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Weltwetterorganisation schlägt Alarm
Rekordwerte bei Treibhausgas-Emissionen

Die Treibhausgas-Konzentration in der Atmosphäre ist 2020 auf ein Rekordhoch gestiegen - trotz Coronapandemie. Die Erklärung dafür ist beunruhigend. Das geht aus dem Bericht der Weltwetterorganisation (WMO) hervor, der kurz vor der Weltklimakonferenz in Glasgow präsentiert wurde.

Von Volker Mrasek | 25.10.2021
Feuer zerstöret den Regenwald, hier Porto Velho in Brasilien
Der Regenwald wird als Kohlenstoff-Sauger immer ineffektiver - aufgrund von Dürren und Feuerrodungen (AFP / Carl de Souza)
Es gibt ernsthafte Anzeichen dafür, dass der Anteil von CO2, der in der Atmosphäre verbleibt, steigt, sinkenden CO2-Emissionen zum Trotz. Das geht aus dem jüngsten Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hervor, den die UN-Sonderorganistion in Genf präsentierte - kurz vor der Weltklimakonferenz in Glasgow. Die Konzentration der klimaschädlichen Treibhausgase in der Atmosphäre erreichte 2020 einen Rekordwert.
Zu welchem Ergebnis kommt der WMO-Bericht?
Laut dem WMO-Bericht steigt die Konzentration von Kohlendioxid (CO2), Methan und Lachgas, den drei wichtigsten Treibhausgasen in der Atmosphäre, unverändert an. Demnach erhöhte sich die Konzentration von CO2 und Methan in der Atmosphäre im Vergleich zu 2019 jeweils um 0,6 Prozent und damit stärker als im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2020. Die Covid-Pandemie habe keinen erkennbaren Einfluss auf die Wachstumsraten der Treibhausgase in der Erdatmosphäre, erklärte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas auf einer Pressekonferenz in Genf.
Dabei sind die CO2-Emissionen aus der Nutzung fossiler Energieträger 2020 sogar zurückgegangen, schätzungsweise um 5,6 Prozent, heißt es im WMO-Bericht. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass die CO2-Konzentration in der Atmosphäre weiter steigt, weil Ozeane und Wälder weniger CO2 aufnehmen als zuvor. Anders ausgedrückt: Die Menschheit hat 2020 zwar weniger CO2 emittiert als in den vorangegangenen Jahren, es ist jedoch mehr davon in der Atmosphäre verblieben.
Die Baumstümpfe von abgeholzten Bäumen im Amazonas-Regenwald.
Wie wir das Klima reparieren könnten – vielleicht
Die Welt lässt sich viel Zeit mit dem Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas, während das Klima sich immer weiter erwärmt. Ein Ausweg könnte sein, das Treibhausgas CO2 nachträglich aus der Atmosphäre zu entfernen und dann zu speichern.
Warum verbleibt mehr CO2 in der Atmosphäre?
Als wichtigster Helfer im Kampf gegen die Klimakrise gilt der Amazonas-Regenwald. Es gibt allerdings schon seit längerem die Befürchtung, dass der Regenwald, dessen Tropenbäume sehr viel CO2 aufnehmen und einlagern können, als Kohlenstoff-Sauger immer ineffektiver wird. Häufigere Dürren und ein Anstieg der Feuerrodungen am Amazonas zählen zu den Gründen.
Die WMO präsentierte die Ergebnisse einer Langzeitbeobachtung von 2010 bis 2018 an vier verschiedenen Standorten im Amazonasgebiet. Das Resultat der Auswertung zeigt, dass der Regenwald nicht nur als Kohlenstoff-Sauger nachgelassen hat, sondern sogar zu einer CO2-Quelle geworden ist. WMO-Chef Taalas bezeichnete das als wichtigste Erkenntnis des diesjährigen Berichts - und als eine wirklich schlechte Nachricht. Wenn die natürlichen CO2-Speicher ihre Wirkung verlieren, müssen wir unsere Treibhausgas-Emissionen noch stärker reduzieren.

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Können wir das 1,5-Grad-Ziel noch erreichen?
Auf der Weltklimakonferenz 2015 hat sich die internationale Staatengemeinschaft auf die Begrenzung der globalen Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit verpflichtet. Seitdem hat sich jedoch nichts gebessert, krtisiert Niklas Höhne vom New Climate Institute Köln in einer virtuellen Expertenrunde des Science Media Center. Höhner äußerte sich dabei zu den Angeboten zur Reduktion der CO2-Emissionen, die bislang von den Vertragsstaaten des Pariser Abkommens gemacht wurden. Aber reichen diese Offerten aus, um die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen? Höhner geht zwar davon aus, dass sich die globalen Treibhausgasemission ungefähr bis zum Jahr 2030 stabilisieren lassen, wenn die Maßnahmen entsprechend umgesetzt werden. Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müssten unsere Emissionen jedoch halbiert werden. Angesichts dieser enormen Lücke müsse mehr getan werden, mahnte Höhne.
Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes, stellt in der Bundespressekonferenz die deutsche Klima-Bilanz 2020 vor
Umweltbundesamt: Ohne höheren CO2-Preis wird Klimaschutz noch teurer
Nach Ansicht des Präsidenten des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, muss der CO2-Aufschlag auf Kohle, Öl und Gas deutlich steigen, um eine Lenkungswirkung in Richtung Klimaschutz zu entfalten.
Das bedeutet konkret, dass wir unsere Emissionen in nur zehn Jahren halbieren müssen, sonst wird die globale Erwärmung 1,5 Grad überschreiten. Es zeigt eindrücklich, vor welcher Herausforderung die Staatengemeinschaft steht.