Samstag, 18. Mai 2024

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Staubscheibe um IRS 44
Moleküle für das Leben bei einem jungen Stern

Nach Einbruch der Dunkelheit steht der etwas rötliche Stern Antares tief im Südwesten. Ein Stück oberhalb befindet sich der Stern IRS 48 – ihn umgibt eine dicke Staubscheibe, die große Moleküle enthält.

Von Dirk Lorenzen | 15.07.2022
Die Staubscheibe um IRS 48 (Stern): Grün eingefärbt sind die millimetergroßen Partikel, orange die etwas kleineren. Als Maßstab ist die Größe der Umlaufbahn des Neptun angegeben und der 60fache Abstand Erde-Sonne.
Die Staubscheibe um IRS 48 (Stern): Grün eingefärbt sind die millimetergroßen Partikel, orange die etwas kleineren. Als Maßstab ist die Größe der Umlaufbahn des Neptun angegeben und der 60fache Abstand Erde-Sonne. (ALMA/ESO/Nienke van der Marel)
Die Masterstudentin Nashanty Brunken von der Universität Leiden hat gemeinsam mit fünf Kolleginnen dort erstmals Dimethylether nachgewiesen. Mit neun Atomen ist es das größte Molekül, das sich bisher in einer solchen Scheibe identifizieren ließ.
Die Forscherinnen haben mit der Teleskopanlage ALMA in Chile tief ins Innere des Staubes geblickt. Dabei verrieten sich die Dimethylether-Moleküle durch ihre charakteristische Strahlung.

Entscheidende Moleküle für Leben

Dieser Stoff zählt zu den Vorläufern von Aminosäuren und Zucker – Molekülen, die für die Entwicklung von Leben von größter Bedeutung sind.
Staubscheiben um junge Sterne sind wahre Chemiefabriken. Einfache Moleküle wie Kohlenmonoxid bleiben an Staubkörnern haften und bilden eine Eisschicht, in der dann chemische Reaktionen ablaufen. Dabei entstehen größere Moleküle, die allerdings nur dann mit Teleskopen nachzuweisen sind, wenn sie wieder als Gas in der Scheibe vorliegen.

Mehr als 400 Lichtjahre entfernt

Das Besondere am untersuchten Stern in mehr als vierhundert Lichtjahren Entfernung ist, dass sich in seiner Staubscheibe derzeit Staubpartikel zu Kometen, Asteroiden und Planeten verklumpen.
Erstmals zeigt sich, dass komplexe Moleküle tatsächlich schon während der Entstehung eines Planeten in der Wolke vorhanden sind. Dort bildet sich gerade ein Planet mit den richtigen Rohstoffen für das Leben.
ESO-Pressemitteilung zu dieser Entdeckung
Fachartikel des Teams um Nashanty Brunken