Studie
Klimawandel: Zerstörung tropischer Urwälder auf dem höchstem Stand seit 2002

Angesichts des fortschreitenden Klimawandels hat die Zerstörung tropischer Urwälder einer Studie zufolge 2024 den höchsten Stand seit mehr als zwei Jahrzehnten erreicht. Wie die Forschungsorganisation World Resources Institute (WRI) mitteilte, wurden im vergangenen Jahr insgesamt 6,7 Millionen Hektar Tropen-Urwald zerstört - das entspricht in etwa einer Fläche von der Größe Bayerns.

    Luftblick auf eine verbrannte Fläche im Amazonas-Urwald nahe der BR-319 Autobahn.
    Brände sorgen brasilianischen Amazonas immer wieder für die Zerstörung großer Waldflächen. (picture alliance / dpa / Fernando Souza)
    Dies sei der höchste Stand seit dem Beginn der Erhebung entsprechender Daten im Jahr 2002, erklärte die Organisation. "Dieses Ausmaß der Zerstörung tropischer Wälder ist vollkommen beispiellos in mehr als 20 Jahren der Datenerhebung", sagte WRI-Co-Direktorin Goldman. "Das ist weltweit Alarmstufe rot."
    Der Bericht konzentriert sich auf Tropenwälder, die am stärksten bedroht und besonders wichtig für die Artenvielfalt und die Speicherung des Treibhausgases CO2 sind. Das WRI wertete dafür gemeinsam mit der University of Maryland aktuelle Daten der Plattform "Global Forest Watch" aus, die seit 2002 Information zur Zerstörung tropischer Urwälder zusammenträgt. Demnach wurde vergangenes Jahr minütlich eine Fläche von der Größe von 18 Fußballfeldern zerstört. Im Vergleich zu 2023 sei dies ein Anstieg um 80 Prozent, hieß es.

    Waldbrände sind Hauptursache der Zerstörung

    Fast die Hälfte der Zerstörungen geht der Studie zufolge auf Brände zurück. Diese seien damit erstmals ein wichtigerer Faktor für die Tropenwaldzerstörung als die Landwirtschaft. Durch die Waldbrände wurden nach Erkenntnissen der Experten 3,1 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre freigesetzt: Das ist etwas mehr als die jährlichen Emissionen des Energiesektors von Indien.
    Auch wenn Waldbrände durchaus natürliche Ursachen haben können, werden laut WRI die meisten Feuer in Tropenwäldern vom Menschen verursacht. Überdies trage der von Menschen gemachte Klimawandel zu häufigeren und intensiveren Waldbränden bei.

    Brasilien besonders betroffen

    Allein Brasilien registrierte vergangenes Jahr die Zerstörung von 2,8 Millionen Hektar Urwald, zwei Drittel davon durch Brände. Diese würden oft gelegt, um Platz für den Anbau von Soja oder für Viehweiden zu machen. Die WRI-Zahlen, die sämtliche Ursachen für die Waldzerstörung einbeziehen, stehen im Widerspruch zu denen des brasilianischen Waldmonitors "MapBiomas", die vergangene Woche vorgelegt wurden. Demnach war die Entwaldung in Brasilien 2024 zurückgegangen.
    Den zweiten Platz auf der Rangliste der weltweiten Tropenwald-Zerstörung belegt laut WRI Brasiliens Nachbarland Bolivien, wo vergangenes Jahr drei Mal so viel Wald zerstört worden sei wie im Vorjahr. Hauptfaktor seien auch dort Brände gewesen. Ein Großteil davon seien gelegt worden, um Platz für "Bauernhöfe von industriellem Ausmaß" zu machen, so die Studie.
    Auch im Kongo und in der Demokratischen Republik Kongo hat sich die Lage der Studie zufolge 2024 deutlich verschlechtert. In den südostasiatischen Ländern Indonesien und Malaysia dagegen verbesserte sich der Schutz der Tropenwälder.
    Diese Nachricht wurde am 21.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.