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Start der Vierschanzentournee
Springen von grünen Hügeln

Die Vierschanzentournee in Oberstorf ist trotz Schneemangel gestartet. Doch grüne Wiesen rund um die Sprungschanze erzeugen ein ungewohntes Bild. Während anderswo Skirennen abgesagt werden, haben die Organisatoren an der Veranstaltung festgehalten und lange im Voraus an Schneedepots gedacht und Präpariertechniken entwickelt.

Von Susanne Lettenbauer |
    Zu sehen sind die Schanzen in Oberstdorf, rundherum grünes Gras und Bäume ohne Schnee.
    Die Schanzen in Oberstdorf brauchen Kunstschnee für die Vierschanzentournee. (picture-alliance / dpa / Karl-Josef Hildenbrand)
    "Es ist nicht kalt, man kann schön sehen und wir sind zufrieden. Wir gucken es ja sonst nur am Fernseher. Wir sind froh, dass es nicht ausgefallen ist, wir freuen uns auf einen schönen Tag, morgen auch."
    Glühwein in der Hand, eine kleine Deutschlandfahne über der Schulter, so schauen Ute und Klaus aus Berlin hinauf zur Schattenbergschanze von Oberstdorf. Der Stadionsprecher heizt den Besuchern auf den Rängen ein. Die Jacken sind aufgeknöpft, die Mäntel stehen offen. Die Temperatur gegen 17 Uhr kurz vor Start des Qualifikationsspringens der Vierschanzentournee – milde neun Grad.
    "Gut. Trotzdem gut. Es ist auch ohne Schnee interessant. Weil das Skispringen trotzdem stattfindet und hauptsächlich Skispringen ist wichtig."
    "Ja, wunderbar, heute ist schöner blauer Himmel, Sonne, jetzt langsam wird's kalt, super Atmosphäre, sonst kann man sich nicht beklagen. Oberstdorf immer wieder geil.
    Ja gut, letztes Jahr waren wir hier, da war unheimlich viel Schnee, fand ich natürlich klasse, aber ich finde es auch so schön."
    Der grellweiße Streifen der beschneiten Oberstorfer Schanze mitten in der grünen Alpenlandschaft ist schon von weitem zu sehen. Auf dem Weg zum Stadion liegen Fliesmatten auf der Erde gegen den Matsch. Weiße Winterwunderpracht sieht man hier nirgends, im Kurpark plätschert der Springbrunnen. Die Menschen lächeln:
    "Naja sicherlich wäre es schöner, wenn Schnee da wäre, aber die Schanze hat ja einen schönen Schnee und kalt ist es ja, da kommt die Stimmung schon auf. Es ist ja dunkel."
    Schanze wurde nicht mit Naturschnee präpariert
    Im November schneite es hier zum letzten Mal. Da liefen die Schneekanonen Tag und Nacht, die Verantwortlichen der Vierschanzentournee legten Schneedepots an. Zum Glück. Seit zwei Wochen herrscht Inversionswetterlage, bei der die Temperaturen auf dem Berg höher sind als im Tal. Die Schanze konnte trotzdem präpariert werden, erzählt Stefan Huber. Der Generalsekretär der Vierschanzentournee schaut hinunter auf die Piste:
    "Das ist eigentlich gang und gäbe, man arbeitet eigentlich fast nicht mehr mit Naturschnee. Aber der Naturschnee ist natürlich für das Umfeld wahnsinnig wichtig, das macht dann die Winterstimmung."
    Er habe nie daran gezweifelt, dass die Vierschanzentournee in Oberstorf starten könne. Schneeknappheit habe es früher bereits gegeben, da half man sich mit teuren finnischen Schneekanonen, mittlerweile stehen eigene Schneemaschinen an der Sprungschanze. Um die Anlage gut zu präparieren, brauche man rund 4000 Kubikmeter Schnee. Teuer daran ist nur noch die Energie. Ausserdem gäbe es noch so einige Tricks:
    "Also zum Beispiel das Nagelbrett, wenn man nicht mehr mit der Walze reinfährt, dann wird mit einer Winde in sogenanntes Nagelbrett von unten nach oben gezogen, das glättet den Hang noch mal zusätzlich, das ist also keine Technik. Genauso dass man mit Wasser mit Sprühregen reingeht, um eine gewisse Vereisung herzubekommen, so gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, Brezelsalz, also das Salz das Sie auf ihrer Breze haben, kann auf dem Hang verstreut werden."
    Mit Schneeharke und Trittbrettern kommen abends hunderte von Helfern, das sogenannte Tretkommando, von der Schanzenpiste. Einer der Helfer erklärt:
    "Der Schnee ist schon relativ kristallig, also das sind relativ große Wasserkörner und diese Körner haben wir beim Runtertreten befreit, weil er im unteren Bereich relativ weich war, jetzt beim Aufsprung haben wir mit Wasser gearbeitet und dann wir hoffen auf eine kalte Nacht, dass es gefriert und dann kann es wieder losgehen."
    Man könne die warmen Temperaturen ja auch positiv sehen, lächelt Stefan Huber zweckoptimistisch.
    "Ja ein positiver Moment ist, wenn man heute ins Stadion schaut und zu einer Qualifikation 13.500 Besucher hat, das ist absoluter Rekord und für die Besucher ist es ja auch eigentlich schön, sie frieren nicht, sie haben einen schönen Nachmittag hier ohne dass sie lange in der Kälte stehen müssen."
    So richtig Schnee und tiefer Winter, gibt Huber zu, wäre natürlich viel schöner, aber der wird schon noch kommen ist er sich sicher. Auch wenn dann der Tourneezirkus längst zur nächsten Schanze weitergezogen ist.