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Komprimiertes Unternehmerwissen

Jeden Sommer lassen sich junge Menschen im Ruhrgebiet zwei Wochen von Marketingexperten, Steuerberater und Unternehmern Tipps für den Weg in die Selbstständigkeit geben. "Summer School Gründungsmanagement" nennt sich dieser Teil des "GründerCampus Ruhr".

Von Stephanie Kowalewski |
    "Der besondere Spirit der Summer School, das sind die Leute, die sich anmelden."

    Sagt Christian Kolb, IHK-Gründungsberater im Campus-Startercenter, einer der Summer-School-Veranstalter.

    "Dass man hier nur Menschen hat, die es wirklich ernsthaft angehen. Und teilweise entstehen, das hatten wir im letzten Jahr, sogar Geschäftspartnerschaften, wo man sagt, das passt ja prima zusammen."

    Zwei Wochen lang, fast acht Stunden täglich beschäftigen sich die Unternehmer von morgen in Vorträgen, Diskussionen und praktischen Übungen mit Businessplänen, finanziellen Fördermöglichkeiten, Buchführung und, und, und. Besonders spannend ist der Geschäftsideencheck, bei dem erfahrene Senior-Experten der IHK die Produkt- oder Dienstleistungsideen der Teilnehmer unter die Lupe nehmen. Insgesamt zehn, meist junge Leute nehmen diesmal an der Summer School teil.

    "Ich arbeite hier an der Uni und es interessiert mich das Thema, und insofern sehe ich das als eine Art Fortbildung."

    Bertram Tötz, 28 Jahre alt, plant seine Selbständigkeit in der Softwareentwicklung.

    "Ich gehöre zu diesen Arbeitern von Opel, die mit diesem Abfindungsprogramm ausgeschieden sind und ich erkundige mich hier unter anderem, wie die Möglichkeit einer Selbständigkeit ist."

    Thomas Kronenberg stand über 20 Jahre bei Opel am Band. Jetzt träumt der 51j-Jährige von einer Existenz im Bereich der alternativen Heilung.

    "Ich hab jetzt gerade erst mein Abitur gemacht und nehme hier an den Gründertagen teil. Ist ganz interessant."

    Marius, 19 Jahre, plant eine Existenzgründung zusammen mit seinem Bruder. Es geht um ein Produkt, sagt er verschmitzt.

    "Ja, mehr will ich dazu nicht sagen."

    Eine bunte Gruppe von Teilnehmern, die der feste Wille einigt, einmal ihr eigener Chef zu sein. Genau diese Mischung ist es, weshalb der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Kai-Uwe Goebel seit Jahren Dozent der Summer School ist:

    "Man hat es eben mit gut ausgebildeten Menschen zu tun, die auch konkret nachfragen, wo auch das Vorstellen der komplexen Materie wirklich Spaß macht. Also insofern ist das schon eine Veranstaltung auf recht hohem Niveau, die dann auch dem Dozenten Freude macht."

    Die Teilnehmer werden mit so ziemlich allem versorgt, was Gründungswillige wissen müssen, sagt IHK-Gründungsberater Christian Kolb.

    "Angefangen mit Unternehmerpersönlichkeit, mit Marketing, dass man sich der Idee so ein bisschen nähert, es geht über die Buchhaltung, über die Rechtsform bis hin zum Patentrecht. Und warum soll man 20 Bücher lesen, wenn man hier innerhalb von zwei Wochen alles mitnehmen kann."

    Zwei anstrengende und in den meisten Fällen auch anregende Wochen. Summer School - das ist konzentrierte Wissensvermittlung und damit gut aufgehoben an der Universität, meint Gordon Heinemann vom "GründerCampus Ruhr":

    "Wichtige Aufgabe der Hochschule ist natürlich Wissenstransfer und Wissenstransfer findet natürlich auch durch Existenzgründungen statt."

    Doch obwohl die Uni Bochum Mitveranstalter der Summer School ist und das Seminar auch auf deren Campus stattfindet, taucht hier während der zwei Wochen kein einziger Professor auf. Das ist gewollt, sagt Gordon Heinemann.

    ""Die meisten, die hier sitzen, die haben irgend etwas studiert, ich sag mal Ingenieurwissenschaften, haben aber das Unternehmerwissen nicht. Das fehlt denen, dieses Wissen, Steuern und Marketing und all sowas. Und das versuchen wir ihnen eben durch Leute aus der Praxis beizubringen. Ich glaube, ein Professor wäre da etwas fehl am Platz.""

    Das Know-how vermitteln stattdessen Praktiker. Indem man die Unternehmer auf den Campus und in die Summer School holt, will man auch die Wissenschaft mit der Wirtschaft verbinden. Bei den Teilnehmern kommt das gut an:

    "Zum Beispiel die Marketingexpertin, die hier vorgetragen hat, die hat schon seit mehreren Jahren ein eigenes Marketingunternehmen, dann der Steuerberater, der ist auch schon lange im Geschäft. Da kriegt man vielleicht mal ein paar Kniffe mit."

    "Dadurch ist das schon eine andere Welt, als die eigentliche Hochschule."

    "Da kann man auch alles fragen und man kriegt hier immer sehr gute Antworten."