Klimaanpassung
Mehr Schutz vor den Folgen des Klimawandels

Eine Anpassung an den Klimawandel ist notwendig. Denn Extremwetterphänomene wie Trockenheit, Hitze oder Starkregen nehmen zu – in Deutschland, Europa und weltweit. Was bedeutet es, wenn wir uns darauf einstellen?

    Ein Stadtwäldchen auf dem Place de Catalogne in Paris, im Hintergrund moderne Wohngebäude
    Klimaanpassung wird bereits vielfach umgesetzt - in kleinen Kommunen in Deutschland genauso wie in Großstädten wie Kopenhagen und Paris (hier im Bild). (picture alliance / Chromorange)
    Die Folgen des Klimawandels sind allgenwärtig. So war es beispielsweise in Deutschland seit Messbeginn 1881 noch nie so warm wie 2024. In den Monaten März, April und Mai 2025 war es dazu auffallend trocken in Deutschland. Durchschnittlich kamen nur insgesamt 58 Millimeter Regen zusammen – rund ein Drittel der üblichen Regenmenge in einem Frühjahr in Deutschland.
    Global war 2024 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen – und das erste Jahr, in dem die globale Jahres-Durchschnittstemperatur 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau lag. Dabei erwärmt sich der europäische Kontinent seit den 1980er Jahren doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt. Er ist sogar der sich am schnellsten erwärmende Kontinent der Erde, so Copernicus, die Erdbeobachtungskomponente des Weltraumprogramms der Europäischen Union.
    Die Folgen der Erderwärmung gefährden weltweit Bevölkerung, Landwirtschaft, Wirtschaft und führen bereits zu massiven Schäden. An Klimaanpassungen scheint also kein Weg vorbeizuführen.

    Inhalt

    Klimaanpassung vs. Klimaschutz?

    Anpassung an den Klimawandel – das bedeutet, Maßnahmen zu ergreifen, um sich auf die jetzigen und zukünftigen Folgen des Klimawandels vorzubereiten und sich darauf einzustellen. So definiert es die Europäische Kommission. Konkret meint dies beispielsweise, Schäden durch Extremwetterereignisse wie Starkregen, Sturm, oder Dürre zu vermeiden oder zumindest zu minimieren.
    Im Gegensatz dazu bedeutet Klimaschutz alle Maßnahmen, die sich auf die Begrenzung der globalen Erwärmung richten, vor allem durch die Minderung von Emissionen wie CO2 oder Methan. Im Fall der Klimaanpassung geht es also darum, die Bevölkerung oder auch die Wirtschaft vor den Folgen des Klimawandels zu schützen, während der Klimaschutz darauf ausgerichtet ist, den Klimawandel selbst zu mindern oder ihn möglichst abzuwenden.
    Lange Zeit herrschte gerade unter Umweltaktivisten die Befürchtung, Anpassung an die Folgen des Klimawandels bedeute, einen umfassenden und konsequenten Klimaschutz aufzugeben. Doch schließen sich die beiden Handlungsfelder nicht aus, beide sind notwendig und greifen ineinander.
    Klimaanpassung ist jedoch endlich. Die Menschheit kann sich nicht auf alle Folgen des Klimawandels einstellen, um mit ihnen zu leben. Gehen durch den Klimawandel beispielsweise zu viele Ernährungsgrundlagen verloren oder wird das Klima zu lebensfeindlich, ist die Grenze der Anpassungsfähigkeit erreicht. Klimafolgenanpassung ist also allein innerhalb bestimmter Rahmenbedingungen möglich.

    Anpassung an die Klimafolgen - was bedeutet das?

    Seit dem Juli 2024 gibt es in Deutschland das Klimaanpassungsgesetz des Bundes (KAnG). Darin werden die Länder aufgefordert, Klimaanpassungsstrategien zu entwickeln und dafür zu sorgen, dass Kommunen eigene Klimaanpassungskonzepte erarbeiten.
    Das Gesetz selbst gibt nur einen Rahmen vor. Da die Klimaanpassung somit als kommunale Aufgabe festgelegt ist, fallen die Maßnahmen entsprechend regional sehr unterschiedlich aus.

    Wie sich Kommunen in Deutschland vor Hitze schützen wollen

    Als Standardmaßnahme, die von vielen Kommunen umgesetzt wird, gilt beispielsweise die Entsiegelung von Flächen. Grünflächen werden nicht nur geschützt, sondern auch ausgeweitet sowie Bäume gepflanzt. All dies soll zur Kühlung beitragen.
    Städte wie Ahlen oder Mannheim verfolgen zudem ein neues Wassermanagement. Denn Wasser wird infolge des Klimawandels rarer. Dabei wird Regenwasser möglichst nicht über die Kanalisation in Kläranlagen abgeleitet, sondern zwischengespeichert. „Schwammstädte“ können auf diese Weise bei Regenfällen Wasser auffangen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder abgeben, wenn das Wasser benötigt wird.
    Auch die dänische Stadt Kopenhagen baut sich zur Schwammstadt um – aus Gründen des Hochwasserschutzes. Denn bei einem historischen Starkregen 2011 wurden ganze Stadteile überschwemmt, der Schaden war immens. Mittlerweile sei jedoch eine sogenannte blau-grüne Infrastruktur geschaffen worden, so Antje Backhaus, Professorin für Grüne Technologien in der Landschaftsarchitektur in Hannover.
    Diese diene als Wasserreservoir: „Versickerungsmulden in den Straßen, Gründächer auf den Häusern, größere Plätze, die das Wasser sammeln können, unterirdische Rohrleitungen, die das Wasser sicher ins Meer ableiten“. So könne das Wasser nicht nur umgeleitet, sondern auch weiterverwendet werden. Verheerende Auswirkungen von Überflutungen ließen sich mit blau-grüner Infrastruktur ganz gut verhindern, betont Backhaus.

    Hitzeschutz und neue Architektur

    Hitzeschutzpläne für Städte sollen zudem besonders verletzliche Bürgerinnen und Bürger wie Senioren oder Patienten schützen, wenn die Temperaturen im Sommer stark steigen.
    Ein weiteres Konzept betrifft die Architektur. Hier könnten im Rückgriff auf Vorbilder in überwiegend heißen Ländern Gebäude mit Arkaden gebaut werden, die Schatten spenden, oder Gebäude, die auf Kühlung durch stetige Luftzirkulation setzen. Baumaterialien wie Lehm gelten als klimaneutral und wirken hitzeregulierend.

    Landwirte in Deutschland: Klimaanlagen in Kuhställen

    Für die Landwirtschaft dagegen steht vor allem der Hitzeschutz für Tiere in Ställen im Vordergrund. Hier gilt es, Verfahren für die Kühlung zu finden. Ebenfalls muss der Umgang mit dem Wasser neu ausgerichtet werden.
    Dazu wird nach Pflanzensorten für den Anbau gesucht, die resistenter gegen Trockenheit und Hitze sind. Beispiele dafür sind Kichererbsen, Lupinen oder Süßkartoffeln – Pflanzen, die auch bei höheren Temperaturen und mit wenig Wasser gut gedeihen. Noch kontrovers diskutiert sind dabei vor allem gentechnisch veränderte Pflanzensorten.

    Aufforsten und Wasser entsalzen - neue Methoden in Asien und Afrika

    Viele Länder in Asien oder Afrika haben längst begonnen, eigene Anpassungsmethoden zu entwickeln. Denn sie waren von den Folgen des Klimawandels teilweise schon früher betroffen als europäische Länder. Ein besonders erfolgreiches und bekanntes Beispiel sind die Methoden zur Aufforstung des 2023 verstorbenen Landwirtes Yacouba Sawadogo aus Burkina Faso. Das Land ist schweren Dürren ausgesetzt. Sawadogo entwickelte die für den Hirseanbau traditionelle "Zai"-Methode weiter.
    Dabei werden Bäume in die landwirtschaftliche Nutzung integriert, um die Folgen von Hitze und Trockenheit zu mildern. Die Bäume spenden den Nutzpflanzen Schatten und helfen, die Feuchtigkeit im Boden zu halten. Mittlerweile nutzen viele Landwirte und Familien in Burkina Faso, aber auch in Mali und im Niger diese Methode – mit dem Ergebnis, dass dort wieder vermehrt Getreide und Viehfutter angepflanzt werden. Auch sei der Grundwasserspiegel wieder angestiegen, so der Verein „Gemeinsam für Afrika“. Im Jahr 2018 wurde Sawadogo der „Right Livelihood Award“ verliehen.

    Umstellung beim Dünger

    Nachhaltige Methoden in der Landwirtschaft können ebenfalls Boden erhalten, auch bei zunehmenden Dürren. Dies zeigen entsprechende Projekte etwa in Äthiopien, Benin und Indien. Hier haben Landwirte begonnen, von Mineraldünger auf organische Dünger umzustellen oder Böden mit Nährstoffen wie Stickstoff, Kalium und Phosphor anzureichern. Die gesünderen Böden bringen deutlich höhere Erträge, beobachtet die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die die Landwirte dabei unterstützt hat: Durchschnittlich würden Bauern fast die Hälfte mehr ernten als zuvor.
    Der Klimawandel verschärft in vielen Regionen der Welt die Wasserknappheit, an diese Entwicklung will sich Jordanien mithilfe einer Meerwasserentsalzungsanlage anpassen. In dem Bau am Roten Meer sollen jährlich 300 Millionen Kubikmeter Meerwasser entsalzt werden, so das Bundeswirtschaftsministerium, welches das Projekt mit unterstützt. Dadurch würde der Trinkwasserbedarf von etwa vier Millionen Menschen im Norden des Landes (etwa 40 Prozent der Bevölkerung) gedeckt.

    Welche Hindernisse gibt es in Deutschland bei der Klimaanpassung?

    Laut Klimaanpassungsgesetz (KAnG) sind die Kommunen zuständig für Klimaanpassung. Doch diese sind laut eigener Aussage in der schwierigsten Finanzlage seit der Nachkriegszeit: 2024 meldeten sie ein Rekorddefizit von knapp 25 Milliarden Euro.
    Um Anpassungsmaßnahmen umzusetzen, benötigen die Gemeinden also die finanzielle Unterstützung des Bundes. Dafür bräuchte es wiederum eine sogenannte neue Gemeinschaftsaufgabe (GA), also eine Aufgabe mit geteilter oder gemischter Finanzierung, bei der sich der Bund an einem Teil der Kosten beteiligt. Das würde eine Grundgesetzänderung für die Klimaanpassung voraussetzen. Diese ist allerdings derzeit nicht in Sicht.

    csh