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Fußball
Nur schöne Worte für RB Leipzig

Gewalt im Fußball ist ein Dauerthema. Aber in den letzten Wochen und Monaten scheint die Gewalt zu eskalieren. Besonders häufig und heftig ist der Retortenklub RB Leipzig Ziel der Anfeindungen. Grund genug für die DFL, den Umgang mit RB Leipzig auf die Tagesordnung ihrer Jahreshauptversammlung zu nehmen.

Von Peer Vorderwülbecke |
    Fußbälle mit dem DFL-Logo (Deutsche Fußball Liga ) liegen auf dem Rasen.
    Die Deutsche Fußball Liga hat sich mit RB Leipzig beschäftigt. (picture-alliance / dpa / Rolf Vennenbernd)
    Die DFL hat RB Leipzig den Rücken gestärkt - zumindest mit schönen Worten. Ligapräsident Reinhard Rauball sprach mehrfach von der Solidarität, die unter den 36 Mitgliedern der DFL herrsche. Zu den Anfeindungen gegen RB Leipzig wählte er deshalb auch klare Worte: "Wir müssen uns ohne Wenn und Aber distanzieren. Nur der Anschein, man toleriere dies oder habe Verständnis für Bedrohung oder Gewalt, das wäre ein fatales Zeichen. Und die Sitzung hat gezeigt, dass alle diese Auffassung teilen."
    Dass sich die DFL-Mitglieder gegen Gewalt aussprechen ist nicht wirklich überraschend. Die Sympathie für den aufstrebenden Retortenklub aus Leipzig dürfte sich bei der Mitgliederversammlung am Donnerstag allerdings in Grenzen gehalten haben. Der 1. FC Kaiserslautern stellte sogar eine Richtigstellung auf seine offiziellen Internetseite. Dort wird der Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz zitiert, der bei der DFL-Sitzung anwesend war: "Eine explizite Solidarität mit einzelnen Vereinen wurde nicht gesprochen," heißt es dort. Es mache nach Kuntz Meinung keinen Sinn, RasenBallsport Leipzig eine Sonderrolle zuzusprechen."
    Vor diesem Hintergrund gibt die Aussage von Ligapräsident Rauball Platz für Interpretationen: "Wir haben natürlich auch überlegt, ob wir konkrete Maßnahmen beschließen sollen. Aber wir sind keine Freunde von Symbolpolitik."
    Kein Zeichen gesetzt für RB Leipzig
    Anders gesagt: Die DFL wollte kein Zeichen setzen für RB Leipzig - auch kein symbolisches. Einen kleinen Symbolcharakter hatte vielleicht auch Rauballs Wortwahl: zweimal sprach er von Plastik-Clubs. Und so ganz uneingeschränkt formulierte er seine Unterstützung für RB Leipzig dann auch nicht: "Auf der einen Seite kann es nicht hingenommen werden, dass Mitgliedern des Ligaverbandes das Existenzrecht abgesprochen wird, auf der anderen Seite ist es aber auch erforderlich, dass sich jedes einzelne Mitglied des Ligaverbandes zu den Werten unserer Solidargemeinschaft bekennt und diese auch selbst lebt."
    Das darf man durchaus als Spitze gegen den 14 Mitglieder zählenden Klub aus Leipzig interpretieren. Aber Ralf Rangnick wollte ohnehin keine Sonderrechte für seinen Klub, nein, nach den Vorfällen in Karlsruhe wollte er auf ein allgemeines Phänomen aufmerksam machen. "Das, was ich angesprochen haben ist kein Phänomen RB, sondern es ist etwas, was ich feststelle, was momentan in vielen Stadien in der Bundesliga passiert. Das, was bei Köln gegen Gladbach passiert ist, hat nichts mit RB zu tun. Das sind momentan ein paar Dinge, die passieren, wo ich glaube, dass wir aufpassen müssen, dass der Fußball ein Bereich bleibt, wo sich normale Fans auch mit einem guten Gefühl ins Stadion begeben können."
    Es ist also die steigende Gewalt in den Kurven, die Rangnick umtreibt. DFL-Geschäftsführer Seifert wiegelt das ab: "Ich kann die Emotionen nachvollziehen, von Herrn Rangnick auch von Herrn Mintzlaff, das kann ich nachvollziehen. Es ist sicherlich eine extrem unzufriedenstellende Situation, wenn man solche Anfeindungen erfährt. Es bleibt aber festzustellen, dass die Bundesliga insgesamt, bezogen auf die 612 Spiele, das möchte ich schon noch mal deutlich machen, weder ein Fan- noch ein Gewalt-, noch ein Sicherheitsproblem hat. Das heißt aber nicht, dass zu tolerieren ist, was in Bezug auf RB Leipzig geschieht."
    Kleine Gruppen tendieren zu immer extremeren Aktionen
    Fast zeitgleich zur DFL in Frankfurt trafen sich auch die Fanprojekte zu ihrer Jahrestagung in Braunschweig. Dort äußerte sich Bülent Aksen, von der Fanabteilung des DFB. "Die subjektive Wahrnehmung ist schon die, dass die Eskalationen in der Spitze deutlich auffälliger sind, allerdings in der Breite hat die Zahl der Straftaten abgenommen."
    Vielleicht kann man das auch so interpretieren: Kleine Gruppen innerhalb der Fankurven tendieren zu immer extremeren Aktionen. Diese These bestätigt Jonas Gabler, der Fanforscher von der Uni Hannover. In Teilen der Fanszene würden sich Feindbilder verfestigen, von Polizei, Politik und Verbänden, die die Freiheiten der Fankultur beschneiden wollen.
    Das ist das unangenehme Gefühl, das viele Fans haben und es gibt eine kleine Gruppe die Idealisten und Aktivisten sind, die sagen, wir müssen für diese Freiheiten kämpfen. Aber sie fühlen sich trotzdem ohnmächtig in diesem Kampf für Freiheiten der Fankultur, sind zunehmend desillusioniert und radikalisieren sich unter diesem Druck.
    Zum Feindbild dieser Fangruppen gehört übrigens auch die Kommerzialisierung des Fußballs. Das beste Symbol dafür ist RB Leipzig. Insofern ist zu erwarten, dass die Aktionen gegen den Verein eher zunehmen werden. Gut möglich also, dass sich die DFL in naher Zukunft doch dazu verhalten muss - und zwar mit konkreten Maßnahmen.