Knapp 300.000 Flüchtlinge sind derzeit nach Angaben des Bundesinnenministeriums vor dem Krieg aus der Ukraine nach Deutschland geflohen. Dem Sport komme dabei eine Schlüsselrolle für die Flüchtlinge zu, sagte Reem Alabali-Radovan, die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung im Deutschlandfunk.
"Der Sport kann gut tun"
"Der Sport kann gut tun, bei der Verarbeitung der Flucht, ist eine Ablenkung und man kommt auch mit Menschen in Kontakt und findet neue Freunde", sagte sie. Gerade für Jugendliche und Kinder könne der Sport in der derzeitigen Situation eine sehr wichtige Rolle übernehmen.
Dabei könne man auf vielseitige Erfahrungen der letzten großen Flüchtlingsbewegung von 2015/16 zurückgreifen. "Die Vereine sind ziemlich gut vorbereitet. Die Ehrenamtlichen stehen in den Startlöchern", sagte Thomas Geiß, der ehrenamtlich für den hessischen Fußballverband als Integrationsbeauftragter arbeitet.
So habe man bereits einen Sprachführer von 2016 auf Ukrainisch, Polnisch und Russisch übersetzt. Derzeit seien aber noch nicht so viele Flüchtlinge angekommen, man könne daher die Zeit gut nutzen, um sich vorzubereiten.
"Integration heißt ja, dass A und B zusammen kommen und dass C entsteht"
"Sport ist der Integrationsmotor in Deutschland", sagte Reem Alabali-Radovan, denn er schaffe Begegnungen auf Augenhöhe. Zu Beginn könne es durchaus hilfreich sein, Geflüchtete in einer Mannschaft zusammenzuführen, sagte Geiß. So könnten sie ihre Leidensgeschichten und gemachten Erfahrungen austauschen.
Später müsse man aber einen Schritt weiter gehen. "Die Vermischung ist immer noch besser. Integration heißt ja, dass A und B zusammen kommen und dass C entsteht. Das ist eine Bereicherung für die ganze Gesellschaft", sagte Geiß.
Keine Sporthallen als Unterkunft
Er appellierte aber an die Politik, dass dem Sport nicht wieder die Hallen weggenommen werden dürften. Einige Sportarten könne man zwar auch draußen ausüben. "Judo, Tanzen oder Turnen das geht nur in Hallen", sagte er. Und in der aktuellen Flüchtlingsbewegung aus der Ukraine werden vor allem auch Sportarten für Frauen benötigt. Derzeit kommen vor allem Frauen mit Kindern nach Deutschland. Dies war 2015 und danach noch anders, als besonders viele junge Männer gekommen waren.
Reem Alabali-Radovan war mit ihren irakischen Eltern über Moskau nach Deutschland gekommen. Sie habe es sehr bedauert, dass der Sport bei ihrer Ankunft in Mecklenburg-Vorpommern zur Integration kaum eine Rolle gespielt habe.
Damals habe es von den Vereinen noch keine entsprechenden Angebote für Flüchtlinge gegeben: "Deswegen habe ich den Weg zum Sport erst sehr spät gefunden", berichtete die SPD-Politikerin.