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US-Notenbank
Ökonomisch richtige Zinsentscheidung

Die US-Notenbank Fed hat den Leitzins erneut angehoben - auf ein neues Zehn-Jahres-Hoch. Damit reagiert sie auf die gute Konjunktur. US-Präsident Donald Trump hatte die Entscheidung kritisiert und versucht, die unabhängigen Währungshüter unter Druck zu setzen.

Von Klemens Kindermann | 20.12.2018
    Jerome Powell, Präsident der US-Notenbank Federal Reserve, gibt eine Pressekonferenz nach der ersten Sitzung unter seiner Leitung.
    Jerome Powell, Präsident der US-Notenbank Federal Reserve (Carolyn Kaster/AP/dpa)
    Wie hat US-Präsident Donald Trump auf die Erhöhung des Leitzins reagiert?
    Trump war immer dagegen. Doch die Währungshüter haben nicht auf ihn gehört. Obwohl Donald Trump seine eigene Notenbank derart unter Druck gesetzt hat, wie er es sonst nur mit ausländischen Regierungen oder Autobauern macht:
    Die Fed sei "lächerlich", mit dem von ihm selbst nominierten neuen Notenbank-Chef Jerome Powell sei er "nicht einmal ein bisschen zufrieden", bis hin dazu: Die Fed mache einen Fehler, so unnachgiebig zu sein, und sie sei schlicht verrückt geworden: "Ich glaube, die Fed macht einen Fehler, so unnachgiebig zu sein. Ich denke die Fed ist verrückt geworden." Trump hat so hart gegen die Zinserhöhung gekämpft, weil er fürchtet, dass die die Konjunktur in den USA abwürgt.
    Ist die Zinserhöhung ökonomisch richtig?
    Absolut. Auch wenn Trump die Notenbank unmittelbar vor der Zinssitzung noch davor gewarnt hat, sich von - so wörtlich - "nichtssagenden Zahlen" leiten zu lassen, genau das haben die Währungshüter getan: Noch sind die Wirtschaftsdaten robust, wenn auch mit abnehmender Tendenz. Der Arbeitsmarkt läuft immer noch rund. Die Notenbank muss jetzt die Zinsen erhöhen, um für die nächste Krise genügend Munition zu haben, um dann wieder die Zinsen senken zu können. Und daher sind wir jetzt seit gestern Abend bei der Zinsspanne von 2,25 bis 2,5 Prozent.
    Wie wahrscheinlich ist es, dass es mit der Wirtschaft in den USA bergab geht?
    Also zunächst einmal sind die Daten noch intakt. Der Chef der Notenbank Jerome Powell sagte nach der Zinssitzung, die meisten seiner Kollegen erwarteten, dass die Wirtschaft sich weiter gut entwickele. Trotzdem werden die Währungshüter in den USA vorsichtig. Eigentlich wollten sie 2019 die Zinsen noch dreimal erhöhen. Jetzt nur noch zweimal. Das zeigt an, dass sie mehr als bisher auf Sicht fahren wollen.
    Und die ersten Anzeichen für eine Verschlechterung - vor allem wegen der von Trump selbst angezettelten Handelskonflikte - die gibt es. Die Aktienmärkte in den USA werden immer schwächer, da wird ja die Zukunft gehandelt.
    Und vor allem gibt es aktuell dieses Phänomen der sogenannten "inversen Zinskurve" - das heißt, dass die Renditen länger laufender Staatsanleihen in den USA teilweise unter denjenigen mit kürzerer Laufzeit liegen. Ein völlig unnatürlicher Zustand – normalerweise bekommt man mehr, wenn man das Geld länger verleiht. Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es diese Inversion schon achtmal und jedes Mal war eine Rezession die Folge.
    Was bedeutet die Zinsentscheidung in den USA für Europa und Deutschland?
    Das bedeutet, dass uns die USA etliche Schritte voraus sind. Wenn ein Rückgang der Weltwirtschaft kommt - und die Handelskonflikte sind bei weitem nicht gelöst - , dann können die USA darauf mit Zinssenkungen reagieren. Wir hier in Europa mit Null Prozent Zinsen können das nicht.