Michael A'Hearn, Chefwissenschaftler der Raumsonde Deep Impact, staunt: Seine Sonde hat geradezu eine kosmische Mogelpackung erforscht...
"75 bis 80 Prozent des Innern eines Kometenkerns sind leerer Raum"
Tempel-1 hat wohl die Konsistenz eines gefrorenen dreckigen alten Schwammes. Könnte man den Kometen anfassen, so zerbröselte er einem in den Fingern.
"The fact, that we didn't get down to a layer where the ice is denser, was a surprise."
Für den Astrophysiker von der Universität von Maryland war es durchaus überraschend, nicht auf eine Schicht dichteren Eises gestoßen zu sein.
"Did it blow my socks off? No - it was within the range of models."
Aber "aus den Socken gehauen" hat es Michael A'Hearn dann auch nicht. Den Kometenveteran bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Schließlich hat seine Sonde den Kometen perfekt getroffen. Allerdings hat Deep Impact offenbar nicht das ganz ursprüngliche Eis aus der Entstehungsphase des Sonnensystems herausgerissen, das die Forscher im Innern des porösen Kometen wähnen. Dennoch wird die Mission manche Fragen nach unseren kosmischen Anfängen beantworten.
"Wir sind schon ein gutes Stück vorangekommen, all die Stoffe zu identifizieren, die Kometen in Massen auf die junge Erde gebracht haben. Die Auswertung ist aufwändig, aber schon jetzt sehen wir Ammoniak, Cyanverbindungen und vieles mehr. Bald wissen wir, welche Stoffe in welchen Mengen in diesem Kometen vorkommen - besonders interessieren uns natürlich die organischen Moleküle."
Aus der Menge des herausgeschleuderten Materials schließt das Forscherteam, dass "Deep Impact" einen etwa 100 Meter breiten und einige zehn Meter tiefen Krater gerissen hat. Ein Bild der Einschlagsstelle gibt es bisher noch nicht. A'Hearn:
"Wir haben Probleme, den Krater auf unseren Bildern zu finden, weil beim Einschlag sehr viel Material in Form winzig kleiner Partikel herausgeschleudert wurde. Diese Staubwolke war fast undurchdringlich. Mit aufwändiger Bildbearbeitung wollen wir das Letzte aus den Daten herausholen. Wir sind jetzt an einem Punkt, wo sich vielleicht der Krater auf den Bildern abzeichnet. Zumindest glaubt ein Viertel unseres Teams, den Krater gefunden zu haben. Aber sicher sind wir erst, wenn das ganze Team überzeugt ist."
Die Forscher leiden jetzt unter der einzigen großen technischen Panne der Mission: Ausgerechnet die Kamera war vor dem Start nicht perfekt fokussiert worden - die Bilder sind somit etwas unscharf. Für die chemischen Messungen spielt das keine Rolle - da kann man die Unschärfe herausrechnen. Bei der Kratersuche geht das nicht. Dass Tempel-1 keine Kruste, sondern eine geradezu puderartige Oberfläche hat, bereitet Horst Uwe Keller einiges Kopfzerbrechen. Der Forscher vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg ist an Europas Kometensonde Rosetta maßgeblich beteiligt. Rosetta ist bereits unterwegs und soll ab 2014 den Kometen Churyumow-Gerasimenko erforschen und zwei Landesonden absetzen:
"Ich hoffe, dass das Material an der Kometenoberfläche vor dem Einschlag auf Tempel-1 etwas fester gewesen ist. Wir müssen die Daten noch einmal genau ansehen. Bisher sieht es so aus, als ob diese weiche Oberflächenschicht einem landenden Körper so gut wie keinen Widerstand entgegen setzt. Wenn sich das bestätigt, dann heißt das, dass die Landesonden einfach im Kometen versinken."
Dabei sollen sich die kleinen Landesonden in der Oberfläche des Kometen verankern und die chemischen Stoffe vor Ort untersuchen. Aber selbst wenn sie versinken, wäre das nicht das Ende der Rosetta-Mission. Denn die Hauptsonde wird den Kometen ein Jahr lang umkreisen und dabei die erste wirkliche Langzeitstudie dieses rätselhaften Himmelskörper vornehmen. Der Einschlag und kurze Vorbeiflug von Deep Impact haben nur einen Schnappschuss geliefert - und schon ist klar, dass sich manche Daten erst in zehn Jahren richtig einordnen lassen, wenn die Forscher mehr über das langfristige Verhalten von Kometen wissen.
Und dann war da noch der "Krieg der Sterne". Hat Deep Impact uns etwas darüber gelehrt, wie man die Erde notfalls vor einem kosmischen Treffer bewahren könnte? Michael A'Hearn kann dieses so populäre Frage kaum noch hören:
"Als wir diese Mission vorgeschlagen haben, ging es auf 25 Seiten wissenschaftlicher Begründung gerade mal in ein, zwei Sätzen um "planetare Verteidigung". Das ist wirklich nur ein Nebenaspekt. Der Einschlag von Deep Impact hat die Bahn des Kometen nur unmessbar verändert. Wir wissen jetzt aber, wie der Komet ausgebaut ist und wieviel Material herausgeschleudert wird. Wollte man die Bahn eines Kometen sichtbar ändern, so bräuchte man eine Geschoss, das 100 bis 1000 Mal größer ist als Deep Impact."
"75 bis 80 Prozent des Innern eines Kometenkerns sind leerer Raum"
Tempel-1 hat wohl die Konsistenz eines gefrorenen dreckigen alten Schwammes. Könnte man den Kometen anfassen, so zerbröselte er einem in den Fingern.
"The fact, that we didn't get down to a layer where the ice is denser, was a surprise."
Für den Astrophysiker von der Universität von Maryland war es durchaus überraschend, nicht auf eine Schicht dichteren Eises gestoßen zu sein.
"Did it blow my socks off? No - it was within the range of models."
Aber "aus den Socken gehauen" hat es Michael A'Hearn dann auch nicht. Den Kometenveteran bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Schließlich hat seine Sonde den Kometen perfekt getroffen. Allerdings hat Deep Impact offenbar nicht das ganz ursprüngliche Eis aus der Entstehungsphase des Sonnensystems herausgerissen, das die Forscher im Innern des porösen Kometen wähnen. Dennoch wird die Mission manche Fragen nach unseren kosmischen Anfängen beantworten.
"Wir sind schon ein gutes Stück vorangekommen, all die Stoffe zu identifizieren, die Kometen in Massen auf die junge Erde gebracht haben. Die Auswertung ist aufwändig, aber schon jetzt sehen wir Ammoniak, Cyanverbindungen und vieles mehr. Bald wissen wir, welche Stoffe in welchen Mengen in diesem Kometen vorkommen - besonders interessieren uns natürlich die organischen Moleküle."
Aus der Menge des herausgeschleuderten Materials schließt das Forscherteam, dass "Deep Impact" einen etwa 100 Meter breiten und einige zehn Meter tiefen Krater gerissen hat. Ein Bild der Einschlagsstelle gibt es bisher noch nicht. A'Hearn:
"Wir haben Probleme, den Krater auf unseren Bildern zu finden, weil beim Einschlag sehr viel Material in Form winzig kleiner Partikel herausgeschleudert wurde. Diese Staubwolke war fast undurchdringlich. Mit aufwändiger Bildbearbeitung wollen wir das Letzte aus den Daten herausholen. Wir sind jetzt an einem Punkt, wo sich vielleicht der Krater auf den Bildern abzeichnet. Zumindest glaubt ein Viertel unseres Teams, den Krater gefunden zu haben. Aber sicher sind wir erst, wenn das ganze Team überzeugt ist."
Die Forscher leiden jetzt unter der einzigen großen technischen Panne der Mission: Ausgerechnet die Kamera war vor dem Start nicht perfekt fokussiert worden - die Bilder sind somit etwas unscharf. Für die chemischen Messungen spielt das keine Rolle - da kann man die Unschärfe herausrechnen. Bei der Kratersuche geht das nicht. Dass Tempel-1 keine Kruste, sondern eine geradezu puderartige Oberfläche hat, bereitet Horst Uwe Keller einiges Kopfzerbrechen. Der Forscher vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg ist an Europas Kometensonde Rosetta maßgeblich beteiligt. Rosetta ist bereits unterwegs und soll ab 2014 den Kometen Churyumow-Gerasimenko erforschen und zwei Landesonden absetzen:
"Ich hoffe, dass das Material an der Kometenoberfläche vor dem Einschlag auf Tempel-1 etwas fester gewesen ist. Wir müssen die Daten noch einmal genau ansehen. Bisher sieht es so aus, als ob diese weiche Oberflächenschicht einem landenden Körper so gut wie keinen Widerstand entgegen setzt. Wenn sich das bestätigt, dann heißt das, dass die Landesonden einfach im Kometen versinken."
Dabei sollen sich die kleinen Landesonden in der Oberfläche des Kometen verankern und die chemischen Stoffe vor Ort untersuchen. Aber selbst wenn sie versinken, wäre das nicht das Ende der Rosetta-Mission. Denn die Hauptsonde wird den Kometen ein Jahr lang umkreisen und dabei die erste wirkliche Langzeitstudie dieses rätselhaften Himmelskörper vornehmen. Der Einschlag und kurze Vorbeiflug von Deep Impact haben nur einen Schnappschuss geliefert - und schon ist klar, dass sich manche Daten erst in zehn Jahren richtig einordnen lassen, wenn die Forscher mehr über das langfristige Verhalten von Kometen wissen.
Und dann war da noch der "Krieg der Sterne". Hat Deep Impact uns etwas darüber gelehrt, wie man die Erde notfalls vor einem kosmischen Treffer bewahren könnte? Michael A'Hearn kann dieses so populäre Frage kaum noch hören:
"Als wir diese Mission vorgeschlagen haben, ging es auf 25 Seiten wissenschaftlicher Begründung gerade mal in ein, zwei Sätzen um "planetare Verteidigung". Das ist wirklich nur ein Nebenaspekt. Der Einschlag von Deep Impact hat die Bahn des Kometen nur unmessbar verändert. Wir wissen jetzt aber, wie der Komet ausgebaut ist und wieviel Material herausgeschleudert wird. Wollte man die Bahn eines Kometen sichtbar ändern, so bräuchte man eine Geschoss, das 100 bis 1000 Mal größer ist als Deep Impact."