Wie weit ist die Welt gekommen bei dem Versuch, die Klimakatastrophe zu stoppen? Acht Jahre nach Abschluss des Pariser Abkommens soll der UN-Klimagipfel in Dubai mit einem „Global Stocktake“, einer weltweiten Bestandsaufnahme zum Klimaschutz, Bilanz ziehen und über das weitere Vorgehen entscheiden. Zur Vorbereitung traf sich vom 5. bis 15. Juni 2023 die „kleine Klimakonferenz“ in Bonn.
- Was ist die „kleine Klimakonferenz“?
- Wo findet die nächste Klimakonferenz statt?
- Was wird auf Klimakonferenzen besprochen?
- Was ist der Sinn der „Globalen Bestandsaufnahme“?
- Wie schneiden die einzelnen Länder beim Klimaschutz ab?
- Was muss passieren, um die Erwärmung zu stoppen?
- Welche Unterstützung bekommen arme Länder beim Klimaschutz?
- Was passiert, wenn die Klimaziele nicht eingehalten werden?
Was ist die kleine Klimakonferenz?
Bei der kleinen Klimakonferenz haben Fachleute, Beamte und Unterhändler das Sagen, nicht die politischen Spitzen. Sie dient dazu, den nächsten Klimagipfel vorzubereiten, eine Tagesordnung zu finden und Kompromisslinien auszuloten. Dazu reisen mehrere Tausend Delegierte nach Bonn.
Bei dieser Konferenz wurde vor allem deutlich, dass die Standpunkte von Industrie-, Entwicklungs- und Schwellenländern noch weit auseinanderliegen. Die Bonner Konferenz sollte die Tagesordnung für den nächsten Klimagipfel in Dubai vorbereiten, doch selbst eine Einigung auf die Tagesordnung in Bonn erwies sich als schwer – sie gelang erst am vorletzten Konferenztag. Streitpunkte waren unter anderem der Ausstieg aus der Verbrennung von Öl und Gas sowie nicht eingehaltene Finanzzusagen der Industrieländer an Entwicklungsländer.
Wo findet die nächste Klimakonferenz statt?
Die 28. Welt-Klimakonferenz, im Diplomatenjargon COP28 genannt, findet vom 30. November bis 12. Dezember in Dubai auf dem Gelände der Expo dort statt. Die Ausrichtung von Klimakonferenzen geht reihum zwischen den Ländergruppen. In diesem Jahr ist die Gruppe asiatischer Staaten zuständig. Sie hat sich auf Dubai geeinigt.
Die Wahl Dubais wird von vielen kritisiert: Das Land will weiter auf die Förderung von Öl setzen, obwohl die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas für den größten Teil der Klimaerwärmung verantwortlich ist.
Was wird auf Klimakonferenzen besprochen?
Die Welt-Klimakonferenzen dienen der Diskussion und Beschlussfassung über den Klimaschutz der Zukunft. Vertreterinnen und Vertreter der fast 200 Mitgliedsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention UNFCCC kommen zusammen und sprechen über die Verringerung der Emission von Treibhausgasen, über die Anpassung an die Klimaerwärmung und über die Unterstützung armer Länder beim Klimaschutz.
Das „Grundgesetz des Klimaschutzes“ ist das 2015 verabschiedete Pariser Abkommen. Es fordert alle Staaten auf, nationale Klimaschutzbeiträge zu beschließen und sie im Laufe der Zeit so zu verschärfen, dass eine Erwärmung der Erdatmosphäre auf deutlich unter zwei Grad begrenzt wird, wenn möglich auf weniger als 1,5 Grad.
Was ist der Sinn der „Globalen Bestandsaufnahme“?
Beim Abschluss des Pariser Abkommens zum Klimaschutz wurde 2015 vereinbart, in acht Jahren eine erste Bestandsaufnahme über den Erfolg der Bemühungen zu verfassen. Dazu werden die Bilanz der Emissionen und die Prognosen über die weitere Entwicklung berücksichtigt und es werden Schlussfolgerungen gezogen.
Forschungsinstitute bewerten im Climate Action Tracker Emissionstrends und Klimapolitik. Sie haben in Bonn ihre Prognose aktualisiert. Wenn die Staaten weltweit bei ihren bisherigen Maßnahmen zum Klimaschutz bleiben, führt dies bis Ende des Jahrhunderts zu einer Erwärmung um 2,7 Grad.
Wenn die Maßnahmen, die bis 2030 zusätzlich geplant sind, komplett umgesetzt werden, ergibt sich eine Temperaturerhöhung um 2,4 Grad - selbst dann, wenn alle noch so unverbindlichen Absichtserklärungen für eine Verringerung der Emissionen auf null irgendwann in diesem Jahrhundert für bare Münze genommen werden, würde es noch um 1,8 bis zwei Grad wärmer werden. Eine Einhaltung des 1,5-Grad-Limits ist indes nirgendwo in Sicht.
Wie schneiden die einzelnen Länder beim Klimaschutz ab?
Bisher tut kein einziges Land genug, um seinen fairen Anteil am Klimaschutz zu leisten. Der Klima-Schutzindex, den die Organisation Germanwatch zusammen mit Partnern jährlich herausgibt, sieht Dänemark, Schweden, Chile und Marokko vorne, gefolgt von Indien. Deutschland steht auf Platz 16, der größte CO2-Emittent China auf Platz 51.
Das Land mit den höchsten CO2-Emissionen ist China, gefolgt von den USA und Indien. Deutschland steht auf Platz sechs mit zwei Prozent der weltweiten Emissionen bei nur einem Prozent Anteil an der Weltbevölkerung.
Was muss passieren, um die Erwärmung zu stoppen?
Um die Erwärmung zu stoppen, muss die Emission von Treibhausgasen wie CO2 bis Mitte des Jahrhunderts weltweit auf null gesenkt werden. Danach sind sogar negative Emissionen erforderlich, das heißt: Es muss durch technische Maßnahmen oder das Aufforsten von Wäldern CO2 aus der Atmosphäre geholt werden.
Erforderlich dafür ist, die Energieerzeugung auf erneuerbare Quellen wie Wind und Sonne umzustellen, Häuser zu dämmen, und zu heizen, ohne dass dabei Treibhausgase entstehen, und den Verbrennungsmotor im Verkehr abzuschaffen. Auch die Emissionen aus der Landwirtschaft müssen stark gesenkt werden.
Bei der COP28 in Dubai dürfte vor allem der Ausstieg aus der Verbrennung von Öl und Gas im Mittelpunkt stehen. Auch die Forschenden vom Climate Action Tracker halten dies für unerlässlich. Dubai als Gastgeber ist dagegen.
Welche Unterstützung bekommen arme Länder beim Klimaschutz?
Arme Länder im Globalen Süden haben zur Klimaerwärmung kaum etwas beigetragen. Sie müssen aber den Großteil der Folgen schultern, unter anderem deshalb, weil sie kaum Mittel haben, um gegenzusteuern und sich anzupassen.
Die Industrieländer haben deshalb jährliche Hilfen in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar zugesagt, die künftig aufgestockt werden sollen. Außerdem soll es einen Fonds für die Bewältigung von Schäden und Verlusten durch die Erwärmung geben. Hierüber sollen in Dubai im Dezember Entscheidungen getroffen werden.
Was passiert, wenn die Klimaziele nicht eingehalten werden?
Seit Jahren gibt es in vielen Teilen der Welt eine Häufung von Hitzewellen und Dürren. Regen fällt weniger regelmäßig, Starkregenereignisse häufen sich und Wirbelstürme werden intensiver. Diese Trends werden sich intensivieren, auch wenn die Erwärmung unter 1,5 Grad gehalten werden sollte. Wenn dies nicht gelingt, dann sind noch viel stärkere Folgen der Erwärmung zu erwarten.
Forschende befürchten, dass dann Kipppunkte überschritten werden und die Folgen der Erwärmung unumkehrbar werden. Das ist bereits heute mit dem Anstieg des Meeresspiegels der Fall. Ein Abschmelzen des Eises auf Grönland und in der Antarktis zum Beispiel wäre nicht mehr zu stoppen, Regenwälder könnten versteppen und dies könnte die Erwärmung zusätzlich anheizen.