassungswelle dürfte für die Unternehmen auch die allgemeine Konjunkturlage spielen. Die Inflation in den USA und Europa ist zwar langsam rückläufig, so dass selbst die US-Notenbank diese Woche die Leitzinsen nur noch um einen viertel Prozentpunkt angehoben hat. Dennoch: die 330 Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner haben mittlerweile ihr Konsumverhalten angepasst. So geben sie an der Supermarktkasse weniger Geld aus. Ebenso für Dienstleistungen wie dem Friseur. Auch die Mietpreise stagnieren inflationsbereinigt. Kein Wunder also, dass sich die Tech-Konzerne auf diese Entwicklung einstellen.
Investoren werten Entlassungen als Normalisierung in der Branche
Bernhard Gold hat seine Promotion an der Universität in München geschrieben. Das Thema: die Innovationskraft der kalifornischen Tech-Branche. Gold lebt und arbeitet seit 13 Jahren als Venture Capitalist im Silicon Valley. Im Auftrag eines kanadischen Risikokapitalgebers investiert er in junge, neue Start-Ups.
Er sieht in den Entlassungen vor allem eine Normalisierung in der Branche: „Auf der einen Seite ist die Stimmung nicht mehr so gut. Es ist für die Start-Ups schwieriger geworden, Geld zu raisen. Viele Tech-Firmen haben jetzt angefangen, wenigstens einige Mitarbeiter zu entlassen. […] Auf der anderen Seite ist es gerade für uns Investoren auch positiv, weil das bedeutet, dass es eine gewisse Normalisierung im Markt gibt. Also die Bewertungen kommen auf ein normales Niveau runter. Auch das, was wir hier im Silicon Valley sehr viel gehabt haben, ist einfach der Mangel an Arbeitskräften und teilweise absurd hohe Löhne und Gehälter, die durch die Spannungen im Markt jetzt alle ein bisschen runterkommen. Ehrlich gesagt, ich als Investor habe schon seit Jahren darauf gewartet, dass die Party mal vorbei ist und dass es mal ein bisschen ‚normalere Zeiten‘ gibt.“ 
Gold ist der Meinung, die Unternehmen hätten mit den Kündigungen bewiesen, dass sie die Zeichen der Zeit erkannt haben. Er rechnet nicht mehr mit nennenswerten weiteren Massenentlassungen: „Microsoft hat zwar jetzt ja ich glaube zehn oder 12.000 Mitarbeiter entlassen, aber sie haben auch 40.000 letztes Jahr eingestellt. Genauso Google, oder Alphabet – das hat jetzt auch 10.000 Mitarbeiter entlassen, hat aber letztes Jahr 30.000 neue Mitarbeiter eingestellt. Wir kommen aus dieser enormen Wachstums- und Boom-Phase. Solange es keinen weiteren externen Schock gibt im Sinne einer Rezession über den Sommer, dann würde ich sagen, das Schlimmste ist eigentlich vorbei und wir haben jetzt wieder ein bisschen ruhigeres Fahrwasser.“
Und genau das könnte sich positiv auf den Rest der US-Wirtschaft auswirken. Fast neun Millionen Menschen arbeiten in der Tech-Branche in den USA, die zusammen 1,8 Billionen Dollar zur amerikanischen Wirtschaft beiträgt.

Entlassene finden laut Studien schnell neue Jobs

Viele andere Branchen in den USA sehen das Silicon Valley als einen Taktgeber an und orientieren sich bei Ausgaben, Neueinstellungen und wichtigen strategische Entscheidungen an der Tech-Branche. Erste Studien kommen mittlerweile zu dem Schluss, die Angestellten, die im Zuge der Kündigungswelle ihren Arbeitsplatz verloren haben, finden innerhalb von drei Monaten bei einem anderen Unternehmen eine neue Beschäftigung.
40 Prozent, so die Job-Plattform ZipRecruiter, finden angeblich bereits nach einem Monat eine neue Stelle. Start-Up Investor Gold sagt, dem Silicon Valley gingen die Ideen nicht aus. Auch wenn ein deutsches Nachrichtenmagazin kürzlich etwas Anderes behauptet habe. Er rechnet, dass viele der Gekündigten schnell wieder unterkommen, besonders, wenn sie aus der Softwareentwicklung kommen: „Wir haben natürlich nach wie vor die großen Trendhemen wie Cloud Computing, autonomes Fahren, electric cars. Durch ChatGPT haben wir natürlich mit Künstlicher Intelligenz ein großes Thema. Alles was KI ist, wird den Markt noch mehr verändern, als damals Marc Andreesen mit seinem berühmten Satz 'Software Eats The World', also 'Software frisst die Welt' gesagt hat.“
Jennifer, die ehemalige Projektmanagerin bei Facebook, könnte wieder bei ihrer alten Agentur in San Francisco anfangen. Sogar von Facebook hat sie ein Angebot bekommen, allerdings zu deutlich schlechteren Konditionen. Sie hat sich aber dagegen entschieden. Bei einem Tech-Unternehmen will sie erst mal nicht mehr anheuern. Die Arbeitszeiten haben sie abgeschreckt. Und sie habe sich ausgenutzt gefühlt: „Ich konzentriere mich auf meine Familie. Eine der wichtigsten Erkenntnisse, die ich gewonnen habe, ist, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wirklich wichtig ist, vor allem, wenn man kleine Kinder hat, wenn man Mutter ist. Und gerade jetzt ist es an der Zeit, sich auf die Familie zu konzentrieren und die Karriere vielleicht ein paar Jahre zurückzustellen.“
Auch Helena aus Süddeutschland hat sich gegen das Silicon Valley entschieden. Die Wohnung in San Francisco ist bereits gekündigt, die ersten Kisten sind gepackt. In wenigen Wochen will sie wieder zurück nach Europa. „Ich weiß, was ich kann. Ich weiß, dass ich gut bin in dem, was ich tue. Und auf meinem Lebenslauf sieht das natürlich toll aus. Ich war im Silicon Valley bei einem Big-Tech-Unternehmen. Ich blicke dem Ganzen ganz positiv entgegen. Ich freue mich auf den nächsten Schritt, der sich jetzt ergibt. Mal schauen, was es wird. Und das ist auch eine Sache, die ich hier im Amerika gelernt habe. Diese Einstellung hier in den USA – hire and fire – diese Mentalität, das trifft einen nicht ganz so stark wie vielleicht in Deutschland, wo das Ganze doch irgendwie so ein Stigma ist. Hier in den USA ist es dann vielleicht doch nicht so ...“