
Im vergangenen Jahr überraschte die Europäische Umweltagentur mit einem Bericht: Demnach erwärmt sich Europa von allen Kontinenten am schnellsten: Seit den 1980er-Jahren etwa doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt.
Das europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus lieferte vor Kurzem eine weitere Hiobsbotschaft: 2024 war demnach das heißeste Jahr in Europa mit Durchschnittstemperaturen von 10,7 Grad Celsius sowie 21,5 Grad im Jahresschnitt an der Wasseroberfläche im Mittelmeer.
Jeder Monat im vergangenen Jahr war in Europa entweder der wärmste oder der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, so der aktuellen Klimabericht von Copernicus und der Weltorganisation für Meteorologie.
Extreme Wetterereignisse werden in Europa durch den Klimawandel verstärkt und zeigen sich an immer konkreteren Beispielen und Einzelfällen.
Die Dürre und die Auswirkungen auf die Ernte
In Deutschland wird die Trockenheit zunehmend sichtbarer - vor allem Landwirte blicken besorgt auf ihre Felder. Denn in einigen Regionen fehlt der Regen. Das hat Auswirkungen auf den Boden. So ist vor allem in den oberen Schichten die Feuchtigkeit zurückgegangen – das belegen Daten des Dürremonitors des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung. Für Landwirte bedeutet das Unsicherheit, denn junge Pflanzen und flach wurzelnde Kulturen reagieren empfindlich.
Ob die Trockenheit zu Ernteeinbußen führt, ist allerdings noch offen. Derzeit hoffen Bauern in Deutschland vor allem auf Regen, denn auf vielen Feldern können die ausgesäten Samen des Sommergetreides nicht keimen, weil die Feuchtigkeit fehlt. In der Ukraine, Polen und in Belarus sieht es noch kritischer aus, weil auch der Winter extrem trocken war. Experten raten dort bereits den Aussaat-Termin nach hinten zu verlegen, weil dann mit mehr Regen zu rechnen ist.
In Nordtalien bangen die Einwohner um ihren Risottoreis. Der stammt nämlich aus heimischem Anbau. Mehr als eine Million Tonnen Reis werden in der Po-Ebene jährlich produziert, auf 200.000 Hektar Land. Doch weil die Sommer immer länger, heißer und trockener werden, fällt die Ernte zunehmend geringer aus. Hinzu kommt, dass der Reisanbau viel Wasser benötigt, was auch knapper wird - selbst in der wasserreichen Po-Ebene. Ein "Weiter so" ist nicht mehr möglich: Einige Reisbauern stellen deshalb bereits auf Soja um, andere kehren zu alten Anbaumethoden zurück,
Beim Olivenöl ist der Einfluss des Klimawandels bereits im Preis sichtbar. Vor allem im Jahr 2024 stiegen die Preise für natives Olivenöl im Vergleich zu 2020 um bis zu 45 Prozent. Der Grund sind vor allem extreme Hitzeperioden. Olivenbäume sind hohe Temperaturen zwar gewöhnt, zu viel Trockenheit kann allerdings auch schaden. So fiel die Olivenernte in den großen Anbaugebieten wie Griechenland und Spanien in den vergangenen Jahren schlecht aus.
Auch die Qualität des Olivenöls leidet: Zu diesem Ergebnis kam die Stiftung Warentest in einer Analyse von nativem Olivenöl aus dem vergangenen Jahr. Aktuellere Auswertungen von 2025 zeigen einen leicht positiven Trend bei Preis und Qualität. Dennoch sind Hitzewellen für Olivenbauern mittlerweile ein sehr konkretes Problem.
Europas Gletscher verschwinden
Die Gebirgsgletscher weltweit schmelzen in rasantem Tempo mit den stärksten Eisverlusten seit Beginn der Messungen in den letzten drei Jahren, so Daten des Welt-Gletscher-Beobachtungsdienstes (WGMS) der Universität Zürich.
Experten gehen davon aus, dass vor allem die Berggletscher in den Alpen sehr empfindlich auf Temperaturanstiege reagieren. Ihr Eisvolumen ist kleiner als das der riesigen Eisschilde der Antarktis, weshalb sie schneller abschmelzen.

In Deutschland könnten die letzten Gletscher demnach bis 2035 verschwunden sein. Für Italien und Österreich rechnen verschiedene Forscherteams mit ähnlichen Szenarien. Laut unterschiedlichen Publikationen in der Fachzeitschrift „The Cryosphere“ sind in Österreich in der Region Ötztal und Stubaital zwischen 2006 und 2017 bereits fünf Gletscher verschwunden. Auch die letzten verbliebenen werden in absehbarer Zeit fast völlig abschmelzen. Für die Dolomiten-Gletscher gibt es praktisch keine Rettung mehr. Die Gletscher befinden sich laut Forschern alle unterhalb der sogenannten Gleichgewichtslinie - also dem Niveau, ab der sich ein Gletscher durch Neuschnee regenerieren kann.
Matthias Huss, der das Gletscher-Messnetz in der Schweiz leitet, betont, dass in den Alpen selbst bei optimistischen Szenarien – wenn also alle Staaten inklusive USA, Russland und China ab 2060 kein CO2 mehr emittierten – mindestens zwei Drittel der Gletscher verloren gehen werden. Sollte der Klimawandel weiter voranschreiten, könnte der Verlust sogar bis zu 90 Prozent betragen.
Die Vereinten Nationen haben wegen des schnellen Abschmelzens das Jahr 2025 zum Jahr des Erhalts der Gletscher erklärt.
Zahl der Hitzetoten nimmt zu
In Europa hat die hitzebedingte Sterblichkeit in den vergangenen 20 Jahren um etwa 30 Prozent zugenommen – zu diesem Schluss kam ein Bericht der zu den Vereinten Nationen gehörenden Weltorganisation für Meteorologie sowie des EU-Klimawandeldienstes Copernicus im April 2024.
Eine Studie des Barcelona Institute for Global Health kommt zu dem Ergebnis, dass in Deutschland 2023 mehr als 6300 Menschen an den Folgen extremer Hitze starben. Rund 47.000 Hitzetote hatte Europa insgesamt zu beklagen.
Auch eine Studie von Anfang 2025 sieht eine große Gefahr in den steigenden Temperaturen im Sommer: Demnach werde Europa bis zum Ende des Jahrhunderts bis zu 2,3 Millionen Hitzetote zu beklagen haben. Die Forschenden der London School of Hygiene and Tropical Medicine spielten mithilfe von Klimasimulationen verschiedene Szenarien durch und untersuchten die Todesraten in 854 Städten und Regionen.
Zwar werde es auch einen Rückgang der Kältetoten geben. Das komme aber vor allem Nordeuropa und den Britischen Inseln zugute. In Italien, Südspanien und Griechenland werde dagegen die Zahl der Hitzetoten stark zunehmen. Der Mittelmeerraum sei ein sogenannter Klima-Hotspot, der sich viel schneller erwärme als der Rest der Welt, so die Autoren.
nm