
Die Folgen des Klimawandels sind allgegenwärtig. 2024 war in Deutschland das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen. Weltweit stieg die Durchschnittstemperatur erstmals dauerhaft mehr als 1,5 Grad über das vorindustrielle Niveau. Europa erwärmt sich dabei doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt und gilt inzwischen als Hotspot der Erderwärmung.
Auch wirtschaftlich macht sich die Klimakrise bemerkbar: Allein im Sommer 2025 verursachten Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen in Europa einer Studie der Universität Mannheim zufolge Schäden von 43 Milliarden Euro. Bis 2029 könnten es 125 Milliarden werden. Klimaschutz allein reicht nicht. An Anpassung führt kein Weg vorbei.
Klimaanpassung und Klimaschutz
Anpassung an den Klimawandel – das bedeutet, sich auf die Folgen des Klimawandels vorzubereiten und einzustellen. Die Europäische Kommission will die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel stärken. Konkret meint dies beispielsweise, Schäden durch Extremwetterereignisse wie Starkregen, Sturm oder Dürre zu vermeiden oder zumindest zu minimieren.
Im Gegensatz dazu beinhaltet der Klimaschutz alle Maßnahmen, die sich auf die Begrenzung der globalen Erwärmung richten. Im Fall der Klimaanpassung geht es also darum, die Bevölkerung vor den Folgen des Klimawandels zu schützen, während der Klimaschutz darauf ausgerichtet ist, den Klimawandel selbst zu mindern oder ihn möglichst abzuwenden.
Die Grenzen der Klimaanpassung
Lange Zeit herrschte gerade unter Umweltaktivisten die Befürchtung, Anpassung an die Folgen des Klimawandels bedeute, einen umfassenden und konsequenten Klimaschutz aufzugeben. Doch schließen sich die beiden Handlungsfelder nicht aus, beide sind notwendig.
Klimaanpassung ist jedoch endlich. Die Menschheit kann sich nicht auf alle Folgen des Klimawandels einstellen. Gehen durch den Klimawandel beispielsweise zu viele Ernährungsgrundlagen verloren oder wird das Klima zu lebensfeindlich, ist die Grenze der Anpassungsfähigkeit erreicht. Klimafolgenanpassung ist nur innerhalb bestimmter Rahmenbedingungen möglich.
Anpassung an die Klimafolgen - die gesetzliche Grundlage in Deutschland
Seit dem Juli 2024 gibt es in Deutschland das Klimaanpassungsgesetz des Bundes (KAnG). Darin werden die Länder aufgefordert, Klimaanpassungsstrategien zu entwickeln und dafür zu sorgen, dass Kommunen eigene Klimaanpassungskonzepte erarbeiten.
Das Gesetz selbst gibt nur einen Rahmen vor. Da die Klimaanpassung als kommunale Aufgabe festgelegt ist, fallen die Maßnahmen regional sehr unterschiedlich aus.
Hindernisse in Deutschland bei der Klimaanpassung
Es geht vor allem um Geld, das fehlt: Die zuständigen Kommunen steckten in der größten Finanzkrise seit der Wiedervereinigung, sagt Christine Wilcken vom Deutschen Städtetag. 2024 meldeten sie ein Rekorddefizit von fast 25 Milliarden Euro. Gleichzeitig werden laut Wilcken bis 2030 rund 55 Milliarden Euro für Klimaanpassungsmaßnahmen gebraucht.
Klimaanpassung werde im Moment fast ausschließlich über Förderprogramme finanziert, betont Wilcken, die beim Städtetag das Dezernat Klima, Umwelt, Wirtschaft, Brand- und Katastrophenschutz leitet. Vom Bund kämen bislang nur überschaubare Mittel: Für 2026 seien im Aktionsplan Natürlicher Klimaschutz gerade einmal 820 Millionen Euro vorgesehen.
Ein Ausweg könnte Wilcken zufolge eine neue Gemeinschaftsaufgabe (GA) Klimaanpassung sein. Dabei würden Bund und Länder rechtlich verpflichtet, die Kosten gemeinsam zu tragen.
Eine solche GA gibt es etwa schon beim Küstenschutz. Für Klimaanpassung wäre allerdings eine Grundgesetzänderung notwendig, so Wilcken - und die ist bisher nicht in Sicht. Dabei würde die GA nicht nur mehr Geld sichern, sondern auch ein deutliches Signal setzen, dass Bund und Länder die Herausforderung gemeinsam schultern, meint Wilcken.
Wie sich Kommunen in Deutschland vor Hitze schützen
In vielen Städten beginnt die Anpassung mit kleinen Schritten. Hitze-Apps, Trinkbrunnen oder Sprühnebelanlagen sollen die Menschen entlasten.
Hitzeschutzpläne sollen außerdem besonders verletzliche Gruppen wie ältere Menschen oder Patientinnen und Patienten bei hohen Temperaturen im Sommer schützen.
Auch die Architektur spielt hier eine Rolle: Inspiriert von Vorbildern aus heißen Regionen entstehen Konzepte für Gebäude mit Arkaden, die Schatten spenden, oder für Bauweisen, die gezielt auf natürliche Kühlung durch Durchlüftung setzen.
Als Standardmaßnahme gilt inzwischen die Entsiegelung von Flächen: Asphalt und Beton weichen Grün, Bäume werden gepflanzt, bestehende Grünflächen geschützt und erweitert. Darauf aufbauend setzen Kommunen immer öfter auf das Schwammstadt-Prinzip: Städte werden so umgestaltet, dass sie Regen aufnehmen und dann auch wieder abgeben können.
Beispiele wie Ahlen oder Mannheim zeigen, wie ein neues Wassermanagement funktioniert: Regenwasser wird nicht einfach in die Kanalisation geleitet, sondern zwischengespeichert und bei Bedarf genutzt. Das hilft gegen Hitze und Starkregen.
Auch die dänische Hauptstadt Kopenhagen wird zur Schwammstadt umgebaut – nicht zuletzt um den Hochwasserschutz zu verbesern. Ein historischer Starkregen überschwemmte 2011 ganze Stadtteile und verursachte immense Schäden.
Seitdem setzt Kopenhagen auf eine blau-grüne Infrastruktur, erklärt Antje Backhaus, Professorin für Grüne Technologien in der Landschaftsarchitektur in Hannover: „Versickerungsmulden in den Straßen, Gründächer auf den Häusern, größere Plätze, die das Wasser sammeln können, unterirdische Rohrleitungen, die das Wasser sicher ins Meer ableiten.“ So könne das Wasser nicht nur umgeleitet, sondern auch weiterverwendet werden.
Landwirte in Deutschland: Klimaanlagen in Kuhställen
Für die Landwirtschaft dagegen steht vor allem der Hitzeschutz für Tiere in Ställen im Vordergrund. Hier gilt es, Verfahren für die Kühlung zu finden.
Auch der Umgang mit Wasser muss neu ausgerichtet werden. Dazu wird nach Pflanzensorten gesucht, die resistenter gegen Trockenheit und Hitze sind. Beispiele dafür sind Kichererbsen, Lupinen oder Süßkartoffeln – Pflanzen, die auch bei höheren Temperaturen und mit wenig Wasser gut gedeihen. Noch kontrovers diskutiert werden gentechnisch veränderte Pflanzensorten.
Aufforsten und Wasser entsalzen - neue Methoden in Asien und Afrika
Viele Länder in Asien oder Afrika haben längst begonnen, eigene Anpassungsmethoden zu entwickeln, denn sie waren von den Folgen des Klimawandels teilweise schon früher betroffen als europäische Länder.
Ein besonders erfolgreiches und bekanntes Beispiel sind die Methoden zur Aufforstung des 2023 verstorbenen Landwirtes Yacouba Sawadogo aus Burkina Faso. Weil sein Land schweren Dürren ausgesetzt war, entwickelte Sawadogo die für den Hirseanbau traditionelle "Zai"-Methode weiter.
Dabei werden Bäume in die landwirtschaftliche Nutzung integriert, um die Folgen von Hitze und Trockenheit zu mildern. Die Bäume spenden den Nutzpflanzen Schatten und helfen, die Feuchtigkeit im Boden zu halten.
Mittlerweile nutzen viele Landwirte und Familien in Burkina Faso, aber auch in Mali und im Niger diese Methode – mit dem Ergebnis, dass dort wieder vermehrt Getreide und Viehfutter angepflanzt wird. Auch sei der Grundwasserspiegel wieder angestiegen, so der Verein „Gemeinsam für Afrika“. 2018 wurde Sawadogo der „Right Livelihood Award“ verliehen.
Umstellung beim Dünger
Nachhaltige Methoden in der Landwirtschaft können ebenfalls Boden erhalten, auch bei zunehmenden Dürren. Dies zeigen entsprechende Projekte etwa in Äthiopien, Benin und Indien.
Hier haben Landwirte begonnen, von Mineraldünger auf organische Dünger umzustellen oder Böden mit Nährstoffen wie Stickstoff, Kalium und Phosphor anzureichern. Die gesünderen Böden bringen deutlich höhere Erträge, beobachtet die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die die Landwirte dabei unterstützt hat: Durchschnittlich würden Bauern fast die Hälfte mehr ernten als zuvor.
Der Klimawandel verschärft in vielen Regionen der Welt die Wasserknappheit, an diese Entwicklung will sich Jordanien mithilfe einer Meerwasserentsalzungsanlage anpassen. In der Anlage am Roten Meer sollen jährlich 300 Millionen Kubikmeter Meerwasser entsalzt werden, so das Bundeswirtschaftsministerium, welches das Projekt mit unterstützt. Dadurch würde der Trinkwasserbedarf von etwa vier Millionen Menschen im Norden des Landes (etwa 40 Prozent der Bevölkerung) gedeckt.
csh / ema