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Trump und die US-Presse
Chaos und Chance für Journalisten

Medien bilden die vierte Gewalt im Staat. Lange Zeit war das eine Überzeugung, an der niemand rüttelte im Washingtoner Politbetrieb. Doch seit Donald Trumps Amtsantritt hat sich das Verhältnis zwischen Politik und Journalismus grundlegend geändert. Manche sehen die Veränderungen auch als Chance.

Von Bettina Schmieding |
    Der Pressesprecher des Weißen Hause, Sean Spicer, während eines Press Briefings.
    Der Pressesprecher des Weißen Hause, Sean Spicer, während eines Press Briefings. (dpa/Ron Sachs/Consolidated News Photos)
    "Good afternoon, I want to begin by ...”
    49 Stühle passen in den Briefing Room des Weißen Hauses, wo Sprecher Sean Spicer regelmäßig die Presse informiert. Ein winziger Raum im Westteil des Amtssitzes des US-Präsidenten. Im Briefing Room treffen sich mehrmals wöchentlich diejenigen, die was sagen könnten, aber nichts sagen wollen mit denen, die Fragen haben, aber wissen, dass die meisten unbeantwortet bleiben werden. Das war schon immer so.
    Doch seitdem Donald Trump das höchste Staatsamt übernommen hat, ist vieles anders. Immer öfter verliest Sean Spicer lediglich die Presseerklärungen, die den Journalisten ohnehin vorliegen und verlässt anschließend ohne Fragen zuzulassen den Raum. An diesem Nachmittag jedoch darf die Presse fragen. Es geht um den Fall des republikanischen Abgeordneten aus Montana, der einen Reporter des "Guardian" niedergeschlagen hat.
    Der Journalist fragt, ob die Regierung strikt gegen Gewalt gegen Reporter sei. Und der umstrittene Sean Spicer, über dessen berufliche Zukunft im Weißen Haus spekuliert wird, erwidert, dass die Regierung sich gegen jegliche Gewalt stelle. Ein bemerkenswerter Dialog in einem Land, in dem die Pressefreiheit Verfassungsrang hat.
    "Wir werden jetzt jedes Quartal schauen, wie sich die Vereinigten Staaten bei den fünf Grundrechten entwickeln. Für das Grundrecht Pressefreiheit konnten wir im ersten Quartal nur ein C minus vergeben."
    Das Bild zeigt eine Gruppe von Reportern, die vergeblich zu einem Pressetermin ohne Kamera im Weißen Haus eingelassen werden wollten.
    Das Bild zeigt eine Gruppe von Reportern, die vergeblich zu einem Pressetermin ohne Kamera im Weißen Haus eingelassen werden wollten. (AFP / Brendan Smialowski)
    Ein C minus, vergleichbar mit einem schwach befriedigend in Deutschland, mehr ist derzeit nicht drin in Sachen Pressefreiheit unter Trump, sagt Jeffrey Herbst. Er leitet das Newseum, ein Museum, das sich in seinen Ausstellungen mit den fünf in der Verfassung verbrieften Grundrechten der US-Bürger beschäftigt.
    Die Benotung der Regierung ist neu, berichtet der Museumsdirektor, aber notwendig. Schließlich sei bei jeder Pressekonferenz zu beobachten, wie zerrüttet das Verhältnis Trumps zu weiten Teilen der Presse sei. Der Präsident schreckt selbst vor Nazi-Vergleichen nicht zurück: "Buzzfeed" sei ein Haufen Abfall. Das Onlineportal solle sich genau wie CNN für die Veröffentlichung von Geheimdienstinformationen schämen.
    Ob Trump die drei Minus in Pressefreiheit als Ansporn versteht, ist nicht bekannt. Bei jeder Gelegenheit betont der Präsident jedenfalls, dass sich keiner über seinen rauen Ton beschweren solle. Schließlich sei der ein Garant für Einschaltquoten.
    Ein Argument, das nicht von der Hand zu weisen ist, sagt die Britin Helen Boaden. Die BBC-Journalistin hat gerade ein Semester als Gastdozentin an der Harvard University beendet. Das dort angesiedelte Shorenstein Center hat genau nachgerechnet, wie die mediale Aufmerksamkeit zwischen den Kandidaten vor der Wahl verteilt war.
    "Die Medien haben sich auf Trump gestürzt. Bei den Vorwahlen hatte er einen Anteil von 63 Prozent. Von Fairness und Ausgewogenheit keine Spur und es ist nicht schwer zu verstehen, warum. Trump bot Konfrontation, großartige Schlagzeilen, er stand für etwas Brandneues. Die Journalisten haben sich geradezu von ihm verführen lassen."
    Trumps Sieg - für manche Journalisten ein traumatisches Ereignis
    Kein Wunder, sagt Helen Boaden, dass der Sieg von Trump, den niemand, auch nicht die Presse, vorausgesehen habe, für manche Journalisten ein traumatisches Erlebnis war.
    "Es war den Journalisten peinlich, einige haben getrauert und andere haben alles geleugnet. Die journalistische Gemeinschaft hatte ja auf den Sieg von Hillary Clinton gesetzt und vorhergesagt, dass Amerika niemals für Trump stimmen würde. Da ist es natürlich sehr schmerzhaft, einzugestehen, mit allem so falsch gelegen zu haben."
    Donald Trump fremdelte von Anfang an mit der etablierten politischen Presse in Washington. Und fand einen eigenen Weg, mit seinen Wählern zu kommunizieren. Seine frühmorgendlichen 140-Zeichen-Botschaften an sein Volk sind berüchtigt, 32 Millionen Menschen wachen täglich damit auf.
    Und die Medien in den USA sind genauso gespalten wie das Wahlvolk. Auf der einen Seite die großen Sender wie ABC, CNN und die überregionalen Tageszeitungen, auf der anderen Seite die Medien, die sich der Altright-Bewegung wie Breitbart News oder Fox, also dem rechten politischen Spektrum zuordnen.
    Dabei ist es schon fast eine Ironie, dass sich die liberalen Medien, die zu Trumps Aufstieg beigetragen haben, jetzt an ihm abarbeiten.
    Donald Trump während einer Pressekonferenz im Garten des Weißen Hauses
    Donald Trump während einer Pressekonferenz im Garten des Weißen Hauses (dpa picture alliance/ Ron Sachs)
    An diesem Mittwoch im frühsommerlichen Washington steuert der Helikopter des Präsidenten auf das Weiße Haus zu. Ein Häuserblock weiter, in der 14. Straße Nummer 529, residiert seit mehr als 100 Jahren der National Press Club.
    Die Bar ist gut besucht, der Klub liegt nah am Capitol. 3.000 Mitglieder hat der Journalistenverein, die Wände sind mit dunklem Holz vertäfelt. Davor, sorgsam eingerahmt, in Blei gesetzte Titelseiten von Lokalzeitungen wie der "Watertown Daily Times", der "St. Paul Pioneer Press" und der "Cleveland News". Exponate aus der Blütezeit einer vom Aussterben bedrohten Spezies.
    In den Sesseln neben der Bar kann man mit seinem Cocktail so tief einsinken, dass man nie wieder aufstehen möchte. Hier lassen sich Journalisten und Politiker beim berühmten Networking beobachten. Hier versammeln sich alle schon am frühen Morgen, um bei Kaffee und den ersten hochprozentigeren Getränken auf den fünf Fernsehbildschirmen zu verfolgen, wie zum Beispiel der ehemalige FBI Direktor vor dem Senatsausschuss in die Zange genommen wird.
    Der Klub hat ein wenig an Bedeutung verloren. Aber wenn der Anwalt von Donald Trump nach dem Comey-Hearing eine Stellungnahme seines Mandanten abgeben will, lädt er immer noch hierher zur Pressekonferenz ein.
    Als Präsident war Trump noch nicht hier, aber als Geschäftsmann, berichtet Myron Belkind, der früher Korrespondent der Nachrichtenagentur Associated Press war. 2014 habe er ihn als Redner eingeladen, die Bar war voll und Trump fragte noch im Aufzug, warum der Klub an dem Tag die Drinks eigentlich nicht teurer verkaufe, erinnert sich Belkind.
    Vor allem dem Lokaljournalismus geht es schlecht
    Einen Verkaufsschlager können die US-Medien gut gebrauchen. Die Konkurrenz durch das Internet hat die Umsätze durch Werbung schrumpfen lassen, die Zeitungen entlassen reihenweise Reporter. 85 Prozent der Werbeerlöse auf mobilen Geräten landen mittlerweile bei Firmen wie Google und Facebook.
    Mit Konsequenzen vor allem für den Lokaljournalismus. Die Titelblätter vieler Zeitungen, die im National Press Club an den Wänden hängen, bezeugen dies. Nur wenige konnten sich behaupten.
    Es ist Mittagszeit, die Kantine des Klubs ist gut besucht. Um einen runden Tisch haben sich Vereinsmitglieder versammelt. Die Journalistin Kathy Kiely ist in diesem Jahr die Beauftragte für Pressefreiheit am Institut für Journalismus des National Press Club. Vor allem auf lokaler Ebene liefe im Journalismus etwas grundsätzlich schief, sagt sie.
    "Jeder berichtet über das Weiße Haus, weil es wirklich einfach ist, über eine Institution zu berichten, die nur ein Gesicht hat. Niemand berichtet über den Kongress, die Gesetzgebung der Bundesstaaten, die Stadträte. Und dann stimmen die Leute für Obama und sind enttäuscht, dass sich ihr Leben nicht ändert. Und jetzt haben sie für Trump gestimmt und werden wieder enttäuscht sein, weil man ihnen etwas nicht erklärt hat: Wer auch immer Präsident wird, braucht den Kongress auf seiner Seite, und die Regierungen der Bundesstaaten, weil sie Einfluss auf die Arbeit des Kongresses haben. Mit anderen Worten, wir, aber nicht nur wir Journalisten, haben versagt, weil wir den Wählern nicht erklärt haben, wie Demokratie funktioniert."
    Für die Meinungsbildung ist es also wichtig, alle Facetten des politischen und gesellschaftlichen Lebens zu diskutieren. Das sagt auch der Politikwissenschaftler Jeffrey Herbst. Er macht das Zeitungssterben in den USA und besonders den Niedergang des Lokaljournalismus für den Sieg Donald Trumps verantwortlich.
    "Wer berichtet denn noch aus den ländlichen Gebieten? Wer berichtet aus den mittelgroßen Städten, aus den Landeshauptstädten? Dieser Journalismus befindet sich im Niedergang und das ist schlecht für die Demokratie. Wir können viel über Sean Spicer sprechen, aber dabei möchte ich nicht die gravierenden strukturellen Probleme aus dem Auge verlieren."
    Der deutsche Philosoph Michael Werz ist vorsichtig optimistisch. Er arbeitet seit acht Jahren in Washington für die Denkfabrik Center for American Progress.
    "Es hat eine Epochenwende gegeben im Journalismus nach der Wahl von Donald Trump. Dieser 8. November war ein traumatischer Moment. Das hat dann relativ schnell zu einem Selbstbesinnungsprozess geführt, und zwar nicht nur bei den Journalistinnen und Journalisten, die sehr viel stärker investigativ gearbeitet haben und versucht haben, auch verlorenes Renommee und verlorene Reputation sich wieder anzueignen. Es gab auch eine Reaktion auf der Seite der Leserinnen und Leser, gerade bei den Printmedien gibt es ganz beeindruckende Zahlen."
    Auflagen der großen Blätter gehen nach oben
    Die Auflagen der großen Blätter gehen nach oben, erzählt er. Es gibt ein neues Bewusstsein für den Stellenwert von gutem Journalismus. Michael Werz:
    "Die Tatsache, dass die Printmedien so etwas wie eine Renaissance erleben im Land im Moment gibt Hoffnung. Und man muss alles dafür tun, dass das auch so bleibt. Die "Washington Post" hat ja kürzlich ihr Motto verändert. Es steht jetzt auf dem Mantel der Zeitung "democracy dies in darkness", also Demokratie stirbt in der Dunkelheit. Das ist ein ganz wichtiger Hinweis und eine Erinnerung, dass es nicht nur der passiven Aufnahme von Informationen, sondern auch der aktiven Einflussnahme von Bürgerinnen und Bürgern bedarf, um Demokratie am Leben zu erhalten."
    Juliet Eilperin von der "Washington Post".
    Juliet Eilperin von der "Washington Post". (Deutschlandfunk/Bettina Schmieding)
    Es ist erstaunlich ruhig im Großraumbüro der "Washington Post" an der K Street. Juliet Eilperin ist eine Erscheinung. Die schmale Frau mit schwarzem Lockenkopf trägt eine weite rote Hose zum engen Top und dicke Wollsocken in High Heels. Auf ihrem Schreibtisch stehen Kinderfotos und ein goldener Dinosaurier. Sie ist freundlich, sehr konzentriert und offensichtlich in Eile. Sie muss noch einen Text über die Gesundheitspolitik von Trump schreiben. Ihre Quellen in der Regierung sprudeln geradezu, sagt die innenpolitische Korrespondentin der Washington Post.
    "Seit Trump Präsident wurde, stechen Mitarbeiter des Weißen Hauses regelmäßig Informationen an die Presse durch. Und dadurch, dass viel Gesetzgebungsarbeit außerhalb des Weißen Hauses gemacht wird, entsteht dadurch für die Presse eine bessere Möglichkeit, an Informationen zu kommen. Leider müssen wir uns immer bei diesen Dokumenten wieder fragen, wie ernst es das Weiße Haus mit diesen Vorhaben meint und wie zuverlässig diese Informationen eigentlich sind, da sie ja nicht aus dem Weißen Haus selber kommen."
    Keine guten Nachrichten aus dem Weißen Haus
    Aus dem Weißen Haus selber kamen in der vergangenen Woche keine guten Nachrichten für Journalisten. "Bitte keine Mikrofone und Kameras beim täglichen Pressebriefing und bitte über diese Einschränkungen auch nicht berichten", forderte der Pressestab. An letztere Einschränkung hielten sich die Journalisten natürlich nicht.
    Das wöchentliche Spektakel im Presseraum des Weißen Hauses kennt Juliet Eilperin sehr gut, auf einem der 49 Stühle hat sie während der zweiten Amtszeit von Barack Obama gesessen. Auch unter Obama sei das Verhältnis zur Presse nicht gut gewesen, auch wenn Obama ein viel besseres öffentliches Image gehabt habe. In das allgemeine Wehklagen wegen der Situation im Briefing Room stimmt Eilperin deshalb nicht ein. Journalismus, sagt sie, werde sowieso woanders gemacht.
    "Ich war noch nie ein großer Fan dieser Pressekonferenzen. Die guten Geschichten, die ich haben will, die gibt es nicht bei den viel zu langen Briefings im Weißen Haus. Außerdem machen sich viele der Kollegen gerne wichtig. Für mich war das noch nie eine Bastion der Demokratie. Keine Frage, der Pressestab im Weißen Haus hat die Regeln im Briefing geändert, um die eigene Position zu verbessern."
    Sie sehen die Internet-Seite der "Breitbart"-News, einer umstrittenen US-amerikanischen Nachrichtenseite.
    Die Homepage der "Breitbart"-News. (Foto der Website breitbart.com / Deutschlandradio)
    Eigentlich wollte Donald Trump selber entscheiden können, welcher Journalist überhaupt in den Briefing Room darf. Vor allem ging es darum, Vertretern der sogenannten Altright-Medien eine Chance zu geben. Da für die Verteilung der 49 Sitze jedoch seit jeher die Vereinigung der White House Correspondents zuständig ist, hat der Pressestab des Weißen Hauses einen anderen Weg gesucht, ihm gefällige Medienvertreter in den Saal zu holen: Zugeschaltet per Video sind jetzt immer mehr Blogger von Altright-Medien und Journalisten aus dem ganzen Land.
    Wie dieser Lokalreporter aus Kentucky, der klar macht, dass die Bergleute in seinem Bundesstaat nichts von Trumps Plänen zur Rettung der Kohle halten: Sie wollen lieber auf andere Jobs im Bereich Technik umschulen. Auf dieses Thema wären die Washingtoner Journalisten erst einmal nicht gekommen. Ärgerlich sei, sagt Juliet Eilperin, dass viele der Neulinge sich bei Pressekonferenzen mit dem Präsidenten nicht an die ungeschriebenen Gesetze hielten.
    "Es gibt eine stille Übereinkunft unter den Korrespondenten im Weißen Haus. Wer drangenommen wird, stellt eine Frage zum wichtigsten Thema des Tages, auch, wenn das nicht auf seiner eigenen Agenda steht. Trump bevorzugt die Vertreter der konservativen Medien und die stellen diese Fragen nicht. So wird der amerikanischen Öffentlichkeit die Chance vorenthalten, die Meinung des Präsidenten zu wichtigen Themen zu hören."
    Investigative Journalisten bekommen ihre Storys woanders
    Die Arbeit eines Korrespondenten im Weißen Haus hat Josh Meyer noch nie interessiert. Heute Mittag ist der Politico-Journalist zum Live-Kollegengespräch mit einem öffentlichen Sender in Kalifornien verabredet. Das macht er oft. Ohne Honorar, weil er das System des National Public Radio unterstützen will. Von der Regierung kommt ein Teil des Etats dieser öffentlichen Radiostationen in den USA. Die Trump-Administration will diesen Zuschuss zusammenstreichen. Im Gespräch mit dem kalifornischen Kollegen geht es um das Comey-Hearing im Senat.
    Er ist seit 35 Jahren investigativer Reporter, seit Januar bei Politico in Arlington, auf der anderen Seite des Potomac River. Politico ist ein junges Medienunternehmen, das wirtschaftlich äußerst erfolgreich arbeitet. Das meiste Geld verdient Politico mit sogenannten Verticals zu Themen wie Verteidigung und Umwelt. Diese Newsletter sind exzellent recherchiert und kostenpflichtig. Mit ihnen werden die freien Angebote refinanziert. Josh liebt seinen Job. Leider habe der Tag nur 24 Stunden, sagt er nach dem Interview mit dem kalifornischen Kollegen und zeigt mir seine ungelesenen E-Mails. Die Zahl 76.427 steht da.
    "Ich bin jetzt 55 Jahre alt und mache das seit 35 Jahren. Unsere Arbeit trägt dazu bei, die Demokratie zu erhalten. Die Medien sind in dieser Hinsicht die vierte Gewalt, die die drei Elemente der Gewaltenteilung überwachen. Durch die Exzesse der Trump-Administration stehen die Institutionen vor der größten Herausforderung unserer Geschichte."
    Der Chefredakteur für Marketing und Werbung, John Harris (l.), und Jim VandeHei, Chefredakteur und Mitbegründer von Politico.
    Der Chefredakteur für Marketing und Werbung, John Harris (l.), und Jim VandeHei, Chefredakteur und Mitbegründer von Politico. (picture alliance / dpa / Wolfgang Kumm)
    Josh Meyer war bei der "Los Angeles Times", beim "Boston Globe" und zum Schluss bei NBC, immer im Investigativressort. Als er Anfang des Jahres zu Politico kam, schrieb er erst einmal einen Artikel über die Iran-Verstrickungen der Obama-Regierung, während sich die Kollegen schon voll auf das Thema Trump eingeschossen hatten. Eine Geschichte ist eine Geschichte sagt Josh. Er habe keine Agenda.
    "Als investigativer Reporter muss man seine Arbeit ohne Angst und ohne Gefälligkeiten verrichten. Dazu gehört, dass ich mich auch mit den Entscheidungen der vorherigen Regierung beschäftige, weil die die Basis für die Arbeit der aktuellen Regierung darstellen. Wenn diese von der Vorgängerregierung schlechte Karten wie zum Beispiel bei der Iranpolitik, zugeteilt bekommen hat, muss ich darüber berichten."
    Neue Impulse für die US-Presse
    Trumps Beleidigungstiraden, die Vertrauenskrise, die strukturelle Schwäche der traditionellen Medien im Wettbewerb mit den Online-Medien, das Zeitungssterbens. Es sieht nicht gut aus für die Presse. Trotzdem scheint es, als finde der Journalismus in den USA zu einem neuen Selbstbewusstsein. Und mit dem Selbstbewusstsein der Journalisten kommen die Abonnenten zurück, steigen die Auflagen und Reichweiten, wenigstens bei den überregionalen Medien.
    "Ich habe über den 11. September berichtet, über den OJ Simpson Fall, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich heute absolut nicht einschätzen konnte, was morgen passieren würde. Das ist aufregend und gleichzeitig anstrengend. Aber ich würde wahrscheinlich verrückt, wenn ich nicht dabei sein könnte. Dies ist eine großartige Zeit für Journalisten."