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Bald auf dem Trockenen?

Umwelt. – Australiens Großstädte werden künftig noch stärker unter Wassermangel leiden. Das gilt auch für Sydney, das eigentlich in einer subtropisch-feuchten Küstenzone liegt, denn sein Wasser erhält es aus dem Landesinneren. Die effizientere Verwendung der vorhandenen Mengen propagierten daher australische Ökologen auf der in Stockholm.

Von Volker Mrasek |
    Sydney, eine Weltstadt mit vier Millionen Einwohnern, an der Ostküste Australiens gelegen. In drei Jahren Austragungsort des nächsten Weltjugendtages. Welcher Gläubige führe nicht gerne in die größte Metropole auf dem Fünften Kontinent? Doch das erwartet ihn dort:

    "Seit 2002 erlebt Sydney extreme Trockenheit. Der Wasserstand in den Staudämmen ist auf 30 Prozent gefallen, und er sinkt weiter. Es wurden Verbote erlassen: Die Leute dürfen ihren Rasen nicht mehr so oft sprengen. Es ist nicht mehr erlaubt, das Auto mit Wasser aus dem Schlauch zu waschen. Und wenn es bis 2008 nicht zu üppigen Niederschlägen kommt, dann wird es ohne Frage noch schärfere Restriktionen geben."

    Jugendliche, die zum nächsten Treffen mit dem Papst pilgern, viel Geld und Zeit für die Reise nach Australien aufwenden - und am Ende, in einer Megastadt, nicht duschen dürfen, weil das Wasser rationiert ist? So weit wird es vielleicht nicht kommen, sagt der Stuart White von der Technischen Universität Sydney. Doch in der Tat ist nicht nur der zentrale Kontinent mit seinen Wüsten notorisch trocken. Wasserknappheit herrscht auch dort, wo Regen fällt. So auch in Sydney:

    "Wir haben hier ein subtropisches, feucht-nasses Klima. Die Jahresniederschlagsmenge in Sydney beträgt 800 bis 1200 Millimeter. Das ist also nicht das Problem, sondern: Die Flüsse, aus denen Sydney sein Trinkwasser bezieht, liegen ein ganzes Stück landeinwärts. Und dort herrscht seit drei Jahren extreme Dürre."

    Deswegen fällt der Pegel in den Staudämmen beständig: Es fließt einfach kein Nachschub mehr! Und Sydney ist in höchstem Maße von dem Oberflächenwasser abhängig. Nutzbare Grundwasser-Vorkommen existieren nicht. Der Boden unter der Stadt besteht aus Sandstein und ist zu klüftig, wie Stuart White bedauert. Der Physiker beschäftigt sich intensiv mit Sydneys Wasserversorgung - als Direktor eines "Instituts für Nachhaltige Zukunft" an der Technischen Uni. Whites Ziel ist es, zu vermeiden, dass Sydneys Wasserbedarf zukünftig nicht mehr gedeckt werden kann. Das Problem: Die Stadt wird weiter wachsen, und zusätzlich dürfte die Klimaerwärmung Dürren im Hinterland noch verstärken, wie White in Stockholm berichtete:

    "Für Sydney und andere Großstädte ist es nach unseren Untersuchungen am sinnvollsten, Wasser einfach effizienter zu nutzen: Waschmaschinen, Klimaanlagen, Bewässerungssysteme, Duschen, Toiletten - sie alle können weiterentwickelt werden. Langfristig sparen wir so enorme Wassermengen - bis zu 20 oder 30 Prozent."

    Für die Wissenschaftler bleibt aber noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. White:

    "In der Politik und in der Bevölkerung werden schon wieder großtechnische Lösungen diskutiert: neue Dämme oder Meerwasser-Entsalzungsanlagen. Dabei könnte die Lösung viel einfacher, viel billiger und viel schneller sein, eben die effizientere Nutzung von Wasser."

    Er mag sie vielleicht nicht speziell im Sinn gehabt haben. Aber am Ende gab der Forscher aus Sydney auch den künftigen Weltjugendtags-Pilgern schon mal etwas mit auf den Weg:

    "Städtebesucher verbrauchen im allgemeinen mehr Wasser als die Bewohner selbst. In Sydney geht es da nach unseren Daten um beträchtliche Mengen. Es wäre daher wichtig, den Pro-Kopf-Verbrauch unserer Gäste zu senken - im 5-Sterne-Hotel genauso wie in der Jugendherberge."

    In diesem Sinne wäre auch der sparsame Umgang mit Wasser auf dem nächsten Weltjugendtag in Australien ein Zeichen der Nächstenliebe.