Montag, 20. Mai 2024

Newsblog zum Ukraine-Krieg
Die Entwicklungen vom 9. bis 15. Juni 2023

Seit dem 21. Februar 2022 halten wir in einem Newsblog fest, wie sich der Krieg in der Ukraine entwickelt. In diesem Archiv können Sie die bisherigen Entwicklungen nachvollziehen.

16.06.2023
    Anwohner schieben einen Gefrierschrank für Eis durch das überschwemmte Gebiet von Cherson. (Photo by Oleksii FILIPPOV / AFP)
    In tausenden Dörfern und Städten der Region rund um den zerstörten Kachowka-Staudamm sind die Straßen noch überflutet. (AFP / OLEKSII FILIPPOV)
    Zu den aktuellen Entwicklungen geht es hier.

    Donnerstag, 15. Juni

    +++ Die Ukraine erhält von vier NATO-Staaten Hunderte zusätzliche Flugabwehrraketen.

    Damit sollten die dringendsten Bedürfnisse im Bereich der Luftverteidigung angegangen werden, teilten die USA, Großbritannien, Dänemark und die Niederlande nach einem Treffen der internationalen Kontaktgruppe zur Koordinierung von Militärhilfe in Brüssel mit. Die Lieferung der Raketen kurzer und mittlerer Reichweite habe bereits begonnen und solle innerhalb einiger Wochen abgeschlossen sein. Der Schritt sei notwendig, um die kritische Infrastruktur der Ukraine zu schützen und den Erfolg der Gegenoffensive gegen Russland zu gewährleisten.

    +++ Die Vereinten Nationen werfen dem russischen Militär weitverbreitete Folter vor.

    Ukrainische Zivilisten und Kriegsgefangene sollten unter anderem mit Elektroschocks und Scheinhinrichtungen dazu gebracht werden, Informationen preiszugeben, erklärten UN-Experten in einem in Genf veröffentlichten Schreiben an die russische Regierung. Auch würden mit Folter Geständnisse erzwungen und angebliche Unterstützung der ukrainischen Truppen geahndet. Die Opfer erlitten innere Verletzungen, Knochenbrüche, Schlaganfälle und psychische Traumata. Während zuvor auch gegen die ukrainische Seite Vorwürfe der Folter erhoben worden waren, gehen die UN-Experten beim russischen Militär davon aus, dass die Gewalt vom russischen Staat mindestens geduldet oder auch angeordnet wird. Die Regierung in Moskau hat wiederholt Anschuldigungen zurückgewiesen, Kriegsgefangene zu foltern oder Zivilisten in der Ukraine anzugreifen.
    Kämpfer der Wagner-Söldnergruppe sind von hinten im Kriegsgebiet zu sehen
    Kämpfer der Wagner-Söldnergruppe sollen an mehreren mutmaßlichen Kriegsverbrechen beteiligt sein (imago-images / SNA / Evgeny Biyatov)

    +++ Mehrere Staats- und Regierungschefs aus Afrika haben eine Vermittlungsmission zwischen Russland und der Ukraine begonnen.

    Bei einem Zwischenstopp in Warschau empfing Polens Präsident Andrzej Duda am Donnerstag den südafrikanischen Präsidenten und Leiter der Mission, Cyril Ramaphosa. Am Freitag und Samstag werden die Vermittler aus sieben Staaten in Kiew und St. Petersburg erwartet. Die Gruppe will mit Russlands Präsident Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die Voraussetzungen für einen Waffenstillstand und dauerhaften Frieden ausloten. Beide Präsidenten sind nach Angaben ihrer Sprecher bereit, die Staats- und Regierungschefs zu empfangen. Beteiligt sind auch die Staatschefs aus dem Senegal, der Republik Kongo, Sambia und den Komoren. Für Ägypten nimmt Ministerpräsident Mustafa Madbuli teil, hieß es. Ugandas Präsident Yoweri Museveni lässt sich wegen einer Covid-Infektion von einem früheren Ministerpräsidenten vertreten.

    +++ Die Ukraine macht den USA zufolge in der erst kürzlich gestarteten Gegenoffensive stetig Boden gut.

    "Dies ist ein schwieriger Kampf. Es ist ein sehr heftiger Kampf und er wird sicherlich Zeit in Anspruch nehmen zu einem hohen Preis", sagte US-General Mark Milley vor der Presse am Nato-Hauptquartier in Brüssel. Er hob die Führungskraft, Moral und das Können der ukrainischen Soldaten hervor. Hingegen sei die Führung bei den russischen Truppen nicht einheitlich und die Stimmung unter ihnen nicht sehr gut. "Sie sind in der Defensive und viele wissen nicht mal warum sie da sind."
    Ukrainische Soldaten feuern auf einem Feld eine Rakete ab
    Ukrainische Soldaten im Gefecht (imago images / NurPhoto / Dmytro Smolienko)

    +++ Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat einen "globalen Friedensgipfel" in der Schweiz vorgeschlagen.

    Er unterbreitete seinen Vorschlag in einer Video-Ansprache vor den beiden Kammern des Schweizer Parlaments in Bern. Details oder einen Termin nannte er nicht. Selenskyj nahm in der Rede Bezug auf eine eigene "Friedensformel", die er im vergangenen Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen sein Land vorgestellt hatte. "Sie können dort federführend sein, wo sie Ihre nationale Expertise am besten einsetzen können, um diese Friedensformel zu verwirklichen", sagte Selenskyj an die Schweizer Abgeordneten gewandt. Er fügte hinzu: "Wir sind kein Kriegsgebiet. Wir sind keine Konfliktregion. Wir sind ein Land, das immer die Bedeutung von Frieden hochgehalten hat."

    +++ Rund 50 Länder der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe haben in Brüssel über Waffenlieferungen für die Offensive gegen Russland beraten.

    Nach den USA kündigten auch Norwegen und Dänemark beim Treffen im NATO-Hauptquartier weitere Unterstützung für Kiew an. Sie wollen gemeinsam 9.000 Schuss Artilleriemunition liefern. Der ukrainische Präsident Selenskyj dankte beiden Ländern und erklärte, die Munition werde "auf dem Schlachtfeld dringend benötigt". Die USA hatten bereits Anfang der Woche weitere Luftabwehrraketen und Artilleriemunition in Aussicht gestellt. Nach den Gesprächen der Kontaktgruppe trafen sich die NATO-Verteidigungsminister. Bis morgen wollen sie das Gipfeltreffen in Litauens Hauptstadt Vilnius Mitte Juli vorbereiten. Themen der 31 Ressortchefs sind der Wunsch der Ukraine nach einer schnellen Aufnahme in das Bündnis und die geplante Erhöhung der Verteidigungsausgaben.
    Mehrere Mitglieder der Ukraine-Kontaktgruppe sitzen an einem halbrunden Tisch bei Beratungen. Auch der ukrainische Verteidigungsminister Resnikow ist dabei.
    Die Ukraine-Kontaktgruppe tagt in Brüssel. Auch der ukrainische Verteidigungsminister Resnikow nimmt teil. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Virginia Mayo)

    +++ In der Schweiz haben die meisten Parlamentsabgeordneten der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei eine Rede des ukrainischen Präsidenten Selenskyj boykottiert.

    Zuvor hatten sie vergeblich versucht, die Video-Ansprache vor den beiden Kammern des Schweizer Parlaments zu verhindern. Die SVP betrachtet die Rede als eine Einmischung in die Schweizer Politik. Selenskyj schlug einen globalen Friedensgipfel in der Schweiz vor. Details oder einen Termin nannte er nicht. Zugleich rief er die Regierung in Bern dazu auf, die Wiederausfuhr von Kriegsmaterial in die Ukraine zu erlauben. Mit Blick auf die eigene Neutralität verbietet die Schweiz Ländern, die deren Waffen kaufen, diese an Konfliktparteien auszuführen. Allerdings gibt es in dem Land aktuell eine Debatte, ob man die rund 200 Jahre alte Neutralität aufweichen sollte.
    Blick von der mittleren Zuschauertribüne in den Nationalratssaal des Bundeshauses in Bern
    Der Schweizer Nationalrat in Bern (Peter Mosimann)

    +++ Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Grossi, ist im russisch besetzten Atomkraftwerk Saporischschja in der Südukraine eingetroffen.

    Das teilte der ukrainische Atomenergiekonzern Enerhoatom bei Telegram mit. Russische Agenturen bestätigten den Besuch ebenfalls. Ukrainischen Angaben zufolge hatte sich Grossis Ankunft verzögert, weil die russische Seite der IAEA-Delegation angesichts von Kämpfen im Gebiet Saporischschja zunächst keine Erlaubnis zum Überschreiten der Frontlinie gegeben habe. Das Atomkraftwerk steht seit Beginn des russischen Angriffskriegs unter der Kontrolle Moskaus. Aufgrund der Zerstörung eines Staudamms in der südwestlich gelegenen Stadt Nowa Kachowka vor mehr als einer Woche ist die Kühlung der stillgelegten Reaktoren mit Wasser nun gefährdet. Grossi will sich mit seinem Team ein Bild von der Lage vor Ort machen.
    Grossi steigt aus einem Auto. Er trägt einen blauen Helm und eine blaue Strahlenschutzweste.
    IAEA-Chef Grossi beginnt seine Visite am Atomkraftwerk Saporischschja. (AFP / IAEA / FREDRIK DAHL)

    +++ Russland hat für die besetzten Gebiete in der Ukraine die Abhaltung von Wahlen angekündigt.

    Wie die russische Wahlkommission bekanntgab, sollen sie am 10. September in den für annektiert erklärten Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja stattfinden. Das wäre zeitgleich zu den Regionalwahlen in Russland. Es sollen Regionalparlamente und Gemeinderäte gewählt werden. International wird die Annexion der vier Gebiete im Osten und Süden der Ukraine nicht anerkannt. Die russischen Truppen kontrollieren bis heute nur einen Teil der jeweiligen Regionen; die Kämpfe dauern an.

    +++ Rund 50 Staaten der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe befassen sich in Brüssel mit weiteren Waffenlieferungen für das Land.

    NATO-Generalsekretär Stoltenberg erklärte, Haupthema sei die Frage, wie die Hilfe für Kiew gesteigert werden könne. Für eine erfolgreiche Offensive der Ukraine gegen die russischen Invasionstruppen würden vor allem Munition und Ersatzteile für die vorhandenen Waffensysteme benötigt. An den Beratungen der Kontaktgruppe im NATO-Hauptquartier nimmt auch der ukrainische Verteidigungsminister Resnikow teil. Anschließend beginnt am Nachmittag ein zweitägiges Treffen der 31 Verteidigungsminister des Militärbündnisses, zu dem auch der deutsche Ressortchef Pistorius erwartet wird.
    Mehrere Mitglieder der Ukraine-Kontaktgruppe sitzen an einem halbrunden Tisch bei Beratungen. Auch der ukrainische Verteidigungsminister Resnikow ist dabei.
    Die Ukraine-Kontaktgruppe tagt in Brüssel. Auch der ukrainische Verteidigungsminister Resnikow nimmt teil. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Virginia Mayo)

    +++ Die russischen Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben heute früh zwei Industrieanlagen in Krywyj Rih im Zentrum des Landes angegriffen.

    Auch die Hafenstadt Odessa im Süden wurde demnach angegriffen. Die Luftabwehr habe alle 18 russischen Drohnen abgeschossen, die sich der Region genähert hätten, teilen die Behörden mit. Auch die Behörden auf der von Russland kontrollierten Halbinsel Krim melden einen Drohnenangriff, neun ukrainische Drohnen seien abgeschossen worden. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben aus dem Kriegsgebiet ist nicht möglich

    +++ Präsident Selenskyj drängt auf einen schnellen NATO-Beitritt seines Landes.

    Er habe mit Polens Präsident Duda eine gemeinsame Linie für den NATO-Gipfel in Vilnius im Juli besprochen, sagte er in seiner täglichen Videoansprache. Zugleich mahnte Selenskyj einen Wiederaufbau seines Landes an. Der ukrainische Staatschef berichtete über Vorbereitungen für eine Konferenz in London, die dem Wiederaufbau seines Landes dienen soll.

    +++ Die Regierung in Kiew hat russische Angaben über große Verluste der ukrainischen Armee bei ihrer Offensive zurückgewiesen.

    Die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Maljar sprach per Telegram von einer russischen Desinformationskampagne mit dem Ziel der Demoralisierung. Tatsächlich habe im Gegenteil die ukrainische Armee nur geringe Schäden zu verzeichnen und den russischen Truppen große Verluste zugefügt. Das Verhältnis liege im Süden der Ukraine bei etwa eins zu fünf und im Raum Bachmut sogar bei eins zu neun. Der russische Präsident Putin hatte kürzlich von - Zitat - "katastrophalen Verlusten" bei der ukrainischen Armee gesprochen und erklärt, diese habe bis zu 30 Prozent der vom Westen gelieferten Ausrüstung verloren.
    Einen Beitrag zum Stand der ukrainischen Großoffensive hören Sie hier:
    Offenbar kein Durchbruch bei Großoffensive

    Mittwoch, 14. Juni

    +++ Der türkische Präsident Erdogan hat eine Zustimmung seines Landes zum NATO-Beitritt von Schweden bis zum kommenden Gipfel im Juli abermals in Zweifel gezogen.

    Das berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. "Schweden hat Erwartungen, aber das bedeutet nicht, dass wir uns an diese Erwartungen halten", kommentierte er. Schweden hofft, bis zum Gipfel des Verteidigungsbündnisses in Vilnius der Allianz beizutreten. Erdogan warf der Regierung in Stockholm erneut vor, nicht entschieden genug gegen Terrororganisationen vorzugehen. Die Türkei fordert vor diesem Hintergrund auch immer wieder Auslieferungen. Schweden hatte vor kurzen seine Terrorgesetze verschärft, kurz darauf genehmigte das Oberste Gericht des Landes die Auslieferung eines PKK-Anhängers an die Türkei. Am Mittwoch verhandelten Vertreter der NATO, Schwedens und der Türkei erneut in Ankara über den Beitritt.
    Stoltenberg sprach im Anschluss von "einigen Fortschritten". Es sei immer noch möglich, dass die Türkei dem Beitritt Schwedens zum Bündnis rechtzeitig zum Gipfel zustimme. Schwedens Unterhändler Oscar Stenström sagte vor Journalisten, das Treffen habe den Prozess weiter vorangetrieben. Man sei aber noch weit vom Ziel entfernt. Die beiden Länder wollten diesbezüglich weiter im Gespräch bleiben.
    Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, und NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg geben sich die Hand und blicken in die Kamera.
    NATO-Generalsekretär Stoltenberg (l.) und der türkische Präsident Erdogan (Turkish Presidency / APA Images vi / Turkish Presidency)

    +++ In der an der Grenze zur Ukraine liegenden russischen Oblast Rostow ist ein thermoelektrisches Kraftwerk in der Stadt Nowotscherkassk in Brand geraten.

    Das berichten mehrere lokale Medien und die Staatsagentur Ria Nowosti. Eine Brandursache wurde nicht genannt. Eine lokale Quelle schrieb unter Berufung auf Sicherheitsbehörden, dass das Kraftwerk durch eine Explosion in Brand geraten sei. Der Gouverneur der Region Rostow, Golubew, dementierte dies aber später. Laut ihm entstand das Feuer am Kraftwerk durch Gasexplosion während technischer Arbeiten an der Station. Drei Mitarbeiter wurden nach seinen Angaben getötet, 150 Menschen wurden evakuiert. Wie es weiter in der Mitteilung des Gouverneurs hieß, wurde der Betrieb des Kraftwerks eingestellt. Für Verbraucher in der Region Rostow gebe es zudem vorübergehende Einschränkungen bei der Stromversorgung. Das thermoelektrische Kraftwerk in Nowotscherkassk ist die größte Stromquelle in der Region.

    +++ Die Ukraine hat bisher 2.779 Menschen aus der von der Kachowka-Staudammzerstörung betroffenen Region Cherson evakuieren können.

    Das teilte der Pressedienst des ukrainischen Staatskatastrophenschutzdienstes mit. 378 Personen erhalten demnach psychologische Hilfe. Außerdem sinke der Wasserspiegel im Fluss Dnipro allmählich. Etwa 28 Ortschaften bleiben aber weiterhin überschwemmt. Die Lage am von Russland kontrollierten linken Ufer des Dnipro bleibt unübersichtlich. Die UNO-Systemkoordinatorin in der Ukraine, Denise Brown, sagte, die Organisation sei mitsamt Booten, Personal und Hilfsgütern bereit, den Bewohnern des linken Ufers der Region Cherson zu helfen. Russland habe aber bisher nicht die erforderlichen Sicherheitsgarantien bereitgestellt.

    +++ Die ukrainischen Streitkräfte rücken nach Angaben Kiews weiter vor und erzielen teilweise Erfolge.

    Das teilte die stellvertretende Verteidigungsministerin der Ukraine, Hanna Maljar, mit. Ihren Angaben zufolge rückte das ukrainische Militär in den letzten 24 Stunden in verschiedenen Gebieten in Richtung Bachmut um 200 bis 500 Meter und in Richtung Saporischschja um 300 bis 350 Meter vor. Die heftigsten Kämpfe konzentrierten sich derzeit in Richtung Berdjansk in der Nähe des Dorfes Makarivka und in Richtung Mariupol in den Bezirken Nowodaniwka und Nowopokrowsk, schrieb Maljar auf Telegram. Das russische Verteidigungsministerium meldete seinerseits ukrainische Angriffe in den Regionen um Saporischschja im Süden und Donezk im Osten des Landes und verwies zugleich auf "hohe Verluste" der ukrainischen Armee bei der versuchten Gegenoffensive. Die Ukraine hat außerdem Journalisten Zugang zum neulich befreiten Dorf Neskutschne in der Region Donezk gewährt. Insgesamt spricht das Verteidigungsministerium in Kiew von sieben Ortschaften, die vom ukrainischen Militär in der vergangenen Woche befreit wurden.

    +++ Der russische Staatschef Putin hat ein Gesetz unterzeichnet, das den Entzug von Reisepässen russischer Wehrpflichtiger vorsieht.

    Wie aus dem veröffentlichten Dokument hervorgeht, müssen Personen, die zur Armee oder zum Zivildienst eingezogen werden, ihre Reisepässe zur Aufbewahrung bei der Migrationsabteilung des Innenministeriums oder beim staatlichen Dienstleistungszentrum abgeben. Für die Abgabe des Reisepasses sind ab dem Zeitpunkt der Einberufung 5 Tage vorgesehen. Nur nach Abschluss des Militärdienstes können Wehrpflichtige ihre Reisepässe zurückbekommen. Im vergangenen September hatte Putin eine "Teilmobilmachung" von mindestens 300.000 Männern angekündigt. Dies veranlasste Zehntausende von ihnen dazu, das Land kurzfristig zu verlassen.

    +++ Bei russischen Luftangriffen auf Ziele in der Ukraine sind mindestens zwölf Menschen getötet worden.

    In der südukrainischen Hafenstadt Odessa kamen drei Bewohner ums Leben. Dort war eine Lagerhalle von einem Marschflugkörper getroffen worden. In der Region Donezk zerstörten Raketen in den Städten Kramatorsk und Kostjantyniwka mehrere Wohnhäuser. Auch hier gab es drei Todesopfer. Im Nordosten der Ukraine starben sechs Personen, als ihr Fahrzeug bei einem Angriff getroffen wurde.
    Fallback Image

    Hören Sie hier, wie unsere Osteuropa-Expertin Sabine Adler die aktuellen Entwicklungen einschätzt:

    Tote nach russischem Luftangriff auf Odessa

    +++ Der Leiter der Internationalen Atomenergiebehörde, Grossi, hat seine geplante Reise zum dem von Russland besetzten Atomkraftwerk Saporischschja aus Sicherheitsgründen verschoben.

    Das berichtet Reuters unter Berufung auf einen ungenannten hochrangigen ukrainischen Regierungsbeamten. Es wurde erwartet, dass Grossi das AKW Saporischschja heute besuchen würde, nachdem er am Tag zuvor Gespräche in Kiew geführt hatte. „Er wartet darauf, sicher reisen zu können“, sagte ein nicht namentlich genannter ukrainischer Regierungsbeamter. Laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax, die einen einen von Russland eingesetzten örtlichen Beamten zitiert, wird der IAEA-Chef das Atomkraftwerk morgen besuchen.
    Gestern erklärte Grossi nach dem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj, er sei sehr besorgt darüber, dass das Atomkraftwerk im Verlauf der Kämpfe der ukrainischen Gegenoffensive beschädigt werden könnte.
    Das Bundeskabinett hat erstmals eine Nationale Sicherheitsstrategie verabschiedet. Bundeskanzler Scholz sprach in Berlin von einer ungewöhnlichen und wichtigen Entscheidung. Über das mehr als 40 Seiten starke Papier war monatelang beraten worden. Ein Überblick.

    +++ Die Zahl der Einsatzflüge russischer Kampfflugzeuge in der Ukraine hat nach Angaben britischer Militärexperten in den vergangenen zwei Wochen zugenommen, vor allem im Süden des Landes.

    Das sei beinahe sicher eine Reaktion auf eine Zunahme ukrainischer Offensiv-Einsätze, erklärte das Verteidigungsministerium bei Twitter. Die russischen Luftstreitkräfte versuchten damit, ihre Bodentruppen zu unterstützen. Trotz der Zunahme sei die Zahl aber noch immer sehr viel geringer als zu Beginn des Kriegs, als es bis zu 300 Einsätze gegeben habe.

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    +++ Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat nach Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR 2022 die schnellste Abwanderungswelle seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst.

    Die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine stieg dem jüngsten Bericht zufolge von 27.300 Ende 2021 auf 5,7 Millionen Ende 2022. Insgesamt mussten weltweit laut UNHCR rund 110 Millionen Kinder, Frauen und Männer ihre Heimat verlassen. Grund für den Anstieg seien neben dem Ukraine-Krieg auch die Konflikte im Sudan und Afghanistan. UNO-Hochkommissar Grandi nannte die Zahlen "verheerend". Nötig seien mehr Anstrengungen, um Fluchtursachen zu bekämpfen und Flüchtenden beizustehen.

    +++ Russland dringt weiter auf eine internationale Untersuchung der Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines.

    Ein Diplomat der russischen Botschaft in den USA schreibt auf dem offiziellen Telegram-Kanal der Auslandsvertretung, "es wäre sinnvoll, über die Gründe für die hartnäckige Weigerung des kollektiven Westens nachzudenken, eine transparente und objektive internationale Untersuchung unter der Schirmherrschaft des UNO-Sicherheitsrats einzuleiten". Auch die Rolle der Vereinigten Staaten bei den Explosionen müsse "geklärt" werden, erklärte der Diplomat zu Berichten, wonach die USA die Ukraine davor gewarnt haben sollen, die Gaspipelines unter der Ostsee anzugreifen.

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj nach dem russischen Raketenangriff auf seine Heimatstadt Krywyj Rih eine stärkere Flugabwehr für die Ukraine und härtere Sanktionen gegen Russland gefordert.

    "Wir müssen zusammen mit unseren Partnern solche Bedingungen schaffen, dass russischer Terror unmöglich wird", sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Dazu sei erstens die Anschaffung von noch mehr Flugabwehrsystemen und Kampfjets notwendig. Zweitens müssten die Sanktionen gegen Russland konsequenter durchgesetzt werden. Bei dem Raketenangriff waren gestern ukrainischen Angaben zufolge mindestens 11 Menschen getötet worden.

    Dienstag, 13. Juni

    +++ Der Stabschef der 35. Russischen Armee, Generalmajor Sergej Gorjatschew, ist bei einem Raketenangriff in der ukrainischen Region Saporischschja getötet worden.

    Das teilte der von Russland in der Region eingesetzte Behördenvertreter Wladimir Rogow mit. "Die Armee hat einen ihrer klügsten und effektivsten militärischen Befehlshaber verloren, der höchste Professionalität mit persönlichem Mut verband. Unser tiefes und aufrichtiges Beileid gilt der Familie und den Freunden des Verstorbenen!", schrieb Rogow auf Telegram.

    +++ Russland zeigt sich offen für Friedengespräche, stellt aber Bedingungen.

    Der "einzige Weg" den Konflikt zu beenden, sei ein "Stopp der Waffenlieferungen des Westens" an die Ukraine, erklärte Staatschef Putin. Er wirft dem Westen erneut vor, Russland in der Ukraine besiegen zu wollen. Seine Regierung habe aber einen "eigenen Friedensplan" für das Land.
    Russlands Präsident Wladimir Putin sitzt neben Militärbloggern.

    +++ Russlands Staatschef Putin stellt sich im Streit über die Zwangs-Verpflichtung von Söldner-Gruppen hinter das Verteidigungsministerium.

    Er unterstütze die Anweisung an private militärische Gruppen, sich durch Verträge bis zum 1. Juli dem Verteidigungsministerium zu unterstellen. Der Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hatte zuletzt angekündigt, keinen Vertrag mit dem Ministerium zu unterzeichnen.

    +++ Die ukrainischen Truppen rücken bei ihrer Offensive nach Angaben von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg vor und erzielen Geländegewinne.

    Er weist darauf hin, dass man sich derzeit erst in den Anfängen des breiten Vorstoßes zum Zurückdrängen der russischen Invasion befinde. Stoltenberg erklärt, derzeit werde der nächste Nato-Gipfel im litauischen Vilnius vorbereitet. Dort werde es auch um weitere Hilfen für die Ukraine gehen.

    +++ Die Ukraine soll aus der EU weitere Darlehen zur Beseitigung von Kriegsschäden bekommen.

    Die Europäische Kommission und die Europäische Investitionsbank (EIB) unterzeichneten dafür nach Angaben vom Dienstag eine Vereinbarung. Diese wird es der EIB ermöglichen, neue Darlehen in Höhe von 100 Millionen Euro bereitzustellen. Das Geld soll zum Beispiel für die Wiederherstellung kommunaler Infrastruktur oder die Instandsetzung von Übertragungsleitungen für die Stromversorgung verwendet werden. Nach Angaben der Kommission hat die EU seit Beginn des russischen Angriffskriegs bereits rund 70 Milliarden Euro zur Unterstützung der Ukraine und ihrer Bevölkerung bereitgestellt. Darunter sind mit der jüngsten Vereinbarung 2,4 Milliarden Euro an EIB-Finanzierungen.

    +++ Ein Woche nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine ist die Zahl der Hochwasser-Opfer weiter gestiegen.

    Die Militärverwaltung der ukrainisch kontrollierten Seite der Region Cherson berichtet inzwischen von zehn Toten und 20 Verletzten. 42 Menschen würden noch vermisst. Auch am von Russland kontrollierten Südufer des Flusses Dnipro hat sich die Zahl der Toten offenbar erhöht - nach russichen Angaben von acht auf 17. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Da die russisch besetzten Orte besonders stark von den Hochwassern betroffen sind, werden deutlich höhere Opferzahlen befürchtet. Rettungskräften zufolge ist die Situation vielerorts weiterhin katastrophal. Zugleich ist der Wasserstand weiter gesunken. Die Ukraine wirft Russland vor, den Staudamm vor einer Woche gesprengt zu haben. Moskau dementiert das.
    Fallback Image

    +++ Beim Beschuss der Ortschaft Biloserka in der südukrainischen Oblast Cherson ist nach ukrainischen Angaben ein Priester getötet worden.

    Artilleriefeuer habe den Innenhof einer Kirche getroffen, teilte der Leiter des Präsidialamtes, Andrij Jermak, auf Telegram mit. Der 72 Jahre alte Geistliche sei ums Leben gekommen, zudem sei eine 76-jährige Frau verletzt worden. Durch den Beschuss seien vier Wohngebäude, das Postamt, Verwaltungsgebäude, der zentrale Platz und kritische Infrastruktur beschädigt worden.

    +++ Der Chef der Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin, hält es für ungewiss, dass seine Einheiten in der Ukraine bleiben werden.

    Er sei "nicht sicher", ob Wagner nach der Einnahme von Bachmut im Land bleiben werde, sagte Prigoschin. Wagner-Söldner waren in der Vergangenheit auch in Afrika und im Nahen Osten aktiv und haben dort noch immer einige Verträge. Die Kämpfer der Gruppierung haben in der monatelangen und verlustreichen Schlacht eine wichtige Rolle für das russische Militär gespielt. Allerdings gab es immer Berichte über einen Machtkampf zwischen Prigoschin und Verteidigungsminister Schoigu.
    Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, steht im Dunkeln vor getöteten Söldnern und spricht wütend in die Kamera.
    Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hat seinen Truppen gut 200 Kilometer vor Moskau die Umkehr befohlen. (IMAGO / ZUMA Wire Pool / Wagner Group)

    +++ Der Nothilfekoordinator der Vereinten Nationen, Griffiths, befürchtet, dass der Bruch des Kachowka-Staudamms Folgen weit über die Ukraine hinaus haben wird.

    Das von der Flut betroffene Gebiet sei eine Kornkammer nicht nur für die Ukraine, sondern für die Welt, sagt Griffith der BBC. Probleme bei Ernte und Aussaat seien "fast unvermeidlich" und würden einen Anstieg der Lebensmittelpreise nach sich ziehen. Griffith erwartet Auswirkungen auf die globale Ernährungssicherheit.

    +++ In Russland sind mehrere frühere Mitarbeiter der Rüstungsindustrie wegen des Verdachtes der Spionage für die Ukraine festgenommen worden.

    Laut Inlandsgeheimdienst FSB wird den Mitarbeitern vorgeworfen, technische Dokumente und Modelle, die bei der Herstellung von Waffensystemen und Ausrüstung für die russische Luftwaffe verwendet wurden, an den ukrainischen Militärgeheimdienst übergeben zu haben. In einer Erklärung heißt es, dass dieselbe Gruppe auch an Plänen zur Sprengung von Verkehrsinfrastruktur wie Eisenbahnstrecken beteiligt sei, die der Versorgung der in der Ukraine kämpfenden russischen Streitkräfte dienten.

    +++ Die deutschen Exporte nach Russland sind zum Jahresbeginn verglichen mit der Zeit vor dem Ukraine-Krieg stark gesunken.

    Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, wurden von Januar bis April Waren im Gesamtwert von 3,5 Milliarden Euro nach Russland exportiert. Das ist ein Rückgang um über 58 Prozent verglichen mit demselben Zeitraum 2021. Deutlich gestiegen seien dagegen die deutschen Ausfuhren in die sogenannte Gruppe der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) ohne Russland, erklärte das Bundesamt bei Twitter. Exportiert wurden demnach hauptsächlich Kraftfahrzeuge und Ersatzteile, etwa nach Kasachstan, Belarus und Usbekistan.

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    +++ Bei neuen russischen Angriffen auf die Ukraine ist offiziellen Angaben zufolge unter anderem ein mehrstöckiges Wohnhaus in der südöstlichen Großstadt Krywyj Rih getroffen worden.

    Mindestens 10 Menschen seien getötet und 19 verletzt worden, teilte der Bürgermeister mit. Unter den Trümmern werden noch mehrere Personen vermutet. Krywyj Rih ist die Heimatstadt des ukrainischen Präsidenten Selenskyj. Auch aus der Hauptstadt Kiew und aus Charkiw wurden russische Drohnen- und Raketenangriffe gemeldet.
    Ein Feuerwehrmann versucht, auf einer langen Leiter an ein stark zerstörtes Haus in Kryvyi-Rih in der Ukraine zu kommen.
    In der ukrainischen Stadt Krywyj Rih ist ein mehrstöckiges Wohngebäude von einer russischen Rakete getroffen worden. (AP)

    +++ Polens Staatschef Duda hat an die NATO-Partner appelliert, der Ukraine eine Perspektive in dem Verteidigungsbündnis zu bieten.

    Das Land warte auf ein eindeutiges Signal, sagte Duda bei einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Macron und Bundeskanzler Scholz in Paris. Er hoffe, dass der NATO-Gipfel im Juli in Vilnius der Ukraine Klarheit bringe. Scholz sprach sich im Prinzip für Sicherheitsgarantien für die Ukraine aus. Diese werde man brauchen, sagte er. Macron erklärte, sein Land habe die Waffenlieferungen an die Ukraine intensiviert. Die ukrainische Gegenoffensive könne mehrere Wochen oder Monate dauern, meinte Macron weiter.

    +++ Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Grossi, reist in die Ukraine.

    Nach Gesprächen in Kiew ist ein Besuch im Atomkraftwerk von Saporischschja geplant. Er wolle offene Fragen zur Kühlwasserversorgung klären, schrieb Grossi bei Twitter. Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms vor einer Woche hat zu einem Absinken des Wasserstands im Reservoir des Dnipro-Flusses geführt, mit dem das AKW gekühlt wird. Die Reaktoren des von Russland besetzten größten Atomkraftwerks Europas sind seit Monaten abgeschaltet. Der Brennstoff in den Reaktorkernen und in den Lagerbecken muss jedoch weiterhin ständig gekühlt werden, um eine Kernschmelze und die Freisetzung von Radioaktivität in die Umwelt zu verhindern.

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    Montag, 12. Juni

    +++ Die ukrainischen Streitkräfte machen nach Angaben von Präsident Selenskyj trotz schwerer Gefechte Fortschritte.

    Die Kämpfe seien heftig, aber die ukrainischen Truppen seien in Bewegung. Das sei entscheidend, sagte er in seiner täglichen Videoansprache. Im Zug ihrer Gegenoffensive hat die Ukraine nach eigenen Angaben inzwischen sieben Dörfer von den russischen Streitkräften zurückerobert. Dabei handelt es sich um Ortschaften in der Region Saporischschja im Süden des Landes sowie in der ostkrainischen Region Donezk.
    Russland hatte zuvor mitgeteilt, man habe ukrainische Angriffe abgewehrt. Die Darstellungen lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

    +++ In den Vereinten Nationen wachsen Sorgen, Russland könnte kommenden Monat das Getreideabkommen mit der Ukraine endgültig aufkündigen.

    Es werde intensiv an einer Lösung gearbeitet, sagt UNO-Generalsekretär Guterres mit Blick auf russische Beschwerden bei einer Pressekonferenz in New York. Die Regierung in Moskau moniert Schwierigkeiten beim Verkauf von Dünger und Nahrungsmitteln. Der Export der russischen Produkte sei zwar im Gegenzug für den Export ukrainischen Getreides erlaubt worden. Allerdings erschwerten westliche Sanktionen finanzielle Transfers zur Bezahlung der Lieferungen, argumentiert Moskau. Russland droht damit, die Getreidelieferungen über das Schwarze Meer nicht mehr zuzulassen, sollten seine Agrarexporte weiter auf Hindernisse stoßen.

    +++ Ukrainische Piloten könnten nach niederländischen Angaben bereits in den kommenden Wochen im Umgang mit amerikanischen F-16-Kampfjets geschult werden.

    Ziel sei dieser Sommer, sagte Verteidigungsministerin Ollongren der Nachrichtenagentur Reuters. Ein möglicher Ort dafür sei Dänemark, wo es entsprechende Flugsimulatoren gebe. Dänemark und die Niederlande führen eine internationale Koalition an, um ukrainischen Piloten eine Ausbildung an Kampfjets amerikanischer Bauart zu ermöglichen. Ollongren stellte klar, kurzfristig würden der Ukraine keine F16-Maschinen zur Verfügung gestellt; das wisse auch Präsident Selenskyj. Die Ukraine werde damit aber näher an die militärischen Fähigkeiten der NATO herangeführt.

    +++ Das russische Verteidigungsministerium hat nach eigenen Angaben eine erste Privatarmee unter Vertrag genommen.

    Das Dokument sei zwischen dem Ministerium und der Spezialeinheit Achmat unterzeichnet worden, heißt es in einer Mitteilung. Achmat gilt als Privatarmee des tschetschenischen Machthabers Kadyrow. Zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium angekündigt, bis zum 1. Juli alle auf Moskauer Seite kämpfenden Privatarmeen unter seine Befehlsgewalt nehmen zu wollen. Im Gegenzug sollen alle ihrer Kämpfer die gleichen Vorteile und Schutzmaßnahmen wie die regulären russischen Soldaten erhalten. Vorausgegangen waren monatelange Kompetenzstreitigkeiten mit der Söldnerarmee Wagner des Oligarchen Prigoschin, die für Moskau im Raum der ostukrainischen Stadt Bachmut aktiv war.

    +++ Führende deutsche Friedensforscher fordern die Bundesregierung zu einer lang anhaltenden Unterstützung der Ukraine auf.

    Es sei "in naher Zukunft kein Frieden in Sicht", sagte die Leiterin des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), Deitelhoff, bei der Vorstellung des Friedensgutachtens 2023. Sie warnten ausdrücklich davor, zum gegenwärtigen Zeitpunkt auf Verhandlungen zu setzen. In ihrem Gutachten empfehlen die Friedensforschungsinstitute, die Bevölkerung aufzuklären, dass die Unterstützung der Ukraine voraussichtlich noch lange notwendig sein werde. Parallel dazu müsse die Bundesrepublik helfen, eine internationale Verhandlungsinitiative vorzubereiten, die mit umfangreichen Sicherheitsgarantien für die Ukraine verbunden werden müsse.

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    +++ Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms ist der Wasserstand des Dnipro im überflutetem südukrainischen Kriegsgebiet Cherson nach Behördenangaben weiter gesunken.

    Demnach lag er am Montagmorgen in der Gebietshauptstadt Cherson bei rund 3,29 Meter, wie der Chef der dortigen Militärverwaltung Prokudin auf Telegram mitteilte. In der Region soll nach Angaben des ukrainischen Rettungsstabs der durchschnittliche Wasserstand des Flusses inzwischen um zwei Meter auf etwa 3,60 Meter gesunken sein. In Folge der Damm-Zerstörung stieg das Wasser an manchen Orten, so beispielsweise in der nahe gelegenen Stadt Nowa Kachowka, um mehr als zehn Meter, wie russische Medien berichteten. Laut Rettungsstab hat der Kachowka-Stausee seit der Zerstörung des Damms 72 Prozent seines Wassers verloren. Die abgeflossene Wassermenge von 14,4 Kubikkilometer entspricht etwa einem Drittel des Bodensees.

    +++ Die deutsche Hilfsorganisation Caritas international stellt 400.000 Euro Nothilfen für Dammbruch-Opfer bereit.

    Mit den Geldern werde die weitere Verteilung von Lebensmitteln, Trinkwasser und Hygienepaketen finanziert. Auch gehe es um psychologische Hilfen für evakuierte Bewohner der Katastrophenregion, wie Caritas international in Freiburg mitteilte. Bislang wurden sauberes Trinkwasser und Lebensmittel ausgeteilt. Zusätzlich wurden Generatoren zur Verfügung gestellt, um Wasser abzupumpen und die Gebiete mit Elektrizität zu versorgen.

    +++ Kampfjets der Visegrad-Länder Polen, Tschechien und Ungarn schützen künftig gemeinsam den Luftraum der Slowakei.

    Eine entsprechende Vereinbarung unterzeichneten die Verteidigungsminister der vier Länder in der slowakischen Hohen Tatra. An dem Treffen nahm als Gast auch Deutschlands Staatssekretärin Möller teil. Die Slowakei ist Nachbarland der Ukraine. Das NATO-Mitglied hat seit vergangenem September keine eigenen Kampfflugzeuge mehr im Einsatz. Damals stellte die slowakische Armee ihre aus Russland stammenden Kampfjets der Ukraine zur Verfügung.
    Ein F-16 Kampfjet vor blauem Himmel.
    Ein F-16 Kampfjet der polnischen Luftwaffe. (imago / Björn Trotzki)

    +++ Die Bundesregierung hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums keine eigenen Erkenntnisse über möglicherweise in der Ukraine zerstörte "Leopard"-Panzer.

    Ob zerstörte Panzer durch eine weitere Lieferung ersetzt würden, konnte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters nicht sagen. Russland hatte behauptet, sein Militär habe mindestens sieben aus dem Westen gelieferte "Leopard"-Panzer bei den Kämpfen in der Ukraine zerstört.

    +++ Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA fordert nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms einen besseren Zugang zur Umgebung des Kernkraftwerks Saporischschja.


    Der Wasserstand am Damms sei am Wochenende zwar etwa einen Tag lang stabil gewesen, erklärt IAEA-Chef Rafael Grossi. "An anderen Stellen des riesigen Stausees sinkt der Pegel jedoch weiter, was zu einer möglichen Differenz von etwa zwei Metern führt." Die Höhe des Wasserspiegels sei ein wichtiger Parameter für die weitere Funktionsfähigkeit der Wasserpumpen. Das Wasser aus dem Stausee wird IAEA-Angaben zufolge zur Kühlung der sechs Reaktoren des AKWs und zur Lagerung abgebrannter Brennelemente verwendet.

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat Moskau vorgeworfen, auch Rettungsboote im gefluteten Kriegsgebiet Cherson beschossen zu haben.

    Selenskyj sagte in seiner täglichen Videobotschaft, russische Terroristen würden Evakuierungswege, Sammelpunkte und Boote, die die Menschen in Sicherheit brächten, angreifen. Laut ukrainischen Behörden war gestern ein Rettungsboot mit 21 Menschen an Bord beschossen worden. Drei Menschen seien getötet und zehn verletzt worden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig bestätigen.
    In einem überfluteten Viertel in Cherson stehen Häuser unter Wasser, welches zum Teil mit Öl verschmutzt ist.
    Der Hochwasserpegel des Dnipro geht nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms weiter zurück. (Uncredited / AP / Uncredited)

    +++ Die Ukraine und Russland haben unterschiedliche Angaben über die Lage an umkämpften Frontabschnitten im Südosten der Ukraine gemacht.

    Die ukrainischen Streitkräfte meldeten die Einnahme eines kleinen Dorfes rund 40 Kilometer südwestlich von Donezk, das an der Bahnstrecke von dort zur Hafenstadt Mariupol liegt. Der russische Statthalter in der Nachbarregion Saporischschja, Rogow, sprach dagegen von "grauen Zonen" in beiden Regionen, in denen unklar sei, wer dort die Kontrolle habe. Eine ukrainische Gegenoffensive wird seit langem erwartet. Mehrere westliche Militärexperten vermuten, dass diese Offensive bereits im Gang ist, die ukrainische Führung hat das aber bisher nicht bestätigt.

    +++ Laut dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj laufen bereits Ermittlungen zur Zerstörung des Kachowka-Staudamms.

    Vertreter des Internationalen Strafgerichtshofs hätten die Region Cherson in den vergangenen Tagen besucht, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. Gleich am Tag des Dammbruchs habe der ukrainische Generalstaatsanwalt eine entsprechende Anfrage an den Internationalen Strafgerichtshof gesandt. Es sei wichtig, dass die internationalen Rechtsexperten die Folgen der Katastrophe untersuchten. Dazu gehöre auch der Beschuss von Überschwemmungsgebieten. Die Ukraine und Russland werfen sich gegenseitig vor, Rettungsarbeiten durch gezielten Beschuss zu erschweren.

    +++ Bundeskanzler Olaf Scholz berät heute in Paris mit den Präsidenten Frankreichs und Polens über die Lage in der Ukraine.

    Bei dem Treffen mit Emmanuel Macron und Andrzej Duda geht es sowohl um weitere militärische Unterstützung als auch um humanitäre Hilfe nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms. Themen des Arbeitsessens sind nach Angaben des Elysée-Palasts zudem Sicherheitsgarantien für die Ukraine sowie die Vorbereitung der anstehenden Gipfel der EU und der Nato. Auf dem Nato-Gipfel in der litauischen Hauptstadt Vilnius am 11. und 12. Juli will die Ukraine eine konkrete Perspektive auf Aufnahme in das Verteidigungsbündnis bekommen. Länder wie Deutschland und die USA wollen diese aber bislang nicht geben. Unterstützung bekommt Selenskyj hingegen von östlichen Bündnisstaaten.

    +++ Russlands Verteidigungsministerium will alle russischen Freiwilligenverbände per Anordnung unter seine Befehlsgewalt bringen.

    Bis zum 1. Juli müssten alle diese Einheiten einen Vertrag mit der Behörde unterzeichnen, teilte der stellvertretende Verteidigungsminister Pankow in Moskau mit. Es gebe inzwischen mehr als 40 Freiwilligenverbände, deren rechtlicher Status so abgesichert werden solle. Der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Prigoschin, teilte mit, er weigere sich, solch einen Vertrag zu unterschreiben. Verteidigungsminister Schoigu könne über das Ministerium und die Soldaten bestimmen, sagte Prigoschin in einer über seinen Telegram-Kanal veröffentlichten Sprachnachricht. Der Minister sei aber schon bisher nicht in der Lage, seine eigenen Truppen zu führen. Wagner werde daher keine Verträge mit Schoigu unterzeichnen.

    +++ In Russland sitzt ein Mann mit deutscher und russischer Staatsbürgerschaft einem Medienbericht zufolge wegen angeblicher Spionage in Haft.

    Er sei nach einem Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit im März zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt worden, berichtet das Magazin "Der Spiegel". Begründet worden sei der Richterspruch damit, dass der Mann Staatsgeheimnisse an den Bundesnachrichtendienst weitergegeben habe. Ein Geständnis in den Vernehmungen habe der Mann vor Gericht nicht wiederholt. Weiter heißt es, der deutsche Nachrichtendienst habe der Bundesregierung mitgeteilt, dass es sich nicht um einen seiner Männer handele. Ähnlich hätten sich auch Familie und Freunde geäußert, die sich bei der Bundesregierung derzeit um Hilfe bemühten. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes teilte mit, der Fall sei dem Ministerium bekannt. Man stehe auf verschiedenen Kanälen in Kontakt mit den russischen Behörden, um konsularischen Zugang zu erhalten.

    Sonntag, 11. Juni

    +++ Die Ukraine und Russland haben nach jeweils eigenen Angaben erneut Kriegsgefangene ausgetauscht.

    Das Präsidialamt in Kiew teilte mit, es seien 95 ukrainische Armeeangehörige von Russland freigelassen worden. Das russische Verteidigungsministerium meldete über die Nachrichtenagentur Tass, 94 Soldaten hätten die ukrainische Kriegsgefangenschaft verlassen können. Verhandlungen über den Austausch von Gefangenen sind derzeit offiziell die einzigen regelmäßigen Gesprächskontakte zwischen Vertretern der Ukraine und Russlands.

    +++ Die ukrainische Armee hat Erfolge bei Gegenangriffen im Südosten des Landes vermeldet.

    Nach Militärangaben aus Kiew haben die Truppen im größtenteils von Russland besetzten Gebiet Donezk die Dörfer Blahodatne und Makariwka zurückerobert. Es gebe auch Vorstöße um die Stadt Bachmut, teilte Vize-Verteidigungsministerin Maljar mit. Die Truppen veröffentlichten auch ein Video, auf dem das Hissen der ukrainischen Flagge auf einem halbzerstörten Gebäude zu sehen ist. Es seien zudem Gefangene genommen worden, hieß es. Von russischer offizieller Seite gab es dazu zunächst keine Stellungnahme. Die russische Armee behauptet seit Tagen, sie wehre die ukrainische Offensive ab. Allerdings meldeten auch kremlnahe russische Militärblogger, dass Blahodatne aufgegeben worden sei, weil Moskaus Kämpfer dort eine Einkesselung befürchtet hätten.
    Ukrainische Soldaten stehen mit militärischem Gerät auf einem Feld.
    Ukrainische Soldaten trainieren nahe der Frontlinie in der russisch besetzten Region Donezk. (AFP / ANATOLII STEPANOV)

    +++ Bei einem Angriff während der Evakuierung von Zivilisten im südukrainischen Überschwemmungsgebiet sind nach Behördenangaben mindestens drei Menschen getötet worden.

    Weitere zehn Menschen seien bei dem Beschuss eines Rettungsboots am Sonntag verletzt worden, erklärte der ukrainische Regionalgouverneur von Cherson, Prokudin, im Online-Dienst Telegram. Zuvor war die Zahl der Todesopfer im nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms überfluteten ukrainisch kontrollierten Gebiet nach Behördenangaben auf mindestens sechs gestiegen, 35 weitere Menschen wurden demnach vermisst. Im russisch besetzten Gebiet am Ufer des Flusses Dnipro starben nach bisherigen Angaben der dortigen Behörden mindestens acht Menschen, 13 weitere werden demnach vermisst.

    +++ Die Ukraine hat nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums erfolglos ein Schiff der russischen Schwarzmeerflotte angegriffen, das Erdgaspipelines schützt.

    Das Schiff "Priazovye" nehme Kontroll- und Sicherheitsaufgaben im Schwarzen Meer wahr und überwache die Situation entlang der Turkstream- und Blue-Stream-Pipelines, teilte das Ministerium weiter mit. Demnach hatte die Ukraine versucht, das Schiff mit sechs unbemannten Schnellangriffsbooten anzugreifen. Bei dem Angriff sei niemand zu Schaden gekommen. Wie der Kreml meldet, soll sich eine Aufklärungsdrohne der US-Luftwaffe zur Zeit des Angriffs im Luftraum des zentralen Teils des Schwarzen Meeres befunden haben. Von ukrainischer Seite gab es bislang keine Äußerung zu dem mutmaßlichen Angriff. Zur russischen Schwarzmeerflotte gehören insgesamt mehr als 50 Kriegsschiffe. Im April des vergangenen Jahres hatte die Ukraine den Raketenkreuzer "Moskwa" zerstört – er galt als das Flaggschiff der Flotte.
    Sewastopol: Auf diesem vom Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums veröffentlichten Foto läuft das amphibische Angriffsschiff "Kaliningrad" der russischen Marine in den Hafen von Sewastopol auf der Krim ein.
    Das Angriffsschiff "Kaliningrad" der russischen Marine vor der Krim (Uncredited/Rusian Defense Minist)

    +++ Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Kriegsgebiet im Süden der Ukraine im Gebiet Cherson geht die Suche nach Vermissten weiter.

    Das ukrainische Innenministerium teilte mit, dass auf der von Kiew kontrollierten rechten Seite des Dnipro-Ufers noch 32 Ortschaften mit fast 3.800 Häusern überschwemmt seien. 29 Menschen würden vermisst, hatte die Behörde am Vorabend mitgeteilt. 1.400 Einsatzkräfte seien beteiligt daran, die Folgen der Flut nach dem Bruch des Staudamms zu beseitigen. Die regionale Militärverwaltung appellierte an freiwillige Helfer, Einsätze auf dem Wasser zu vermeiden. Laut ukrainischer Armee wurden bisher mehr als 1.000 Sprengkörper entdeckt und entschärft.
    Auch auf der von Russland besetzten Seite des Ufers dauerte die Evakuierung von Ortschaften an. Tausende Menschen wurden auf beiden Seiten des Flusses in dem umkämpften Gebiet in Sicherheit gebracht.

    +++ Die ukrainischen Behörden melden sinkende Wasserstände in Cherson.

    Demnach stand der Hochwasserpegel des Dnipro in Cherson am Sonntagmorgen bei 4,18 Meter, gut einen halben Meter weniger als am Vortag. Das Wasser fließt ins Schwarze Meer ab. Der Betreiber des zerstörten Kachowka-Kraftwerks teilte mit, dass der Wasserstand im Stausee ebenfalls weiter sinke. Er lag demnach bei 9,35 Meter, das waren mehr als sieben Meter weniger als am Dienstag. Die weitere Entwicklung der Lage dort sei schwer vorhersehbar, hieß es.

    +++ Die Differenzen zwischen dem russischen Verteidigungsministerium und der Söldnergruppe Wagner haben sich offenbar verstärkt.

    Wagner-Chef Prigoschin erklärte, seine Kämpfer würden keinen Vertrag mit Verteidigungsminister Schoigu unterschreiben. Das hatte zuvor das russische Verteidigungsministerium von allen für Russland kämpfenden Freiwilligenkommandos verlangt. Laut russischen Medien handelte es sich hierbei um den Versuch, die Macht der Wagner-Gruppe zu begrenzen.
    Das Verhältnis zwischen Wagner-Chef Prigoschin und dem russischen Verteidigungsminister Schoigu gilt als angespannt. Prigoschin hatte der russischen Militärführung zuletzt mehrfach schwere Vorwürfe gemacht. Der Wagner-Gruppe werden unter anderem Kriegsverbrechen in der Ukraine vorgeworfen. Bislang streitet die russische Regierung direkte Verbindungen zu Wagner ab. Die Söldner gelten jedoch als zentrale Säule bei Militäreinsätzen.
    Der Gründer der Wagner Söldnertruppe Jewgeni Prigoschin steht mit zwei seiner Soldaten vor einem zerstörten Straßenzug in der ukrainischen Stadt Bachmut.
    Der Gründer der Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, mt zwei seiner Söldner (Archivbild). (imago / ITAR-TASS / Concord Press Office)

    +++ Mit Schulranzen vor dem Kölner Dom ist auf das Leid der Kinder in der Ukraine seit dem russischen Angriffskrieg aufmerksam gemacht worden.

    Rund 500 Teilnehmer hätten friedlich unter dem Motto "Schützt die Kinder in der Ukraine" an der Solidaritätskundgebung teilgenommen, sagte ein Polizeisprecher. Die Aktion war vom deutsch-ukrainischen Verein Blau-Gelbes Kreuz organisiert worden. Nach dessen Angaben waren auch die stellvertretende nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Neubaur (Grüne) und die Generalkonsulin der Ukraine in Düsseldorf, Iryna Shum, gekommen.
    Kundgebung mit hunderten Schulranzen vor dem Kölner Dom. Damit soll auf die Situation der Kinder in der Ukraine aufmerksam gemacht werden.
    Kundgebung für Kinder in der Ukraine mit hunderten Schulranzen vor dem Kölner Dom. (IMAGO / NurPhoto / Ying Tang)

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat sich nach dem Besuch von Kanadas Premierminister Trudeau für die neue Militärhilfe aus Ottawa bedankt.

    Wichtig sei vor allem die Lieferung von Artilleriemunition, sagte er in seiner täglichen Videoansprache. Selenskyj lobte zudem Kanadas Einsatz für eine internationale Koalition, die der Ukraine bei der Beschaffung westlicher Kampfjets helfen soll.

    +++ Die Polin Iga Swiatek hat nach ihrem dritten Sieg bei den French Open andere Spielerinnen und Spieler zur Einheit gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine aufgerufen.

    "Meine Unterstützung gilt allen Ukrainern, weil ich weiß, dass ihre Situation nicht einfach ist", sagte die 22-Jährige nach dem Finalsieg in Paris am Samstag. "Wenn ich in ihren Schuhen stecken würde, wüsste ich ehrlich nicht, ob ich antreten könnte". Die Tennis-Gemeinschaft solle zusammen "alles unternehmen, um die russische Aggression zu stoppen".
    Iga Swiatek umarmt Karolina Muchova.
    Iga Swiatek setzte sich in 3 Sätzen gegen Karolina Muchova durch. (dpa / AP / Christophe Ena)

    +++ Mindestens eine Drohne ist in der russischen Region Kaluga niedergegangen.

    "Nach vorläufigen Informationen gibt es keine Verletzten", teilte der Gouverneur der Region, Schapscha, über die App Telegram mit. Die Region Kaluga grenzt im Norden an die Metropolregion Moskau. Weitere Details wurden zunächst nicht bekannt.

    +++ Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Makejew, weist eine Verantwortung seines Landes für Drohnenangriffe auf zivile Ziele in Russland zurück.

    Dem MDR sagte er: "Wir haben keine Pläne, Russland anzugreifen. Wir befreien nur unser eigenes Land."

    Samstag, 10. Juni

    +++ Der kanadische Premierminister Justin Trudeau hat der Ukraine bei einem Besuch in Kiew weitere Militärhilfe zugesagt.

    Das Land erhalte 500 Millionen kanadische Dollar (348 Millionen Euro) zusätzlich zu den mehr als acht Milliarden an Militärhilfe, die Kanada seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 bereits bereitgestellt habe, kündigte Trudeau am Samstag an. Weitere zehn Millionen kanadische Dollar sagte der Regierungschef für humanitäre Hilfe nach der Zerstörung des Kachowka-Damms zu, in deren Folge weite Gebiete einer Region im Süden der Ukraine unter Wasser gesetzt wurden. Der Bruch des Damms am Fluss Dnipro sei "eine direkte Folge des russischen Kriegs", sagte Trudeau, ohne Moskau direkt verantwortlich zu machen.
    Trudeau und Selenskyj auf einem Podium vor ihren Landesflaggen geben sich die Hand.
    Kanadas Premierminister Trudeau war zu einem unangekündigten Besuch in die ukrainischen Hauptstadt Kiew gereist. (AFP / SERGEI SUPINSKY)

    +++ Außenministerin Annalena Baerbock hat beim evangelischen Kirchentag die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine und ihr weltweites Werben um die Verurteilung des russischen Angriffskriegs verteidigt.

    Würde man als Weltgemeinschaft schweigend ignorieren, dass ein Mitglied des UN-Sicherheitsrats den Weltfrieden gefährde, "wäre das eine Einladung an alle Autokraten auf der Welt", sagte Baerbock in Nürnberg. Um den Weltfrieden in anderen Regionen zu sichern, sei es deswegen essenziell, dass man Farbe bekennt, sagte sie. Solange die Ukraine deutsche Unterstützung benötige bei der Durchsetzung ihres Rechts, in Frieden und Freiheit zu leben, "so lange werden wir sie unterstützen", sagte Baerbock. Gleichzeitig räumte sie ein Hadern mit Entscheidungen für Waffenlieferungen ein. Ethische Verantwortung bedeute aber immer, nicht nur zu bedenken, was die Konsequenzen von Handeln sind, "sondern auch meines Nichthandelns".

    +++ Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Beginn von ukrainischen Gegenangriffen entlang der Front bestätigt.

    Im Rahmen der Verteidigung liefen Gegenangriffe in der Ukraine, sagte er bei einer Pressekonferenz in Kiew. "In welchem Stadium sie sind, werde ich detailliert nicht sagen." Er ließ damit offen, ob es sich um den Beginn der seit Monaten erwarteten ukrainischen Gegenoffensive handelt.

    +++ Die ukrainische Armee ist bei Bachmut nach Angaben des Militärs an einigen Stellen bis zu 1,4 Kilometer vorgerückt.

    "Wir versuchen den Feind anzugreifen, wir machen Gegenangriffe", sagt der Sprecher des Kommandos Ost. Die russischen Truppen starteten ebenfalls Gegenangriffe, hätten aber keinen Erfolg.

    +++ Die ukrainische Armee hat nach Angaben des US-Instituts für Kriegsstudien in mehreren Regionen entlang der Front mit Gegenangriffen begonnen.

    In dem Bericht hieß es, die Gefechte fänden in der Nähe der Städte Bachmut und Kremina sowie in Teilen der Regionen Donezk und Saporischschja statt. Das Institut beruft sich auf Angaben aus Kiew, aus Moskau und von russischen Militärbloggern. In der vergangenen Nacht waren bei einem russischen Luftangriff auf die ukrainische Stadt Odessa drei Menschen getötet worden. Das ukrainische Militär teilte mit, Trümmer einer Drohne seien auf einen Wohnblock gestürzt und hätten diesen in Brand gesetzt.

    +++ Der Stausee des Dnipro im Süden der Ukraine hat nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms mehr als ein Drittel des im Frühjahr angesammelten Hochwassers verloren.

    Das teilte der Versorger Ukrhidroenerho auf seinem Telegram-Kanal mit. Die Wasserkraftanlagen arbeiten demnach mit halber Kraft. Am Oberlauf des Dnipro werde nun stärker Wasser angestaut, um im Sommer Strom generieren zu können. Der Dnipro ist als drittgrößter Fluss Europas in der Ukraine an sechs Stellen für die Stromproduktion aufgestaut. In der Nacht zum Dienstag war der Kachowka-Staudamm in der Region Cherson zerstört worden. Große Landstriche stehen unter Wasser - sowohl auf der von Kiew kontrollierten rechten Flussseite als auch am russisch besetzten linksseitigen Dnipro-Ufer. Die Ukraine und Russland werfen sich gegenseitig vor, den Damm zerstört zu haben.

    +++ Russland hat die Entscheidung der isländischen Regierung, ihre Botschaft in Moskau zu schließen, als "anti-russisch" kritisiert.

    Die Maßnahme werde unweigerlich eine Antwort nach sich ziehen, erklärte das Außenministerium in Moskau, ohne Details zu nennen. Island habe die bilateralen Beziehungen ruiniert. Die Regierung in Reykjavik hatte die Schließung gestern angekündigt und mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine begründet - als erstes Land überhaupt. Außenministerin Gylfadóttir betonte jedoch, die diplomatischen Beziehungen zu Russland würden nicht abgebrochen.

    +++ Im Zusammenhang mit den Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee gehen deutsche Ermittler einem Medienbericht zufolge Spuren nach Polen nach.

    Es gebe Hinweise, wonach ein mutmaßliches Sabotage-Team das Land als Einsatzbasis genutzt haben könnte, berichtet das "Wall Street Journal". Die US-Zeitung beruft sich dabei auf die Auswertung von Daten der Segeljacht "Andromeda". Das Schiff, das für die Sabotage der Pipelines genutzt worden sein soll, ist demnach in polnische Gewässer eingefahren. Das Bundeskriminalamt und das Büro des polnischen Ministerpräsidenten Morawiecki reagierten zunächst nicht auf Anfragen. Mehr dazu hier

    +++ Die ukrainische Atomenergiebehörde hat den letzten noch in Betrieb gewesenen Reaktor im Atomkraftwerk Saporischschja abgeschaltet.

    Hintergrund seien die Überschwemmungen nach dem Bruch des nahegelenen Kachowka-Damms. Für die fünf anderen Reaktoren in der von Russland besetzten Atomanlage war bereits ein sogenannter kalter Shutdown vorgenommen worden. Die Behörde Enerhoatom betonte, für Saporischschja bestehe wegen des Damm-Vorfalls "keine direkte Gefahr". Mit dem Wasser im zum Damm gehörenden Staubecken war das Atomkraftwerk gekühlt worden. Die Entscheidung zum Shutdown sei auch wegen Beschusses in der Gegend der Atomanlage ergriffen worden, teilte Enerhoatom mit.

    +++ Kanadas Premierminister Trudeau ist in Kiew.

    In der ukrainischen Hauptstadt besuchte Trudeau eine Gedenkstätte für die seit 2014 getöteten ukrainischen Soldaten. Kanada hat eine der größten ukrainischen Diasporas der Welt. Das Land leistet der Ukraine seit dem russischen Angriffskrieg militärische und finanzielle Hilfe.

    +++ Russland hat der UNO offenbar noch keinen Zugang zu den besetzten Überschwemmungsgebieten ermöglicht.

    Der UNO-Nothilfe-Koordinator Griffiths sagte, die Vereinten Nationen hätten den Menschen dort nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms noch nicht helfen können. Er habe sich am Mittwoch mit dem russischen UNO-Botschafter Nebenzia getroffen, um die russischen Behörden um Zugang zu bitten. Die Ukraine hält das Westufer des Dnjepr, während russische Truppen die tiefer gelegene Ostseite besetzt haben, die anfälliger für Überschwemmungen ist.

    +++ Bundeskanzler Scholz will weiter mit dem russischen Präsidenten Putin Kontakt halten.

    Er habe auch nach Beginn des Angriffs auf die Ukraine mit Putin gesprochen, sagte Scholz auf dem Evangelischen Kirchentag in Nürnberg. "Ich habe vor, das demnächst wieder zu tun." Voraussetzung für einen "fairen Frieden" sei, dass Russland seine Truppen zurückzieht. Es müsse verhindert werden, dass der Krieg eskaliert, sagte Scholz weiter, deshalb sei abgestimmtes Verhalten so wichtig. "Es war und ist richtig, dass wir jeden Schritt überlegen und dass wir keine Alleingänge machen."

    +++ Der Chef des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall, Papperger, hat Verluste von Deutschland gelieferter Waffensysteme in der Ukraine eingeräumt.

    Gleichzeitig lobte er deren grundsätzliche Qualität. "Im Leben gibt es immer Verluste", sagte Papperger im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Grundsätzlich hätten sich die in Deutschland entwickelten und produzierten Waffensysteme in der Ukraine bewährt. Die Rückmeldungen der Ukrainer zu den deutschen Waffen seien sehr positiv.

    +++ Bei einem russischen Luftangriff auf die ukrainische Stadt Odessa sind drei Menschen getötet worden.

    Das ukrainische Militär teilte mit, Trümmer einer Drohne seien auf einen Wohnblock gestürzt und hätten diesen in Brand gesetzt. Rettungskräften zufolge wurden 27 Menschen verletzt, unter ihnen drei Kinder. Die ukrainische Luftwaffe schoss bei dem nächtlichen Angriff nach eigenen Angaben acht Drohnen sowie zwei Raketen ab.

    +++ Der Wasserstand in den überfluteten Gebieten der Ukraine sinkt allmählich.

    35 Siedlungen auf der rechten Seite des Flusses Dnipro seien noch überflutet, mehr als 3.700 Häuser stünden unter Wasser, "aber das Wasser geht allmählich zurück", erklärte Prokudin, Chef der ukrainischen Militärverwaltung in der Region Cherson. Der Wasserstand in der Region sei im Laufe des Freitags von durchschnittlich rund 5,4 Metern auf nahezu fünf Meter gesunken. Sein Kollege in der Region Mykolajiw, Kim, gab an, dass der Pegel dort ebenfalls absinke. Der in russisch besetztem Gebiet liegende Kachowka-Staudamm am Fluss Dnipro war in der Nacht zum Dienstag zerstört worden, große Mengen Wasser traten aus.

    +++ Das Ukrainische Freiheitsorchester geht auf Tournee.

    Aus Solidarität mit den Opfern des Krieges will das Orchester durch Europa und die USA touren. Der Auftakt soll am 20. August in Warschau stattfinden, danach sind unter anderem auch Auftritte in Berlin (24. August) und Hamburg (30. August) geplant. Das Ensemble vereint ukrainische Musikerinnen und Musiker, die in verschiedenen europäischen Orchestern spielen, mit Kollegen aus ukrainischen Städten.

    +++ Der Deich des großen Kühlteichs am ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja bereitet der Internationalen Atomenergiebhörde (IAEA) Sorgen.

    Grund dafür ist die Zerstörung des Staudamms am Dnipro. Der Druck auf den Deich rund um den Teich steige auf der Innenseite, da an der Außenseite der Pegel des aufgestauten Flusses stark gefallen sei, meldete die IAEA. Europas größtem Kernkraftwerk drohe zwar kurzfristig keine Gefahr, doch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms und zunehmende militärische Aktivitäten würden für «erhebliche neue Schwierigkeiten» sorgen, sagte IAEA-Chef Grossi in Wien.

    +++ Russland soll nach US-Angaben seit August hunderte von Drohnen aus dem Iran erhalten haben.

    Die militärische Partnerschaft zwischen Russland und dem Iran scheine sich zu vertiefen, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Kirby. Die Drohnen seien im Iran gebaut, über das Kaspische verschifft worden und würden nun gegen die Ukraine eingesetzt. Der Iran hat zugegeben, Drohnen nach Russland geschickt zu haben, sagte jedoch in der Vergangenheit, dass die vor der russischen Invasion im Februar geschehen sei. Moskau hat bestritten, dass seine Streitkräfte in der Ukraine iranische Drohnen eingesetzt hätten.

    +++ Die humanitäre Lage in der Ukraine hat sich durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms nach Angaben der UNO erheblich verschlimmert.

    Der UNO-Hilfe-Chef Griffiths sagte, 700.000 Menschen benötigtenTrinkwasser. Er warnte zudem, dass die verheerenden Überschwemmungen in einem der wichtigsten Kornkammern der Welt fast zwangsläufig zu geringeren Getreideexporten und höheren Lebensmittelpreisen auf der ganzen Welt führen würden. Das bedeute weniger zu essen für Millionen Bedürftige.

    Freitag, 9. Juni

    +++ Russland wird nach Angaben von Präsident Putin im kommenden Monat damit beginnen, Atomwaffen nach Belarus zu verlegen.

    Die Planungen sollten in der zweiten Juli-Woche abgeschlossen sein, sagte Putin nach einem Treffen mit seinem belarussischen Amtskollegen Lukaschenko in Sotschi. Danach werde die Stationierung der Atomwaffen beginnen. Putin widersprach mit diesem Zeitplan Angaben von Lukaschenko, der den Beginn der Verlegung bereits Ende Mai angekündigt hatte. Mitte Juli ist ein NATO-Gipfeltreffen in Litauen geplant - einem Nachbarland von Belarus. Auf dem Treffen soll unter anderem der Beitrittswunsch der Ukraine in das Militärbündnis diskutiert werden. Weiterführende Informationen In unserem Newsblog zum Krieg in der Ukraine und seinen Auswirkungen finden Sie einen Überblick über die jüngsten Entwicklungen.

    +++ Nach russischen Angaben zum Beginn der lange erwarteten Gegenoffensive der Ukraine hat der ukrainische Präsident Selenskyj seine Streitkräfte für ihr "Heldentum" gelobt.

    "Für unsere Soldaten, für alle, die sich in diesen Tagen in besonders harten Kämpfen befinden. Wir sehen euer Heldentum und wir sind euch dankbar für jede Minute eures Lebens", sagte Selenskyj in seiner täglichen Ansprache am Abend. Offizielle Stellen in der Ukraine hatten zuletzt erklärt, die Streitkräfte seien bereit für ihre seit langem erwartete Gegenoffensive - es werde jedoch keine formelle Verkündung von deren Start geben. Der russische Präsident Wladimir Putin erklärte heute, die ukrainische Gegenoffensive habe begonnen. Nach Angaben aus Moskau gab es zuletzt vor allem schwere Kämpfe im Süden der Ukraine. Selenskyj erwähnte in seiner Ansprache keine Details zu Entwicklungen an der Front.
    Selenskyj in Nahaufnahme, er schaut entschlossen und hebt die Hand etwas.
    Der ukrainische Präsident Selenskyj (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Carl Court)

    +++ Die USA haben der Ukraine weitere Militärhilfen zugesagt.

    Das US-Verteidigungsministerium kündigte in Washington militärische Ausrüstung im Umfang von 2,1 Milliarden Dollar an. Demnach umfasst die Lieferung insbesondere Munition für bereits gelieferte Waffensysteme, wie etwa dem Luftabwehrsystem Patriot.
    Die USA gelten als wichtigster Unterstützer der Ukraine bei der Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg. Seit Kriegsbeginn wurden Militärhilfen im Wert von insgesamt knapp 40 Milliarden Dollar von Washington zugesagt.

    +++ Von den Überschwemmungen in der südukrainischen Region Cherson sind nach Angaben der Vereinten Nationen mindestens 17.000 Menschen betroffen.

    Die Zahl könne auch mehr als doppelt so hoch liegen, hieß es weiter. Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms kamen laut offiziellen Angaben durch die Wassermassen mindestens 14 Menschen in der umkämpften Region ums Leben. Der Militärgouverneur des von der Ukraine kontrollierten Teils von Cherson sprach von mehr als 32 unter Wasser stehenden Ortschaften. Das Hochwasser sei heute leicht gesunken. Das Deutsche Rote Kreuz entsandte Hilfsgüter zur Unterstützung der Flutopfer. Vorwürfe des ukrainischen Präsidenten Selenskyj, wonach Hilfsorganisationen zu wenig unternähmen, wies das DRK zurück. Weiterführende Informationen In unserem Newsblog zum Krieg in der Ukraine und seinen Auswirkungen finden Sie einen Überblick über die jüngsten Entwicklungen.

    +++ Im Osten der Ukraine halten die Gefechte an.

    Beide Seiten meldeten wieder Kämpfe in der Region Donezk. Russland stellte die jüngste Entwicklung als Gegenoffensive der Ukraine dar. Dagegen sprach die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Maljar von russischen Angriffen, die abgewehrt würden. Kämpfe werden auch aus dem Süden der Ukraine gemeldet. Abermals warf der Kreml der Ukraine vor, nach dem Dammbruch am Dnipro in den vom russischen Militär kontrollierten Überschwemmungsgebieten Zivilisten getötet zu haben. Auch Kiew erhebt solche Vorwürfe gegenüber Moskau.

    +++ Nach der Zerstörung eines Staudamms in der Ukraine hat das Deutsche Rote Kreuz Hilfsgüter zur Unterstützung der Flutopfer in das Kriegsgebiet geschickt.

    Den Angaben zufolge handelt es um einen ersten Lastwagen beladen mit Trinkwasserkanistern und Hygieneartikeln. Vorwürfe des ukrainischen Präsidenten Selenskyj, wonach Hilfsorganisationen zu wenig unternähmen, wies das DRK zurück. Rund 70 Freiwillige der ukrainischen Partnerorganisation seien an der Evakuierung in dem Flutgebiet beteiligt. Problematisch sei, dass auch gezielt auf Einrichtungen des Roten Kreuzes geschossen werde.
    Der ukrainische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Kyslyzja, forderte Russland auf, die Angriffe einzustellen und einen sicheren und ungehinderten Zugang für Hilfslieferungen zu ermöglichen.

    +++ Russland geht davon aus, dass die Wasserversorgung der Krim-Halbinsel durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms nicht beeinträchtigt wird.

    Vize-Ministerpräsident Chuschnullin sagte, die Wasser-Reservoirs der Krim seien voll. Die Vorräte reichten für 500 Tage. Russland hat die Krim 2014 völkerrechtswidrig annektiert.
    Die Halbinsel im Schwarzen Meer wird normalerweise über einen Kanal mit Wasser aus dem Kachowka-Stausee versorgt. Die Ukraine hatte den Kanal nach der Annexion blockiert, was zu einer akuten Wasserknappheit auf der Krim führte. Diese endete, nachdem russische Truppen den Kanal nach ihrer Invasion im März 2022 unter ihre Kontrolle brachten.

    +++ Die Ukraine hat laut dem Institute for the Study of War kleinere Geländegewinne im Kampf um die zerstörte Stadt Bachmut verzeichnet.

    Redaktionell empfohlener externer Inhalt

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    +++ Der ukrainische Geheimdienst will über den Beweis der russischen Verantwortung für die Zerstörung des Kachowka-Staudamms verfügen.

    Die Behörde erklärte, sie habe ein Telefonat russischer Truppen mitgeschnitten. Dieses belege, dass die russische Armee den Staudamm in der Südukraine gesprengt habe. Der Inlandsgeheimdienst veröffentlichte das etwa einhalb Minuten dauernde Telefonat auf seinem Telegram-Kanal. Darin soll ein Soldat sagen, dass der Damm von den russischen Streitkräften in einem Sabotageakt zerstört worden sei, um die ukrainische Bevölkerung zu verängstigen. Die Aktion sei allerdings aus dem Ruder gelaufen, heißt es darin weiter. Eine unabhängige Überprüfung des Mitschnitts gibt es derzeit nicht.

    +++ Die Ukraine meldet weitere russische Angriffe.

    Insgesamt seien 10 von 16 Drohnen und 4 Marschflugkörper abgeschossen worden, teilten die Streitkräfte in Kiew mit. Im ganzen Land - darunter auch in Kiew - hatte es zuvor Luftalarm gegeben. In der Stadt Uman schlugen nach Angaben der örtlichen Behörden zwei Raketen unter anderem in eine Industrieanlage ein. Es ist von mehreren Verletzten die Rede. Russischen Beschuss gab es auch in der Region Dnipropetrowsk. Dem zuständigen Militärgouverneur zufolge beschädigten Trümmer abgeschossener Drohnen und Raketen Wohnhäuser sowie eine Gasleitung.
    Die russischen Behörden ihrerseits meldeten neue Angriffe in der Region Belgorod nahe der Grenze zur Ukraine. Moskau wirft Kiew vor, regierungsfeindliche russische Kämpfer in dem Gebiet zu unterstützen. Die Ukraine bestreitet dies.

    +++ Das Land Sachsen-Anhalt überweist den Kommunen für die Betreuung ukrainischer Kinder in Kindergärten zusätzlich 5,5 Millionen Euro fürs erste Halbjahr.

    Dafür habe der Finanzausschuss des Landtags nun den Weg frei gemacht, teilte das Sozialministerium am Freitag in Magdeburg mit. Den Angaben zufolge besuchen derzeit gut 1900 Kinder, deren Familien vor dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine geflüchtet sind, Tagesstätten in Sachsen-Anhalt.

    +++ Das Deutsche Rote Kreuz hat den Vorwurf des ukrainischen Präsidenten Selenskyj zurückgewiesen, die Hilfsorganisation unternehme zu wenig, um den Menschen in den Überschwemmungsgebieten zu helfen.

    Der Generalsekretär der Organisation, Reuter, sagte im Deutschlandfunk, natürlich sei man da. Das Deutsche Rote Kreuz sei seit Jahren im Land Einsatz. Es gebe eine ganze Palette an Hilfsleistungen. Derzeit seien auch mehr als 70 Freiwillige des Ukrainischen Roten Kreuzes an der Evakuierung von Menschen in dem Flutgebiet beteiligt. Problematisch sei, dass im Krieg in der Ukraine auch gezielt auf Einrichtungen des Roten Kreuzes geschossen werde.
    Rotes Kreuz weist Selenskyjs Vorwürfe zurück

    +++ Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms wird laut ukrainischen Angaben das Kühlwassser für das Atomkraftwerk Saporischschja knapp.

    Der Pegel des Stausees sei unter die kritische Marke von 12,70 Meter gefallen, hieß es vom ukrainischen Betreiberunternehmen der Anlage. Das bedeute, dass der See die Kühlbecken des AKW nicht länger mit Wasser versorgen könne. Die Internationale Atomenergiebehörde hatte vor kurzem noch erklärt, derzeit sei noch genügend Wasser vorhanden, um die Anlage zu kühlen.
    Außensicht auf das AKW in Saporischschja
    Das AKW Saporischschja wird eigentlich mit Wasser aus dem Kachowka-Stausee gekühlt. (picture alliance / abaca | Smoliyenko Dmytro/Ukrinform/ABACA)

    +++ In der Ukraine sind durch die Überschwemmungen infolge des Staudammbruchs mindestens 14 Menschen ums Leben gekommen.

    Das haben die ukrainischen Behörden und die russischen Besatzer im Gebiet Cherson mitgeteilt. Mehr als 6.000 Menschen mussten demnach ihre Häuser verlassen. Weil der Stausee abfließt, droht ein Trinkwassermangel. Nach ukrainischen Angaben wird außerdem das Kühlwassser für das Atomkraftwerk Saporischschja knapp. Der ukrainische AKW-Betreiber sagt, dass der Wasserpegel des Stausees unter die kritische Marke von 12,70 Meter gefallen sei und dass der See die Kühlbecken des AKW nicht länger mit Wasser versorgen könne. Im Moment ist nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde noch genügend Kühlwasser vorhanden. Der Staudamm etwa 70 Kilometer östlich der Stadt Cherson war Anfang der Woche zerstört worden. Russland und die Ukraine geben sich gegenseitig die Schuld dafür.

    +++ Der ukrainische Präsident Selenskyj hat Russland vorgeworfen, die nach der Zerstörung des Staudamms entstandene humanitäre Katastrophe noch zu vergrößern.

    Russische Terroristen versuchten, die Situation, die sie mit ihrem Ökozid verursacht haben, noch zu verschlimmern, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Russische Truppen beschössen Rettungskräfte und Evakuierungspunkte. Entsprechende Videos waren gestern in den Medien aufgetaucht.

    +++ Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms dürfte nach Einschätzung eines Militäranalysten aus Zürich wenig unmittelbaren Einfluss auf den militärischen Verlauf des russischen Kriegs gegen die Ukraine haben.

    Der Militärexperte Niklas Masuhr von der ETH Zürich sagte der Deutschen Presse-Agentur, es sei eher unwahrscheinlich, dass die Ukraine eine Überquerung des Flusses Dnipro als gewichtige Offensive vorgesehen habe. Der Staudamm liegt am Dnipro, der in der Region im Süden der Ukraine die Frontlinie im Gebiet Cherson bildet. Dies hänge mit den hohen Risiken einer solchen Überquerungsoperation gegen vorbereitete russische Kräfte zusammen, sagte Masuhr. Im engeren militärischen Sinne sei nicht offensichtlich, wie der Dammbruch den Krieg kurzfristig in die eine oder andere Richtung schieben könnte.

    Die bisherigen Entwicklungen im Ukraine-Krieg finden Sie hier.