Verteufelt, verklärt, missverstanden. Roger Casement. Jahrelang Diplomat im Dienste der britischen Regierung. Als irischer Freiheitskämpfer auf dem Schafott gestorben.
"Casement war einer der größten Menschenrechtsaktivisten seiner Zeit", sagte Mario Vargas Llosa in der BBC. Der peruanische Nobelpreisträger hat in seinem Roman "Der Traum des Kelten" den Lebensweg Roger Casements dokumentarisch beschrieben.
"Er kämpfte gegen Rassismus, gegen Vorurteile, gegen die Vorstellung, dass nur Europa zivilisiert sei, und verteidigte auch die kleinsten, primitivsten Kulturvölker."
Roger Casement wurde 1864 in Dublin geboren. Seine Mutter war Katholikin, der Vater Protestant. Eine ungewöhnliche Konstellation. Ansonsten ist wenig über Casements Kindheit bekannt. Man weiss nur, dass er von der Mutter heimlich katholisch getauft, ansonsten aber streng anglikanisch erzogen wurde, und dass er schon im Alter von zwölf Vollwaise war. Er wurde von Verwandten im Norden Irlands aufgenommen und wanderte schon mit 16 nach England aus.
"Casement war einer der größten Menschenrechtsaktivisten seiner Zeit", sagte Mario Vargas Llosa in der BBC. Der peruanische Nobelpreisträger hat in seinem Roman "Der Traum des Kelten" den Lebensweg Roger Casements dokumentarisch beschrieben.
"Er kämpfte gegen Rassismus, gegen Vorurteile, gegen die Vorstellung, dass nur Europa zivilisiert sei, und verteidigte auch die kleinsten, primitivsten Kulturvölker."
Roger Casement wurde 1864 in Dublin geboren. Seine Mutter war Katholikin, der Vater Protestant. Eine ungewöhnliche Konstellation. Ansonsten ist wenig über Casements Kindheit bekannt. Man weiss nur, dass er von der Mutter heimlich katholisch getauft, ansonsten aber streng anglikanisch erzogen wurde, und dass er schon im Alter von zwölf Vollwaise war. Er wurde von Verwandten im Norden Irlands aufgenommen und wanderte schon mit 16 nach England aus.
Karriere im Dienst des britischen Empire
Wie viele irische Protestanten suchte auch Roger Casement eine Karriere im Dienste des britischen Empire – ein wissensdurstiger junger Mann, weltoffen, entdeckungslustig, sprachbegabt. Mit 22 war er bereits im Kongo, dort sollte er britische Handelsinteressen sichern. In Afrika lernte er den Schriftsteller Joseph Conrad kennen, der später für seine Novelle "Heart of Darkness" weltberühmt werden sollte: eine Reise in die dunkelsten Abgründe der Seele und eine vernichtende Kritik am europäischen Kolonialismus.
Mit 30 wurde auch Roger Casement mit dem "Herzen der Finsternis" konfrontiert. Er sollte im Auftrag der britischen Krone die Lebens- und Arbeitsverhältnisse der Einheimischen im belgischen Kongo untersuchen und stieß auf ungeheuerliche Gräueltaten, im Namen des Königs Leopold des Zweiten begangen. Casements Bericht erregte internationales Aufsehen.
Berichte über Sklaverei und Zwangsarbeit
Aber schon damals steckte Casement in Gewissensnöten. Er hatte längst erkannt: Nicht nur Belgien, auch Groβbritannien war eine Kolonialmacht, die andere Völker ausbeutete und unterdrückte. In Indien, in Afrika – und in Irland. "Jedes Volk hat das Recht, über sein eigenes Leben zu bestimmen", schrieb Casement schon 1905 an einen Freund:
"Auch Groβbritannien hat dieses Recht. Aber es ist nicht berechtigt, eine andere Nation zu zwingen, den britischen Lebensstil anzunehmen und diese Nation – falls sie Widerstand leistet - zu brechen."
"Auch Groβbritannien hat dieses Recht. Aber es ist nicht berechtigt, eine andere Nation zu zwingen, den britischen Lebensstil anzunehmen und diese Nation – falls sie Widerstand leistet - zu brechen."
Nach seinen Erlebnissen im Kongo zog sich Roger Casement nach Irland zurück. Er wollte neue Kräfte schöpfen und sich mit den Belangen seiner eigenen Heimat beschäftigen. Dennoch ließ er sich wenig später wieder zu einem Auftrag für die britische Krone überreden. Diesmal ging es um ein peruanisch-britisches Kautschuk-Unternehmen am Putumayo. Wieder deckte Roger Casement systematische Sklaverei und Zwangsarbeit auf. Wieder führte sein Bericht zu einem internationalen Aufschrei. Und wieder plagte ihn sein Gewissen, wie er in einem Brief an seiner Cousine darlegte:
"Ich bin ein seltsamer britischer Konsul. Eigentlich sollte ich im Gefängnis sitzen und nicht unter dem königlichen britischen Wappen".
Kampf für die irische Unabhängigkeit
1911 wurde Roger Casement vom britischen König geadelt. Zwei Jahre später verließ er den diplomatischen Dienst. Er engagierte sich zunehmend für die irischen Unabhängigkeitskämpfer und fasste nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs einen radikalen Plan. Er überredete das deutsche Militär, die irischen Aufständischen mit Waffen zu versorgen. Der Plan scheiterte. Das Transportschiff wurde von den Briten abgefangen, Casement verhaftet und wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Am 3. August 1916 wurde Roger Casement hingerichtet. Aber damit nicht genug. Der britische Historiker John Röhl:
"Und um zu verhindern, dass er jetzt als Märtyrer für die irische Unabhängigkeit gelten würde, hat man seinen Namen in den Dreck gezogen, als wilden Homosexuellen. Man hat seine Tagebücher gefunden und von Regierungsseite aus Stellen daraus veröffentlicht. Damit war sein Ruf in England für lange Zeit vernichtet."
Erst 1965 wurden Roger Casements sterbliche Überreste vom Londoner Pentonville- Gefängnis nach Dublin überführt und in einem Heldengrab beigesetzt. Ob seine Tagebücher echt sind oder vom britischen Geheimdienst gefälscht wurden, darüber wird bis heute diskutiert.
"Und um zu verhindern, dass er jetzt als Märtyrer für die irische Unabhängigkeit gelten würde, hat man seinen Namen in den Dreck gezogen, als wilden Homosexuellen. Man hat seine Tagebücher gefunden und von Regierungsseite aus Stellen daraus veröffentlicht. Damit war sein Ruf in England für lange Zeit vernichtet."
Erst 1965 wurden Roger Casements sterbliche Überreste vom Londoner Pentonville- Gefängnis nach Dublin überführt und in einem Heldengrab beigesetzt. Ob seine Tagebücher echt sind oder vom britischen Geheimdienst gefälscht wurden, darüber wird bis heute diskutiert.