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Trump in Japan
Knirschende Allianz

US-Präsident Donald Trump hat zu Beginn seiner Asienreise Japan besucht. Mit den Forderungen einer atomaren Wiederbewaffnung Japans und der Verkündung des Ausstiegs der USA aus dem pazifischen Handelsbündnis TPP sorgte er schon im Vorfeld für zwei Konfliktthemen.

Von Gabi Biesinger | 06.11.2017
    US-Präsident Donald Trump und Japans Ministerpräsident Shinzo Abe nahe Tokio.
    US-Präsident Donald Trump und Japans Ministerpräsident Shinzo Abe nahe Tokio. (AFP / FRANCK ROBICHON)
    Welche Showeinlage der japanische Premierminister Shinzo Abe für das Abendessen mit US-Präsident Donald Trump gebucht haben soll, sickerte schon im Vorfeld durch. Der Komiker Pikotaro soll seinen Nonsens-Hit "Pen-Pineapple-Apple-Pen" singen.
    Vielleicht bringt Donald Trump seiner Enkelin Arabella ein Autogramm mit, die Sechsjährige soll nämlich Fan des abgedrehten Komikers sein, der mit dem 45-Sekunden Clip im Internet einen Überraschungserfolg landete. Abe und Trump hätten persönlich ein gutes Verhältnis, stellen beide immer wieder heraus. Der Japaner war der erste ausländische Regierungschef, der Trump nach seinem Amtsanritt besuchte.
    Damals hob der US-Präsident die Bedeutung der bilateralen Beziehung der beiden Länder hervor: "Die Allianz zwischen Japan und den USA ist der Eckpfeiler für Stabilität und Frieden in der Pazifik-Region."
    Das Thema atomare Bewaffnung sorgt für Spannungen
    Doch in Wirklichkeit knirscht es ziemlich in den japanisch-amerikanischen Beziehungen. Gut 70 Jahre nachdem die USA die bisher weltweit einzigen Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki abwarfen, sorgt das Thema atomare Bewaffnung wieder für Spannungen.
    Nach dem zweiten Weltkrieg verpflichtete Japan sich im sogenannten Friedensparagraphen dem Pazifismus. Das Land wollte auf Wiederbewaffnung verzichten und im Gegenzug sollten die USA Nippons Sicherheit garantieren. Fast 40.000 US-Soldaten sind in Japan stationiert, der größte US-Außenposten weltweit. Japan wird vom US-Atomschirm abgedeckt, ohne Nuklearwaffen auf eigenem Boden.
    Trump stellte Verteidigungsbündnis in Frage
    Doch im Wahlkampf brachte Trump den Vorschlag ins Spiel, dass Japan darüber nachdenken sollte, eigene Atomwaffen zu entwickeln und zu stationieren: "Wäre es nicht besser Japan hätte auch Atomwaffen, wenn Nordkorea welche hat?"
    Und Trump schlug vor, auch aus Kostengründen das Verteidigungsbündnis in der bisherigen Form zu überdenken.
    "Wenn ich Japan wäre, wäre ich auch zufrieden, mit dem Anteil, den ich gerade zahle. Denn das ist nur ein Bruchteil der Verteidigungskosten. Wir müssen bereit sein, aus dem Bündnis auszusteigen, denn diese cleveren Leute ziehen uns schon sehr lange über den Tisch. So ein Bündnis muss immer beiden Seiten nützen."
    Vertrauen hat gelitten
    Als Präsident hat Trump das so deutlich wiederholt, trotzdem erwartet er von Japan mehr Engagement finanzieller Art, während das Vertrauen Japans in die Zuverlässigkeit des Verbündeten USA gelitten hat.
    Erst am Donnerstag löste Trump neue Irritationen in Tokio aus, als er China drohte, wenn das Land Nordkorea nicht im Zaum halte, könnte China es mit der "Kriegsnation Japan" zu tun kriegen.
    Die Regierung von Premier Abe hat vorsorglich schon klargestellt, daß sie Atomwaffen zur Selbstverteidigung für mit der Verfassung vereinbar hält. Die Zustimmung dazu ist in Japan allerdings sehr gering. Nur 10 Prozent befürworten atomare Bewaffnung.
    Zweites Konfliktthema: das pazifische Handelsbündnis
    Trumps Skepsis gegenüber internationalen Abkommen ist auch Ursache für das zweite Konfliktthema, das die beiden Regierungschefs beschäftigen wird: Gleich nach seinem Amtsantritt hatte Donald Trump den Ausstieg aus dem pazifischen Handelsbündnis TPP, der Trans-Pacific Partnership verkündet.
    Trumps Vorgänger Barack Obama hatte mit der TPP-Mitgliedschaft den Führungsanspruch der USA im asiatischen Raum untermauern wollen. Aus japanischer Sicht ist der Austritt der USA ein herber Verlust.