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Aufbruch vor 250 Jahren
James Cooks zweite Reise in die Südsee

Im 18. Jahrhundert wurde im Südpazifik ein riesiger Kontinent voller Schätze vermutet. Die Briten entsandten den Seefahrer James Cook, um ihn zu erobern. Am 13. Juli 1772 brach er zu seiner zweiten Südseereise auf. Und fand abermals nur Eis und Stürme.

Von Dagmar Röhrlich |
Die HMS Resolution, James Cooks Segelschiff bei seiner zweiten Südseereise, schlägt sich durchs Eis. Mit der vom Eis eingeschlossenen Discovery im Hintergrund: Gemälde von James Cooks Expeditionsmaler John Webber
Das Schiff "Resolution" schlägt sich durchs Eis, im Hintergrund die eingeschlossene "Discovery": Gemälde von James Cooks Expeditionsmaler John Webber (picture alliance / United Archives)
Schon Aristoteles hatte darüber nachgedacht, dass tief im Süden ein unbekannter Kontinent existieren müsse. Seit dem 15. Jahrhundert war er sogar auf Karten eingezeichnet – als Terra Australis, manchmal mit dem Zusatz Incognita, unbekannt. Die Existenz schien notwendig, um die Landmassen auf beiden Hemisphären ins Gleichgewicht zu bringen, und so suchten Seefahrer über Jahrhunderte danach. Auch James Cook. Ihn schickte die britische Regierung 1772 zu seiner zweiten Südseereise aus, um das sagenumwobene Land zu finden. Seine erste Expedition war noch ein Geheimauftrag gewesen, nun startete er offiziell.
"Ich sollte mich in möglichst hohen Breitengraden aufhalten und meine Entdeckungen so nahe wie möglich am Südpol fortsetzen.“
Gab es dieses riesige Land, von dessen fruchtbaren Böden, Reichtümern und 50 Millionen Einwohnern Cooks Zeitgenosse schwärmte, der Geograf Alexander Dalrymple? James Cook, der 1728 im englischen Marton als Sohn eines Tagelöhners geboren worden war, war skeptisch:
„Das Hauptmotiv Seiner Majestät bei der Anordnung dieser Reise (...) war, allen Meinungsverschiedenheiten über eine so kuriose und wichtige Angelegenheit ein Ende zu setzen.“

Hoher Seegang, Orkan, Regen und Hagel

Georg III. sandte zur Klärung der Frage zwei Schiffe aus. Cook kommandierte die HMS Resolution, Tobias Furneaux das Begleitschiff, die Adventure. Am 13. Juli 1772 stachen sie vom britischen Hafen Plymouth aus in See. Über die Azoren und Kapverden erreichten sie das Kap der Guten Hoffnung. Von hier aus brachen sie am 22. November 1772 auf in Richtung Süden – in unerforschte Gewässer:
„24. November. Hoher Seegang aus südlicher Richtung. 26. November. Sehr hohe See aus östlicher Richtung. 30. November. Sehr starke Stürme mit Regen und Hagel. Seegang sehr hoch.“Es wurde immer schlimmer. Der Orkan tobte, es war eisig kalt, die Mannschaften so erschöpft, dass sie die Schiffe kaum noch manövrieren konnten. Auch als sich das Wetter besserte blieben bittere Kälte, Schnee, Packeis, Nebel. Der Lohn:
"Am 17. Januar 1773 überquerten wir gegen Viertel nach 11 den Süd-Polarkreis. Wir sind ohne Zweifel das erste und einzige Schiff, das jemals diese Linie überquert hat. Sie segelten weiter. Und der Horizont erschien merklich heller. Packeis:
„Als wir weiter nach Süden vordrangen, nahm das Eis derart zu, dass wir um dreiviertel nach sechs Uhr nicht weiter vorankommen konnten.“
Als sich der antarktische Sommer dem Ende zuneigte, hatten sie noch keine Spur von Terra Australis gefunden und segelten nach Norden. Im Nebel wurden die beiden Schiffe getrennt, trafen sich in Neuseeland wieder, von wo aus sie in die Südsee aufbrachen. Sie erreichten Tahiti, Tonga, kehrten nach Neuseeland zurück, um erneut in Richtung Südpol aufzubrechen – und kein Land zu finden.

Insgesamt dreimal überschritt Cook auf dieser zweiten Reise den Polarkreis. Am 30. Januar 1774 erreichte er den südlichsten Punkt der Reise: 71° 10' S, 106° 54' W. Dann mussten sie erneut dem Packeis ausweichen. Ein paar Tage später schrieb Cook:
„Ich bin dieser hohen südlichen Breitengrade überdrüssig, in denen nichts als Eis und dicker Nebel zu finden ist. Wir haben jetzt eine lange hohle Dünung von Westen her, ein starkes Anzeichen dafür, dass es in dieser Richtung kein Land gibt, so dass ich es wohl wagen darf zu behaupten, dass die ausgedehnte Küste, die in Mr. Dalrymples Karte des Ozeans zwischen Afrika und Amerika verzeichnet ist, nicht existiert.Doch er erkannte auch:
 „Ich glaube fest daran, dass es in der Nähe des Pols ein Stück Land gibt, das die Quelle des größten Teils des Eises ist, welches sich über das riesige Südpolarmeer ausbreitet.“
Dass es jemals erforscht würde, erschien Cook, der am 14. Februar 1779 während seiner dritten Reise auf Hawaii ermordet wurde, zweifelhaft. Das Risiko sei einfach zu groß. Er ahnte nicht, dass er am südlichsten Punkt seiner Reise nur 130 Kilometer von der Küste der Antarktis entfernt gewesen war. Ein knappes halbes Jahrhundert später sollte die Spitze der Antarktischen Halbinsel entdeckt werden.