Genetisch gesehen sind alle Menschen fast gleich. Zu etwa 99,9 Prozent stimmt ihre Erbinformation überein. Was jeden Menschen einzigartig macht, sind die restlichen 0,1 Prozent. Und um die ging es in den vergangenen drei Jahren im internationalen HapMap Projekt. Nun liegen die ersten Ergebnisse vor: Mehr als eine Million so genannte Varianten wurden in Blutproben von insgesamt 269 Personen untersucht. Sie stammen aus drei verschiedenen Kontinenten: Afrika, Europa und Asien. Peter Donnelly, Biostatistiker von der Universität Oxford:
"Es ging uns um die genetischen Unterschiede zwischen den Menschen in verschiedenen Teilen der Erde. Und die größten Unterschiede gibt es nun einmal zwischen Menschen auf unterschiedlichen Kontinenten. Die typisch europäischen Gen-Proben haben wir aus den USA, genauer gesagt: aus dem Bundesstaat Utah. Die Asiaten kommen zur Hälfte aus China und zur Hälfte aus Japan. Menschen aus dem Volk der Yoruba in Nigeria wählten wir als Vertreter des Kontinents Afrika."
Die einzelnen genetischen Unterschiede zwischen den Menschen heißen auch Varianten. Menschen, die eng miteinander verwandt sind, besitzen relativ viele gemeinsame Varianten. Auf eine konkrete Stelle im Erbgut bezogen bedeutet das: Wenn ich ein A besitze, hat mein Bruder wahrscheinlich auch ein A. Bei einem Menschen, der um zehn Ecken mit mir verwandt ist, ist die Wahrscheinlichkeit schon deutlich geringer. Und dass ein australischer Ureinwohner ebenfalls an dieser Stelle ein A hat, ist eher unwahrscheinlich - aber nicht unmöglich. Also: alles reine Statistik.
Bestimmte Gruppen dieser gemeinsamen Varianten bezeichnen die Forscher als Haplotypen. Sie gaben der HapMap ihren Namen. Zu deutsch: Haplotypkarte. Die Haplotypen - also die Gruppen von Varianten - wandern gewissermaßen von Generation zu Generation. Peter Donnelly erklärt den Nutzen einer solchen Karte mit einem Bild:
"”Nehmen wir an, fünf Bekannte von Ihnen nehmen immer den selben Bus zur Arbeit. Im Busbahnhof einer großen Stadt gibt es natürlich viele Busse. Sie wollen wissen, welchen Bus sie nehmen. Dann brauchen Sie nur nach einem der fünf zu suchen. Denn es ist sehr wahrscheinlich, dass die anderen im selben Bus sitzen. Genauso ist das mit unseren genetischen Varianten. Sie sind wie Freunde, die im selben Bus sitzen. Die HapMap gibt uns die Information, welche Varianten zusammen gehören. Statt nach zehn Millionen Varianten zu fahnden, müssen wir nur noch nach ein paar hunderttausend Varianten suchen. Das spart viel Zeit. So sind jetzt schon Forschungen möglich, die wir sonst erst in ein paar Jahren machen könnten.""
Auf einer Pressekonferenz zur Vorstellung der HapMap in Salt Lake City betonten alle Experten immer wieder die Bedeutung der neuen Haplotyp-Karte für die medizinische Forschung. Die HapMap ist demnach sehr nützlich, um weit verbreitete Krankheiten zu verstehen: wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes, Asthma oder Krebs. Bestimmte, noch unbekannte Genvarianten begünstigen die Entstehung dieser Krankheiten. Sie sind schwer zu finden, weil bei der Entstehung der Krankheiten Gene und Umwelteinflüsse auf komplexe Weise zusammen wirken. Wer die verantwortlichen Genvarianten kennt, könnte bessere Methoden zur Diagnose und zur Behandlung dieser Krankheiten entwickeln, so die Hoffnung. Mit Hilfe der HapMap könnte die Medizin außerdem persönlicher werden. Auch Pharmafirmen sind interessiert. Günter Stock, Forschungsdirektor beim Pharmaunternehmen Schering.
"”Was für uns wichtig ist, ist, ob unsere Medikamente in bestimmten Bevölkerungsgruppen besser oder schlechter vertragen werden, ob ein Medikament schneller oder langsamer verstoffwechselt wird. Also unter dem Gesichtspunkt der Wirksamkeit und der Sicherheit ist es interessant. Aber ich glaube nicht, dass wir eines Tages Tabletten entwickeln werden, speziell für bestimmte Bevölkerungsgruppen. Das halte ich eigentlich für ziemlich abwegig.""
Einige Wissenschaftler glauben allerdings, dass die HapMap zur Entstehung einer Art "Ethno-" oder "Rassenmedizin" beitragen könnte. Spezielle Medikamente je nach Hautfarbe. Genetisch maßgeschneidert für Afrikaner, Europäer oder Asiaten.
"Es ging uns um die genetischen Unterschiede zwischen den Menschen in verschiedenen Teilen der Erde. Und die größten Unterschiede gibt es nun einmal zwischen Menschen auf unterschiedlichen Kontinenten. Die typisch europäischen Gen-Proben haben wir aus den USA, genauer gesagt: aus dem Bundesstaat Utah. Die Asiaten kommen zur Hälfte aus China und zur Hälfte aus Japan. Menschen aus dem Volk der Yoruba in Nigeria wählten wir als Vertreter des Kontinents Afrika."
Die einzelnen genetischen Unterschiede zwischen den Menschen heißen auch Varianten. Menschen, die eng miteinander verwandt sind, besitzen relativ viele gemeinsame Varianten. Auf eine konkrete Stelle im Erbgut bezogen bedeutet das: Wenn ich ein A besitze, hat mein Bruder wahrscheinlich auch ein A. Bei einem Menschen, der um zehn Ecken mit mir verwandt ist, ist die Wahrscheinlichkeit schon deutlich geringer. Und dass ein australischer Ureinwohner ebenfalls an dieser Stelle ein A hat, ist eher unwahrscheinlich - aber nicht unmöglich. Also: alles reine Statistik.
Bestimmte Gruppen dieser gemeinsamen Varianten bezeichnen die Forscher als Haplotypen. Sie gaben der HapMap ihren Namen. Zu deutsch: Haplotypkarte. Die Haplotypen - also die Gruppen von Varianten - wandern gewissermaßen von Generation zu Generation. Peter Donnelly erklärt den Nutzen einer solchen Karte mit einem Bild:
"”Nehmen wir an, fünf Bekannte von Ihnen nehmen immer den selben Bus zur Arbeit. Im Busbahnhof einer großen Stadt gibt es natürlich viele Busse. Sie wollen wissen, welchen Bus sie nehmen. Dann brauchen Sie nur nach einem der fünf zu suchen. Denn es ist sehr wahrscheinlich, dass die anderen im selben Bus sitzen. Genauso ist das mit unseren genetischen Varianten. Sie sind wie Freunde, die im selben Bus sitzen. Die HapMap gibt uns die Information, welche Varianten zusammen gehören. Statt nach zehn Millionen Varianten zu fahnden, müssen wir nur noch nach ein paar hunderttausend Varianten suchen. Das spart viel Zeit. So sind jetzt schon Forschungen möglich, die wir sonst erst in ein paar Jahren machen könnten.""
Auf einer Pressekonferenz zur Vorstellung der HapMap in Salt Lake City betonten alle Experten immer wieder die Bedeutung der neuen Haplotyp-Karte für die medizinische Forschung. Die HapMap ist demnach sehr nützlich, um weit verbreitete Krankheiten zu verstehen: wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes, Asthma oder Krebs. Bestimmte, noch unbekannte Genvarianten begünstigen die Entstehung dieser Krankheiten. Sie sind schwer zu finden, weil bei der Entstehung der Krankheiten Gene und Umwelteinflüsse auf komplexe Weise zusammen wirken. Wer die verantwortlichen Genvarianten kennt, könnte bessere Methoden zur Diagnose und zur Behandlung dieser Krankheiten entwickeln, so die Hoffnung. Mit Hilfe der HapMap könnte die Medizin außerdem persönlicher werden. Auch Pharmafirmen sind interessiert. Günter Stock, Forschungsdirektor beim Pharmaunternehmen Schering.
"”Was für uns wichtig ist, ist, ob unsere Medikamente in bestimmten Bevölkerungsgruppen besser oder schlechter vertragen werden, ob ein Medikament schneller oder langsamer verstoffwechselt wird. Also unter dem Gesichtspunkt der Wirksamkeit und der Sicherheit ist es interessant. Aber ich glaube nicht, dass wir eines Tages Tabletten entwickeln werden, speziell für bestimmte Bevölkerungsgruppen. Das halte ich eigentlich für ziemlich abwegig.""
Einige Wissenschaftler glauben allerdings, dass die HapMap zur Entstehung einer Art "Ethno-" oder "Rassenmedizin" beitragen könnte. Spezielle Medikamente je nach Hautfarbe. Genetisch maßgeschneidert für Afrikaner, Europäer oder Asiaten.