Archiv

Studie
Maske sorgt nicht für schlechtere Schulleistungen

Seit Beginn der Pandemie vor zwei Jahren gehört das Tragen von Masken auch an Schulen zum Alltag. Viele Eltern hatten Sorge, dass ihre Kinder schlechter Luft bekommen und deswegen auch schlechtere Schulnoten haben. Doch eine Studie hat die Bedenken jetzt ausgeräumt.

Von Kai Rüsberg | 28.01.2022
Eine Schülerin einer 4. Klasse sitzt im Unterricht an der Grundschule Russee in Kiel mit einer FFP-2-Maske an ihrem Platz.
Forschende der Universitätskinderklinik Bochum haben untersucht, wie sich eine Maske im Unterricht auf die Lernenden auswirkt (picture alliance/dpa / Gregor Fischer)
"Ich habe das Gefühl entwickelt, dass wenn ich Menschen sehe, wo Maske verpflichtet ist, aber sie ist nicht getragen wird oder wo Menschen sie nicht verantwortungsbewusst tragen, dass ich dann anfange nervös zu werden."
Für Laura ist das Masketragen ganz normal geworden. Das Vliesprodukt vor dem Mund ist ihr persönlicher Schutzraum. Sowohl an öffentlichen Orten mit vielen Fremden, als auch bei ihren Freunden der Schule. Sie besitzt eine ganze Auswahl in verschiedenen Farben, jeweils passend zum Outfit. Heute Magenta, so wie ihr Pulli. Nur anfangs, da musste sie sich eingewöhnen.

Sechs Stunden mit Maske im Unterricht

"Die Atmung war schwerer. Aber jetzt tatsächlich, würde ich sagen, nach der langen Zeit, ist es nicht störend. Wenn man eine medizinische Maske hat, dann ist es einfach angenehmer und es ist wirklich sogar positiv, weil ich mich dadurch geschützter fühle einfach. Wenn ich jetzt Schüler sehe, die die Maske nicht richtig tragen, fühle ich mich einfach schon unwohler."

Mehr zum Thema Masken:


Leon muss als Abiturient seine Maske oft mehr als sechs Stunden lang im Unterricht aufsetzen. Zusätzlich noch während der Fahrten im Nahverkehr. Wenn er nur die dünnere, medizinische OP-Maske trägt, bekommt er ohne Probleme ausreichend Atemluft, sagt der 19-jährige. "Bei der FFP2-Maske sah das am Anfang anders aus, da war es dann doch so nach dem langen Schultag so bis 15:50 Uhr, dass ich mir gedacht habe, da krieg ich schon ein bisschen weniger Luft."

Studie: 133 Schülerinnen und Schüler im Alter von elf bis 14 Jahren 

Viele Schulkinder und ihre Eltern haben nach wie vor Sorge, dass das Tragen von Masken sich negativ auf die Schulnoten oder sogar die Gesundheit auswirkt. Ob dies so ist, wollte deshalb das katholische Uni-Klinikum in Bochum herausfinden, so Sprecher Jürgen Frech. "Das war ja genau die Frage, die sich viele Eltern gestellt haben, auch viele Schüler selber: Leidet unter einer Maske, die ja keiner von uns mag, die kognitive Leistungsfähigkeit? Leidet darunter die Leistung in der Schule? Und dieses Ergebnis, was wir herausgefunden haben, ist tatsächlich sehr beruhigend. Nein, die Leistung leidet nicht und das ist für viele Schüler und für viele Eltern sicherlich an der Beruhigung."
Der Versuch fand statt mit 130 Schülern und Schülerinnen der Jahrgangsstufen 5, 6 und 7. 13 Schulklassen haben einen gesamten Schultag absolviert und für zwei Stunden wurden sie in Kontrollgruppen getrennt: je eine ohne und eine mit Maske, wobei weniger als zehn Prozent die sicheren FFP2-Varianten benutzten. Danach mussten sie einen anspruchsvollen Test bestehen.

Keine Unterschiede bei der Leistungsfähigkeit

Jürgen Frech: "Der Test selber ist standardisiert, der ist auch nicht zum ersten Mal angewandt worden. Es wurden jetzt keine klassischen Fragen des englischen Unterricht oder des Mathematik oder Geschichtsunterrichts abgefragt, sondern es handelt sich um einen abstrakten Test, der Indikatoren wir räumliche Orientierung, Erinnerungsvermögen oder auch Reaktionsschnelligkeit abfragt."
Am Ende konnten keine Unterschiede bei der Leistungsfähigkeit festgestellt werden, die auf das Tragen der Masken zurückzuführen sind. Das Lernen wird durch die Gesichtsmasken also nicht beeinträchtigt, so die Schlussfolgerung der Forscher.

Das Tragen ist "mittlerweile ein Selbstläufer"

Für Schulleiterin Maike Selter-Beer ein beruhigendes Ergebnis: "Seit zwei Jahren begleiten uns Diskussionen auch von Seiten der Eltern über die Hygieneregeln, die wir ja nun hier einfach umsetzen müssen und das Maskentragen war von Anfang an ein Thema. Man hat sich dann natürlich schon Gedanken gemacht, was bedeutet das für mein Kind, wenn es wirklich neun Stunden in der Schule sind, hat die ganze Zeit die Maske auf und ich kann das auch sehr gut nachvollziehen."
Die Schulkinder selbst hätten aber kein Problem damit, eine Maske zu tragen. Und wenn sie mal nicht darauf achten, reiche ein kurzer Hinweis.

Maske hat noch andere Vorteile

Maike Selter-Beer: "Mittlerweile ist das ein Selbstläufer. Es ist manchmal so, dass die Masken fertigungsbedingt so ein bisschen nach unten rutschen, dann brauche ich zum Beispiel nur, wenn ich ein Schüler sehe, auf die Nase zu zeigen und schwupp, wandert die Maske dann hoch."
Und Leon hat inzwischen entdeckt, dass die Masken noch ganz andere Qualitäten haben: "Ich muss sagen, dass bei dem Wetter die Maske sogar förderlich ist, weil dann wird einem warm ums Gesicht. Dass noch draußen die Maskenpflicht ist, finde ich nicht schlimm, weil es ist notwendig, wenn man sich die aktuellen Zahlen ansieht."