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trans* Frauen im Sport
"Die Akzeptanz ist sehr wichtig"

Im DFB dürfen transidente Personen selbst wählen, in welcher Mannschaft sie spielen wollen. Trans* Schiedsrichterin Kathrin Krenkel und Christian Rudolph vom DFB begrüßen das im DLF-Sportgespräch. Sportmedizinerin Lenka Dienstbach-Wech sieht noch unbeantwortete Fragen.

Kathrin Krenkel, Lenka Dienstbach-Wech und Christian Rudolph im Gespräch mit Raphael Späth |
Eine Torhüterin wehrt einen Ball ab.
Eine Torhüterin wehrt einen Ball ab. (IMAGO / Horst Rudel)
Es ist eine Frage, die im Sport schon lange diskutiert wird: Sollen transidentitäre Frauen in Frauen-Klassen an den Start gehen, oder nicht? Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat Ende des vergangenen Jahres einen neuen Regelrahmen vorgelegt. Demnach sollen Sportverbände selbst über den Umgang mit trans*Athletinnen entscheiden.
Das haben die ersten Verbände nun auch getan. Der Welt-Schwimmverband FINA hat entschieden, dass trans*Athletinnen bei internationalen Wettbewerben nur in der Frauen-Klasse starten dürfen, wenn die Geschlechtsangleichung bis zum zwölften Lebensjahr abgeschlossen ist. Die Internationals Rugby League (IRL) hat dagegen alle Transgender-Athleten von internationalen Frauen-Wettbewerben ausgeschlossen.
Anders regelt das der Deutsche Fußball-Bund (DFB). Hier können trans- und intergeschlechtliche sowie nicht-binäre Menschen im Amateurbereich künftig selbst entscheiden, ob sie in einem Frauen- oder einem Männerteam spielen.

"Personen haben sich bisher nicht willkommen gefühlt"

"Bisher gab es gar keine Regelungen dafür. Das heißt, die Personen haben sich überhaupt nicht willkommen gefühlt, sich nicht geoutet, oder eben vorher mit dem Fußball aufgehört. Das wollten wir vermeiden", sagte Christian Rudolph im Deutschlandfunk-Sportgespräch, der als Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes auch Ansprechpartner im DFB für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt ist.
Kathrin Krenkel hat bereits vor mehr als 20 Jahren als trans*Frau in einer Frauenmannschaft gespielt und ist nun als Schiedsrichterin aktiv. "Für mich ist es etwas Wunderbares, dass diese Menschen auch das Recht bekommen, in der Mannschaft zu spielen, in der sie spielen wollen."
Das sei ein gutes Signal des DFB gegen Transphobie, sagte Lenka Dienstbach-Wech. Sie ist ehemalige Ruderin, Weltmeisterin und Olympia-Teilnehmerin. Inzwischen ist sie Oberärztin in einem Frankfurter Krankenhaus, unter anderem im Bereich Sportmedizin.

"Vieles ist noch nicht reguliert"

Aber Dienstbach-Wech äußerte auch Bedenken: "Der DFB hat jetzt erst einmal nur den Jugend- und Amateursport reguliert. Was passiert am Übergang zum Profifußball? Da stehen die Athleten immer noch orientierungslos dar. Vieles ist noch nicht reguliert und es werden weiter harte Diskussionen geführt werden müssen."
Je weiter man in die professionellen Ligen komme, desto mehr sportmedizinische Bedenken sieht Dienstbach-Wech: "Man muss einfach sagen, eine trans*Frau, die durch die Pubertät gegangen ist, hat einfach einen anderen Körperbau, hat andere physiologische Voraussetzungen. Es sind Unterschiede, die nicht zu verändern sind." Dazu gebe es unterschiedliche Verletzungsmuster in Frauen- und Männersport. Frauen hätten ein höheres Risiko, Kreuzbandverletzungen zu erleiden. "Das liegt an der Anatomie." Ein Problem sei zudem, so Dienstbach-Wech, dass es kaum Studien mit Transpersonen im Elitesport gibt.

"Es gibt viele Möglichkeiten, den Sport weiterzuentwickeln"

"Wenn wir über Körperlichkeiten sprechen, sehe ich da gerade im Teamsport enorme Möglichkeiten", hielt Rudolph dagegen. "Will jemand Messi sagen, du darfst kein Fußball spielen, weil du zu klein bist?" Zwar müsse man sich diese Fragen stellen, "aber ich glaube, dass es nach wie vor die Ausnahmen sein werden. Genauso denke ich, dass wir sicherlich darüber sprechen können, dass wir andere Wettkampfformen finden. Es gibt viele Möglichkeiten, den Sport weiterzuentwickeln."
"Wir müssen über Körperlichkeiten sprechen, das ist ganz wichtig", sagte Dienstbach-Wech. "Die Inklusion ist eine Sache, aber wir dürfen auch den Frauensport nicht aus den Augen verlieren. Wir haben pyhsiologische Unterschiede. Testosteron hat einen Einfluss auf die Herzleistung, auf Lungenkapazität, auf die Muskelmasse, auf die Skelett-Entwicklung. Wenn wir nicht über die grundlegenden physiologischen Unterschiede zwischen Männern und Frauen sprechen, bringen wir den Frauensport komplett um. Dann ist der Frauensport in seiner jetztigen Form nicht mehr zu tragen."
Rudolph merkte an, dass man den Frauensport generell mehr fördern sollte: "Dass wir auch gleiche Trainingsbedingungen schaffen. Dass wir überhaupt Gleichheit schaffen. Viele Spielerinnen wären heute auf einem ganz anderen Level, wenn sie unter denselben Trainingsbedingungen und mit demselben Geld arbeiten könnten, wie es die Männer im Fußball tun. Und in anderen Sportarten ist es nicht anders."

Akzeptanz für transidente Personen wichtig

Wenn trans*Frauen die Zugehörigkeit zur Frauen-Klasse abgesprochen wird, sei das vor allem psychisch schwierig, sagte Krenkel. "Die Akzeptanz ist sehr wichtig. Die Geborgenheit in einem Team ist sehr wichtig für die Psyche dieser Menschen. Wenn es auch Schwierigkeiten gibt, wird diese transidente Person auch Rückendeckung bekommen."
Im Schwimmen gibt es nun die Überlegung, eine dritte, offene Wettkampfklasse neben Männern und Frauen einzurichten. Je nach Sportart sei das eine Option, sagte Sportmedizinerin Dienstbach-Wech. "In Kontaktsportarten wie Fußball, Rugby oder Boxen muss man sich mehr Gedanken machen, als in reinen Ausdauersportarten."
Krenkel hält von diesem Konzept dagegen wenig: "Als ich meine Umwandlung zur Frau gemacht habe, war mein Ziel, voll und ganz als Frau zu leben und dann eben auch im Sport in den Frauen-Teams zu starten. Wenn man jetzt eine separate Staffel einführt, könnte das schon wieder an der Psyche der Menschen scheitern."